Stephan Herheims Figaro-Inszenierung begeistert am Gänsemarkt

Foto: © Karl Forster

Diese äußerst amüsierende Inszenierung gehört zu den Besten der Staatsoper Hamburg. Großes Gelächter im Publikum schon während der Ouvertüre. Zur Pause versinkt das Bühnenbild im Chaos der Notenblätter – besser könnte man diese Handlung nicht illustrieren. Ein Jammer, dass nicht einmal jeder zweite Platz besetzt war.  

Staatsoper Hamburg, 6. Juni 2022

Le Nozze di Figaro
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Lorenzo Da Ponte

von Johannes Karl Fischer

Bei all der Begeisterung für die Inszenierung: Vergessen wir bitte nicht die Stimmen, auch musikalisch war es ein sehr überzeugender Abend. Alessio Arduini in der Titelrolle gab einen herausragenden Figaro, humorvoll wie bestimmt. Sang er am Anfang noch den locker und lustig herummessenden Kammerdiener, machte er in „Se vuol ballare“ ernst: Mit ihm ist nicht zu spaßen, Herr Graf. Das Komödienhafte der Opera Buffa trug er die nächsten drei Stunden dann auf seinen Schultern.

Ihm gegenüber stand mit Narea Son eine brillierende Susanna, die Koloraturen segelte sie auf und ab wie von einem Lüftchen getragen. Beeindruckend – wie schon bei Arduini – auch das höchst deutlich artikulierte Libretto. Die Rezitative waren wahrhaftig rezitierend, wie gesprochene Sprache mit bestimmter Tonhöhe. Man freut sich darauf, mehr von ihr zu hören! „Le Nozze di Figaro, Wolfgang Amadeus Mozart
Staatsoper Hamburg, 6. Juni 2022“
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München: Malerei rebelliert leise, Musik laut

Hansjörg Albrecht, der Karol Szymanowski zu seinen Lieblingskomponisten zählt, dirigierte dieses Werk mit Sensibilität und Präzision, wobei er die dynamischen Proportionen zwischen Chor, Orchester und Solisten richtig verteilte. Das polnisch-deutsch-ukrainische Publikum belohnte die Künstler mit einem warmen Applaus.

Foto: Tomasz Filiks/IAM@IAM

Herkulessaal, München, 1. Juni 2022

Polnisches Festkonzert zur Ausstellung „Stille Rebellen. Polnischer Symbolismus um 1900“

Hansjörg Albrecht, Dirigent
Münchner Symphoniker

European Festival Chor & Münchener Bachchor

Solisten:

Szymon Nehring, Klavier
Evelin Novak, Sopran
Christa Mayer, Alt
Tomasz Konieczny, Bassbariton

von Jolanta Łada-Zielke

„Stille Rebellen“ sind die Helden der am 25. März in der Kunsthalle München eröffneten Ausstellung, die rund 130 Werke polnischer Maler von 1890-1918 präsentiert. Dazu gehören historische Gemälde von Jan Matejko, Allegorien von Jacek Malczewski, Porträts von Olga Boznańska und Władysław Ślewiński und Landschaften von Ferdynand Ruszczyc. Zum ersten Mal in Deutschland ist eine so umfangreiche Sammlung polnischer Kunst aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu sehen.

Polnische Maler brachten ihren Widerstand gegen die Teilung ihres Landes, das 1795-1918 unter der Herrschaft von Russland, Preußen und Österreich stand, und ihre Sehnsucht nach einer freien, geeinten Heimat mit Hilfe von Gemälden zum Ausdruck. Einige von ihnen agierten im Ausland, in Berlin, München, Paris, Sankt Petersburg und Wien und holten sich die Inspiration aus den lokalen künstlerischen Kreisen. Die Botschaft dieses Kulturevents bezieht sich außerdem auf den Krieg in der Ukraine, gegen den wiederum zeitgenössische Künstler rebellieren. Die Ausstellung hat die Kunsthalle München in Zusammenarbeit mit dem polnischen Adam-Mickiewicz-Institut und Filialen des Nationalmuseums in Warschau, Krakau und Poznań vorbereitet.

