Es muss eine Rückbesinnung zu einer Art von „Werktreue“ geben

So sieht der Wiener klassik-begeistert-Reporter Herbert Hiess
das Opern- und Klassikjahr 2023

Foto © Wiener Staatsoper

von Herbert Hiess

Wenn ich von unserem Herausgeber ersucht werde die persönlichen Highlights des vergangenen Jahres bekannt zu geben, wird es tatsächlich schwierig – vor allem, was die „Kunstform“ Oper anbelangt.

Denn mittlerweile ist man an einer Phase angelangt, die man gelassen als Generationenkonflikt bezeichnen kann. Auf der einen Seite in die Jahre gekommene Damen und Herren, die auf jahrzehntelange Erfahrung und vielleicht eine profunde Werkkenntnis blicken können… und auf der anderen Seite das junge (bzw. jung gebliebene) Publikum, das noch irgendeine Art von Prägung benötigt. „Das Opern- und Klassikjahr 2023
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Mieczysław Weinberg „Der Idiot“: das Musiktheater an der Wien wagt sich an eine epochale Oper

Foto: Dr. Charles E. Ritterband 

Weinbergs letzte Oper wurde erst 2013 in Mannheim uraufgeführt. Ein anspruchsvolles Werk – für Sänger(innen), Orchester und Publikum. Aber ein epochales Werk, ein Monument der Musik des letzten Jahrhunderts – mit bombastischen Akkorden, dann wieder über weite Strecken alle Harmonie, und passagenweise überaus lieblich, sentimental, volksliedhaft: von überwältigender Schönheit und Stringenz zugleich, episch, ironisch-humorvoll, mal melodiös romantisch dann wieder gegen den Strich löckend, jedenfalls meisterhaft instrumentiert. Eine ambitiöse Leistung des Musiktheaters an der Wien, musikalisch überragend in einer Inszenierung, die eigenwillig  ist, aber dem Stück gerecht wird: das großartige Bühnenbild wird von einem alten russischen Eisenbahnwaggon auf der Drehbühne (dieser eigens für die Oper am provisorischen Ausweichstandort im Museumsquartier extrem aufwendig umgerüsteten Halle E) als „Bühne auf der Bühne“ dominiert. In und vor diesem Waggon spielt sich alles ab: Verführung, Mord, endlose Dialoge und Interaktionen zwischen den Protagonisten/Innen.

Musiktheater an der Wien, 28. April 2023, Österreichische Erstaufführung

Mieczysław Weinberg „Der Idiot“  nach dem Roman von Fjodor Dostojewski, Libretto von Alexander Medwedew

von Dr. Charles E. Ritterband 

Mieczysław Weinberg, polnisch-jüdischen Ursprungs, hieß ursprünglich Moishe Waijnberg; er wurde am 8. Dezember 1919 in Warschau geboren und starb 1996 in Moskau. Seine Familie, die aus dem russischen Kischinjow (Chisinau) stammte, floh 1903 vor den berüchtigten Kischinjow-Pogromen nach Polen. Verfolgung und Flucht machten auch vor der nächsten Generation nicht Halt: Weinberg selbst verdankte sein Überleben einem Zufall – dem Tod Stalins. „Mieczysław Weinberg „Der Idiot“  nach dem Roman von Fjodor Dostojewski
Musiktheater an der Wien, 28. April 2023, Erstaufführung“
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Wenn aus Agathes Träumen regiemäßige Albträume werden

Foto: Der Freischütz © William Minke
Tuomas Katajala (Max), Alex Esposito (Kaspar), Kamera

Letztlich bleibt als Fazit, dass man sich durch diese Art von Regie berechtigten Ärger zugezogen hatte, der vor allem durch die großartigen gesanglichen Leistungen kalmiert wurde. Und orchestermäßig wäre halt auch noch viel Luft nach oben gewesen. Insgesamt verließ man das Theater mit mehr als gemischten Gefühlen – schade darum!

