Fehlt eigentlich nur noch das Fragezeichen – „Tristan und Isolde“ in Bayreuth 2024

Das Fragezeichen im Bayreuther „Tristan“ von 2024 schwebt beständig im Raum, weil sich die Inszenierung mit der mal sparsamen, mal überopulenten Ausstattung ikonologisch und semantisch nicht wirklich erschließt. Gerade im ersten Aufzug fehlt eine echte Personenregie, was sich in den meisten anderen Szenen der Produktion fortsetzt, und das ganze von diesem Aspekt her langweilig macht.

Foto: Tristan, Bayreuther Festspiele 2024 © Enrico Nawrath

Richard Wagner
Tristan und Isolde (II)
Handlung in drei Aufzügen
Libretto vom Komponisten

Semyon Bychkov, Dirigent

Andreas Schager, Tenor
Camilla Nylund, Sopran
Günther Groissböck, Bass
Ólafur Sigurdarson, Bariton
Birger Radde, Bariton
Christa Mayer, Alt/Mezzosopran

Festspielorchester und -chor Bayreuth

Thorleifur Örn Arnarsson, Inszenierung

Bayreuther Festspiele, 3. August 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Zählt man bei der Schilderung des Bühnenbildes im neuen Bayreuther „Tristan“ von Vylautas Narbutas in der Inszenierung von Thorleifur Örn Arnarsson einen Teil der Gegenstände auf, die den maroden Schiffsrumpf wie einen schlecht sortierten Trödelladen im zweiten Aufzug füllen, dann hört man mitunter: „Fehlt eigentlich nur noch das Fragezeichen!“

Die Jüngeren werden es nicht mehr kennen, aber Rudi Carrells Unterhaltungsshow „Am laufenden Band“ aus den 70ern endete mit einem Laufband voller Gegenstände, das der Gewinner der Spiel- und Rateshow von einem Korbsessel aus betrachtete – an was er sich erinnerte, durfte er mitnehmen. Ein weißer Würfel mit schwarzem Fragezeichen durfte keinesfalls ausgelassen werden, denn hier winkte ein besonders origineller Preis. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 3. August 2024“
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Das Europäische Jugendorchester kämpft gegen kleine Hindernisse

EUYO Grafenegg 2024 © Michael Giefing

Grafenegg gibt schon seit Jahren dem exzellenten European Youth Orchestra eine musikalische und physische Heimat, wo sich die exzellenten jungen Musiker mit prominenten Dirigenten und Solisten auf interessante Konzertprogramme vorbereiten können. Auch 2024 kann das Grafenegger Publikum von interessanten Konzerten profitieren; hier einmal unter Iván Fischer.

Anna Clyne: „Masquerade“ für Orchester (2013)

Ernst von Dohnány: „Variationen über ein Kinderlied“ für Klavier und Orchester in C-Du

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1  in D-Dur

Isata Kanneh-Mason, Klavier
European Union Youth Orchestra (EUYO)

Iván Fischer, Dirigent

Wolkenturm, Grafenegg, 3. August 2024

von Herbert Hiess

Die britische und aktuell in USA lebende Komponistin Anna Clyne komponierte dieses Musikstück 2013 und wurde eigentlich – so liest man – von den Promenadenkonzerten in London im 18. Jahrhundert inspiriert. Deswegen wurde das interessante Werk auch in London bei den Proms uraufgeführt.

Frau Clyne wollte in diesem einsätzigen, fünfminütigen Werk die Synthese zwischen Musik und Tanz darstellen, was ihr exzellent gelingt. Sehr dicht instrumentiert und in tonalem Stil gehalten erzeugte das Werk pure Freude beim Grafenegger Publikum. Hier spielte das Orchester hochkonzentriert und folgte Maestro Iván Fischer auf jede Fingerbewegung. Wirklich beeindruckend. „Isata Kanneh-Mason, Klavier, European Union Youth Orchestra (EUYO) Iván Fischer, Dirigent
Wolkenturm, Grafenegg, 3. August 2024 “
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Klein beleuchtet kurz 42: In Gars trinkt man einen Liebestrank, der die Herzen höher schlagen lässt

