Mit Hingabe und Leidenschaft

Symbolfoto: Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin.

Die Staatskapelle Berlin feiert 450 Jahre Bestehen – Impressionen von der Jubiläumswoche

von Kirsten Liese

Der Anblick des halbleeren Saals der Berliner Staatsoper erscheint beim Betreten noch ungewöhnlich. Nur knapp 500 Zuschauer sind zugelassen. Und damit nicht etwa jemand auf die Idee kommt, sich umzusetzen, wurden alle Stühle, die mit Rücksicht auf die Abstandsregeln nicht verkauft wurden, nach Museumspraxis mit einem Sperrband markiert.

Aber unübersehbar brachten die Musiker ihre unbändige Freude zum Ausdruck, erstmals seit dem Lockdown in großer Formation wieder spielen zu dürfen. Abend für Abend musizierten sie mit einer Hingabe und Leidenschaft, als ginge es ums Überleben. „450 Jahre Staatskapelle Berlin, Impressionen,
Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim“
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Balsam für die Seele! Jurowski dirigiert Strauss und Beethoven

Foto: Vladimir Jurowski, © Simon Pauly

Philharmonie Berlin, 11. September 2020
Marco Blaauw  Trompete
Hannes Hölzl, Robert Franke. Thomas Richter, Jörg Lehmann  Posaunen
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski Dirigent

Richard Strauss  Metamorphosen
Rebecca Saunders  „White“
Ludwig van Beethoven  Drei Equale für vier Posaunen
Symphonie Nr,. 5 c- moll

von Peter Sommeregger

Erneut präsentiert Vladimir Jurowski mit seinem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin beim Musikfestes Berlin ein klug zusammengestelltes Programm. Dieses war schon lange vor dem Eintritt der Pandemie festgelegt, aber es passt auch ausgezeichnet in diese schwierigen Zeiten.

Am Beginn stehen Richard Strauss‘ „Metamorphosen“, ein Stück für 23 Solostreicher. Strauss schrieb diese tief traurige Musik in der Erschütterung über das kriegszerstörte München. Ein wehmütiger Grundton durchzieht das Stück, dem Meister der Instrumentation, der Strauss nun einmal war, gelingen interessante Wendungen und Variationen des ursprünglichen Hauptmotivs. Dass Jurowski ein teilweise zügiges Tempo anschlägt, bekommt dem Werk doch recht gut. „Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski, Marco Blaauw, Trompete
Philharmonie Berlin, 11. September 2020“
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Klangforum Wien: Aperghis imponiert, Saunders ist zu vorsichtig

Foto: Philharmonie Berlin, © Schirmer

Klangforum Wien I mit Werken von Rebecca Saunders,
Klangforum Wien II mit einer Uraufführung von Georges Aperghis, Philharmonie Berlin, 4. September 2020

Musikalische Leitung Emilio Pomàrico
Klangforum Wien
Neue Vocalsolisten Stuttgart

von Gabriel Pech

Das Musikfest Berlin 2020 kann stattfinden: Das ist ja schon mal eine große, schöne Sache. Natürlich mussten einige Maßnahmen in Kraft treten, damit das so überhaupt möglich ist. Abstandsplätze gehören mittlerweile sowieso zum Konzertbild dazu, auch an der Maskenpflicht bis zum Konzertbeginn findet kaum noch jemand Anstoß. Dass aber auch die Musik vorsichtig sein muss, schreibt kein Hygienemaßnahmenkatalog vor.

Leider ist der erste Teil von Klangforum Wien unter der musikalischen Leitung von Emilio Pomàrico vor allem das: sehr vorsichtig. Komponistin Rebecca Saunders tupft zaghaft mit Klängen eine Farbmalerei, die nirgendwo so richtig hin will. „Musikfest Berlin 2020, Werke Rebecca Saunders und Georges Aperghis
Philharmonie Berlin, 4. September 2020“
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Jurowski und das RSB: Quer durch das 20. Jahrhundert in Berlin

Foto: Vladimir Jurowski (c)

Johann Sebastian Bach  Fuga aus „Ein musikalisches Opfer“.
Für Orchester gesetzt von Anton Webern
Alban Berg Drei Bruchstücke aus der Oper „Wozzeck“
Anton Webern  Variationen für Orchester op.30
Alfred Schnittke  Concerto Grosso Nr.1

Anne Schwanewilms  Sopran
Erez Ofer  Violine
Nadine Contini  Violine
Helen Collyer  Klavier und Cembalo
Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski  Dirigent

Philharmonie Berlin, 5. September 2020

von Peter Sommeregger

 Was Vladimir Jurowski in diesem, gerade einmal 80 Minuten dauerndem Konzert fertig bringt, ist schon von der Programmwahl her ein großer Wurf. Die zu Beginn erklingende Fuga von Bach, in der Orchestrierung Anton Weberns baut die Brücke vom 18. ins 20. Jahrhundert, dem sämtliche weiteren Stücke entstammen. Webern greift die strengen barocken Formen auf, konterkariert sie aber mit einem polyphonen Orchestersatz.

