Ein Bratschist wandert über das Podium für ein Klangerlebnis, das bewegt

Daniel Harding © Stephan Rabold

Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023

Jörg Widmann
Konzert für Viola und Orchester

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 5 B-Dur

Webern Symphonie Orchester
Antoine Tamestit, Viola
Daniel Harding, Dirigent

von Dr. Rudolf Frühwirth

Ungewohnte, faszinierende Klänge waren im ersten Teil des Konzert des Webern Symphonie Orchesters zu hören. Das Orchester setzt sich aus Studierenden der Wiener Universität für Musik und Darstellende Kunst zusammen. Es ist nicht zu überhören, dass die Mitglieder hohes technisches Niveau und auch schon Orchestererfahrung mitbringen. Für das Konzert für Viola und Bratsche von Jörg Widmann sind sie von Daniel Harding glänzend vorbereitet worden. „Jörg Widmann Konzert für Viola und Orchester, Anton Bruckner Symphonie Nr. 5 B-Dur
Musikverein Wien, Großer Saal, 14. Juni 2023“
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Diese Rachmaninov-Edition ist eine gelungene, umfassende Werkschau des Komponisten

CD-Rezension

Rachmaninov
The Complete Works

32 CDs

DECCA 478 6765

von Peter Sommeregger

Der 150. Geburtstag des Klaviervirtuosen und Komponisten Sergey Rachmaninov im April 2023 bot den Anlass für diese umfassende Präsentation seines Gesamtwerkes auf eindrucksvollen 32 CDs. Das Label DECCA hat dafür auch viele seiner bereits aus dem Katalog gestrichenen Einspielungen noch einmal aufgelegt, und das ist auch gut so.

Nicht wenige der hier versammelten Interpreten sind bereits verstorben, das Auswahlprinzip scheint hier die Qualität, nicht die Aktualität der Interpretation gewesen zu sein. Was fasziniert, ist die Reichhaltigkeit von Rachmaninovs Werk – ihn auf den Komponisten von Klaviermusik zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht. Zu seinen Lebzeiten war der exilierte Russe als Klaviervirtuose international gefeiert, naturgemäß lag also auch der Schwerpunkt seiner Kompositionen auf Klavierwerken. Sie schließen aber auch Symphonien, Lieder und sogar Opern ein. „CD-Rezension: Rachmaninov, The Complete Works, 32 CDs
Klassikwelt-begeistert.de, 21. Juni 2023“
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Diese Aufführung befriedigt die Sehnsucht nicht

Foto: Nikola Márová als Blanche DuBois in John Neumeiers Ballett Endstation Sehnsucht (Foto: RW)

Das Thema der leicht hysterischen, Liebe und Schutz suchenden und immer an die falschen Männer geratenden Frau erscheint heute etwas aus der Zeit gefallen. Die rechte Empathie, wie sie Laura in Neumeiers Glasmenagerie gewinnt, will sich für Blanche DuBois nicht einstellen, vielleicht kurzzeitig etwas Mitleid.

 

Staatsoper Hamburg, 20. Juni 2023


Endstation Sehnsucht
Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams

Gastspiel des Tschechischen Nationalballetts 

Choreographie, Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme  und Lichtkonzept: John Neumeier

Musik: Sergej Prokofjew („Visions fugitives“, opus 22), Alfred Schnittke (Erste Sinfonie)

Pianist: Martin Levicky, und Musik vom Tonträger

von Dr. Ralf Wegner

Es gibt ein Problem mit anderen Tanztruppen. Neumeiers Kreationen sind so auf die Fähigkeiten seiner Hamburger Tänzerinnen und Tänzer ausgerichtet, dass sich bei Aufführungen anderer Ensembles stets die Frage stellt, ob eine vermisste darstellerisch-tänzerische Intensität an Neumeiers psychologisch ausgefeilter und anspruchsvoller Choreographie liegt oder von den generell anders geschulten Ensembles einfach nicht zu leisten ist. „Endstation Sehnsucht, Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams, Gastspiel des Tschechischen Nationalballett
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Auch am zweiten Spieltag beweist sich: Es sind vor allem die Älteren, die stören!

Elim Chan © https://www.elimchan.nl

Kölner Philharmonie, 19. Juni 2023

Gürzenich-Orchester Köln
Elim Chan, Dirigentin

Jacques Offenbach – Ouvertüre aus: Orphée aux enfers/Orpheus in der Unterwelt (1858)

Igor Strawinsky – L’Oiseau de feu/Der Feuervogel (1909-10), zweite Konzertsuite für Orchester von 1919

