DIE MONTAG-PRESSE – 7. OKTOBER 2024

Camilla Nylund © Johannes Fischer

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DIE MONTAG-PRESSE – 7. OKTOBER 2024

Berlin/Staatsoper
Musikalischer Zauber geht auch ohne künstlerischen Kraftakt: Camilla Nylunds Liedkunst verzaubert die Lindenoper
Erst am Vortag testete auch das Publikum die akustischen Grenzen der Lindenoper, als das ganze Haus nach Anna Netrebkos Abigaille-Arie in beispiellose Bravos regelrecht explodierte. Künstlerisch stand der heutige Liederabend von Camilla Nylund Frau Netrebkos Leistung um nichts nach, nur das Publikum reagierte unverdienterweise deutlich gelassener. Naja, in der Oper geht eben doch viel um den weltlautesten Fanclub.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

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„Nabucco“ in der Lindenoper beglückt musikalisch und bleibt dennoch merkwürdig kühl

Ivan Magrì (Ismaele), Mika Kares (Zaccaria), Marina Prudenskaya (Fenena), Luca Salsi (Nabucco), Ensemble und Chor © Bernd Uhlig

Es ist vieles ganz ausgezeichnet bei diesem ersten in der Staatsoper unter den Linden auf Italienisch gesungenen Nabucco: Schön anzusehen und schön anzuhören. Geradezu ein Designerstück. Doch zu Herzen geht das, was auf der Bühne passiert, nur deswegen, weil die Oper über den bluttriefenden Zwist zwischen den Assyrern und den Israeliten so furchtbar in unsere Zeit passt. Besonders, wenn man sie am 6. Oktober hört. Am Vorabend des Jahrestages.

Giuseppe Verdi, Nabucco
Libretto von Temistocle Solera

Staatsoper unter den Linden, Berlin, 6. Oktober 2024
Zweite Aufführung nach der Premiere am 2. Oktober 2024

Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Bertrand de Billy
Staatsopernchor

Nabucco – Luca Salsi
Ismaele – Ivan Magrì
Abigaille – Anna Netrebko
Fenena – Marina Prudenskaya
Zaccaria – Mika Kares
Anna – Sonja Herranen
Abdallo – Andrés Moreno García
Hohepriester des Baal – Manuel Winckhler


von Sandra Grohmann

Deshalb gibt es auch viel zum Nachdenken an diesem Abend und deshalb ist es auch gut, dass die Komplexität der Gattung „Oper“ sich in einer gewissen Komplexität der Bühnensymbolik spiegelt. Das sprichwörtliche Schwarz/Weiß in den Kostümen lässt sich hier keineswegs eindeutig zuordnen, und die klassische Schwarz-Weiß-Rot-Trias wird ein wenig aufgebrochen, unter anderem dadurch, dass Anna Netrebko auch mal in Petrol erscheint (Kostüme: Vanessa Sannino).

Warum das Bühnenbild von Carmine Maringola aber in gefälliger Holz- und Blumenoptik erscheint und die Personenregie (Regie: Emma Dante) sich auf die tanzende Komparserie beschränkt, das will mir nicht einleuchten. Das ist zu sehr Design und zu wenig Theater.

„Giuseppe Verdi, Nabucco, Libretto von Temistocle Solera
Staatsoper unter den Linden, Berlin, 6. Oktober 2024“
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Verdi-Requiem in Paris: Unter Riccardo Mutis Stab beben die Wände

Foto © Philharmonie de Paris

Es gibt wohl keinen Zweiten, der mit Verdis Requiem derart identifiziert wird, es vergleichbar bewegend von der Bedeutsamkeit des Textes erfasst, an die Nieren gehen lässt. Es ist Riccardo Mutis absolutes Paradestück. Unzählige Male hat er es mit den verschiedensten Spitzenorchestern dirigiert, und jedes Mal vollbringt er das Kunststück es entstehen zu lassen, als dirigiere er es zum ersten Mal. Wie auch nun mit dem Orchestre National de France in Paris.

