© Michael Pöhn, Wiener Staatsoper
Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 11. DEZEMBER 2023
Versammelte Klassikkritiken: Thielemann und Levit, „Elektra“, La Fenice, Linz (Bezahlartikel)
Was derzeit in der Klassikwelt hörens- und sehenswert ist.
Kurier.at
Wie viele Primadonnen braucht man für eine Premiere?
Am Tag des Hl. Ambrosius eröffnet seit Menschengedenken die Mailänder Scala ihre Saison. Notizen zu einem „Opernduell“, das keines war.
DiePesse.com
Berlin
Staatsoper Berlin: Joyce DiDonato kommt, singt und siegt
Ein Liederabend der Extraklasse war in der Staatsoper Unter den Linden zu erleben, wo Joyce DiDonato Debussy, A. Mahler, Granados und Heggie sang. Dabei konnte man sich für Debussy und Mahler durchaus mehr Artikulationsfinesse vorstellen. Doch bei Granados und Jake Heggies Camille-Claudel-Zyklus hatte DiDonatos Kunst hinreißende Ausstrahlung und Intensität.
konzertkritik.opernkritik.berlin.blog
Graz
Opernhaus Graz: Macbeth – unter keinem guten Stern
Die aktueller Grazer Neuproduktion von Verdis „Macbeth“ scheint unter keinem guten Stern zu stehen: In der Premiere hatte der Sänger der Titelrolle (Mikołaj Zalasiński) aus gesundheitlichen Gründen nach der Pause w.o. geben gemusst, sodass der Sänger des dann glücklicherweise schon ermorderten Banquo (Wilfried Zelinka), obwohl Bassist, mit dem Macbeth am Bühnenrand stehend fortgesetzt hatte; in der heutigen dritten Aufführung wurde als Ersatz der kroatische Bariton Grga Peroš am Bühnenrand platziert, während der Regieassistent Florian Kutej die Rolle darstellte.
forumconbrio.com
Bad Ischl
The Good and the Bad Ischl: Lokalaugenschein in der Kulturhauptstadt
Alt, verstaubt, stur: Wie Bad Ischl seinem Ruf eine zeitgemäße Nuance geben will, ohne Traditionen zu zerstören. Und warum das Spektakel nicht allen schmeckt.
Kurier.at.chronik
Berlin
Joyce DiDonato in Berlin: Ihr Stimme macht die Welt ein wenig besser
Die Star-Sopranistin Joyce DiDonato gibt an der Staatsoper ein berauschendes Konzert. Ihre Lieder handeln vom Bild der Frau, als erotische Projektion.
Tagesspiegel.de
CD-Rezension
Yuja Halleluja!
Ein Erweckungserlebnis: Yuja Wang und das Los Angeles Philharmonic unter Gustavo Dudamel spielen alle vier Klavierkonzerte und die Paganini-Rhapsodie von Rachmaninow auf zwei CDs ein.
Von Brian Cooper
Klassik-begeistert.de
Berlin
Brandenburgische Sommerkonzerte 2024: Auf Landpartie mit Rolando Villazón
In ihrer 33. Saison bringen die Brandenburgischen Sommerkonzerte wieder Musik ins Berliner Umland: stilistisch extrem vielseitig, mit Stars aber auch Nachwuchskünstlern.
Tagesspiegel.de
Berlin/Komische Oper
Der neue Chefdirigent tanzt sich schon mal ein
James Gaffigan eröffnet seine erste Saison als Generalmusikdirektor der Komischen Oper mit einer Revue über das Jahr 1923.
