Herbert Blomstedt, Dirigent Leif Ove Andsnes, Klavier Sächsische Staatskapelle Dresden
von Pauline Lehmann
Herbert Blomstedt und Leif Ove Andsnes machen das 3. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle zu einem unvergesslichen Erlebnis. Auf dem Programm stehen zwei Gattungspremieren von Johannes Brahms: Das erste Klavierkonzert d-Moll op. 15 und die erste Symphonie c-Moll op. 68.
Im Herbst 1853 präsentierte Robert Schumann den jungen Johannes Brahms der Musikwelt. In seinem Artikel Neue Bahnen in der Neuen Zeitschrift für Musik bezeichnete er ihn als „Berufenen“, welcher es vermag, „wunderbare Regionen zu enthüllen“ und das Publikum „in immer zauberischere Kreise“ hineinzuziehen. Schumann verspricht sich von Brahms’ Chor- und Orchesterwerken „noch wunderbarere Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt“. Blomstedt und Andsnes gelingt es, dem „Zauberer“ Johannes Brahms nachzuspüren und faszinierende Klangräume zu schaffen. „3. Symphoniekonzert der Staatskapelle Dresden, Semperoper Dresden, 11. November 2018“ weiterlesen
Das siebte Jahr ist Christian Thielemann bereits Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Das Dresdner Publikum scheint ihm sehr gewogen zu sein, vor allem aber lieben ihn seine Musiker, was einem niveauvollen Musizieren natürlich sehr zuträglich ist.
Semperoper Dresden, 13. und 17. Oktober 2018 Schumann-Zyklus Sächsische Staatskapelle Dresden Christian Thielemann
von Kirsten Liese
Warum ist Thielemann so gut? So überschrieb einmal der österreichische Feuilletonist Wilhelm Sinkovicz ein Essay über den berühmten Dirigenten. Sein treffendes Resümee trifft beim jüngsten Schumann-Zyklus mit der Sächsischen Staatskapelle immer noch zu: die äußerste Hingabe beim Musizieren und die Pflege von Klangidealen, die weit zurückreichen zu Karajan und Furtwängler. Das hat, vor allem in jüngeren Generationen und in einer seltsam- verrückten Zeit, in der alles Deutsche einen schweren Stand hat, kein anderer zu bieten.
Der gebürtige Schweizer Peter Theiler ist seit dieser Spielzeit Intendant an der Semperoper Dresden. Zuvor war er von 2008 an Staatsintendant in Nürnberg. „Dresden ist eine wunderbare Stadt, und ich freue mich mit der wunderbaren Staatskapelle und Christian Thielemann zusammenzuarbeiten – hier erwartet mich ein bestens aufgestellter Betrieb“, sagt Peter Theiler im Exklusiv-Interview mit klassik-begeistert.de .
Interview: Kirsten Liese
Klassik-begeistert.de: Herr Theiler, seit wann und woher kennen Sie Christian Thielemann?