Musiktheater an der Wien
Museumsquartier am 24. März 2023

Carl Maria von Weber
Der Freischütz
Romantische Oper in drei Akten

Mit: Jacquelyn Wagner, Tuomas Katajala, Sofia Fomina, Alex Esposito, Levente Páll u.a.

Arnold Schoenberg Chor
Wiener Symphoniker
Patrick Lange, Dirigent

David Marton, Regie

von Herbert Hiess

Nach jahrzehntelanger Konzert-, Theater- und Opernpraxis konnte bei dieser Aufführung eine Novität festgestellt werden. Bis jetzt wurde es noch nicht erlebt, dass bei einer Reprise heftigste Buh-Rufe sowohl nach dem ersten Teil als auch nach dem Schluss erschallten.

Leider waren diese mehr als gerechtfertigt; in der gegenwärtigen Produktion von Webers Opernklassiker hatte man das Gefühl, einem Regisseur bei einer Art Selbstbefriedigung beiwohnen zu müssen. Webers „Freischütz“ steht eigentlich auf jedem Spielplan eines Opernhauses, das etwas auf sich hält und wird sogar als Einstiegsstück für junge Leute gerne gewählt. Nur, nach dieser Produktion kann man sich nicht wirklich sicher sein, dass hier viele Fans daraus entstehen werden. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Museumsquartier, 24. März 2023 (Musiktheater an der Wien)“
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Wien: Wenn die (diebische) Elster zur Saliera flattert

Foto: La gazza ladra, © Monika Rittershaus

Gioachino Rossini: La gazza ladra (Die diebische Elster)

OPERA SEMISERIA IN ZWEI AKTEN
Libretto von Giovanni Gherardini

Mit: Fabio Capitanucci, Marina de Liso, Maxim Mironov, Nino Machaidze, Paolo Bordogna u.a.

ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Arnold Schoenberg Chor
Dirigent: Antonino Fogliani
Regie: Tobias Kratzer

Museumsquartier Halle E
(MusikTHEATER AN DER WIEN), 25. November 2022

von Herbert Hiess

Gags haben es so an sich, dass sie sozusagen verpuffen, wenn deren Hintergründe nicht verstanden werden. Es ist mittlerweile doch fast zwanzig Jahre her, dass im Wiener Kunsthistorischen Museum Benvenuto Cellinis berühmtes Salzfass „Saliera“ gestohlen wurde. Glücklicherweise steht das Kunstwerk auch unversehrt wieder auf seinem ursprünglichen Platz. „Gioachino Rossini: La gazza ladra
(MusikTHEATER AN DER WIEN), 25. November 2022 im Museumsquartier Halle E “
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Ein Abschied mit der Mutter aller Opern

Foto: © Rupert Steiner

Theater an der Wien,  22. Februar 2022 Konzertante Aufführung

Claudio Monteverdi, L’Orfeo 

Favola in musica in einem Prolog und fünf Akten
Orfeo: Ian Bostridge
Euridice/La Musica: Monica Piccinini
Messaggiera/La Speranza: Marina de Liso
Caronte: Ugo Guagliardo

Europa Galante
Rias Kammerchor
Fabio Biondi Dirigent

von Herbert Hiess

Es überkommt einen doch eine gewisse Wehmut, wenn man das
(musik-)historisch bedeutende Theater an der Linken Wienzeile betritt und daran denkt, dass das Haus für längere Zeit wegen eines Totalumbaus gesperrt wird. Darüberhinaus rückt auch das Ende der Ära von Roland Geyer immer näher, der sich so sehr für die barocken Opern eingesetzt hat. Und viele bedeutende Aufführungen konnte man in diesem schönen Haus genießen. Nicht nur szenisch, sondern vor allem konzertant.