BerlinerMorgenpost
Meiningen
Ida, Olga und die Wärmepumpe – Die neue Meininger „Fledermaus“ begeistert
NeueMusikzeitung/nmz.de
Zürich
Ein barockes Durcheinander: Opernhaus Zürich, «Platée»
Reichlich turbulent geht’s zu, wenn sich eine hässliche Nymphe ausgerechnet in Jupiter verliebt… und dazu noch auf der Bühne
https://www.journal21.ch/artikel/ein-barockes-durcheinander
Mallorca
Ob in Bayreuth oder auf der Mallorca-Finca: Tenor Daniel Kirch will die Menschen berühren
mallorcamagazin.com
Links zu englischsprachigen Artikeln
Brno
Meet the Person Behind the Voice: Soprano Linda Ballová
https://operawire.com/meet-the-person-behind-the-voice-soprano-linda-ballova/
Dennis Russell Davies presents a masterful interpretation of Bruckner’s Sixth Symphony in Brno
seenandheard.international.com
Paris
An abridged Messiah was another terrific evening from Laurence Equilbey, her choir and orchestra
seenandheard.international.com
London
I Fagiolini, Hollingworth, St Martin-in-the-Fields review – it’s not the Messiah…
TheArtsdesk.com
Natalie Dessay/Philippe Cassard review – expressive soprano still hits the heights
TheGuardian.com.music
New York
Villazón’s dazzling Papageno lights up the Met’s holiday “Magic Flute”
NewYork.classical.review.com
Not with a bang
When the Staatskapelle Berlin announced a two-night engagement at Carnegie Hall performing all four Brahms symphonies, I immediately made a note in my calendar to attend.
https://parterre.com/2023/12/07/not-with-a-bang/
Poverty’s Poetry+ – Crypt, Church of the Intercession David Lang: The Little Match Girl Passion
https://www.concertonet.com/scripts/review.php?ID_review=16006
Chicago
COT sparks comic chaos with premiere of Shostakovich’s “The Nose”
chicagoclassicalreview 202312
San Francisco
Love potion no. 8 1/2
San Francisco Opera ended their fine 2023 Fall Season on a high (and fabulous) note with their lively rendition of Gaetano Donizetti’s evergreen L’elisir d’amore https://parterre.com/2023/12/06/love-potion-no-8-1-2/
Recordings
Classical CDs: Christmas 2023
Twelve of the year’s best seasonal recordings
https://www.theartsdesk.com/classical-music/classical-cds-christmas-2023
Feuilleton
Political force and psychological trouble: opera world premieres 2023–24
bachtrack.com.de
In italienischer Sprache
Neapel
Napoli, Prima al San Carlo: si alza il sipario sulla Turandot
Protagonisti la star americana Sondra Radvanovsky, Alexander Tsymbalyuk, Yusif Eyvazov e Rosa Feola
ilmattino.it.napoli
Ballett/Tanz
Hamburg
Wollte Cathy Marston mit ihrer Jane Eyre-Choreographie zeigen, dass männliche Tänzer beim Ballett mehr oder weniger überflüssig sind?
Leider bleiben auch die Pas de deux der beiden Protagonisten im Oberflächlichen haften. So hat Cathy Marston für den Schluss des Festes im Herrenhaus einen langen, von Eifersucht, Verzeihen, Liebe und Glück handelnden Pas de deux choreographiert, der aber nicht rein tänzerisch, sondern im Detail nur mimisch eingelöst wird. Gerade hier wird schmerzlich deutlich, was wir bald wegen der Emeritierung von John Neumeier vermissen werden: Pas de deux, bei denen die tiefen Gefühle der Beteiligten nur durch Tanzsprache ausgedrückt unmittelbar Zugang zu unseren Herzen finden.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de
Es ist Liebe – Madoka Sugai und Alexandr Trusch adeln Cathy Marstons Jane Eyre-Choreographie
Alexandr Trusch und Madoka Sugai lassen die von mir an den Pas de deux geübte Kritik vergessen. Bei diesem Paar passt einfach alles. Das Pantomimische verschmilzt mit der tänzerischen Darstellung. Und wenn Jane am Ende zu Rochester zurückkehrt, ist es ein von beiden Seiten tief empfundenes Glück, welches ihnen die Liebe gibt. Klingt kitschig, ist es aber nicht.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de
Sprechtheater
Maertens über neuen Burg-Chef: Bachmann geeignet für „Reset nach all dem Mist“
Nicholas Ofczarek und Michael Maertens sind ab 16. Dezember in „Dantons Tod“ zu sehen. Was hat Büchners Drama mit Gaza zu tun? Plus zwei „Jedermann“-Fragen https://www.derstandard.at/story/3000000198843/keine-angst-vor-gef252hltem-pathos
Michael Maertens zum „Jedermann“: „Ich bin nach wie vor stinksauer“
Der deutsche Burgschauspieler und Ex-„Jedermann“ im Interview über Til Schweiger, seinen Ärger über die Salzburger Festspiele und die Schwierigkeit, auf Knopfdruck zu weinen.