(Dernière Donizettis Liebestrank; Clemens Unterreiner und Ensemble; Foto Patrik Klein)

Das Opernfestival im Herzen des österreichischen Kamptals lässt in der Burgruine in Gars italienische Lebenslust und Leichtigkeit in sprühenden Funken glühen

von Patrik Klein

Liebe, Leidenschaft, Humor und eine Extraportion Italo-Charme ergaben eine atemberaubende Mischung in der morbiden Burgkulisse in Gars im Waldviertel mit Donizettis Gassenhauer „Der Liebestrank“.

Der neue Intendant und Bariton Clemens Unterreiner, der am Eingangsportal viele der Besucher mit Handschlag und kleinem Talk begrüßte, bewies mit dieser neuen Produktion ein erstklassiges Gespür für publikumswirksame und anspruchsvolle Musiktheaterunterhaltung.

„Klein beleuchtet kurz 42: In Gars trinkt man einen Liebestrank, der die Herzen höher schlagen lässt
klassik-begeistert.de, 4. August 2024“
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DIE SONNTAG-PRESSE – 4. AUGUST 2024

Der Idiot, Salzburger Festspiele 2024 © Bernd Uhlig

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SONNTAG-PRESSE – 4. AUGUST 2024

Salzburg/Festspiele
Ein großer Wurf: Weinbergs Musik reißt mich mit und bewegt mich tief
Ausnahmslos exzellente sängerische Leistungen, angeführt von Bogdan Volkov als Myschkin und Aušrinė Stundytė als Nastassja. Grandios unterstützt von alerten Wiener Philharmonikern unter der souveränen Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla. Intelligent und lebendig in Szene gesetzt von Krzysztof Warlikowski.
Von Frank Heublein
Klassik-begeistert.de

Salzburg
Der machtlose Heilige: Weinbergs Dostojewski-Oper „Der Idiot“ in Salzburg
NeueMusikzeitung/nmz.de.

Der Fürst friert – Mieczysław Weinberg: Der Idiot
die-deutsche-buehne.de

Weinbergs „Idiot“ als russisches Beziehungsdrama
DerStandard.at/story

Dieser „Idiot“ hält ganz Salzburg in Atem (Bezahlartikel)
Bogdan Volkov brilliert als Schmerzensmann in Mieczysław Weinbergs Oper nach Dostojewski. Auch für Regie und Dirigat setzte es in Salzburg Jubelstürme.
DiePresse.com

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Ein großer Wurf: Weinbergs Musik reißt mich mit und bewegt mich tief

Der Idiot, Salzburger Festspiele 2024 © Bernd Uhlig

Ausnahmslos exzellente sängerische Leistungen, angeführt von Bogdan Volkov als Myschkin und Aušrinė Stundytė als Nastassja. Grandios unterstützt von alerten Wiener Philharmonikern unter der souveränen Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla. Intelligent und lebendig in Szene gesetzt von Krzysztof Warlikowski.

Der Idiot

Komposition von Mieczysław Weinberg
Libretto von Alexander Medwedew nach dem Roman von Fjodor Dostojewski

Musikalische Leitung Mirga Gražinytė-Tyla

Herren der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker

Regie Krzysztof Warlikowski

Felsenreitschule, Salzburg, 2. August 2024

von Frank Heublein

In der Felsenreitschule in Salzburg wird an diesem Abend die Premiere von Mieczysław Weinbergs Der Idiot gegeben. Die in 1986/87 entstandene Oper wurde 2013 uraufgeführt.