Die Bruchstücke aus Alban Bergs „Wozzeck“, vom Komponisten selbst für den Konzertgebrauch arrangiert, und noch vor der Oper uraufgeführt, werden mit beinahe spätromantischer Süffigkeit zelebriert. Die großartige Anne Schwanewilms singt die Szenen der Marie mit klarem, höhensicherem Sopran und legt in ihren Gesang nebst prachtvollen Spitzentönen auch viel vom Charakter dieser zerrissenen Figur. Auch der Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden kommt zum Einsatz, allen Beteiligten gelingt eine gelungene Interpretation dieses Schlüsselwerks der Moderne. „Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Vladimir Jurowski, Anne Schwanewilms
Philharmonie Berlin“
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Applaus und Bravos für Petrenko – fast wie im voll besetzten Haus

Foto: © Monika Rittershaus

„So hat man Brahms wahrhaftig noch nie gehört! Kirill Petrenko lässt einen an seiner Entdeckungsreise durch die Partitur teilhaben und ermöglicht so einen neuen Blick darauf. Betreutes Hören, sozusagen.“

Philharmonie Berlin, 2. September 2020

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent

Arnold Schönberg: Verklärte Nacht op.4
Johannes Brahms: Symphonie Nr.4 e-Moll op.98

von Peter Sommeregger

Das Hygiene-Konzept der Philharmonie Berlin ist geradezu akribisch ausgefeilt. Hier hat man sich wirklich Gedanken gemacht, um das Ansteckungs-Risiko der Besucher zu minimieren. Dies ist natürlich nicht ganz ohne Eigennutz, so will man in diesem Haus wenigstens in reduzierter Form wieder musizieren dürfen, und das vor Publikum. „Applaus und Bravos für Petrenko – fast wie im voll besetzten Haus
Philharmonie Berlin“
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 Charisma schlägt Pandemie

Foto: © Stephan Rabold

„Der sonst so bescheidene, den Applaus eher scheu entgegennehmende Petrenko badet diesmal förmlich in den Bravo-Rufen und lässt sich minutenlang feiern. Offenbar hat nicht nur das Publikum ihn, sondern er auch das Publikum vermisst.“

Philharmonie Berlin, 1. September 2020

Daniil Trifonov, Klavier

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko, Dirigent

Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op.37

Felix Mendelssohn Bartholdy
Symphonie Nr. 1 c-Moll op.11

von Peter Sommeregger

Das zweite Saison-Konzert der Berliner Philharmoniker gerät bereits zu einem frühen Höhepunkt der Saison. Die beiden aufgeführten Werke haben nicht nur die Tonart c-Moll gemeinsam, ihre niedrigen Opuszahlen weisen sie auch in beiden Fällen als relativ frühe Werke ihrer Komponisten aus. „Charisma schlägt Pandemie, Kirill Petrenko, Daniil Trifnonov,
Philharmonie Berlin“
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Dich teure Halle grüß‘ ich wieder? Daniel Barenboim lässt einen nüchternen Mozart spielen

Symbolfoto: Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin © Monika Rittershaus

„Unfroh stiehlt sich das Publikum aus dem Saal, nach Minuten haben sich die wenigen Besucher verlaufen und die Philharmonie scheint erneut in einen Dornröschenschlaf zu verfallen.“

Philharmonie Berlin, 29. August 2020

Staatskapelle Berlin
Daniel Barenboim, Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart,
Symphonie Nr.39 Es-Dur KV 543
Symphonie Nr.40 g-Moll KV 550
Symphonie Nr.41 C-Dur KV 551 „Jupiter“

von Peter Sommeregger

Eine gefühlte Ewigkeit fanden in der Berliner Philharmonie keine Konzerte mehr statt. Erst Lockdown, dann Sommerpause und noch eine Phase der Ungewissheit, ob und wie man die neue Saison wagen könnte. Das erarbeitete Sicherheitskonzept der Philharmonie schränkt die Zuschauerzahl rigoros ein, jede zweite Reihe muss leer bleiben, jeweils zwei Plätze zwischen den einzelnen Zuschauern dürfen nicht besetzt werden. Eine große Zahl von Mitarbeitern des Hauses, alle übrigens bestens geschult und von ausgesuchter Höflichkeit, weist den Besuchern einen Platz zu. Die den Mund und die Nase bedeckende Maske muss bis zum Beginn des Konzerts getragen werden. Der Anblick des großen Saales, der so spärlich besetzt ist, macht traurig. Der Beginn des Musikfestes Berlin, sonst ein Ausrufezeichen des Berliner Konzertlebens und Treffpunkt der Klassikliebhaber gerät dieses Jahr zu einer beinahe geisterhaften Veranstaltung. „Dich teure Halle grüß‘ ich wieder? Daniel Barenboim lässt einen nüchternen Mozart spielen
Philharmonie Berlin“
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Sommereggers Klassikwelt 44 : Schwesterliche Doppelbegabungen

