Diesmal hält auch Wotans Sessel bis zum Ende durch: Walküre in Bayreuth

Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Festspielhaus Bayreuth, Bayreuther Festspiele, 11. August 2022

Die Walküre
Musik und Libretto von Richard Wagner

Diesmal brach der Sessel nicht zusammen, Tomasz Konieczny konnte die ganze Walküre zu Ende singen. Die Inszenierung ist auch beim zweiten Mal nicht weniger sehenswert als beim ersten. Und Lise Davidsen und Klaus Florian Vogt als Wälsung-Zwillings-Paar sind einfach nicht zu toppen.

von Peter Walter

An dem neuen Bayreuther Traumpaar Lise Davidsen und Klaus Florian Vogt – wie ich schon zur Premiere geschrieben hatte – kommt im Moment einfach niemand vorbei. Kein Aufzug hat das Publikum so fest an die unbequemen Holzstühle gefesselt wie dieser! Die strahlende Sieglinde ist eine Sonne des Gesangs, magische Gefühle löst sie in einem aus, wenn ihre Stimmlippen zu schwingen beginnen. Vogt sang beim zweiten Mal sogar noch etwas besser als vor 11 Tagen, konnte mit einer fast schon lyrischen Melodik im zweiten Aufzug wahrhaftig verzaubern. „Grüßt mich in Walhall froh eine Frau?“, eine Jahrhundert-Sternstunde der Musik!

Lise Davidsen (Sieglinde), Klaus Florian Vogt (Siegmund). Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele

Georg Zeppenfeld sang seine sechste Vorstellung, zum sechsten Mal makellos. Die Fricka von Christa Meyer hatte einen gewohnt selbstbewussten, souveränen Auftritt. Sie ist es, die Wotans Willen steuert, er steht eigentlich auf Siegmunds Seite, muss sich aber seiner Frau zu Füßen werfen. Ihr stimmstarker, runder Mezzo-Sopran fordert selbst einen routinierten Wotan ordentlich heraus.  „Richard Wagner, Die Walküre
Bayreuther Festspiele, 11. August 2022“
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Káťas innere Zerissenheit raubt mir die Sinne

Corinne Winters (Káťa). Foto: Monika Rittershaus/Salzburger Festspiele

Felsenreitschule, Salzburg, 11. August 2022

Leoš Janáček    Káťa Kabanová

Oper in drei Akten (1921)

Libretto von Leoš Janáček nach dem Schauspiel Das Gewitter (1859) von Alexander Nikolajewitsch Ostrowski in der tschechischen Übersetzung von Vincenc Červinka

von Frank Heublein

In der Felsenreitschule in Salzburg wird heute Káťa Kabanová von Leoš Janáček aufgeführt. Verdienter aufbrandender Schlussapplaus für Sopran Corinne Winters in der titelgebenden Hauptrolle. Sie singt wahrhaftig und inbrünstig die innere Zerrissenheit, die Religiosität, die treue zugeneigte Ehefrau Tichons, aber auch die Boris liebende seitenspringende Frau.

Corinne Winters Sopran hat eine warme Note. In den liebenden leisen Szenen im ersten und zweiten Akt schmeichelt ihre Stimme. Zugleich kann sie ansatzlos umschalten und ich höre eine dramatische energetische Stimme, wenn sie der innere Zweifel, die sündige Versuchung peinigt. Im dritten Akt höre ich dann von ihr eine endgültig zerrissen verzweifelte Stimme. Sie stößt alle durch ihr Geständnis des Seitensprungs mit Boris von sich weg. Erleichterung bringt es ihr nicht. Als Boris in einem ersehnten Zusammentreffen berichtet, von seinem Onkel auf Geschäftsreise nach Sibirien geschickt zu werden, springt sie in die Wolga und nimmt sich das Leben. „Leoš Janáček,  Káťa Kabanová
Felsenreitschule, Salzburg, 11. August 2022“
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Zwei Top-Chöre singen an diesem Freitag und Samstag "Im Paradies" – HH und HL: Sichern Sie sich Karten!