Kurier.at
Lars Eidingers neuer Fotoband „O Mensch“: Kontrollverlust am Gartenzaun
Der Schauspieler Lars Eidinger veröffentlicht seinen zweiten Fotoband. Er beweist darin erneut seine Freude an der Krummheit der Welt.
Tagesspiegel
Wien/Burgtheater
Was macht eigentlich eine Dramaturgin?
Anika Steinhoff und Christina Schlögl vom Burgtheater erstellen den Spielplan, sind die ersten Kritikerinnen und müssen auch psychologische Fähigkeiten mitbringen.
Kurier.at
Medien
ORF-Aus für Alfons Haider – er verliert Show
https://www.oe24.at/leute/orf-aus-fuer-alfons-haider-er-verliert-show/578297922
Politik
Liveticker ab 9.30 Uhr
Showdown vor Gericht: Thomas Schmid am Prüfstand
KronenZeitung.at
Der nächste Ölstaat: Klimagipfel 2024 findet in Aserbaidschan statt
Mehrere Quellen haben nun bestätigt, dass Aserbaidschan den UN-Klimagipfel im nächsten Jahr ausrichten wird.
Kurier.at
Geographie/Umwelt
Der größte Eisberg der Welt bewegt sich nach Norden
Der eisige Koloss A23a treibt zur Zeit mit hohem Tempo durch die Westantarktis. Träfe der Eisberg auf die Insel Südgeorgien, könnte das schwerwiegende Folgen haben – und die lokale Fauna bedrohen.
nationalgeographic.de
Wirtschaft
Österreich
Österreich rutscht ab. Industrie-Chef: „Stecken in handfester Rezession“
Es sei der stärkste realwirtschaftliche Rückgang seit 1951, sehe man von der Finanz- und der Corona-Krise ab, sagte Knill. Von einer „milden Rezession“ könne man keinesfalls mehr sprechen.
KronenZeitung.at
Der Absturz des Wunderwuzzis und die Rolle Österreichs
Die Insolvenz des Benko-Imperiums passt in das übliche Muster: Die Big Spender sind in der Regel mit der Wiener Politik verbandelt, und am Ende will niemand dabei gewesen sein.
SueddeutscheZeitung.de
Österreich
Durchwachsene Bilanz. Schnee-Chaos, Streiks – Weihnachtsumsätze gesunken
Die Bilanz im Handel für die ersten beiden Einkaufswochenenden im Advent fällt insgesamt durchmischt aus.
Heute.at
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Unter’m Strich
Ehrung in Stockholm: Austro-Physiker Krausz nahm Nobelpreis entgegen
Der ungarisch-österreichische Physiker Ferenc Krausz hat am Sonntag in Stockholm den Physik-Nobelpreis 2023 entgegengenommen. Ein Jahr nach dem Physik-Nobelpreis für den Wiener Quantenphysiker Anton Zeilinger erhielt damit wieder ein österreichischer Staatsbürger vom schwedischen König Carl XVI. Gustaf die Nobelpreis-Medaille und -Urkunde.