Peter Theiler: Wir kannten uns vor unserer Begegnung in Dresden noch gar nicht persönlich. Wir sind zwar an denselben Häusern gewesen, aber zu verschiedenen Zeiten. So war ich Generalintendant am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, und er war dort in der Zeit davor. Und er war Generalmusikdirektor in Nürnberg, lange bevor ich da Staatsintendant wurde. Es gibt also witzige Überschneidungen in unseren Biografien, aber mit zeitlicher Verschiebung. „Exklusiv-Interview Peter Theiler, Intendant Semperoper Dresden, Dresden“ weiterlesen
Foto: IMG Artists (c)
Sonderkonzert am Vorabend der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch
Semperoper Dresden, 21. Juni 2018
von Peter Sommeregger
Bereits zum neunten Mal finden in diesem Jahr im kleinen Ort Gohrisch in der Sächsischen Schweiz die Internationalen Schostakowitsch Tage statt. Der Komponist hatte dort mehrmals Urlaub gemacht, das erklärt die Wahl des Ortes für das jeweils dreitägige Festival. Tradition ist bereits auch, dass jeweils am Vorabend in der Dresdner Semperoper stattfindende Sonderkonzert. „Dmitri Schostakowitsch, Sonderkonzert, Yuri Temirkanov, Sächsische Staatskapelle, Semperoper Dresden“ weiterlesen
Foto: Jochen Quast (c) Giuseppe Verdi, La forza del destino (Die Macht des Schicksals)
Semperoper Dresden, 28. April 2018
Mark Wigglesworth, Musikalische Leitung Sächsische Staatskapelle Dresden Keith Warner, Inszenierung Julia Müer, Bühnenbild Tilo Steffens, Kostüme Emily Magee, Donna Leonora Gregory Kunde, Don Alvaro Alexey Markov, Don Carlo di Vargas Christina Bock, Preziosilla/Curra
von Yehya Alazem
Nach einer erfolgreichen Aufführung von Giuseppe Verdis „Il Trovatore“ in St. Petersburg lud die Theaterleitung den italienischen Komponisten nach Russland ein, um eine Oper uraufzuführen. Schon 1859 hatte Verdi sich für das Drama „Don Álvaro o la fuerza del sino“ von Ángel de Saavedra interessiert. Nach der Einladung bekam sein langjähriger Librettist Francesco Maria Piave den Auftrag, ein Libretto über das spanische Stück und „Wallensteins Lager“ von Friedrich Schiller auszuarbeiten. „Giuseppe Verdi, La forza del destino, Semperoper Dresden“ weiterlesen
In der Spielzeit 2017/18 hebt sich der Vorhang der Dresdner Semperoper nach 80 Jahren erstmalig wieder für eine szenische Umsetzung von Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Als musikalischen Leiter konnte die Sächsische Staatskapelle den Italiener Giampaolo Bisanti gewinnen. Während der Belcanto-Tage war Donizettis Dramma tragico nun mehrmals auf der Bühne der Semperoper zu erleben.
Man mag darüber rätseln, warum viele große Dirigenten entweder Bruckner oder Mahler präferieren und sich nur selten beiden Komponisten gleichermaßen verpflichtet fühlen. Mit ihrer Vorliebe für entrückte, jenseitige Sphären haben die beiden Spätromantiker ja doch etwas gemeinsam. Nur ist die Musik des streng gläubigen, katholischen Anton Bruckner trotz aller dramatischen Ereignisse stets durchdrungen von einem Vertrauen in eine Göttlichkeit, während in Gustav Mahlers Sinfonik, in der es immer wieder um die Themen Abschied vom Leben, Sinn des Daseins, Tod und Erlösung geht, ein eher pessimistischer Grundton vorherrscht.
Aber so wie Claudio Abbado, seinerzeit einer der führenden Mahlerinterpreten, auf seine alten Tage spät noch zu Bruckner gelangte, gelangt nun Thielemann in reiferen Jahren noch zu Mahler.
In Dresden hat er sich mit der sechssätzigen Dritten die längste Sinfonie ausgesucht.
Es ist jedoch nicht der erste sinfonische Koloss aus der Feder dieses Komponisten, dem Thielemann sich widmet. Mit der Achten, der „Sinfonie der Tausend“, hat er vor vielen Jahren mit den Münchner Philharmonikern schon einmal ein monumentales, gewaltiges Werk von Mahler dirigiert. Ein sehr lautes allerdings, das sich dynamisch überwiegend in Fortissimo-Dimensionen bewegt.
Die Dritte ist vielschichtiger, sublimer, komplexer und transzendenter. Von der unbeseelten Materie über Pflanzen, Tiere, Menschen und Engel bis hinauf zur göttlichen Liebe wollte Mahler eine komplette musikalische Kosmologie erschaffen. In der hervorragenden Wiedergabe der Sächsischen Staatskapelle unter Christian Thielemann erschließt sich eine solche in allen ihren Facetten.