Sergej Rachmaninow – Sinfonische Tänze für Orchester, op. 45 (1940)


von Daniel Janz

Wagen wir einmal das Experiment des vergleichenden Hörens!
Dankenswerter Weise hatte sich das Gürzenich-Orchester Köln darauf eingelassen, dasselbe Abokonzert von zwei klassik-begeistert-Rezensenten begutachten zu lassen. Ein Entgegenkommen, zu dem sich unverständlicherweise andere Orchester in der Domstadt nicht bereit zeigen. Gestern durfte bereits der geschätzte Kollege Dr. Brian Cooper seine Eindrücke vom Konzert am Sonntag mitteilen. Heute folgt nun die Rezension vom Montagskonzert mit demselben Programm, in der Hoffnung die Frage zu beantworten, ob innerhalb von so kurzer Zeit bei gleichbleibendem Programm merkbare Unterschiede feststellbar sind. Das alles auch noch vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderung, dass das ursprüngliche Programm wegen einem Krankheitsfall umgestellt werden musste. Wollen wir es also wagen! „Gürzenich-Orchester Köln, Elim Chan, Dirigentin, Offenbach, Strawinsky und Rachmaninow
21. Juni 2023“
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Der erste Faust der Operngeschichte war für eine Frau komponiert

Photo:  Jean-Nico Schambourg, vlnr: Karina Gauvin, Karine Deshayes, Christophe Rousset, Ante Jerkunica

Die Oper “Fausto” der französischen Komponistin und Poetin Louise Bertin wurde 1831 am Théâtre-Italien in Paris uraufgeführt. Einen ersten Entwurf hatte Bertin schon 1826 fertiggestellt. Es handelt sich somit um die erste lyrische Vertonung von Goethes Faust, da die Werke von Berlioz, Gounod, Schumann und Boito alle erst später zur Aufführung kamen.  Nach nur drei Aufführungen verschwand das Werk allerdings aus dem Programm. Das Théâtre des Champs-Elysées in Paris hat, in Zusammenarbeit mit dem Palazzetto Bru Zane Paris, die Oper jetzt wieder zu neuem Leben erweckt. Ein überragendes Gesangensemble, angeführt von Karine Deshayes in der Titelrolle, brilliert unter der musikalischen Leitung von Christophe Rousset.

 

Konzertante Aufführung
Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 20. Juni 2023

Louise-Angélique Bertin (1805-1877)
FAUSTO
Opera semi-seria in vier Akten

(Libretto von der Komponistin selbst verfasst, ins Italienische übersetzt von Luigi Balocchi)

Musikalische Leitung      Christophe Rousset

Fausto                           Karine Deshayes
Margherita                  Karina Gauvin
Mefisto                          Ante Jerkunica
Valentino                     Nico Darmanin
Catarina                        Marie Gautrot

Les Talens Lyriques

Vlaams Radiokoor


von Jean-Nico Schambourg

Louise Bertin stammte aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater, ein einflussreicher Zeitungsdirektor, unterstützte ihre musikalische Karriere vollends, genauso wie ihre Mutter, die selbst Pianistin war. Sie erhielt ihre musikalische Ausbildung bei François-Joseph Fétis, einem belgischen Komponisten, Kritiker und Musikologen, sowie bei dem bekannten französischen Komponisten und Musiklehrer Antoine Reicha.

Sie komponierte insgesamt vier Opern: “Guy Mannering” (1825), “Le Loup-Garou” (1827), “Fausto” (1831), sowie “Esmeralda” (1836), ihre bekannteste Oper.

„Louise-Angélique Bertin (1805-1877), FAUSTO, Opera semi-seria in vier Akten
Konzertante Aufführung, Paris, Théâtre des Champs-Elysées, 20. Juni 2023“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 21. Juni 2023

Gabriele Schnaut, Bayerische Staatsoper © Anne Kirchbach

Für Sie in den Zeitungen gefunden:
DIE MITTWOCH-PRESSE – 21. Juni 2023

Sopranistin Gabriele Schnaut gestorben. Hochdramatisch, aber keine Diva
Vom Alt über den Mezzosopran bis zum hochdramatischen Sopran hat sich Gabriele Schnaut emporgesungen. Über ein Vierteljahrhundert schaffte sie es, sich in diesem Stimmfach auf allen großen Bühnen der Welt zu behaupten: Isolde in Hamburg, Elektra in Paris, Brünnhilde in New York, Turandot in Salzburg, Kundry in München, Ortrud in Bayreuth – alles Partien, die eine große Stimme und eine großartige Sängerdarstellerin erfordern. Jetzt ist Gabriele Schnaut im Alter von 72 Jahren gestorben. Das hat ihre Agentur Hilbert Artists Management dem Bayerischen Rundfunk am 20. Juni bestätigt.
BR-Klassik.de

Bekannte Opernsängerin Gabriele Schnaut gestorben
Glänzte mit Wagner, Strauss und als Turandot auch in Wien.
Kurier.at

Todesfall: Gabriele Schnaut gestorben
Die deutsche Sopranistin glänzte in Hauptrollen Richard Wagners und sang auch Musik des 20. Jahrhunderts.
WienerZeitung.at

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Sommereggers Klassikwelt 190: James Levine, dem abservierten Pultstar zum 80er

James Levine – conductor. Falstaff. Metropolitan Opera House. Dec. 20, 2013

Kaum ein Dirigent des 20.Jahrhunderts war für die ehrwürdige Metropolitan Opera in New York derart prägend, wie der vor zwei Jahren verstorbene James Levine. Über 45 Jahre fungierte er als Chefdirigent des Hauses, die von ihm geleiteten über 2000 Aufführungen von 75 verschiedenen Werken sind Ausdruck der künstlerischen Vielfalt, die Levine in sein Amt einbrachte.

