Laeiszhalle Hamburg: Der Symphonische Chor spendet Trost für Menschen in Not

Die Dankbarkeit spiegelt sich in den Kommentaren und Eindrücken der beiden ukrainischen Damen und deren Kinder neben uns, die, in der Pause auf Russisch angesprochen, sagen: „Wissen Sie, wir verstehen die deutsche Sprache nicht, aber wir hören die Musik und sehen diese Menschen auf der Bühne, sind hier in diesem Saal, und das ist so wunderbar für unser Herz, das ist ein so herzliches Geschenk.“

Mehr Nächstenliebe auf so großartige Weise in einem wunderbaren Rahmen gefunden, braucht es an diesem Abend nicht.

Fotos: © Symphonischer Chor Hamburg, Simon Redel

Laeiszhalle, Großer Saal, 9. April 2022

Johann Sebastian Bach, Matthäus-Passion

Magdalene Harer – Sopran
Wiebke Lehmkuhl – Alt
Florian Sievers – Tenor
Georg Poplutz – Evangelist
Jonas Müller –  Christusworte
Yorck Felix Speer – Bass

Symphonischer Chor Hamburg
Elbipolis Barockorchester Hamburg

Leitung: Matthias Janz

von Elżbieta Rydz

Dieser Abend verheißt Großes: Nicht nur weil die Solopartien mit hochkarätigen Sängern besetzt sind und das herausragende Elbipolis Barockorchester Hamburg spielt, sondern auch weil der Vorstand des Symphonischen Chores Hamburg über 300 Karten an ukrainische Flüchtlinge und deren Wegbegleiter vom Arbeiter-Samariter-Bund gespendet hat.

Professor Matthias Janz dirigiert den groß angelegten Eingangschor als Meer von Klagen ruhig und fließend, immer während und strömend vom Anfang bis zum Ende. Ein flutender Klagegesang des Chores vom Sicilianorhythmus der Orchesterbässe begleitet leitet die dramatische Handlung ein. Akribisch punktgenau in den Einsätzen der einzelnen Stimmgruppen im Chor I und II, präzise und ausdauernd die Soprani in ripieno im „Knabenchor“. „Johann Sebastian Bach, Matthäus-Passion,
Laeiszhalle, Großer Saal, 9. April 2022“
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Die Jazzfamilie – Arm in Arm stehen da die vier Krawattenträger und winken ins Publikum

Foto: Branford Marsalis Quartet, (c) Eric Ryan Anderson

Laeiszhalle,  4. April 2022

Branford Marsalis Quartet
Programm »The Secret Between the Shadow and the Soul«

Branford Marsalis saxophone
Joey Calderazzo piano
Eric Revis double bass
Justin Faulkner drums

von Nikolai Röckrath

Wer an diesem Montag-Abend die auf die Bühne gerichteten Augen etwas zukneift und damit die pompöse, aber leider nur spärlich gefüllte Laeiszhalle auszublenden vermag, kann sich für einige Zeit als persönlicher Gast in Branford Marsalis‘ Musikzimmer fühlen. Verträumt und geordnet stehen da in gedimmtem Licht die glänzenden Instrumente in Reih und Glied, es liegt etwas wohlig erwartungsvolles in der Luft. Fast schon beiläufig und ins Gespräch versunken betreten der Saxophonist des bereits 1986 gegründeten Quartetts und seine langjährigen Weggefährten Joey Calderazzo (p), Eric Revis (b) und Justin Faulkner (dr) diese Szenerie und lassen sich an ihren Instrumenten nieder.

Umso abrupter und gewaltsamer jedoch wird diese Wohlfühlatmosphäre bereits mit dem Erklingen der ersten Töne zerrissen und das Blickfeld geweitet. Nein, wir befinden uns nicht in Marsalis‘ Wohnzimmer und auch nicht im verrauchten Jazzkeller von nebenan. Das hier ist viel größer und irgendwie unpersönlicher. Und so ziehen die elektrisch ausgedünnten Klangwolken aus Thelonious Monks‘ wilden Auftaktstück „Teo“ geradezu unterkühlt steril über das Parkett hinweg. Fast schon möchte man geschlossen umziehen in den kleinen Saal des Konzerthauses, um sich von dem Klang durchströmen zu lassen, einen hölzernen – oder meinetwegen blechernen Lufthauch aus Marsalis‘ Saxophon zu erspüren, etwas mehr Intimität mit den Musikern erleben zu dürfen. „Branford Marsalis Quartet, »The Secret Between the Shadow and the Soul«,
Laeiszhalle,  4. April 2022“
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Canti di Natale con Natalia Wörner e Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg

Fotos: vom CPEB-Chor Hamburg

Laeiszhalle, Hamburg, 12. Dezember 2021

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Bläserensemble des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Hansjörg Albrecht Orgel und Leitung

Natalia Wörner
 Lesung

von Jolanta Łada-Zielke

Das Wort „Natale“ von Natalia Wörner ausgesprochen erklang an diesem Abend sehr festlich, als sie „Das Wunder“ von Marie Luise Kaschnitz vorlas.  Der Name „Natalia“ heißt nämlich auf Lateinisch „die an Weihnachten Geborene“. Diese hervorragende Schauspielerin nahm am Sonntagabend des 12. Dezember an dem Weihnachtsliederkonzert in der Laeiszhalle teil, veranstaltet jedes Jahr vom Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg.

Zu der Tradition des Chores gehört es, dass neben der Weihnachtslieder-Aufführung ein besonderer Gast die Weihnachtsgeschichten vorliest. Als erster machte dieses Heinz Rühmann von 1978 bis 1993.

Musikalisch begleiteten den Chor drei Trompeter – Felix Petereit, Eberhard Kübler und Mario Schlumpberger – und  der Schlagzeuger Frank Hiesler. Hansjörg Albrecht trat in der Doppelrolle als Dirigent und Organist auf. Diesmal standen nur 34 Sänger auf der Bühne, was der Aufführung eine ziemlich intime Stimmung gab. Auch Natalia Wörner las die Texte sehr besinnlich vor. Es fehlte nur Kerzenlicht, um eine noch gemütlichere Atmosphäre zu schaffen. „Weihnachtsliederabend, Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor, Natalia Wörner,
Laeiszhalle, 12. Dezember 2021“
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Die Hamburger wollen Christian Gerhaher nicht von der Bühne gehen lassen

Das Publikum will den Solisten nicht von der Bühne gehen lassen…
Die grandiose Darbietung wird mit tobendem Applaus und minutenlangen standing ovations des Hamburger Publikums gewürdigt.

Laeiszhalle Großer Saal, 29. November 2021

Foto: Daniel Harding, Christian Gerharer, Swedish Radio Symphony Orchestra,  (c)Daniel Dittus

Swedish Radio Symphony Orchestra
Christian Gerhaher, Bariton
Daniel Harding, Dirigent

Antonin Dvorak: Othello / Konzertouvertüre op. 93, Biblische Lieder op. 99
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98

von Elzbieta Rydz

Dvoraks Vokalwerke werden selten aufgeführt. So auch die Biblischen Lieder op. 99, die aus doppelter Quelle schöpfen. Die tiefgehende, innige Gläubigkeit und die private Trauer über den Tod Hans von Bülows und des eigenen Vaters inspirierten Dvorak 1894 die Gesänge über Psalmverse zu komponieren. Die Texte stammen aus dem Psalmenbuch des Alten Testaments, Dvorak hat zusätzlich zur urprünglichen Klavierversion eine Orchesterfassung geschrieben.

Foto: Daniel Harding, Christian Gerharer, Swedish Radio Symphony Orchestra,  (c)Daniel Dittus

Heute Abend singt Christian Gerhaher die 10 Biblischen Lieder im tschechischen Original begleitet von dem farblich hervorragend ausbalancierten Swedish Radio Symphony Orchestra. Ich bin beeindruckt von den virtuos weichen Übergängen zwischen Kopf- und Bruststimme und der Deutlichkeit der Aussprache des Solisten. Klagende Texte so ausdrucksstark zu interpretieren ist ein wahres Meisterstück! „Swedish Radio Symphony Orchestra, Christian Gerhaher, Bariton, Dirigent Daniel Harding
Laeiszhalle, 29. November 2021“
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Ein Komiker, so bekannt wie Buddha, Jesus und Mao, verzaubert die Laeiszhalle Hamburg

Symphoniker Hamburg (Laeiszhalle Orchester)
Dirigent: Stefanos Tsialis

Charlie Chaplin (1889-1977)
Ein Filmkonzert – Stummfilme mit Live-Musik
“How to Make Movies” 1921
“The Kid” 1918