Das den Event begleitende Festkonzert „Stabat Mater“, das am 1. Juni im Herkulessaal in München stattfand, organisierte die Gesellschaft Arte-Musica-Poetica mit. Das Programm des Konzerts harmonierte perfekt mit dem Thema der Ausstellung, weil es polnische Werke zum Thema Krieg, Tod und nationaler Befreiungskampf sowie ein klassisches ukrainisches Stück enthielt. Auf der Bühne traten Künstler aus Deutschland und slawischen Ländern auf, begleitet von den Münchner Symphonikern unter der Leitung von Hansjörg Albrecht. „Polnisches Festkonzert zur Ausstellung „Stille Rebellen. Polnischer Symbolismus um 1900“
Herkulessaal, München, 1. Juni 2022 “
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Weniger ist oft mehr: Der Barbier von Sevilla überzieht bei den Salzburger Pfingstfestspielen

Foto: Il barbiere di Siviglia bei den Salzburger Pfingstfestspielen 2022 © Monika Rittershaus

Salzburger Pfingstfestspiele, 5. Juni 2022

Gioachino Rossini, Il barbiere di Siviglia,

Commedia in zwei Akten (1816)

Libretto von Cesare Sterbini nach dem Schauspiel Le Barbier de Séville ou La Précaution inutile (1775) von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais

von Jürgen Pathy

Once upon a time. Wer denkt, es handle hier von einem Italowestern oder einem Film der Goldenen Ära Hollywoods, der liegt nicht ganz falsch. Bei den Salzburger Festspielen hat man Rolando Villazón damit beauftragt, den Barbier von Sevilla neu zu inszenieren. Das Ergebnis: Ein Pointe jagt die andere, während sich Figaro und Rosina mit Nosferatu, Frankenstein oder dem Paten konfrontiert sehen. Das mag anfangs noch lustig sein, ermüdet aufgrund der nicht mehr enden wollenden Gags irgendwann und endet beim Gedanken: „Muss das jetzt wirklich auch noch sein!“

Dabei ist vieles wirklich gelungen: Das Bühnenbild und die Kostüme, die Harald B. Thor und Brigitte Reiffenstuel auf die Bühne des Hauses für Mozart gezaubert haben, lässt die großen Klassiker Hollywoods wirklich zu Leben erwachen. Die nahtlosen Übergänge, bei denen die Realität mit der Fiction des Films verschmilzt, sind technisch einwandfrei gelöst. Dazu ein paar Hints:

Arturo Brachetti, ein italienischer Verwandlungskünstler, ist eine Art pantomimer Archivar auf einem Set in Hollywood. Während er so in den Tag hineinträumt, werden seine Helden von der Leinwand plötzlich Realität. Was anfangs nur mit zwei drei Galionsfiguren beginnt, mündet letzten Endes in einer Schlacht zwischen Samurais und wilden Barbaren. Mitten drin statt nur dabei, die Protagonisten, die Villazón in Rossinis opera buffa allerlei Unfug treiben lässt. Wem das ein wenig zu weit geht – kein Wunder. „Gioachino Rossini, Il barbiere di Siviglia
Salzburger Pfingstfestspiele, 5. Juni 2022“
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Die DIENSTAG-PRESSE – 7. JUNI 2022

Foto: Be wild, 80 x 100 cm, Kunstatelier www.birgit-stern.de

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Die DIENSTAG-PRESSE – 7. JUNI 2022

Scala eröffnet neue Saison mit russischer Oper
Premiere ist am 7. Dezember mit „Boris Godunow“ und Anna Netrebko in der Hauptrolle. Auch Nobert Ernst ist als Schuijski bei der Eröffnungsvorstellung dabei
WienerZeitung.at

Mailand
Scala eröffnet Saison mit russischer Oper und Netrebko
https://orf.at/stories/3269782/