St. Michaelis, Hamburg, 12. August 2022, 19.30 Uhr
Dom zu Lübeck, 13. August 2022, 19.30 Uhr

Symphonischer Chor Hamburg,
Flensburger Bach-Chor
Prof. Matthias Janz, Dirigent

Foto: 6. April 2019: Matthias Janz dirigiert Johann Sebastian Bachs Johannespassion in der Laeiszhalle Hamburg mit dem Symphonischen Chor Hamburg und dem Flensburger Bach-Chor

von Andreas Schmidt

Zu einem der sicher schönsten Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2022 laden zwei der traditionsreichsten und größten Chöre Norddeutschlands ein: Der Symphonische Chor Hamburg und der Flensburger Bach-Chor. Beide werden seit den 1980er-Jahren von dem „Vollblutmusiker“ Professor Matthias Janz geleitet. Motto: Im Paradies.

Hamburg, Freitag, 12. August, 19.30 Uhr.
Lübeck, Samstag, 13. August, 19.30 Uhr.

Matthias Janz ist, das ist einzigartig, Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und des dänischen Danebrogordens.

„Dieses hochromantische Konzert ist von der Zusammenstellung sowie von den Klang- und Chorfarben her ein richtiger Leckerbissen, der immer wieder berührt und unter die Haut geht“, sagt Matthias Janz.

EMPFEHLUNG VON klassik-begeistert.de: Sichern Sie sich Karten. Das Team des größten deutschsprachigen Klassik-Blogs garantiert Ihnen ein einmaliges und unvergessliches Konzerterlebnis. Sie werden sich wie „in paradiso“ fühlen.

klassik-begeistert.de, 10. August 2022.

Im Paradies

„Schleswig-Holstein Musik Festival, Symphonischer Chor Hamburg, Flensburger Bach-Chor, Matthias Janz, In paradiso
St. Michaelis, 12. August 2022“
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Wenig Neues

Foto: © Maxim Schulz

Elbphilharmonie, 10. August 2022

Elbphilharmonie Sommer
Jazz in der Elbphilharmonie

Kenny Barron Quartet:

Kenny Barron piano
Peter Washington bass
Justin Faulkner drums
Jesse Davis saxophone

von Nikolai Röckrath

Magisch, diese Momente vor dem Konzert. Erwartungsvoll steht der glänzende Flügel im Raum, daneben der Bass in yogischer Tiefenentspannung, im „Savasana“. Alles ist bereit für den großen Moment, den Moment, in dem die Saiten in Schwingung versetzt werden und sich das gedämpfte Murmeln im Raum und die darauffolgende sehnsüchtige Stille in Klang verwandeln.

Auftritt der Musiker. Träge, beiläufig betreten sie den nahezu ausverkauften Saal der Elbphilharmonie, finden ihre jeweiligen Instrumente und – noch bevor überhaupt ein Ansatz von Stille den Raum verhüllt – beginnen sie das Murmeln, Husten und Rascheln mit Bill Evans‘ „Like Someone in Love“ zu umspielen. Verweben es mit subtilen, zarten sechzehntel Läufen, sind direkt mittendrin, ganz so als wäre das Publikum soeben ins zweite Set geplatzt. Wenig Raum bleibt da für Zauber.

Gedankensprung. Eine Frage, die mich das Konzert über nicht loslässt aber elementar ist, um darauffolgende Ausführungen einzuordnen: Muss Musik „Neues“ schaffen? Und weiter: Muss mit Kenny Barron ein fast 80-jähriger Pianist in einem seiner etlichen Konzerte womöglich am Ende seiner pianistischen Laufbahn „Neues“ schaffen? Oder Peter Washington, der in seiner langen Wirkenszeit bereits über 450 Titel eingespielt hat und damit womöglich der gefragteste Bassist unserer Zeit ist?

Wenn es die Beiden nicht tun, muss dann zumindest ein Funke „Neues“ von dem nur 31-jährigen Schlagzeuger Justin Faulkner überspringen, etwas Unerwartetes, etwas, das hinhorchen lässt? Etwas, was einen an die Kante des Stuhls rücken lässt, angeregt fragend, wohin die Reise geht und was um Steigerung, spannungsvolle Zerrissenheit und deren Auflösung fleht.
Kurzum, Musik, die bewegt.