Laeiszhalle Hamburg, 25. November 2021, Großer Saal

von Teresa Grodzinska

Schon während der ersten Aufnahme, als ein Männchen mit Schnurrbart, Stock und übergroßen Schuhen in Watschelschritt auf uns zukam, ging ein Raunen, ein Seufzen durch den Saal. Da ist er ja! Wie eh und je unser aller Charlie Chaplin. So bekannt wie Buddha, Jesus und Mao…

Beide gestern gezeigten Filme entstanden vor gut 100 Jahren in Zeiten der Grippepandemie, auch Influenza oder spanische Grippe genannt. Die Zahl der Toten betrug je nach Quelle 27 bis 50 Millionen Menschen weltweit.

Zum Vergleich: während des I. Weltkrieges kamen  ca. 17 Millionen Menschen um… „Charlie Chaplin (1889-1977), Ein Filmkonzert, Symphoniker Hamburg (Laeiszhalle Orchester)
Laeiszhalle Hamburg, 25. November 2021, Großer Saal“
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Das Paradies und die Peri: Matthias Janz lässt Orchester, Chöre und Solisten zu einer harmonischen Einheit verschmelzen

Es ist immer eine große Freude, frischen, jung klingenden Chören in der Laeiszhalle zuhören zu dürfen. Wie ist es nur möglich, diesen riesigen Apparat bestehend aus zwei Laienchören, einem Berufsorchester und einer Solistenriege so wundervoll zum Klingen zu bringen? Matthias Janz ist ein Meister darin, den Flensburger Bachchor, den Symphonischen Chor Hamburg sowie das Sonderjyllands Symfoniorkester und die Solisten zu einer harmonischen Einheit verschmelzen zu lassen.

Laeiszhalle Hamburg – Großer Saal, 21. November 2021
Robert Schumann, Das Paradies und die Peri

Susanne Bernhard – Sopran
Karola Sophia Schmid – Sopran
Marianne Beate Kielland – Mezzosopran
Dovlet Nurgeldiyev – Tenor
Ilker Arcayürek – Tenor
Yorck Felix Speer – Bass
Symphonischer Chor Hamburg
Flensburger Bach-Chor
Sonderjyllands Symfoniorkester
Leitung Matthias Janz

von Iris Röckrath

Wollen Sie einmal eintauchen in die Welt der persischen Märchen, genauer: in die Welt eines Elfenwesens? Diesem Wesen ist der Zutritt zum Himmelreich verwehrt, da es die Tochter eines gefallenen Engels und einer Menschenfrau ist. „Symphonischer Chor Hamburg, Flensburger Bach-Chor, Sonderjyllands Symfoniorkester, Matthias Janz, Robert Schumann, Das Paradies und die Peri
Laeiszhalle Hamburg, 21. November 2021“
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Aufmarsch der Virtuosen: Martha Argerich rief und alle kamen!

Martha Argerich, Foto:©  Daniel Dittus

Laeiszhalle, Hamburg, 23. Juni 2021

Martha Argerich Festival, Konzert #5

von Dr. Holger Voigt

Die erste Botschaft der Freude war, dass dieses so ungemein einzigartige Festival überhaupt im großen Saal der Laeiszhalle in Hamburg vor einem leibhaftigen Publikum stattfinden konnte. Die zweite Botschaft der Freude war, dass sich Ausführende und Publikum wie eine große Familie empfanden, deren einziger Zweck der Zusammenkunft das Musizieren war. Musik als Bindeglied menschlicher Existenz – unbeeindruckt vom formalen Pandemiebeschränkungen. Musik findet jenseits von Regulation Gehör und es ist wichtig, sich dieser Tatsache immer wieder erneut bewusst zu werden. „Martha Argerich Festival, Konzert #5,
Laeiszhalle, Hamburg, 23. Juni 2021“
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Zum ersten Mal gemeinsam im Konzert: Anne-Sophie Mutter, Martha Argerich und Mischa Maisky erschaffen eine unvergessliche Sternstunde