Scala eröffnet neue Saison mit russischer Oper und Anna Netrebko
Mussorgskis einzige Oper „Boris Godunow“ wird am 7. Dezember ihre Premiere feiern, kündigte Scala-Intendant Dominique Meyer am Montag an
DerStandard.at.story

London
Elīna Garanča fasziniert als Dalila mit einem strahlenden Samson an ihrer Seite
Ein neuer Höhepunkt an der renommierten Royal Opera in Covent Garden: Die unvergleichliche Elīna Garanča hält das Londoner Publikum mit warmer, tiefer und erotisch-verführerischer Stimme als Dalila in Bann, während der junge südkoreanische Tenor Seokjong Baeck als neuer Stern am Opernhimmel in der tragischen Rolle des Samson in Camille Saint-Saëns’ dramatischem Meisterwerk erstrahlt
Von Dr. Charles E. Ritterband
https://klassik-begeistert.de/37745-2/

Die Wiener Philharmoniker in Berlin: Geschliffene Klangpracht
Andris Nelsons und die Wiener Philharmoniker gastieren in der Berliner Philharmonie, mit Werken von Gubaidulina, Schostakowitsch und Dvorák
Tagesspiegel.de

München/ Herkulessaal
Kraft tanken auf fremdem Territorium – Münchner Symphoniker spielen polnische Musik
Begleiten, muss geübt sein. Das hat sich letzten Mittwoch mal wieder gezeigt. Obwohl die Münchner Symphoniker nach der Pause ordentlich aufgegeigt haben, Chopins 1. Klavierkonzert gleich zu Beginn, das haben sie bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. „Kein gutes Orchester“, kam da prompt von meiner rechten Seite. „Abwarten, vielleicht hats nur am Repertoire gelegen“, mein Konter. Zum Glück sollte ich Recht behalten.
Von Jürgen Pathy
Klassik-begeistert-de

Eingesprungener Klangmeister: Jukka-Pekka Saraste mit den Münchner Philharmonikern
bachtrack.com.de
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Kraft tanken auf fremdem Territorium – Münchner Symphoniker spielen polnische Musik

Foto: Tomasz Konieczny © Igor Omulecki

Residenz München, Herkulessaal, 1. Juni 2022

Konzert zu „Stille Rebellen“ – Polnischer Symbolismus um 1900

Hansjörg Albrecht, Dirigent

Szymon Nehring, Klavier
Tomasz Konieczny,
Bassbariton
Evelin Novak,
Sopran
Christa Mayer,
Alt

Münchner Symphoniker
European Festival Choir und Mitglieder Münchener Bachchor

von Jürgen Pathy

Obwohl die Münchner Symphoniker nach der Pause ordentlich aufgegeigt haben, Chopins 1. Klavierkonzert gleich zu Beginn, das haben sie nicht ganz optimal hingelegt. „Kein gutes Orchester“, kam da prompt von meiner rechten Seite. „Abwarten, vielleicht hats nur am Repertoire gelegen“, mein Konter. Zum Glück sollte ich Recht behalten.

Polnische Kulturschätze

Stille Rebellen – Polnischer Symbolismus um 1900, so heißt die Ausstellung, die noch bis zum 7. August 2022 in der Kunsthalle München zu bestaunen ist. Bilder polnischer Künstler, deren Meisterwerke nicht nur zu den größten Kulturschätzen Polens zählen. Jan Matejko, Jacek Malczewski, Olga Boznańska oder Ferdynand Ruszczyc, um die wichtigsten Vertreter zu nennen, deren Schaffensperiode rund um 1900 angesiedelt war. Die Schirmherrschaft der Ausstellung haben Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein Amtskollege aus Polen, Andrzej Duda, übernommen. Das Ziel: Die polnische Kultur auch über die Grenzen des sechstgrößten Staates der EU zu tragen.