Zumindest die übergeordnete Frage beantworte ich für mich mit: Ja. Wer dies nicht tut, möge diesen Eintrag getrost zur Seite legen, möge die einwandfrei vorgetragenen, technisch makellosen und wundervoll klingenden Jazzstandards an diesem Abend genussvoll nachwirken lassen. Denn daran gibt es keine Zweifel: alle hier anwesenden Musiker stehen fraglos mit größter Berechtigung seit Jahren an der Weltspitze und haben in der Jazzwelt dank großer, innovativer Einspielungen bereits ihren eigenen Fußabdruck hinterlassen.

Handwerklich spielen die vier Musiker jeder für sich einwandfrei, spicken ihr Spiel mit schönen melodischen Linien, perlenden Läufen und konstanten, ungehetzten Tempi. Faulkner darf dabei in schnelleren Stücken voranschreiten, wird jedoch stets durch den unaufgeregten Peter Washington auf Linie gehalten, Jesse Davis kreiert besonders in den Balladen wärmste Klänge und schnörkellose Melodielinien auf seinem Saxophon.

Innovative Ideen werden jedoch bei so viel trockener Abgeklärtheit im Keime erstickt. Pflichtbewusst, wenig ambitioniert, ja geradezu eingestaubt wirkt das. Wenig Platz bleibt für die gemeinsame Exploration und das Suchen nach Antworten. Fast schon karikativ, wie Faulkner alle seine explosiven Kräfte zu bündeln scheint vor seinen phlegmatischen Kollegen und sie in seinen Soli immer wieder ansatzweise entflammen. Lichtblick dabei der Auftakt zu Thelonious Monks‘ „Well You Needn’t“, bei dem Barron und Faulkner im Duo einsteigen. Es entsteht kurzzeitig der Eindruck, da säßen sich Lehrer und Schüler gegenüber, wobei der Lehrer diesmal durchaus gewillt ist, seinem engagierten Schüler Gehör zu schenken und dessen Ideen fortzuspinnen. Diese Lebendigkeit und das gegenseitige Eingeständnis zu Fehlern sind an diesem Abend jedoch Mangelware.

Wer vor knapp vier Monaten besagten Justin Faulkner in der Laeiszhalle an der Seite von alten Jazzgrößen wie Branford Marsalis und Joey Calderazzo gehört, gesehen und erlebt hat weiß mit Sicherheit: selbst ein über 30 Jahre hinweg bestehendes Quartett kann sich ständig neu erfinden und sich an einem Abend in absolute Ekstase spielen. Was es dazu braucht: Das absolute Eingeständnis von Experimentierfreude, Lust auf das Neue, das Bedürfnis, mit der Musik etwas auszudrücken, etwas, das unmittelbar von Innen kommt.

Dieses Wagnis geht der heutige Abend nicht ein. Er strebt nach Perfektion und stürzt dadurch ins Klischeehafte. Auch der unerschöpfliche und unübertroffene Ideenreichtum von Kenny Barrons Spiel sowie dessen schlichte Eleganz in den großartigen Alben wie „Live at Bradley’s“, „What if?“ oder „Landscape“ bleiben am heutigen Abend ein uneingelöstes Versprechen.

Nach Blue Mitchells‘ „Fungji Mama“, dem siebten und letzten Stück vor der Blueszugabe treten die Musiker schließlich ganz physisch in Interaktion, etwas ungelenk wirkt die Verbeugung vor den sich genügsam zeigenden, applaudierenden und sich langsam leerenden Rängen.

Kenny Barron merkte gleich zu Beginn über die seit den 80ern nicht mehr besuchte Hansestadt an: „It changed a lot“. Vielleicht ist zu viel Wandel auch gar nicht unbedingt wünschenswert. Zumindest hier und heute bleibt alles beim Alten. Und damals war ja auch nicht alles schlechter, mögen sich einige denken.