KronenZeitung.at
Bei Lotterien gemeldet: 240 Millionen Euro-Gewinner bittet um „Betreuung“
Überwiesen wird das Geld in vier Wochen. Fast zwei Tage lang dürfte der/die Spielteilnehmer(in) mit sich gehadert haben, ob er/sie mit dem plötzlichen Vermögen alleine umgehen kann. Denn erst am Sonntag ging ein Anruf bei den Österreichischen Lotterien ein, mit der Bitte um „Beratung“. „Der Gewinner hat sich gemeldet, er möchte vom Großgewinner-Betreuer kontaktiert werden“, so Sprecherin Gerlinde Wohlauf
INFOS DES TAGES (MONTAG, 11. DEZEMBER 2023)
INFOS DES TAGES (MONTAG, 11. DEZEMBER 2023)
Quelle: onlinemerker.com
Wiener Staatsoper: Erste Fotos der Serie „Elektra“
Ricarda Merbeth (Elektra). Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Camilla Nylund (Chrysothemis) Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Daria Kolisan (Die Vertraute), Michaela Schuster (Klytämnestra), Alma Neuhaus (Die Schleppträgerin). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Michaela Schuster (Klytämnestra)
Ricarda Merbeth (Elektra)
Camilla Nylund (Chrysothemis)
Günther Groissböck (Orest)
Daria Kolisan (Die Vertraute)
Alma Neuhaus (Die Schleppträgerin)
Günther Groissböck (Orest). Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Wien: KONZERTE IM ACHTEN. Frauenpreis und kommende Konzerte
Mit großer Freude teilen wir Ihnen mit, dass unsere künstlerische Leiterin Anna Volovitch den Publikumspreis beim Therese-Frauenpreis gewonnen hat! Sie hat über 1200 Ihrer Stimmen auf der Website „Der Achte“ erhalten und wir danken Ihnen herzlich für die Unterstützung!
Nach dem unvergesslichen Liederabend mit Annette Dasch freuen wir uns nun auf unser letztes Konzert im Jahr 2023 – einen wunderschönen Kammermusikabend mit Violine und Klavier:
KAMMERMUSIKABEND „Mozart, Debussy & Schumann“
RAFAEL DOS SANTOS, Violine
ANNA VOLOVITCH, Klavier
Mittwoch, 20. Dezember um 19:30 Uhr
& Donnerstag, 21. Dezember um 19:30 Uhr
Ort: Wiener Albert Hall (Albertgasse 35, 1080 Wien)
https://www.konzerteimachten.at/kammermusik-duo
Wir freuen uns sehr darauf, diese wunderbare Musik zu erleben und gemeinsam mit Ihnen das Jahr 2023 in der Josefstädter Albert Hall ausklingen zu lassen!
Herzliche Grüße,
Team Konzerte im Achten
http://www.konzerteimachten.at
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Stuttgarter Ballett JOHN CRANKO Tanzvisionär
284 Seiten, Henschel-Verlag 2023
Noch im Jahr seines 50. Todestages am 26.Juni hat das Stuttgarter Ballett in Würdigung seines Ruhm-Begründers einen Gesprächs- und Bildband heraus gegeben. Außer der ersten Biographie von John Percival 1985 waren erst in jüngster Zeit der sehr freie, teils fiktive Erzählband „Seelentanz“ von Thomas Aders und der vorläufig nur in englischer Sprache verfasste, sehr ausführliche und von vielen persönlichen Erinnerungen des Autors Ashley Killar getragene Band „The Man and his Choreography“ erschienen.
Nun also ein Blick auf seine Persönlichkeit aus der Sicht der am meisten mit ihm verbunden gewesenen Künstler und Weggefährten (den TänzerInnen und/oder ChoreographInnen Marcia Haydée, Birgit Keil, Ray Barra, Richard Cragun, Egon Madsen, Heinz Clauss, Vladimir Klos, John Neumeier, Jiří Kylián, Peter Wright, Reid Anderson und Jan Stripling; den Ausstattern Jürgen Rose und Dorothée Zippel, der Choreologin Georgette Tsinguirides, dem Förderer Fritz Höver, der Fotografin Gundel Kilian, dem Kritiker Clemens Crisp, dem kurzzeitigen Lebenspartner Dirk Ottenbacher und dem Erben Dieter Gräfe). In Interviews, die hauptsächlich die Tanzjournalistin Angela Reinhardt und ihre ehemaligen Resort-Kolleginnen Petra Olschowski und Julia Lutzeyer (ohne konkret dieses Buch-Projekt im Blick) seit 2006 aufgezeichnet und gesammelt hatten, ist Cranko in aller Offenheit in seinen Wesenszügen beschrieben. In diesen von Liebe und Dankbarkeit getragenen Gesprächen wird Cranko anhand von kurzen Situations-Schilderungen in seinen Wesenszügen wieder so lebendig, dass auch diejenigen, die ihn nicht mehr erlebt haben, meinen ihn ein Stück weit gekannt zu haben. Und selbst die mit seiner Biographie vertrauten Leser erfahren noch einige Dinge, die bislang nach außen hin verschlossen waren.