Davon hat man reichhaltig zu bieten – auch in der Musik. Überzeugen konnte man sich davon im Herkulessaal, der in der Münchner Residenz beheimatet ist. Einem Baudenkmal, in dem bis 1918 die Könige und Kurfürsten aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher ihren Sitz hatten. Alles nur einen Steinwurf von der Kunsthalle entfernt. „Konzert zu „Stille Rebellen“ – Polnischer Symbolismus um 1900
München, Herkulessaal, 1. Juni 2022“
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Elīna Garanča fasziniert als Dalila mit einem strahlenden Samson an ihrer Seite

Ein neuer Höhepunkt an der renommierten Royal Opera in Covent Garden: Die unvergleichliche Elīna Garanča hält das Londoner Publikum mit warmer, tiefer und erotisch-verführerischer Stimme als Dalila in Bann, während der junge südkoreanische Tenor Seokjong Baeck als neuer Stern am Opernhimmel in der tragischen Rolle des Samson in Camille Saint-Saëns’ dramatischem Meisterwerk erstrahlt. Unter der bewährt meisterhaften Stabführung von Antonio Pappano begeistert das Hausorchester der Royal Opera; unter der präzisen Leitung des Chormeisters William Spaulding bringt der Chor dieses bedeutendsten britischen Opernhauses die hervorragende Akustik dieses prachtvollen Hauses aus der Mitte des 19. Jahrhunderts voll zur Geltung.

Camille Saint-Saëns, Samson et Dalila (Libretto Ferdinand Lemaire),
Royal Opera Covent Garden London, 3. Juni 2022

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

 Saint-Saëns’ Meisterwerk wurde 1877 vollendet und im selben Jahr in Weimar uraufgeführt – doch Covent Garden brachte die Oper erst 1903 auf die Bühne: Auf der Bibel basierende Handlungsabläufe im Theater wurden damals in England als „unangebracht“ erachtet – während Verdis „Nabucco“ mit seiner durchaus ähnlichen Handlung und ebenfalls auf biblischer Inspiration beruhend bekanntlich schon 1842 an der Scala uraufgeführt wurde.

Doch angesichts dieses ambivalent zwischen Oper und Oratorium oszillierenden Werkes wird sofort deutlich, weshalb Samson et Dalila Saint-Saëns’ bei weitem erfolgreichste seiner zwölf Opern war – und  die einzige, die damals wie heute immer wieder aufgeführt wird. Einen nicht unerheblichen Anteil an der anhaltenden Popularität dieser Oper hat das packende Libretto des auf der Karibik-Insel Martinique geborenen Ferdinand Lemaire. Aber auch die Orchestrierung ist perfekt, und Dalilas berühmte, überwältigend schöne Arie, mit der sie den verliebten Toren Samson umgarnt, lässt den Besucher des Opernhauses nicht los, wenn der Vorhang längst gefallen ist: Jubel für die weltberühmte Mezzosopranistin und den Novizen-Tenor. „Elīna Garanča fasziniert als Dalila mit einem strahlenden Samson an ihrer Seite“ weiterlesen

Die MONTAG-PRESSE – 6. JUNI 2022

Foto: © Christian Charisius

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Die MONTAG-PRESSE – 6. JUNI 2022

Feuilleton
Der Traum des Dirigenten Kent Nagano (Video)
Wir begleiten Kent Nagano bei seiner Mission, klassische Musik in das Leben der Menschen zurückzutragen und dennoch sein Publikum künstlerisch zu fordern.
NDR.de

Philharmonie Berlin: der junge Geiger Timothy Chooi begeistert beim DSO
Der kanadische Geiger Timothy Chooi reüssiert beim Deutschen Symphonie-Orchester mit einem leidenschaftlich persönlich gespielten Sibelius-Konzert. Am Dirigentenpult debütiert der junge Deutsche Felix Mildenberger, der einen rundum positiven Eindruck hinterlässt, auch bei Poulencs schnippischen Les Biches.
konzertkritikopernkritikberlin/a.schlatz