Nikolai Röckrath, 12. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Branford Marsalis Quartet, »The Secret Between the Shadow and the Soul«, Laeiszhalle,  4. April 2022

SWR Symphonieorchester, Antoine Tamestit, Viola, Teodor Currentzis, Elbphilharmonie, 2. April 2022

Branford Marsalis Quartet, Elbphilharmonie Hamburg, 9. März 2019

„Tosca“ fasziniert in der Römerarena Martigny mit großen Stimmen

Martigny – ein kleines Städtchen im Schweizer Kanton Wallis, umgeben von einem Kranz hoher Berge und Reben, die steile Abhänge emporklettern und exzellenten Weißwein gedeihen lassen und die Überreste eines römischen Amphitheaters: Nicht unbedingt ein Ort, an dem wir eine musikalisch exzellente und szenisch perfekte Aufführung einer der ganz großen Opern Puccinis erwarten würden. Aber doch war es so: Geschickt hat die Lausanner Regisseurin und Musikerin Véronique Chevillard den romantischen Rahmen des römischen Amphitheaters von Martigny zum Einsatz gebracht, um eine klassisch-perfekte, detailreiche und doch originelle Inszenierung der „Tosca“ zu produzieren – und das war besser als manches, was wir an prätentiösen Inszenierungen in großen Opernhäusern gesehen haben. Das Sedunum String Orchestra unter der Stabführung von Sébastien Bagnoud begeisterte mit den gewaltigen Tonfolgen beim Auftritt des Polizeichefs Scarpia ebenso wie die Stimmen der Protagonistinnen und Protagonisten.

Römische Arena Martigny, Wallis, 10. August 2022

Giacomo Puccini, Tosca

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Es war ein fantastischer Abend: Die Berge rundum verglühten im Abendrot, irgendwo hinter den Sitzreihen rauschte die kleine Lokalbahn vorbei, an Holztischen vor der Arena wurde das berühmte Walliser Raclette serviert, ein mächtiger Bernhardiner (man ist hier zu Füssen des Grossen Sankt Bernhard) bahnt sich einen Weg durchs Publikum. Langsam wird es Nacht und wenn Cavaradossi vor seiner Hinrichtung inbrünstig sein berühmtes „E lucevan le stelle“ intoniert funkeln tatsächlich die Sterne in dieser klaren Nacht zwischen den Berggipfeln.

Puccinis Klangwolken über römischen Ruinen

Das Lausanner Orchester Sedunum String Orchestra unter seinem Gründer Sébastien Bagnoud sendete Klangwolken von großer Intensität und dann wieder feiner Subtilität in die Publikumsränge des relativ unbekannten Amphitheaters, einige Fahrstunden nordwestlich des weltberühmten Amphitheaters von Verona, wo Nacht für Nacht gigantische Opernaufführungen mit großen Namen im Programmheft und vor Tausenden zu sehen sind.

Umso berührender der Aufwand wie hier, im kleinen Martigny und in einem kleinen, entzückenden Amphitheater vor ein paar Hundert Zuschauern aus dem Wallis und dem benachbarten Waadtland große Oper in hoher Qualität gezeigt wird. Hut ab vor den Künstlerinnen und Künstlern, Hut ab vor den Initiatoren, die höchste Kultur in diese abgelegene Bergwelt bringen.

Die Tosca der an der Londoner Guildhall School of Music ausgebildeten Delphine Gillot beeindruckte mit kraftvollen, warmen Tönen, einer stets kontrollierten und nie auch nur im Geringsten dem Vibrato anheimfallenden Stimme. Ihr Spiel – als eifersüchtige und doch hingebungsvolle Geliebte und als kalt entschlossene Tyrannenmörderin – war überzeugend. Ihr stand als kongenialer Partner ein Tenor, der mehrfach preisgekrönte Lausanner Jérémie Schütz gegenüber, der – anfangs hörbar unsicher, dann mehr und mehr souverän – mit stimmlichen Feinheiten und dann wieder emotionsgeladenen Tiefen aufwartete, die einen erschaudern ließen. Der in Paris ausgebildete Marc Mazuir, der ein bedeutendes Repertoire an großen Rollen in seinem Curriculum Vitae aufweisen kann, glänzte als kraftvoller Bariton und überzeugend kalt agierender Bösewicht – niemals dramatisch überspielend und ganz in seiner Rolle ruhend. „Giacomo Puccini, Tosca
Römische Arena Martigny, Wallis, 10. August 2022“
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Die FREITAG-PRESSE – 12. AUGUST 2022

Luca Salsi (Amonasro), Elena Stikhina (Aida). Foto: Ruth Walz

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Die FREITAG-PRESSE – 12. AUGUST 2022