Giuseppe Verdi: Messa da requiem

Iwona Sobotka, Sopran
Marie-Nicole Lemieux, Mezzosopran
Giovanni Sala, Tenor
Maharram Huseynov, Bass

Orchestre National de France
Choeur de Radio France (Einstudierung: Alessandro Di Stefano)

Riccardo Muti, Musikalische Leitung

Philharmonie de Paris, 4. Oktober 2024

von Kirsten Liese

Wie stets bei Muti wühlen die dramatischen Momente stark auf. Die dicht aufeinander folgenden Fortissimo-Schläge mit der stark präsenten Pauke im Dies irae, von Muti mit geballter Faust angetrieben, gleichen einer Explosion. Ungemein packend ist das zu erleben, genial, was der Dirigent aus dem Orchester herausholt, dem er in den Proben, in die ich hineinhören durfte, noch so Einiges mitzuteilen hatte. „Giuseppe Verdi, Messa da requiem, Riccardo Muti, Musikalische Leitung
Philharmonie de Paris, 4. Oktober 2024“
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 „Die tote Stadt“ mutiert in ein äußerst lebendiges wie zerrissenes Haus

Foto Archiv 2021, Tote Stadt, K. F. Vogt, C. Pohl © W. Hoesl

Korngolds Meisterstück „Die tote Stadt“ wurde in München in einem Haus spielend überzeugend und mit modernen Ansätzen inszeniert, musikalisch passt das Paar Miknevičiūtė/Vogt als Marietta/Paul und trägt zum opulenten und doch auch subtilen Sound Korngolds bei.

Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957)
„Die tote Stadt“

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.
Libretto vom Paul Schott

Uraufführung 1920 in Hamburg und Köln

Bayerische Staatsoper Münchner, Nationaltheater, 4. Oktober 2024

von Dr. Bianca M. Gerlich

An der Bayerischen Staatsoper wurde  am 1. Oktober 2024 „Die tote Stadt“ wieder aufgenommen in einer Inszenierung von Simon Stone aus dem Jahr 2019.

Insgesamt viermal steht dieses Stück mit der ungeheuren Klangfülle auf dem Programm. Unglaublich, dass ein junger Mann, Anfang 20, so ein Werk schreiben und komponieren konnte. Hinter dem Librettisten Paul Schott verbirgt sich kein anderer als der Vater Julius Korngold, der das Textbuch zusammen mit seinem Sohn erstellt hat. Das war in Wien und Sigmund Freud hat sicherlich einen gewissen Einfluss auf die Korngolds gehabt. Dennoch ist es ein gar düsteres Thema, das uns 2,5 Stunden in den Bann ziehen wird. „Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957), „Die tote Stadt“
klassik-begeistert.de, 6. Oktober 2024“
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Sir Simon reißt die Münchner mit: Ein furioses Konzert im Herkulessaal überrascht gleich mehrfach

Labèque-Schwestern © Astrid Ackermann

Manuel de Falla, „El sombrero de tres picos“

Igor Strawinsky, „Ebony Concerto“

Osvaldo Golijov, „Nazareno“

Leonard Bernstein, „Prelude, Fugue and Riffs“

Simon Rattle, Dirigent
Katia und Marielle Labèque, Klavier
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Münchner Residenz, Herkulessaal, 3. Oktober 2024


von Dr. Andreas Ströbl

Wie oft erlebt man so etwas schon bei einem Konzert im Münchner Herkulessaal mit einem Programm aus der klassischen Moderne? Rhythmisch wippende Köpfe, Knie und Füße, die sich im raschen Takt auf und ab bewegen, und das sowohl bei den Mitwirkenden auf der Bühne als auch im Publikum!

Erleben konnte man das am 3. Oktober 2024 mit Simon Rattle und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und einer überraschenden Mischung, was einerseits die Auswahl der Stücke, andererseits die Instrumentierung und in einem Falle die Interpretation eines Genres betraf – oder hatte man zuvor daran gedacht, bei einer Passionsmusik mit feurigen Rhythmen am liebsten mittanzen zu wollen? „Sir Simon Rattle & Katia und Marielle Labèque
München, Herkulessaal, 3. Oktober 2024“
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Musikalischer Zauber geht auch ohne künstlerischen Kraftakt: Camilla Nylunds Liedkunst verzaubert die Lindenoper 

Camilla Nylund © Natasha Orrell

Auch als Lied-Interpretin verzaubert die Richard-Strauss-Königin Camilla Nylund die Berliner Lindenoper. Dieser Liederabend stand der am Vortag fegenden Nabucco-Premiere musikalisch um nichts nach! 