Martha Argerich, Foto:©  Daniel Dittus

Martha Argerich Festival, Konzert #3
Laeiszhalle, Hamburg, 21. Juni 2021

Anne-Sophie Mutter, Violine
Mischa Maisky,Violoncello
Martha Argerich, Klavier

von Dr. Holger Voigt

Was für ein denkwürdiger Konzertabend!  Man sollte es kaum glauben können, aber es ist tatsächlich so, dass sich Anne-Sophie Mutter, Martha Argerich und Mischa Maisky über Jahrzehnte noch nie begegnet sind und noch nie zusammen auf dem Konzertsaalpodium standen. Heute nun gab es die spät erfolgende Premiere, die der Laeiszhalle in Hamburg und Ihren Besuchern eine wahre Sternstunde bescherte. Zum Schluss gabe es tosenden Applaus und Standing Ovations für einen magischen Konzertabend, der den Besuchern in der unter Corona-Bedingungen ausverkauften Laeiszhalle bleibende Erinnerungen beschert haben dürfte. „Anne-Sophie Mutter, Mischa Maisky, Martha Argerich
Laeiszhalle Hamburg, 21. Juni 2021“
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Mit Mozart zurück in die „neue Normalität“ – ein Abend voller Leben und Leidenschaft in der schönsten deutschen Stadt

Laeiszhalle, Hamburg, Großer Saal, 31. Mai 2021

W. A. Mozart Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207
W. A. Mozart Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550

Sylvain Cambreling Dirigent
Akiko Suwanai Violine
Symphoniker Hamburg

von Dr. Heide Niesalla und Sonja Kraschin

Die leider verfallenen Karten des Barenboim-Konzerts vom letzten Jahr hingen bis gestern noch an meiner Pinwand und erinnerten mich wehmütig daran, auf was wir alle in den letzten Monaten haben verzichten müssen – jetzt konnte ich mich endlich von ihnen trennen: Hamburgs Konzerthäuser öffnen und der erste Weg führte in die Laeiszhalle – Hamburgs traditionsreichem Konzerthaus und Paradebeispiel des bürgerlich-hanseatischen Mäzenatentums der alten Stadtrepublik, zu dem wir, meine Co-Autorin und ich, uns eng verbunden fühlen.

In diesem vom Hamburger Reeder Carl Laeisz gestifteten Konzerthaus im neobarocken Stil, das 1908 als damals größtes und modernstes Konzerthaus Deutschlands eröffnet wurde, proben wir normalerweise einmal in der Woche mit dem Symphonischen Chor Hamburg. Viele unserer Konzerte führten wir im Großen Saal auf – oft gemeinsam mit den Symphonikern Hamburg. Von daher verbindet uns gefühlt sehr viel mit diesem Haus und den „Hamburger Symphonikern“. Aus diesem Grund war unsere Freude umso größer, in dieser «unserer Laeiszhalle» das erste Konzert nach einer gefühlten Ewigkeit erleben zu dürfen. „Sylvain Cambreling, Akiko Suwanai, Symphoniker Hamburg
Laeiszhalle, Hamburg, Großer Saal, 31. Mai 2021“
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Dieser Mann eröffnet Welten

Laeiszhalle, Hamburg, 7. Oktober 2020
Grigori Lipmanowitsch Sokolow, Klavierabend

unter anderem:

Wolfgang Amadeus Mozart
Präludium (Fantasie) und Fuge C-Dur KV 383a
Sonate A-Dur KV 300i
Rondo a-Moll KV 511

Robert Schumann
Bunte Blätter op. 99

Foto: Mary Slipkova (c)

Grigori Lipmanowitsch Sokolow, 70, der bedeutendste Pianist der Gegenwart, hat in der Laeiszhalle Hamburg einmal wieder gezeigt, wo der Hammer hängt. Der Leningrader schenkte dem Publikum zwei Stunden seiner atemberaubenden Virtuosität. Am berührendsten ist der Mann mit dem fulminanten Anschlag, wenn er ganz ganz leise spielt, zärtlich und leise.

Sokolow empfing – nach zwei ! Stunden – die Applaussalven nüchtern, ließ sich unzählige Male rufen und beschenkte sein dankbares Publikum mit vier Zugaben.

Es ist faszinierend, mit welch einer Leichtigkeit der Pianist auf dem Steinway-Flügel anfangs die überaus flinke Musik, in der es an allen Ecken trillert und prallert, ganz jung und frisch erklingen lässt. „Grigori Lipmanowitsch Sokolow, Klavierabend
Laeiszhalle, Hamburg, 7. Oktober 2020“
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