Salzburg/ „Aida“
Verdis Oper als Kriegsdrama
Manches gelingt nicht beim ersten Mal. So ging es auch Regisseurin Shirin Neshat mit Verdis „Aida“. Vor fünf Jahren hat sie die Oper für die Salzburger Festspiele neu inszeniert. Dabei drehte sich alles um den Krieg. Aber sie sei damals zu „behutsam“ vorgegangen, sagt Shirin Neshat heute. Deshalb hat sie ihr Regiekonzept nochmal nachgeschärft. Am Freitagabend ist Premiere.
BR-Klassik.de

Hamburg/ St. Michaelis
Zwei Top-Chöre singen an diesem Freitag und Samstag „Im Paradies“ – HH und HL: Sichern Sie sich Karten!
Von Andreas Schmidt
Klassik-begeistert.de

Festspielpreise: Salzburger Geldspiele
Zunehmend muss man sich fragen, wer sich Spitzenkultur noch leisten kann – und wo man zu sparen beginnt.
WienerZeitung.at

Salzburg
Vier dringende Maßnahmen: Kulturpolitik und Teuerungswelle
Derart schwierige Rahmenbedingungen wie gegenwärtig habe es in der 33jährigen Geschichte des Dachverbands Salzburger Kulturstätten – er vertritt aktuell 77 zeitgenössische Kulturveranstalter in Stadt und Land Salzburg – noch nicht gegeben, heißt es in einer Aussendung dieser Interessensvertretung.
DrehpunktKultur

Salzburg
Ruhige Moldau
Barenboim mit dem West-EasternDivan Orchestra
https://www.diepresse.com/6176505/ruhige-moldau-barenboim-in-salzburg

Salzburg: Das Survival der böhmischen Polka
Das West-Eastern Divan Orchestra spielte tschechische nationale Klänge.
WienerZeitung.at

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Alles ohne Noten und natürlich ohne Encore! Ein denkwürdiges Konzert!

Foto: András Schiff: © Marco Borrelli

Salzburger Festspiele 2022

Haus für Mozart, 9. August 2022

Solistenkonzert András SCHIFF (Bach, Beethoven, Haydn, Mozart, Schubert)

von Dr. Klaus Billand

Nach Corona-bedingter Absage von Evgeny Kissin, mit dem ein gemeinsamer Klaviernachmittag geplant war, spielte András Schiff ein Solistenkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart sowie Franz Schubert. Er sagte die Titel leicht humoristisch koloriert selbst an.

Im zweiten Teil riss Schiff das Publikum im nahezu voll besetzten Haus für Mozart mit dem A-Moll Rondo von W. A. Mozart aus dem Jahre 1786 und der finalen Großen A-Dur Sonate von Franz Schubert aus dessen Todesjahr 1828 unmittelbar von den Sitzen.

Alles ohne Noten und natürlich ohne Encore! Ein denkwürdiges Konzert!

Klaus Billand aus Salzburg, 11. August 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Orchestra of the Age of Enlightenment, Sir András Schiff Elbphilharmonie, 24. Mai 2022

Kirill Petrenko und András Schiff mit Werken von Brahms und Suk, Philharmonie Berlin, 11. Februar 2022

Sir András Schiff, Cappella Andrea Barca, Mozart, Schubert Wiener Konzerthaus, 4. November 2021

Herbe Enttäuschung der Bayreuther Aktualisierungseuphorie

Was den langjährigen Besucher und Freund des Wagnerschen Oeuvres erheblich stört, ist die Tatsache, dass das Preisniveau in Bayreuth, nachdem es jahrzehntelang unter Wieland und Wolfgang Wagner signifikant unter jenem der Salzburger Festspiele lag, getreu der Devise Richard Wagners, dass sich jeder einmal im Leben den „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth leisten können müsse, nun mit Salzburg in der teuersten Kategorie mit 433 € fast gleichgezogen hat (Salzburg 450 €) und in den unteren Kategorien sogar weit höher als in Salzburg liegt. Das ist nahezu ein Sakrileg!