Camilla Nylund, Sopran
Helmut Deutsch, Klavier

Lieder von Erich Wolfgang Korngold, Alexander Zemlinsky, Armas Järnefelt, Alban Berg, Gustav Mahler und Richard Strauss

Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Oktober 2024

von Johannes Karl Fischer  

Erst am Vortag testete auch das Publikum die akustischen Grenzen der Lindenoper, als das ganze Haus nach Anna Netrebkos Abigaille-Arie in beispiellose Bravos regelrecht explodierte. Künstlerisch stand der Liederabend am Tag der deutschen Einheit von Camilla Nylund Frau Netrebkos Leistung um nichts nach, nur das Publikum reagierte unverdienterweise deutlich gelassener. Naja, in der Oper geht eben doch viel um den weltlautesten Fanclub. „Liederabend Camilla Nylund, Sopran Helmut Deutsch, Klavier
Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 3. Oktober 2024“
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Staatsoper Stuttgart: Die Sancta Performance verfängt sich nicht in mir

Foto © Matthias Baus

Die Performance ist am Ende frech und lässt das Publikum vor dem Applaus singend aufstehen. Standing Ovations also? Es gibt viele, die begeistert sind. Für mich klappt die Verbindung zwischen Kurzoper und Performance nicht. Ich verspüre die mir am Ende aufgedrängte positive Energie der Befreiung, des „be it“, in keiner Faser meines Körpers zu keinem Zeitpunkt der Performance.

SANCTA

Opernperformance von Florentina Holzinger mit Paul Hindemiths Oper Sancta Susanna (Libretto: August Stramm), geistlichen Werken und Neukompositionen in deutscher, lateinischer und englischer Sprache

Uraufführung am 30. Mai 2024 Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin

Staatsoper Stuttgart, 05. Oktober 2024 PREMIERE

von Frank Heublein

In der Staatsoper Stuttgart wird an diesem Abend Sancta erstmals aufgeführt. Uraufgeführt wurde die Opern-Performance am 30. Mai 2024 in Schwerin gegeben. Was das für ein Abend ist?

Einer der mich an die Grenzen des Zusehens bringt, mich an die Grenzen des Ertragens bringt. Dazu passt das Ende des Abends für mich absolut nicht. Was passiert am Ende? Die Performerinnen und Chorsängerinnen – es stehen ausschließlich Frauen auf der Bühne – fordern das Publikum auf – ich fühle mich persönlich genötigt – den Refrain des Songs „Don’t dream it“ (…be it) des Musicals The Rocky Horror Picture Show mitzusingen. Was für mich nicht passt, wenn das heißt, dass ich folgendes „sein soll“ (be it): lass Dir in einer Live Performance zweimal den Haltestift einer kleinen Bergsteiger-Öse (oder einem vergleichbaren Element aus einem Sexshop) mit zwei Millimeter Durchmesser durch das Fleisch unterhalb der Schultern stechen – und das passiert hier live bei zwei Personen, eine davon ist Regisseurin und Performerin Florentina Holzinger selbst. „Sancta, Opernperformance von und mit Florentina Holzinger
Staatsoper Stuttgart, 05. Oktober 2024 PREMIERE“
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Auf den Punkt 25: Calixto Bieito zahlt die chemische Reinigung

In der Staatsoper Hamburg sitze ich gerne im Parkett, Reihe 1. Man kann dort gut in den Orchestergraben gucken, was zuweilen sehr interessant ist. Da gäbe es einiges zu berichten, aber soweit ich weiß, habe ich hier bei klassik-begeistert nur freundliche Beobachtungen geteilt.