Und diese letzte in dieser Ära war Monteverdis musikalische Fabel „L’Orfeo“, die musikhistorisch sehr oft als allererste Oper betrachtet wird. Monteverdi beschritt mit seinen Werken den Übergang von der Renaissance in den Barock. „Claudio Monteverdi, L’Orfeo, Konzertante Aufführung
Theater an der Wien, 22. Februar 2022“
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Eine Winterreise für die Ewigkeit

Der Winter scheint das Theater an der Wien fest im Griff zu haben. Nach der für viele skandalösen Kušej-Inszenierung von Puccinis „Tosca“, schlugen Florian Boesch und Malcolm Martineau nun leisere Töne an. Schuberts Winterreise in szenischer Fassung traf damit genau ins Schwarze. 

Foto: Florian Boesch © Andreas Weiss

Theater an der Wien, 29. Januar 2022
Franz Schubert, Die Winterreise

Florian Boesch, Bariton
Malcolm Martineau, Klavier
Ingo Kerkhof, Szenische Einrichtung
Franz Tscheck / Frank Storm, Licht

von Jürgen Pathy

Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus. Wer kennt sie nicht, die eröffnenden Worte, mit denen der verzweifelte Wanderer sich auf die beschwerliche Winterreise begibt. Eine nicht enden wollende, über Höhen und Tiefen führende Odyssee, die der Dichter Wilhelm Müller 1824 schrieb. Berühmtheit erlangten die 24 Gedichte aber erst, als sein Zeitgenosse Franz Schubert diese Rohdiamanten 1827 vertonte und damit ein Vermächtnis erschuf, über das sich jeder seriöse Liedsänger wagen muss. Der Bassbariton Florian Boesch erforscht sie nun seit mehr als zwei Jahrzehnten.

Florian Boesch (c) Lukas Beck

Wann genau, er den kompletten Liederzyklus zum ersten Mal auf der Bühne gesungen habe, wisse er nicht mehr: „Das muss Ende der 90er-Jahre gewesen sein – vermutlich 1998.“ Dass der mittlerweile 50-jährige Sänger, damals noch kein derart erschütterndes Psychogramm auf die Beine gestellt haben dürfte, wie Samstagabend im Theater an der Wien, kann man sicherlich mit gutem Gewissen behaupten: Beeindruckend, sensationell, das Ereignis des Jahres – endlos könnte man nach Superlativen suchen, um zu beschreiben, was Boesch und und sein kongenialer Partner am Klavier, Malcom Martineau, da auf die Bühne gezaubert haben. Fündig würde man nie werden.

„Franz Schubert, Die Winterreise, Florian Boesch, Bariton,
Theater an der Wien, 29. Januar 2022“
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Politischer Terror in Eis und Schnee

Foto: © Monika Rittershaus

Diese vorletzte Produktion vor dem großen Umbau ist tatsächlich ein großer Wurf für das Haus – die mediale Aufregung ist sicher bald vergessen und zurück bleiben die Eindrücke einer großartigen Aufführung.

Theater an der Wien, 23. Januar 2022

Giacomo Puccini, Tosca
Oper in drei Akten

Kristīna Opolais (Floria Tosca)
Jonathan Tetelman (Mario Cavaradossi)
Gábor Bretz (Scarpia, Polizeichef)
Martin Kušej Regie

Arnold Schoenberg Chor
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Marc Albrecht Dirigent

von Herbert Hiess

Diese Produktion ist fast keine Regie mehr, sondern viel mehr eine Bearbeitung des Regisseurs Martin Kušej. Der gebürtige Kärntner ist ja dafür bekannt, den Werken seinen eigenen Stempel aufzudrücken; so wie auch bei der „Carmen“ in der Berliner Staatsoper unter den Linden.

