Meine Lieblingsoper (57): "Parsifal" von Richard Wagner

Elena Zhidkova als Kundry im Jugendstilglanz,
Foto: © Michael Pöhn/Wiener Staatsoper

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Dr. Ralf Wegner

Parsifal wird nicht häufig gespielt. Ich kenne insgesamt nur vier Inszenierungen, und nur solche der Hamburgischen Staatsoper: Jene von Hans Hotter in den Bühnenbildern von Rudolf Heinrich (1968), die von Ernst Fuchs ausgestattete Everding-Inszenierung (1976), das besondere Werk von Robert Wilson (1991) und die aktuelle Produktion von Achim Freyer (2017). An die erste erinnere ich mich nicht mehr. Die Art, wie Robert Wilson an den Parsifal heranging, empfand ich wegen der reduzierten, zeitlupenartigen Bewegun­gen als ausgesprochen langatmig, wenn nicht Kurt Moll mit seinem balsamischen Bass als Gurnemanz für genügend Transversalspannung gesorgt hätte. „Meine Lieblingsoper (57): Parsifal von Richard Wagner“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik 2020: Richard Strauss, "Morgen!" und "Eine Alpensinfonie"

Bild: Blick auf den magischen Untersberg und den Schicksalsberg Watzmann vom Salzburger Gaisberg aus. Kurz danach ging das Berchtesgadener Land zum zweiten Mal in den Lockdown.

Meine Lieblingsmusik 2020:

Richard Strauss, Morgen!, op. 27 Nr. 4 und
Eine Alpensinfonie, op. 64 (Mariss Jansons, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks)

von Stefanie Schlatt

Der Komponist Richard Strauss ist mir im Jahr 2020 besonders ans Herz gewachsen. Seine Musik hat mich in vielen bewegten Momenten begleitet und zu Tränen gerührt.

Am 29. Februar durfte ich im Münchner Prinzregententheater einen Abend mit Daniel Hope im Zeichen der Belle Époque erleben. (klassik-begeistert.de berichtete.) Die Interpretation von Richard Strauss‘ Gedichtvertonung „Morgen!“, op. 27 Nr. 4, in der Zukunftseuphorie und Schaffenswille zum Ausdruck kommen, hat mich nachhaltig beeindruckt. Wenige Tage später traf uns die Coronakrise mit voller Wucht. Lockdown, Verzweiflung, Zukunftsangst, Isolation – und irgendwann erhielt ich von einer lieben Bekannten aus London einen tröstenden musikalischen Gruß: „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen …“. „Meine Lieblingsmusik (56): Richard Strauss, Morgen! und Eine Alpensinfonie“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper (55): La Traviata, Schwindsucht auf der Bühne und im Film, kein Überblick, vielmehr ein Einblick

Traviata-Inszenierung von Folke Abenius im Bühnenbild von Toni Businger (Foto: Hamburgische Staatsoper)

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Die Schwindsucht (Lungentuberkulose) hat in der Kunst nachhaltig Widerhall gefunden, nicht nur bei Thomas Mann, der sich in seinem Roman „Der Zauberberg“ auf knapp 1.000 Seiten mit den fiebervollen Gefühlswallungen seiner Protagonisten beschäftigte. An der Tuberkulose starben früher ein Drittel der Erkrankten mit und ohne Behandlung, ein weiteres Drittel kam mit Defektheilungen davon und die Verbliebenen erkrankten und gesundeten, ohne von der Krankheit zu wissen. Thomas Mann beschrieb die unheilvollen Symptome: „Ein Husten ganz ohne Lust und Liebe, der nicht in richtigen Stößen geschah, sondern nur wie ein schauerlich kraftloses Wühlen im Brei organischer Auflösung klang“. „Meine Lieblingsoper (55): La Traviata, Schwindsucht auf der Bühne und im Film, kein Überblick, vielmehr ein Einblick“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper 54: Engelbert Humperdinck – Hänsel und Gretel: Hokus pokus Hexenschuss

Warum eigentlich Weihnachten? Gingen die Kinder nicht Erdbeeren sammeln – und zwar im Wald, nicht im Gewächshaus? Das soll Weihnachten sein? Oder gab es während des Engelballetts etwa einen Zeitsprung? Jedes Jahr nimmt mich das und noch vieles mehr wunder in dieser wundersam vielfältig lesbaren Oper.