Carl Orff (1895 – 1982) / Trionfi

Chor der Hamburgischen Staatsoper
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Kent Nagano / Musikalische Leitung

Calixto Bieito / Inszenierung

Staatsoper Hamburg, 5. Oktober 2024

von Jörn Schmidt

Gestern hätte man aber denken können, man hätte mir etwas heimzahlen wollen. Auch wenn das nicht mehr  zum guten Ton gehört, wenn ich in die Oper gehe, binde ich mir eine Krawatte um. Das Hemd ist frisch gebügelt und ein Jackett ist Pflicht. Gerne auch mal ein dunkler Anzug. Ich finde, das erfordert der Respekt vor den Musikern. Aber der Reihe nach:

In ihrer letzten Saison haben Kent Nagano und Georges Delnon als erste Premiere Trionfi von Carl Orff angesetzt, die Inszenierung stammt von Calixto Bieito. Also nicht nur Carmina Burana, sondern das komplette Triptychon inklusive Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite. Catulli Carmina und Trionfo di Afrodite gab es vor der Pause, danach Carmina Burana mit den oft gehörten, aber immer noch mächtigen O Fortuna-Chören. „Auf den Punkt 25: Calixto Bieito zahlt die chemische Reinigung
klassik-begeistert.de, 6. Oktober 2024“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 6. OKTOBER 2024

Meistersinger © Bettina Stöß

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DIE SONNTAG-PRESSE – 6. OKTOBER 2024

Bonn
Die Oper Bonn feiert die deutschen Meister am Tag der Deutschen Einheit
Das Theater Bonn eröffnet seine Opernsaison mit der Oper “Die Meistersinger von Nürnberg” von Richard Wagner. Dabei nutzt der Regisseur Aron Stiehl die Gelegenheit der Premiere am “Tag der Deutschen Einheit”, um an die vielen deutschen Meister aller Richtungen zu erinnern. Musikalisch gelingt unter der Leitung von Dirk Kaftan ein großer Abend, wobei der Sixtus Beckmesser von Joachim Goltz alle anderen Sänger überragt. An diesem 3. Oktober ist dies vielleicht (ungewollt) ein besonderes Zeichen, da das beckmesserische Nörgeln und Kritisieren an jedem und allem momentan in Deutschland die Überhand zu ergreifen scheint.
Von Jean-Nico Schambourg
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Wer hatte mehr Humor, Verdi oder Wagner? Rossini natürlich… klassik-begeistert im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3

Foto: Giampaolo Bisanti © Laila Pozzo

Demnächst dirigiert der Italiener Giampaolo Bisanti Tristan und Isolde, erst sein zweiter Wagner. Angelegentlich wagen wir den großen Verdi-Wagner-Vergleich.

Jörn Schmidt im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3 

klassik-begeistert: Wagner haben Sie mit dem Holländer begonnen, dann war einige Zeit  Wagner-Pause. Jetzt ein großer Sprung, im Januar 2025 leiten Sie Tristan und Isolde. An Ihrer Opéra Royal de Wallonie. Sieht so aus, als ob Tristan ein Herzenswunsch war?

Giampaolo  Bisanti: Ja. Ich glaube, Tristan und Isolde ist der Traum eines jeden Dirigenten.

klassik-begeistert: Werden Sie also bald Wagnerianer?

Giampaolo  Bisanti: Ich war noch nie ein Fan von solchen Etiketten oder Schubladen, vor allem nicht in der Welt der Musik. Wie Sie bereits erwähnt haben. nähere ich mich Wagners Musik zum zweiten Mal in meinem Leben. Und zwar mit großer Demut und immenser Freude. Wobei diese Freude auch daher rührt, dass ich es liebe, verschiedene Musikstile zu erkunden. Nachdem ich über 70 Opern aus dem italienischen Repertoire dirigiert und mich kürzlich in das französische und tschechische Repertoire vertieft habe,  werde ich mich bald den russischen Komponisten nähern. Dort hat es auch eine außergewöhnliche Menge großartiger Partituren… Jetzt aber erst mal deutsches Repertoire, Wagner ist ein Komponist mit einer ganz anderen und persönlichen Sprache – schwierig, komplex, faszinierend und ganz anders als alles, was ich bislang dirigiert habe. Mit einem Wort: Fantastisch! „Interview: klassik-begeistert im Gespräch mit Giampaolo Bisanti, Teil 3 
6. Oktober 2024“
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