Man kann gespannt sein, wie sich – nicht nur das – in den kommenden Jahren entwickeln wird: „Weisst du, wie das wird?“ möchte ich mit der Ersten Norn fragen…


Bayreuther Festspiele 2022

RING-Abschlusskritik:
SIEGFRIED
Premiere am 3. August
GÖTTERDÄMMERUNG Premiere am 5. August 2022

 von Dr. Klaus Billand

Es hat sich also bestätigt: Einen ganzen „Ring des Nibelungen“ in nur neun (!) Monaten von Null auf die Bühne zu stellen, wie es sich angesichts der Ankündigung der Leiterin der Bayreuther Festspiele im Sommer 2019, dass der damals etwa 30-jährige Valentin Schwarz nach Absage von Tatjana Gürbaca den „Ring“ übernehmen würde, mit Blick auf den Probebeginn 2020 errechnen ließ, ist schlicht unmöglich. Zumindest nicht ohne die bei diesem größten Werk der Opern-Literatur erforderliche Werkkenntnis, Akribie im Studium von Partitur und Libretto sowie einer offenbar unerlässlichen gewissen Erfahrung. Als die Pandemie ausbrach und zur Absage der Festspiele 2020 führte, lag sofort der – auch für ihn selbst – doch beglückende Gedanke nahe, dass nun der aufgrund eines der Festspielleiterin übergebenen Zettels beim Grazer Ring-Award 2017 zum Zuge gekommene Preisträger RING AWARD Schwarz die am Grünen Hügel übliche Vorlaufszeit für die Entwicklung der Tetralogie doch noch haben konnte. Für sie wurde bisher aus gutem Grunde am Grünen Hügel stets ein „Ring“-loses Jahr in Kauf genommen. Aber nein, Schwarz meinte damals etwas großspurig und allzu selbstüberzeugt, der „Ring“ sei fertig, also die Bühnenbilder und Kostüm-Entwürfe mit bestellten Stoffen sowie das Gesamtkonzept an sich. Man müsse daran nicht mehr arbeiten, bis auf die Proben natürlich. Die Kostüme Andy Besuchs der männlichen Akteure hätte man jedoch bei einem Rundgang mit dem Personal durch die einschlägigen Kaufhäuser der Bayreuther Innenstadt in einem halben Tag zusammenkaufen können. Der ewige rosa Morgenmantel von Brünnhilde in der „Götterdämmerung“ hätte wahrscheinlich einer ein paar Tage in Anspruch nehmenden Katalogbestellung bedurft. Und schließlich hatte man sogar auch noch 2021 zu einer Weiterarbeit an der so schnell zusammengestellten Produktion, als der neue „Ring“ auch noch nicht kommen konnte. Allein, man nutzte diese zusätzliche Zeit offenbar nicht. Auch Reinhard Taub nicht für eine phantasievollere und akzentuiertere Beleuchtung der immer wieder recht ähnlichen Bilder aller vier Abende.

Foto von © David Sünderhof

Weitgehende Publikumsablehnung

Und nun traf das leading team – für mich angesichts dieser Genesis nicht überraschend – auf den wohl stärksten Buhorkan in Bayreuth seit vielen Jahrzehnten. Gab es bei Frank Castorf 2013 noch wesentlichen Widerstand durch das klatschende Publikum bei einer trotz aller Mängel aber musiktheatralisch viel besser ausgearbeiteten Konzeption, zu der man stehen konnte oder auch nicht, so war diesmal die ganze große Mehrheit der Ablehnung offensichtlich. Als die Sänger zum leading team unterstützend hinzutraten, erstarb fast der Applaus für erstere. Dabei hatten einige von ihnen in der Tat auch nicht festspielreif gesungen, was sich aber in den vorangegangenen Bayreuth-üblichen Beifallsstürmen mit Pawlow-artigem Bodentrampeln kaum artikuliert hatte. Auch den Jahrhundert-„Ring“ von Patrice Chéreau 1976 kann man mit dieser Ablehnung nicht vergleichen, der ebenfalls von Beginn an eine professionell gereifte und ästhetisch interessante, da tatsächlich neue thematische Handschrift trug. So etwas habe ich hier seit einem halben Jahrhundert also noch nicht erlebt!