Bei dieser Wiener „Tosca“ geht es noch viel weiter. Hier gibt es keinen Schließer und keinen Mesner und auch keine Kinder; weder den Kinderchor noch den Hirtenknaben im dritten Akt – diese kurze Passage singt Cavaradossi selbst. Der Regisseur setzt die Handlung in einer Schneewüste an, wo es neben einem kargen Baum nur einen schäbigen Wohnwagen gibt. „Giacomo Puccini, Tosca, Martin Kušej Regie,
Theater an der Wien, 23. Januar 2022 “
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Blutiges Alpendrama im schönsten Verismo-Belcanto

Foto: Izabela Matula (Wally), La Wally © Herwig Prammer

Theater an der Wien, am 19. November 2021

Alfredo Catalani: La Wally
Dramma lirico in vier Akten

Mit: Izabel Matula, Leonardo Capalbo, Jacques Imbrailo, Alastair Miles etc.    Regie: Barbora Horáková Joly (BHJ)

Arnold Schoenberg Chor
Wiener Symphoniker
Andrés Orozco-Estrada, Dirigent

von Herbert Hiess

Was eine im vermeintlich existierenden ländlichen „Idyll“ angesiedelte Dorfgemeinschaft anrichten kann, konnte man in der letzten Produktion (B. Brittens „Peter Grimes“) im gleichen Haus erleben. Waren es bei Britten die Seeleute und die am Meer wohnenden Menschen, sind es in Catalanis Meisterwerk die „kreuzbraven“ Tiroler aus Sölden und dem Ötztal.

Und gerade die feschen Dirndln und die reschen „Buam“ (Anm.: alpenländische Bezeichnung für junge Männer) waren es, die letztlich die Wally (Kurzbezeichnung für Walpurga) mit Spott und Hohn ins Unglück getrieben haben. „Alfredo Catalani, La Wally, Dirigent: Andrés Orozco-Estrada, Wiener Symphoniker
Theater an der Wien, 19. November 2021“
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Ein Seefahrer auf Abwegen und eine Krönung der Finalsaison des Intendanten

Der Amerikaner Eric Cutler ist ein Heldentenor, wie man ihn sich nicht besser wünschen könnte. Mit einer bestechenden Dramatik, Gesangskultur und immer höhensicher mimte er grandios die gestörte Persönlichkeit des Peter Grimes.

Foto: Theater an der Wien© Rupert Steiner

Eric Cutler, Agneta Eichenholz, Andrew Foster-Williams, Hanna Schwarz, Rosalind Plowright, Erik Årman usw.

Regie: Christof Loy
Arnold Schoenberg Chor
ORF Radio-Symphonie-Orchester Wien
Dirigent: Thomas Guggeis

von Herbert Hiess

Der scheidende Intendant Roland Geyer lässt in seiner Finalsaison offenbar manche Höhepunkte seiner Ära „Revue passieren“ und so kam das Publikum noch in den Genuss einer der besten Produktionen seiner Karriere.

War schon im Dezember 2015 diese Aufführung mehr als bewegend, konnte man mit einer geänderten Besetzung hier noch ein Tüpfelchen draufsetzen. Damals waren mit Joseph Kaiser als Grimes und dem Dirigenten Cornelius Meister ganz hervorragende Persönlichkeiten am Programm. Jedoch aktuell hatte man mit Eric Cutler als gestrandetem Seefahrer und dem Dirigenten Thomas Guggeis noch sogenannte „Überflieger“ engagiert.

Der Amerikaner Eric Cutler ist ein Heldentenor, wie man ihn sich nicht besser wünschen könnte. Mit einer bestechenden Dramatik, Gesangskultur und immer höhensicher mimte er grandios die gestörte Persönlichkeit des Peter Grimes. Und nicht nur Grimes muss Brutalität gegen seinen Gehilfen John zeigen. Auch diese Partie ist mehr als brutal. Vom Schwierigkeitsgrad mindestens so herausfordernd wie Verdis „Otello“. Unvergessen die lange Soloszene im dritten Akt, wo er a cappella mit dem Chor im Hintergrund diese enorm schwierige Passage scheinbar „mit links“ bewältigte.

Auch die anderen Partien waren hervorragend besetzt. Besonders hier herausragend die Schwedin Agneta Eichenholz, die vor allem mit ihrer enorm schwierigen Arie im dritten Akt begeisterte. Und eine Erinnerung an frühere Opern-Zeiten lieferten Hanna Schwarz als anrüchige Wirtin „Auntie“ und die Britin Rosalind Plowright als schrullige und intrigante Witwe Mrs. Sedley.