Fotos: (c) Bettina Stöß, Deutsche Oper Berlin

von Sandra Grohmann, Berlin

Meine Lieblingsoper? Ach herrje! Wer Oper liebt, wird häufig Lieblingsopern hören – gern auch jeden Abend eine andere. Je nach Stimmung, je nach Prägung. Apropos Prägung. Mit welcher Oper haben Sie denn angefangen? Und welche Opern haben Sie für Ihre Kinder ausgewählt?

Mir war es zum Beispiel sehr wichtig, das Frauenbild meiner Kinder nicht schon früh mit dem Leiden romantischer Heroinnen zu verderben. Für derartigen Unfug ist, finde ich, später im Leben immer noch genügend Zeit, und großartige Musik gibt es auch ohne weibliche Märtyrer. Daher war für mich immer glasklar, dass meine Kinder mit der selbstbewussten Susanna aufwachsen sollten. Jetzt sagen Sie nicht: Aber die Gräfin! Denn immerhin stirbt die Gräfin bei allem Liebeskummer nicht, und wenn Violetta jemand wie Susanna gehabt hätte (statt Annina), hätte sie auf den alten Germont vielleicht anders reagiert. Augen auf bei der Wahl des Personals, kann ich da nur sagen.

Wie auch immer. Der Figaro wurde dann doch nicht die erste Oper meiner Kinder, denn – wie hätte es anders sein können – als allererste Oper gab es einen meiner all-time-favourites, ein Stück, das viele Häuser trotz seines eigentlich gar nicht kindertauglichen Inhalts ganz ausdrücklich für die Kleinen und Allerkleinsten auf die Bretter bringen: Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck mit dem zauberhaften und zugleich sehr alltagsnahen, zuweilen verschmitzt-komischen Libretto von Humperdincks Schwester Adelheid Wette. Jeden Dezember steht es als unbedingtes Muss im Kalender, die Karten werden stets zu Saisonbeginn geordert, denn jede Aufführung ist im Nu ausverkauft. „Meine Lieblingsoper 54: Engelbert Humperdinck – Hänsel und Gretel
klassik-begeistert.de“
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Meine Lieblingsoper (53): "Tosca" von Giacomo Puccini

„Tosca“ in der Wiener Staatsoper, Foto: (c) M. Pöhn

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Was ich nie geschafft habe, ist, die Oper Tosca gedanklich von dem gleichnamigen Kölnisch Wasser zu trennen. Der Begriff Tosca war immer gleichbedeutend mit einer im Alter etwas vorgerückten, von einer Parfümwolke umhüllten Dame, die sich leicht exzentrisch gibt. Wie man liest, soll das seit 1921 so genannte Parfüm tatsächlich eine Art Hommage an Puccinis Oper sein. Allerdings dürfte Puccinis Tosca deutlich jünger gedacht sein, als das für die Dame ab 50 beworbene Kölnisch Wasser. Was für beide gilt, ist allerdings die Aura einer divenhaften Grande Dame. „Meine Lieblingsoper (53): „Tosca“ von Giacomo Puccini“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper (52): "Salome" von Richard Strauss

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Wenngleich die Salome nicht meine erste erlebte Oper war, so blieb von der am 15. Juni 1963 gesehenen Aufführung mein ältester Opernzettel erhalten. Die häufiger in modernen Werken eingesetzte, 2011 im Alter von 86 Jahren verstorbene Sopranistin Helga Pilarczyk sang und spielte die Salome so eindrucksvoll, dass ich mir diese Oper in den Folgejahren häufiger ansah. „Meine Lieblingsoper (52): „Salome“ von Richard Strauss“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper (51): "Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Mozarts Don Giovanni „darf als die Krone seiner Schöpfung gelten: In gleichem Maße vollendet durch Tiefe und Wahrheit des Ausdrucks, durch Schönheit der Form, Reichtum der Ideen und strenge Durchführung der psychologischen Entwicklung, ist sie geradezu das erhabenste Muster eines Tondramas“. So schrieb einst Emil Vogel in seinem Vorwort zum Klavierauszug dieser Oper. Dem lässt sich schwerlich etwas hinzufügen. Mozarts Don Giovanni ist unangreifbar und übersteht wie kaum ein anderes Werk inszenatorischen Eingriffen. Gegebenenfalls macht man im Theater die Augen zu und lauscht nur der Musik. Dennoch will ich es wagen, mich mit diesem Meisterwerk auseinander zu setzen. „Meine Lieblingsoper (51): „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart“ weiterlesen