„Abschlusskritik: SIEGFRIED und GÖTTERDÄMMERUNG – Premiere
Bayreuther Festspiele 2022“
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Die DONNERSTAG-PRESSE – 11. AUGUST 2022

Foto: András Schiff (c) Daniel Dittus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die DONNERSTAG-PRESSE – 11. AUGUST 2022

Salzburger Festspiele
Pilgerreise zu den Hausgöttern
András Schiff spielte in Salzburg ein Konzert mit Bekenntnis-Charakter.
WienerZeitung.at

Salzburg/ Haus für Mozart
Erst die Zugabe, dann das Konzert
Es wäre ein spektakuläres Duo gewesen: Zwei der besten Pianisten der Gegenwart, Evgeny Kissin und András Schiff, hatten sich bei den Salzburger Festspielen angekündigt. Doch Kissin ist krank – und so sprang Schiff in einem spontanen Soloabend ein und spielte ein Überraschungsprogramm.
BR-Klassik.de

Salzburg
Barrie Kosky inszeniert in Salzburg: Trägheit der Herzen
Tagesspiegel.de

„Aida“-Regisseurin Shirin Neshat: „Wie grotesk Krieg ist!“ (Bezahlartikel)
Die Regisseurin der Oper „Aida“, Shirin Neshat, prangert Machtmissbrauch an.
SalzburgerNachrichten.festspiele

Live-zeitversetzt von den Salzburger Festspielen: Puccinis „Il trittico“ mit Asmik Grigorian in allen drei Hauptpartien
Am 13. August um 22.00 Uhr in ORF 2
OTS.at.presseausendung

Salzburger Festspiele
Corona, Krieg und Klima werden nicht die letzten Krisenstoffe sein
Die Touristen sind wieder in Salzburg, die Festspielbesucher auch. Aber wie lange zahlt das Publikum noch 165 Euro für eine Stunde mit Jonas Kaufmann? Eines hat in diesem Sommer schon jetzt entschieden gefehlt.
Die Welt.de

Bayreuth
Aufatmen nach dem ersten Durchlauf
Bei den Bayreuther Festspielen werden die Wiederaufnahmen durchweg bejubelt!
NeueMusikzeitung/nmz.at

Bayreuther Festspiele, Festspielhaus
Der Ring, der nie gelungen
Der Buh-Orkan, dem sich Regisseur Valentin Schwarz und sein Team nach der Bayreuther Götterdämmerung zum Abschluss ihres völlig missratenen Rings des Nibelungen tapfer und ein wenig hilflos stellen, ist zu erwarten. An Protesten hat es zwar auch nicht dem Vorgänger-Ring von Frank Castorf gemangelt. Allerdings verlor Castorf nie die Kernbotschaft des Werks aus den Augen. Vom perfekten Regie-Handwerk Castorfs ganz zu schweigen.
o-ton-online.spezial

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Rising Stars 31: Serena Sáenz, Sopran – die mit den Koloraturen tanzt

Bild aus Agenturprofil:  © Natalia Cornudella

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

 

Serena Sáenz als Puppe Olympia: Les oiseaux dans la charmille

Es hat schon viele Regieideen gegeben, um die Puppe Olympia in Hoffmanns Erzählungen in Szene zu setzen, doch eine Sängerin, die gleichzeitig als perfekte Ballerina auftritt, steht nur selten zur Verfügung. Doch mit Serena Sáenz könnte man das machen, denn sie hat parallel zum Gesangsstudium auch eine Ballettausbildung durchlaufen. Noch hat sie die Olympia nicht dargestellt, aber in bedeutenden Rollen als lyrischer und Belcanto-Sopran hat sie schon gezeigt, wie gut die Eleganz ihrer Bewegungen mit ihrer stimmlichen Agilität harmoniert. Schon in sehr jungen Jahren machte sie an namhaften Häusern auf sich aufmerksam. Das war nicht nur das heimatliche Gran Teatre del Liceu in Barcelona, sondern vor allem auch die Berliner Staatsoper Unter den Linden, an der sie von 2018 bis 2020 dem Opernstudio angehörte und sehr bald in bedeutenden Rollen des lyrischen Sopranfachs eingesetzt wurde. Das waren u. a. die Pamina in der Zauberflöte und die Zerlina in Don Giovanni, bei der ihr das Regiekonzept sehr entgegenkam. Hier war der verruchte Lebemann ein Fotograf und Zerlina ein bezauberndes Fotomodell, dessen Posen sie in dem berühmten Duett „Reich mir die Hand, mein Leben“ sehr beeindruckend in Szene setzte. „Rising Stars 31: Serena Sáenz, Sopran – die mit den Koloraturen tanzt
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