Zu seinem schon vielfach gerühmten Interesse am Menschen, deren Aufmerksamkeit er mit seinen mehrmals zitierten großen blauen Augen erregte und dadurch schnell Sympathien gewann, passt die Charakterisierung, dass er nicht auf den Tänzer, sondern auf den Menschen im Tänzer choreographiert hat. Deshalb war es ihm auch wichtig, in einer angegliederten Schule eigene Tänzer aufzubauen und zu Stars zu machen.
Desweiteren ist u.a. von der Erarbeitung seiner zahlreichen, das Ballett revolutionierenden Pas de deux als dramaturgischem Ereignis die Rede, von einem Magneten für Persönlichkeiten und von einer Bereicherung des Lebens seiner unmittelbaren Mitmenschen.
Aber auch von den Schattenseiten eines Künstlers, der einsam war und deshalb gemäß seiner Ansicht, dass ein solcher einsam sein muss, von seiner Primaballerina Birgit Keil verlangte, dass sie bei ihren Eltern auszieht. Er litt aber auch darunter, keine dauerhafte feste Partnerverbindung zu haben und konnte deshalb auch sehr eifersüchtig sein. Die Sehnsucht danach drückte sich auch in der gleich zweifachen Anschaffung unterschiedlichster Gegenstände aus. Trotz vieler großer Erfolge und nach außen getragener Selbstsicherheit zweifelte er ständig an sich selbst und fürchtete sich vor schlechten Kritiken.
Fünfzig Jahre nach seinem Tod erfahren wir auch, warum er nicht (was naheliegend erscheint) seine damals wieder in Südafrika lebende Mutter als Erbin der künstlerischen Rechte eingesetzt hatte und diese auf seinen vertrauten Ballettsekretär Dieter Graefe übertrug: er verfügte, dass keine seiner Choreographien in seinem Geburtsland gezeigt werden dürfen, weil er nach einem nie näher zu Sprache gekommenen gesellschaftlichen Vorfall nie wieder dorthin zurück kehren wollte.
Umrahmt sind die lebendigen Interviews von zwei sehr fundierten Beiträgen von Angela Reinhardt: am Beginn unter dem Stichwort Vermächtnis eine Schilderung der Auswirkungen Crankos auf die Ballettwelt, die Tänzer und das Publikum; am Ende eine Kurzbiographie mit wesentlichen Stationen des Universalkünstlers, der laut Marcia Haydée am Höhepunkt seiner Karriere starb und durch seinen viel zu frühen Tod noch berühmter wurde.
Ergänzt wird der lohnende Band nebst einem chronologischen Werk-Verzeichnis durch fast ausschließlich erstmals veröffentlichte Schwarzweiß-Aufnahmen (wenige verfügbare Motive in Farbe kamen von privater Seite), die Cranko hauptsächlich außerhalb der Bühne im Ballettsaal, bei Feiern oder auch im privaten Rahmen zeigen und uns die Singularität seines Wesens vor Augen führen.
Aufgrund seiner internationalen Reputation und seiner von Tänzern und Publikum gleichermaßen geliebten und geschätzten großen Werke ist auch eine Veröffentlichung in englischer Sprache dringend zu empfehlen, um einen ganz sicher vorhandenen größeren Markt zu erschließen zu können.