Ein großer Trumpf der Dresdener Aufführung – wir besuchten die letzte – sind freilich die exquisiten Blechbläsersolisten der Sächsischen Staatskapelle. Sie lassen einen dunklen, kompakten, homogenen Klang hören, den sie in jahrelanger Arbeit unter Christian Thielemann in zahlreichen Brucknerabenden und Wagneraufführungen ausgeprägt haben. In diesen Klang will man sich verlieben, er ist vielleicht nicht ganz so brillant wie der der Berliner Philharmoniker, aber wärmer und beseelter. Schon der markante Weckruf, mit dem die Hörner den ersten Satz eröffnen, erstrahlt prächtig und makellos. Dank der ideal gewählten maßvollen Tempi haben sie alle Zeit der Welt, ihre Triolen und Fünftolen auszuspielen, wie wenig später auch die Trompeten und Posaunen.
Eine reine Idylle ist diese Musik freilich nicht, auch wenn hier und da Alt-Wiener-Charme aufblitzt oder sie sich ins Triviale verkehrt. Vielmehr wird sie schon im halbstündigen ersten Satz auch sehr dramatisch, wenn sich sämtliche Stimmen zu einem mit leichten Dissonanzen unterfütterten gewaltigen Klanggebilde auftürmen und einem so klangmalerisch vor Augen führen, wie das Leben aus der rohen, unbelebten Materie Gestalt annimmt, und der Sommer die Schatten des Winters vertreibt. Der Modernist Mahler, der da den Spätromantiker allmählich hinter sich lässt, ist da schon sehr präsent.
Unvergessen an dieser aufwühlenden, berührenden Aufführung bleibt einem freilich jener magische Moment, wenn im dritten Satz mit dem Lied vom zu Tode gefallenen Kuckuck aus des „Knaben Wunderhorn“ das Posthorn wie aus weiter Ferne einsetzt. So oft man diese elegische Melodie schon von anderen großartigen Solisten diverser Spitzenorchester gehört haben mag: Mathias Schmutzler von der Sächsischen Staatskapelle schien sie noch leiser und schöner zu spielen als alle anderen, ganz verträumt und unwirklich schwebten seine Klänge wie auf einer Wolke durch den Saal.
Ein weiterer großer Moment ist gekommen, wenn Elina Garanca im vierten Satz ihren vollen, runden großen Mezzo zu Friedrich Nietzsches Versen „O Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht?“ hören lässt. Jede Silbe ist da erfüllt von einer klangsinnlichen Schönheit.
Danach öffnet sich, mit hellen Glockentönen des Kinderchors der Semperoper und den Damen des Sächsischen Staaatsopernchors, im „Bimm bamm“ der Engel eine Gnadenperspektive im Christentum. Naiv, mag sein – doch unwiderstehlich rührend.
Aber die allerschönsten Momente folgen noch. Langsame Sätze sind Christian Thielemanns Spezialität. Und wie er hier diesen sechsten letzten ganz ätherisch und überirdisch aus dem Nichts einsetzen lässt, im Fortlauf immer wieder tief in die Knie geht, die Hand an den Mund legt, seinen Musikern immer noch mehr Zurückhaltung auferlegt, bis sie in ganz entrückten, verklärten Gefilden angekommen sind, darin liegt soviel Magie, wie sie ein Claudio Abbado nicht mehr hätte aufbieten können. Ein großer Abend.
Kirsten Liese, 25. Februar 2018
für klassik-begeistert.de
La Maledizione (Der Fluch) war der ursprüngliche Name von Giuseppe Verdis Meisterwerk „Rigoletto“. Diese Oper, die auf dem Melodrama „Le Roi s’amuse“ von Victor Hugo beruht, wurde 1851 vor der Uraufführung am Teatro La Fenice in Venedig von der Zensur verboten. Verdi und sein Librettist mussten sowohl den Titel als auch den Ort ändern. Der Name der Oper wurde Rigoletto, und die Handlung wurde von Paris nach Mantua verlegt. „Giuseppe Verdi, Rigoletto, Semperoper Dresden“ weiterlesen