Der Idiot, Salzburger Festspiele 2024 © Bernd Uhlig

Was für eine Leistung! Tenor Bogdan Volkov gibt den Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, den Titel gebenden Menschenversteher, den Idioten. Denn er will den Gefühlen der Anderen gerecht werden, die schweren trüben mildern, wie den überbordenden Schmerz Nastassjas. „Mieczysław Weinberg, Der Idiot
Felsenreitschule, Salzburg, 02. August 2024“
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„Mein Erbe nun nehm’ ich zu eigen“ – „Götterdämmerung“ in Bayreuth 2024

Götterdämmerung, Bayreuther Festspiele 2024 © Enrico Nawrath

Richard Wagner
Die Götterdämmerung

Simone Young, Dirigentin

Klaus Florian Vogt, Tenor
Michael Kupfer-Radecky, Bariton
Ólafur Sigurdarson, Bariton
Mika Kares, Bass
Catherine Foster, Sopran
Gabriela Scherer, Sopran
Christa Mayer, Alt/Mezzosopran

Festspielorchester und -chor Bayreuth

Valentin Schwarz, Inszenierung

Bayreuter Festspiele, 2. August 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Kinder sind das Kapital der Gesellschaft. Das ergab eine Umfrage der SOS-Kinderdorf-Stiftung vom 12. April 2011; knapp 90 Prozent der Deutschen standen und stehen hinter dieser Formulierung. Sicher ist damit gemeint, dass Kinder unsere Zukunft sind und wir alles tun müssen, um ihnen ein Leben mit ausreichender Bildung, gesunder Ernährung und allem anderen, was sie benötigen, zu versorgen, um den Fortbestand unserer Gesellschaft zu sichern. „Kinder als Humankapital und gesellschaftliche Ressource – Die Elementarpädagogik als Adressat gesellschaftspolitischer Forderungen“ lautet folgerichtig der Titel einer Fachpublikation. „Richard Wagner, Die Götterdämmerung
Bayreuter Festspiele, 2. August 2024“
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Ende und Neubeginn: Mit der "Götterdämmerung" endet der erste Ringzyklus 2024 mit einer hoffnungsvollen Botschaft

Catherine Foster (Brünnhilde), Michael Kupfer-Radecky (Gunther), Chor der Bayreuther © Enrico Nawrath

Analog zum Beginn des Rheingolds sieht man wieder ein Zwillingspärchen im Mutterleib. Diesmal zart lächelnd und sich umarmend. Ein tröstlicher Blick in die Zukunft. Wir sind es, die mit unseren Kindern die Zukunft gestalten. Diese Möglichkeit sollten wir nutzen. Wie es nicht sein sollte und was passiert, wenn wir Kinder für unseren Willen und unser Streben instrumentalisieren, zeigt Valentin Schwarz mit seiner insgesamt packenden Inszenierung sehr deutlich.

Lautstarker Jubel für die Sängerinnen, Sänger und die Dirigentin. Das von Bravorufen durchbrochene Buhkonzert wirkt, bei so einer stringent durchgearbeiteten und durchdachten Inszenierung, befremdlich. Dieser Ring läuft seit drei Jahren, da kann man sich vorher informieren, ob man das sehen möchte oder nicht. Keiner wird gezwungen, sich Karten für Bayreuth zu besorgen.

Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag: Götterdämmerung

Musikalische Leitung:   Simone Young

Regie:  Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüm: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Lichtwiederaufnahme: Nicol Hungsberg nach Reinhard Traub
Video: Luis August Krawen

Orchester der Bayreuther Festspiele

Bayreuther Festspiele, 2. August 2024

von Axel Wuttke

Mit Abschluss der Götterdämmerung bestätigt es sich, Simone Young ist eine meisterhafte, mitreißende Interpretation des Rings gelungen. Das Festspielorchester spielt auch hier auf höchstem Niveau. Mitreißender und berührender kann man sich die Musik kaum vorstellen. „Der Ring des Nibelungen, Dritter Tag: Götterdämmerung
Bayreuther Festspiele, 2. August 2024“
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Starke Frauen geben auf dem Hügel den Ton an – „Der fliegende Holländer“ in Bayreuth 2024

Der Holländer, Bayreuth 2024 © Enrico Nawrath

Richard Wagner, Der fliegende Holländer

Oksana Lyniv, Dirigentin

Georg Zeppenfeld, Bass
Elisabeth Teige, Sopran
Michael Volle, Bass
Eric Cutler, Tenor
Nadine Weissmann, Mezzosopran
Matthew Newlin, Tenor