Udo Klebes
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ORF-„kulturMontag“: Bradley Coopers umstrittener „Maestro“, Behind-the-scenes der EU-Kulturpolitik, KI am Volkstheater
Danach: „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“ – am 11. Dezember ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 11. Dezember 2023 präsentiert eine breite Themenpalette: So befasst sich die Sendung u.a. mit dem für „Jewfacing“ kritisierten neuen Film „Maestro“ von Hollywood-Star Bradley Cooper über Leonard Bernstein, weiters wirft das Magazin anlässlich der Wahl zum EU-Parlament im nächsten Jahr einen Blick hinter die Kulissen der europäischen Kulturpolitik und bringt außerdem erste Eindrücke der neuen Volkstheater-Produktion „Die Inkommensurablen“, bei deren Umsetzung Künstliche Intelligenz verwendet wird. Anschließend steht Barbara Weissenbecks neue Dokumentation „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“ (23.15 Uhr) auf dem Programm.
Genialer Musiker und Bonvivant – Bradley Coopers kritisiertes Biopic über Leonard Bernstein
Er gilt als eines der größten Musikgenies des 20. Jahrhunderts, war ein Ausnahmedirigent, Pianist und genialer Komponist – u.a. des Welthits „West Side Story“; er liebte Marlboros, Ballantine’s Scotch – und seine chilenische Frau Felicia, mit der er drei Kinder hatte. Er liebte aber auch Männer wie seinen Studenten Tom Cothran, für den er die Familie verließ. Der psychisch labile Künstler – gleichzeitig ein barocker Bonvivant – erlebte Phasen von exzessiver Lebensgier, die sich mit Zeiten der Angst vor künstlerischem Versagen abwechselten. Sein mit Mitte 20 diagnostiziertes Lungenemphysem und den recht bald prognostizierten Tod überlebte er bis zum Alter von 72. Hollywood-Star Bradley Cooper zeichnet nun das außergewöhnliche Leben Bernsteins in seinem Biopic „Maestro“ nach. Der Film, bei dem Cooper nicht nur Regie und Drehbuch verantwortet, sondern auch gleich in die Hauptrolle schlüpfte, wurde bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt und löste heftige Kontroversen aus. Der Vorwurf lautete „Jewfacing“, denn Cooper stelle den legendären US-Musiker mit übertriebener Nase dar und bediene damit jüdische Stereotype. Cooper rechtfertigte sich mit der Begründung, Bernstein in diesem emotionalen Drama möglichst ähnlich sehen zu wollen. Der „kulturMontag“ trifft RSO-Wien-Chefin Marin Alsop, deren Mentor Leonard Bernstein war, und spricht mit ihr über den Film und den herausragenden Künstler.
In Vielfalt geeint? Die europäische Idee und Kulturpolitik
Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte des Friedens und des Wohlstands. Doch in den vergangenen Jahren scheinen die Herausforderungen die Staatengemeinschaft zu überfordern. Nur noch 26 Prozent der EU-Bürger:innen und 19 Prozent der Menschen in Österreich sind davon überzeugt, dass die Dinge in die richtige Richtung laufen. Von der Schuldenkrise bis zur Migrationsfrage ringt Europa im globalen Wettbewerb um eine geopolitisch starke Stimme. Nächsten Juni wählen die 27 Mitgliedsstaaten der EU wieder ihre Abgeordneten zum Europäischen Parlament. Deren Volksvertreter:innen haben weitreichende Befugnisse, etwa die Mitwirkung an der Gesetzgebung in der EU oder demokratische Kontrollrechte in Bezug auf EU-Institutionen. Was die Kultur betrifft haben die Repräsentantinnen und Repräsentanten beim EU-Kulturminister:innenrat einen europäischen Fairness-Prozess zur Verbesserung der sozialen Bedingungen von Künstler:innen angeregt. Hintergrund der Debatte sind die jüngsten Empfehlungen einer EU-Expertengruppe, die einen EU-Rahmen für Arbeitsbedingungen im Kulturbereich, Fair Pay als Kriterium in nationalen sowie EU-Kulturförderprogrammen und die Stärkung der europäischen Zusammenarbeit einfordern. Doch wie funktioniert die Kulturpolitik der EU eigentlich, welche Aufgaben verfolgt sie, was wird gefördert und welche Maßnahmen werden getroffen? Der „kulturMontag“ mit einer Bestandsaufnahme.