Christof Loy zeigte dieses brutale Thema der pädophilen Homosexualität mit ungeschönter Schärfe. Die Bühne war immer leer bis auf das morsche Holzbett, das ganz vorne auf der Bühnenrampe stand. Gekonnt bewegte er die bigotte und doppelmoralische Dorfgemeinschaft auf der Bühne und führte dem Publikum schonungslos diese üblen Verhaltensweisen vor, die sich bis heute nicht geändert haben. Mobbing ist offenbar doch ein zeitloses Phänomen – es war nichts anderes, das Peter Grimes in den „Freitod“ trieb. Genial, mit welcher Einfachheit Loy die stärksten Effekte erzielte. Die Selbstmordszene und die offene Tür im Hintergrund auf der schwarzen Bühne mit strahlendem Licht als Weg zum Paradies erzeugt Gänsehaut. „Benjamin Britten, Peter Grimes, Theater an der Wien
25. Oktober 2021“
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Lortzings Waffenschmied: Ein Weltklassebass, ein teilweise hoffnungsvoller Nachwuchs und ein genialer Habjan

Foto: Theater an der Wien © Peter M. Mayr

Konzertante Aufführung am 21. Oktober 2021 im Theater an der Wien

Gustav Albert Lortzing: Der Waffenschmied

Günther Groissböck, Miriam Kutrowatz, Juliette Mars, Timothy Connor, Andrew Morstein, Ivan Zinoviev, Jan Petryka, Jörg Espenkott
Nikolaus Habjan & Charlotte
Arnold Schoenberg Chor
ORF Radio-Symphonie-Orchester Wien
Dirigent: Leo Hussain

von Herbert Hiess

Beim Hören von Lortzings Musik werden Jugenderinnerungen an die Wiener Volksoper wach; dort führte man in den 70ern noch fleißig diese „Deutschen Spielopern“ auf, die irgendwie leider in eine Art Dornröschenschlaf versunken sind.

Wenigstens im Theater an der Wien bemühte man sich, mit einer konzertanten Aufführung an die frühere Tradition zu erinnern.

Der Berliner Gustav Albert Lortzing war ein Zeitgenosse von Franz Schubert, Felix Mendelssohn usw.; er schrieb auch in der Tradition und Stil dieser Komponisten. Seine Musik ist genial instrumentiert; leider aber sehr oft „gefällig“ und „beiläufig“ und selten genial. Das mag natürlich auch einer der Gründe für das Verschwinden seiner Werke aus dem Repertoire der führenden Häuser sein.

Dabei haben doch viele seiner Werke irgendwelche „Hadern“ (Anm.: Wienerisch für einen Schlager) komponiert bekommen; sei es der Holzschuhtanz im „Zar und Zimmermann“ oder eben hier im „Waffenschmied“ „Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar“. Aber das macht allein halt dann doch kein Werk für die Ewigkeit aus.

Diese Aufführung im Theater an der Wien war dann recht speziell, zumal der Puppenspieler vom Dienst Nikolaus Habjan hier seinen Auftritt hatte. Großartig, wie er mit seiner Charlotte (Puppe) diese Aufführung moderierte. Mit Witz, Charme, Esprit führten sie auch mit ironischen Seitenhieben durch die teils banale Handlung. Wenn man bedenkt, was hier ein anderer „Moderator“, dessen Namen man hier geflissentlich verschweigen muss, angerichtet hätte, dann kann man froh sein, dass man den superben Herrn Habjan für diese Rolle gewann. Zumal er ja nicht nur Puppenspieler ist. Er hat im gleichen Haus schon mit einer großartigen Regie überzeugt („Salome“).

„Gustav Albert Lortzing, Der Waffenschmied, Theater an der Wien
21. Oktober 2021“
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