Festspielorchester und -chor Bayreuth
Dmitri Tcherniakov, Inszenierung

Bayreuther Festspiele, 2. August 2024

von Dr. Andreas Ströbl

Frauenpower im „Tempel“ auf und unterhalb der Bühne des Festspielhauses! Bayreuth 2024 mit drei Dirigentinnen bietet endlich die nötige Portion Gegengift zur Testosteron-Überdosis der vergangenen Jahrhunderte. Zu der am 1. August 2024 von Oksana Lyniv meisterhaft dirigierten Aufführung von Wagners „Der fliegende Holländer“ kamen noch zwei in der Inszenierung von Dmitri Tcherniakov besonders starke Frauenfiguren, jenseits von (wenn auch im Falle Sentas freiwilliger) Opfer- und Muttchenrolle. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer
Bayreuther Festspiele, 2. August 2024“
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DIE SAMSTAG-PRESSE – 3. AUGUST 2024

Der Idiot 2024 © SF-Bernd-Uhlig

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SAMSTAG-PRESSE – 3. AUGUST 2024

Salzburger Festspiele
„Der Idiot“: Verlorene Seelen, großes Drama
Kritik. Triumph in Salzburg: „Der Idiot“ des polnischen Komponisten Mieszysław Weinberg imponiert als brillant inszeniertes Gefühlschaos leidender Menschen. „Nastassya. 25 Jahre. Sie verlässt ihn. Er tötet sie.“ So bündig könnte wie Regisseur Krzysztof Warlikowski es zu Beginn auf die Wand projizieren lässt, könnte man „Der Idiot“ natürlich zusammenfassen. Zu sehen und hören bekommt man bei Warlikowski freilich die episch erzählte Geschichte von vier Menschen, die sich gleich in zwei Liebesdreiecken verfangen. Es ist ein Gefühlschaos aus verzehrender Leidenschaft, verfehltem Edelmut, Entsagung und Hass, in dem sich der Epileptiker Fürst Myschkin, sein impulsiver Freund Rogoschin, die unstete Schönheit Nastassja und die völlig überforderte Aglaja aufreiben.
KleineZeitung.at

Nachtkritik „Der Idiot“: Ein Empath verzweifelt an der Gefühlskälte
Musiktheater des späten 20. Jahrhunderts als Publikumserfolg: Den Salzburger Festspielen gelingt dieses Kunststück. Die Premiere der Neuproduktion von Mieczysław Weinbergs Oper „Der Idiot“ wurde am Freitag bejubelt.
SalzburgerNachrichten.at

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Und ich – ich sitze da und verstehe meine Bayreuthwelt nicht mehr

Der Holländer, Bayreuth 2024 © Enrico Nawrath

Ach, wenn ich doch nur auch so viel Freude gehabt hätte an der Aufführung des Fliegenden Holländer. Das Publikum tobt, trampelt und brüllt vor Begeisterung am Ende der über zweistündigen Aufführung.

Richard Wagner
Der fliegende Holländer

Musikalische Leitung – Oksana Lyniv

Daland – Georg Zeppenfeld
Senta – Elisabeth Teige
Erik – Eric Cutler
Mary – Nadine Weissmann
Der Steuermann – Matthew Newlin
Der Holländer – Michael Volle

Bayreuther Festspielorchester
Chorleiter   Eberhard Friedrich

Bayreuther Festspiele, 1. August 2024

von Iris Röckrath

Ach, wenn ich doch nur auch so viel Freude gehabt hätte an der Aufführung des Fliegenden Holländer. Das Publikum tobt, trampelt und brüllt vor Begeisterung am Ende der über zweistündigen Aufführung.

Der Zauber hat mich nicht erfasst. Dabei habe ich mich so gefreut auf die Traumbesetzung des heutigen Abends und dennoch haben sich meine Wünsche und Vorstellungen nicht erfüllt. „Richard Wagner, Der fliegende Holländer
Bayreuther Festspiele, 1. August 2024“
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