 

von Peter Sommeregger

Zur Zeit seines Amtsantrittes war James Levine noch keine dreißig Jahre alt, hatte sich aber bereits als Assistent von George Szell beim Cleveland Symphony Orchestra und als Pianist und Klavierbegleiter einen Namen gemacht. Neben seiner Tätigkeit an der Met gastierte Levine regelmäßig bei so gut wie sämtlichen Symphonieorchestern der Welt. Mit den Wiener Philharmonikern verband ihn eine langjährige Zusammenarbeit bei den Salzburger Festspielen, bei denen er zwischen 1975 und 1993 sowohl als Opern- als auch als Konzertdirigent erfolgreich war. „Sommereggers Klassikwelt 190: James Levine, dem abservierten Pultstar zum 80er
klassik-begeistert.de, 21. Juni 2023“
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Cavallis „Il Xerse“: Das „Ombra mai fu“ gibt es auch hier

Insgesamt eine interessante Begegnung mit einem Werk, das man gerne öfter auf der Bühne sehen würde.

Blu-ray-Rezension:

Francesco Cavalli
Il Xerse

Orchestra Barocca Modo Antiquo
Federico Maria Sardelli

Dynamic 57983

von Peter Sommeregger

 Wenn vom Perserkönig Xerxes die Rede ist, denkt jeder Musikliebhaber sofort an Händel, dessen Oper „Xerxes“ und dabei speziell an dessen Arie „Ombra mai fu“, auch bekannt als Largo. Dessen Popularität ist ungebrochen, die Zahl der Bearbeitungen und teilweise geschmacklosen Arrangements nicht mehr überschaubar. „Blu-ray-Rezension: Francesco Cavalli, Il Xerse
klassik-begeistert.de, 20. Juni 2023“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 20. Juni 2023 

Ricarda Merbeth als Brünnhilde, © Staatsoper / Pöhn


Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 20. Juni 2023

Wien/Staatsoper
„Götterdämmerung in neuer Besetzung“
Götterdämmerung bei frühsommerlichem Prachtwetter: An der Staatsoper ging der erste „Ring“-Durchgang zu Ende. Nahezu alle maßgeblichen Partien waren neu besetzt, was der Aufführung zusätzliche Würze verlieh.
http://www.operinwien.at/werkverz/wagner/agoetter13.htm

Ein Klangereignis
„Götterdämmerung“: Jubelstürme für Franz Welser-Möst und das Staatsopernorchester.
WienerZeitung.at

Berlin/Konzerthaus
Stehende Ovationen beim Abschiedskonzert von Christoph Eschenbach
Christoph Eschenbach verabschiedet sich mit Schuberts „Unvollendeter“ und Mozarts „Requiem“ als Chefdirigent des Konzerthausorchesters.
Berliner Morgenpost

Christoph Eschenbachs Abschied: Am Anfang war das Hören
Flackernde Inbrunst, stete Aufmerksamkeit: Christoph Eschenbach verabschiedet sich als Chef des Berliner Konzerthausorchesters mit furchtlosem Blick auf den Tod.
FrankfurterAllgemeine.net

Konzerthaus Berlin Saison-Finale und Abschied von Christoph Eschenbach
rbb-online.de.themen

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Christian Thielemann zeigt Teodor Currentzis, wo der Hammer hängt

Foto: Gustav Mahler, 1909

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 in d-moll

Konzert am 11. Juni 2023 im Wiener Konzerthaus:

Wiebke Lehmkuhl, Alt
Wiener Sängerknaben, Damen der Wiener Singakademie

Utopia
Dirigent: Teodor Currentzis


Konzert am 18. Juni 2023 im Musikverein Wien:

Christa Mayer, Alt

Wiener Sängerknaben, Damen des Singvereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wein

Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Christian Thielemann

von Herbert Hiess

Eigentlich kann einem Rezensenten nichts Besseres passieren, dass so eine Jahrhundertkonstellation eintritt, wo ein relativ selten gespielter Koloss wie Gustav Mahlers Symphonie Nr. 3 in d-moll im Abstand von genau einer Woche in 2 denkwürdigen Aufführungen präsentiert wird.

Und es zeigt auch, wie breit das Interpretationsspektrum ist, dass ein Werk stilistisch recht unterschiedlich zu hören ist und trotzdem solche tiefgehenden Eindrücke hinterlässt. „Gustav Mahler, Symphonie Nr. 3 in d-moll, Currentzis versus Thielemann
Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien“
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