Vorhang auf für die KI – „Die Inkommensurablen“ im Volkstheater
Digitalisierung und künstliche Intelligenz werden zunehmend auch in der Theaterwelt eingesetzt. Vor allem in der Bühnentechnik eröffnen sich mit den neuen Errungenschaften nie dagewesene Möglichkeiten. Diese zeigt das Wiener Volkstheater mit ihrer aktuellen Produktion: Das deutsche Künstlerkollektiv rund um Nils Voges, Bruder des amtierenden Volkstheater-Direktors, hat sich den mehrfach preisgekrönten Roman „Die Inkommensurablen“ der österreichischen Autorin Raphaela Edelbauer vorgenommen. Die Geschichte, die in Wien am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt, wurde für die Bühne adaptiert und dabei die Künstliche Intelligenz eingebunden. „Live Animation Cinema“ nennen das Kollektiv ihr Genre-Format, eine Mischung aus klassischem Theater, Hörspiel, Performance und Video. Es ist eine optisch opulente Zeitreise, die das Publikum durch Prachtpalais sowie queere Unterweltlokale führt und die Stimmung im Wien der zerfallenden Habsburger-Monarchie spürbar macht. Der „kulturMontag“ bietet erste Einblicke in das ungewöhnliche Projekt und hat mit dem Künstlerkollektiv sputnic sowie Hauptdarstellerin Gerti Drassl gesprochen.
Neue Dokumentation „Vienna in Hollywood – Pioniere der Filmmusik“ (23.15 Uhr)
Österreich ist weltweit als Musikland bekannt. Dabei denken die meisten an die weltberühmten Klänge von Mozart, Beethoven, Strauss und anderer berühmter Klassik-Komponisten. Kaum jemand verbindet damit aber Filmmusik. Dabei mischt auch in diesem Genre Österreich auf Weltklasse-Niveau mit. Der oft betonte Unterschied zwischen so genannter E- und U-Musik für die großen Lichtspieltempel der Zeit – er hält so nicht. Österreichs Pioniere der Filmmusik erhielten eine klassische Ausbildung und schufen symphonische Werke, bevor sie nach Hollywood aufbrachen und dort Ruhm erlangten.
Barbara Weissenbeck spannt in ihrem Film den Bogen von den Anfängen der musikalischen Begleitung von Stummfilmen über die 1933 komponierte Filmmusik zu „King Kong“ durch den Österreicher Max Steiner bis hin zur Krise der Filmmusik-Industrie in den 1990er Jahren. Steiner, als „Vater der Filmmusik“ bezeichnet, brach 1929 nach Hollywood auf, komponierte an die 200 Soundtracks, wurde für 24 Oscars nominiert und gewann drei davon. Aber auch andere Giganten des Genres kommen zu Ehren, die wegen ihrer jüdischen Herkunft ins Exil gehen mussten: Erich Wolfgang Korngold, Hanns Eisler, Schüler von Arnold Schönberg oder Erich Zeisl.
Barbara Weissenbeck schildert in ihrer Doku auch, wie Filmmusik zu einem „kriegswichtigen“ Instrument wurde, dies- wie jenseits des Atlantiks. So entstand mit der Wien Film und der Synchronhalle 1938 das drittgrößte Filmstudio in Nazi-Deutschland, in der sämtliche Propagandafilme des NS-Regimes musikalisch vertont wurden. Die damals geschaffene Synchron-Bühne ist heute, Jahrzehnte später, eines der meistgebuchten Studios für die Produktion zeitgenössischer Hollywood-Musik.