von Peter Sommeregger

Schwestern teilen oft vieles, auch Talente. Schließlich besitzen sie die gleichen Gene. Auch und gerade in der Musik finden sich immer wieder Fälle von parallelen, aber auch gegensätzlichen Karrieren. Ein historisches Beispiel sind die Schwestern Weber, Konstanze, Josepha und Aloysia, erstere Mozarts spätere Gattin, die anderen in ihrer Zeit hoch berühmte Sängerinnen. Die Beispiele sind so zahlreich, dass man sich besser auf besonders prominente Beispiele beschränkt. „Sommereggers Klassikwelt 44 : Schwesterliche Doppelbegabungen“ weiterlesen

Ritterbands Klassikwelt 16: Oper - Krimi – Realität

„Covid-19 hat die schwedisch-dänischen Stereotypen auf den Kopf gestellt“

von Dr. Charles E. Ritterband:

Die Corona-Krise hat sämtliche Opernhäuser und Theater weltweit heimgesucht, doch die Arena di Verona hat tapfer eine Sommersaison auf die Beine gestellt. Allerdings mussten szenische Aufführungen auf kommendes Jahr verschoben werden. Namentlich Verdis „Aida“ – der einsame Hit unter sämtlichen Opernspektakeln. Dass der Suezkanal 1869 mit dem Auftragswerk des in Ägypten herrschenden Khediven Ismail Pascha mit Aida eröffnet wurde ist ebenso ein Mythos wie die Eröffnung der „Königlichen Oper“ in Kairo mit „Aida“ im selben Jahr: Das sogenannte Khedivial-Opernhaus wurde zwar mit einer Verdi-Oper eröffnet – es handelte sich allerdings um „Rigoletto“.

Zwei Jahre später erlebte die „Aida“ doch noch – in dem übrigens  von einem Schweizer Architekten Giacomo Lepori erbauten – Opernhaus ihre Uraufführung. Die „Aida“ lebt – doch das Kairoer Opernhaus brannte im Oktober 1971, fast genau 100 Jahre nach der Aida-Erstaufführung, bis auf die Grundmauern ab. Erst 1988 wurde auf der Nil-Insel Gezira das neue Opernhaus, ein Geschenk Japans, eröffnet – diesmal allerdings nicht mit einer Oper Verdis, sondern sinnvollerweise mit einer Aufführung aus der traditionellen japanischen Kabuki-Theatertradition. „Ritterbands Klassikwelt 16
klassik-begeistert.de“
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Die SAMSTAG-PRESSE – 6. JUNI 2020

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die SAMSTAG-PRESSE – 6. JUNI 2020

Die Königin der Tasten feiert heute Geburtstag: Martha Argerich. Foto: Instagram (c)

Salzburg
Salzburger Festspiele: Rabl-Stadler bleibt bis 2021 Präsidentin
Festspielpräsidentin verlängert um ein Jahr.
Kurier

Never Change A Winning President
Helga Rabl-Stadler bleibt den Festspielen erhalten. Das ist gut so, nicht nur wegen der Ausdehnung der Jubiläums-Feiern bis 2021.
https://www.diepresse.com/5822797/never-change-a-winning-president

Wiener Staatsoper: „Sie wollen alle“
Das Haus am Ring veranstaltet ab Montag eine Konzertserie. Das Ensemble des scheidenden Direktors Dominique Meyer lässt dabei seine Kräfte spielen – und eine Riege an Gaststars.
Wiener Zeitung

Österreich
Maskenpflicht gilt nicht für Besuchergruppen
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer stellt Lockerungsverordnung klar.
Wiener Zeitung

Österreich
Johanna Mikl-Leitner: „Wir müssen Künstlern das Einkommen garantieren“
Die Landeshauptfrau und der Grafenegg-Intendant über die Corona-Krise
Die Presse

Dirigent Riccardo Muti
„Wenn mal Schluss ist, will ich in die Hölle“
Auch der Dirigent Riccardo Muti war während der Corona-Krise eingesperrt in seinen vier Wänden. Im Gespräch erklärt er, was er nach dem Aufräumen getan hat, warum er das Ravenna-Festival wieder startet und nicht in den Himmel möchte.
Die Welt.de

Julian Rachlin: Nach Corona-Zwangspause steht er wieder auf der Bühne
Der Geiger über seinen neuen Festivaljob beim Herbstgold in Eisenstadt und die endende Konzertstille
Der Standard „Die SAMSTAG-PRESSE – 6. JUNI 2020“ weiterlesen