Meine Lieblingssymphonie 50: Anton Bruckners Neunte

„Weitergehende Antworten auf die Fragen nach den letzten Dingen sollen wir wohl nicht erhalten, es muss uns genügen, im harmonischen Ausklang des Adagios zur Ruhe zu kommen.“

von Lorenz Kerscher

Zum Hörer symphonischer Musik wurde ich im Alter von 13 Jahren, als mich meine Klavierlehrerin anhand vierhändiger Klavierauszüge im Blattspielen zu unterweisen versuchte. Um das Übungsbeispiel wenigstens aus dem Gehör einigermaßen hinzubekommen, kramte ich Mozarts Jupitersymphonie aus meines Vaters Plattenschrank und ließ sie in Endlosschleife laufen. Das nervte ihn wohl, denn er legte mir bald weitere Schallplatten auf den Tisch und gab den eindringlichen Rat, auch diese anzuhören. Mit einigen dieser Werke, wie Beethovens Pastorale und Schumanns Frühlingssymphonie, freundete ich mich recht leicht an. Auch die heitere D-Dur-Symphonie von Brahms schloss ich bald ins Herz, doch Bruckners Neunte war mir zunächst ein Buch mit sieben Siegeln. Mir war, als würden aus düsteren Urnebeln Lavafontänen hervorschießen, gigantische Klangeruptionen gingen unvermittelt in fast unhörbare Paukenwirbel über und mir bekannte Gesetze von Form und Harmonielehre schienen nicht mehr zu gelten. „Meine Lieblingssymphonie 50: Anton Bruckners Neunte“ weiterlesen

Meine Lieblingsoper 49: "Fidelio" von Ludwig van Beethoven

Hamburgische Staatsoper: Fidelio (Inszenierung Georges Delnon): Falk Struckmann (Rocco) und Simone Schneider (Leonore) Foto: Arno Declair

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Fidelio ist eine besondere Oper. Nicht nur wegen ihrer Einzigartigkeit in Beethovens Werk. Beim Durchblättern meiner alten Besetzungszettel fiel mir auf, wie häufig ich mit den gesanglichen Leistungen der Protagonisten nicht recht zufrieden war. Von 15 auf der Bühne gehörten Tenören waren nur 4 wirklich gut (James King, René Kollo, Heinz Kruse und Klaus Florian Vogt). Bei den 14 verschiedenen Leonoren sah es zwar besser aus (Inge Borkh, Gwyneth Jones 1969, Catarina Ligendza, Hildegard Behrens, Nadine Secunde, Sabine Hass, Simone Schneider); im Vergleich mit anderen Opern, vor allem den italienischen, besteht aber durchaus ein Missverhältnis. „Meine Lieblingsoper 49: Fidelio von Ludwig van Beethoven“ weiterlesen

Mein Lieblingswerk der Oratorienliteratur 48: Das "Stabat Mater" von Antonín Dvořák

Das Stabat Mater von Dvořák beim Eröffnungskonzert des Rheingau Musikfestivals im Juni 2019: Mit dem HR-Sinfonieorchester unter Andrés Orozco-Estrada, dem MDR-Rundfunkchor, Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Benjamin Bruns (Tenor), Günther Groissböck (Bass). Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony via Youtube

Meine Lieblingsmusik 48: Das „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák

„Dvořák verzichtet darauf, besondere Beweisstücke seiner Kompositionskunst zu liefern und kommt ohne die sonst obligatorische große Chorfuge aus. Umso mehr ist bei ihm die Musik die Sprache des Herzens, die mich gerade in seinem Stabat Mater in unerreichbarer Eindringlichkeit anspricht.“

von Lorenz Kerscher

Trostlos finde ich das derzeitige Leben ohne Livemusik, untröstlich bin ich, weil die Coronakrise vielversprechenden jungen Talenten den Karrierestart vermasselt. Und doch weiß ich aus den Biografien von Komponisten, dass deren Leben meist ungleich schwereren Heimsuchungen ausgeliefert war, als wir sie derzeit erleben. So musste Antonín Dvořák erleben, dass binnen kurzer Zeit seine ersten drei Kinder verstarben. Doch seine Antwort auf den dreifachen Schicksalsschlag war seine wunderbar Trost spendende Vertonung des mittelalterlichen Texts vom Schmerz der Gottesmutter unter dem Kreuz. Hierfür gliederte er die in Latein verfasste Dichtung in zehn Abschnitte, die musikalisch eigenständige Sätze bilden. Lediglich am Ende schließt sich der Kreis mit einem Rückgriff auf den Klagegesang des Anfangs, der dann jedoch bald einem freudigen Hymnus weicht. „Mein Lieblingswerk der Oratorienliteratur: Das „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák
Meine Lieblingsmusik 48“
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