Bratislava
Hou, hou, hou – Rusalka lockt nach Bratislava!
Wer sich in der Nähe Bratislavas befindet, hat am Samstag, den 11. Juni 2022 die einmalige Chance, beseelt das Opernhaus zu verlassen. Denn so sagte schon Schiller „…und was aus dem Herzen kommt, geht zum Herzen.“
Von Maria Steinhilber
Klassik-begeistert.de

Lübeck
Mahlers 3. Symphonie ist wie eine Umarmung der Welt
„Er [Gustav Mahler] war der Mitkreatur von Herzen zugetan; Hunde, Katzen, Vögel, die Tiere des Waldes ergötzten ihn und erregten zugleich seinen ernstesten Anteil. Er bemühte sich, beobachtend in ihr Wesen einzudringen, und antwortete im Walde dem Hüpfen oder Laut eines Vogels, dem Sprung eines Eichhörnchens mit einem unwillkürlichen Ausruf der Freude und Sympathie“.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

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Mahlers 3. Symphonie ist wie eine Umarmung der Welt

Foto: Semyon Bychkov conducts the Czech Philharmonic © Marco Borggreve

Lübecker Musik- und Kongresshalle, 3. Juni 2022

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll

NDR Elbphilharmonie Orchester
Semyon Bychkov, Dirigent

Alt: Wiebke Lehmkuhl
Damen des Rundfunkchores Berlin und Knabenchor Hannover

von Dr. Andreas Ströbl

„Er [Gustav Mahler] war der Mitkreatur von Herzen zugetan; Hunde, Katzen, Vögel, die Tiere des Waldes ergötzten ihn und erregten zugleich seinen ernstesten Anteil. Er bemühte sich, beobachtend in ihr Wesen einzudringen, und antwortete im Walde dem Hüpfen oder Laut eines Vogels, dem Sprung eines Eichhörnchens mit einem unwillkürlichen Ausruf der Freude und Sympathie“.

So beschrieb Bruno Walter die gleichermaßen kindliche wie tiefe Liebe Mahlers zu den Wesen, die ihn umgaben, und zur von ihm als allumfassend begriffenen Natur. Aber dies war nicht bloß eine Freude an Tieren und Blumen, denn dann, so schriebt Walter weiter, wäre „seine Musik »zivilisierter« ausgefallen… seine dionysische Naturerfülltheit… sprach hier als musikalischer Urlaut aus letzten Wesenstiefen“. Der gleiche Mahler, der wie ein Kind mit zwei kleinen Kätzchen Versteck spielte, konnte im nächsten Moment erschüttert in Tränen ausbrechen, überwältigt von der Allgewalt des Universums. „Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-Moll
Lübecker Musik- und Kongresshalle, 3. Juni 2022“
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Hou, hou, hou – Rusalka lockt nach Bratislava!

Foto: wikipedia.de

Slowakisches National Theater, Bratislava, 4. Juni 2022

Rusalka
Antonín Dvořák, Musik

Lyrisches Märchen in drei Akten
Libretto von Jaroslav Kvapil

von Maria Steinhilber

Wer sich in der Nähe Bratislavas befindet, hat am Samstag, den 11. Juni 2022 die einmalige Chance, beseelt das Opernhaus zu verlassen. Denn so sagte schon Schiller „…und was aus dem Herzen kommt, geht zum Herzen.“

Es mag schon viele dubiose Rusalka Inszenierungen gegeben haben, mit einer depressiv krakselnden Rusalka in der Badewanne, beispielsweise. Aber Schluss damit. Heute etwas Schönes.

Die märchenhafte Bühne passt wie die Faust aufs Auge zum Titel, den Antonín Dvořák auf die Partitur schrieb: Lyrisches Märchen in drei Akten! Alles was sich ein Opernauge wünscht, liefert die Inszenierung von Martin Kakóš. Tänzelnde Nymphen. Vernebeltes Dickicht. Giftig grüne Algen. Glitzernde Abendstimmung am Wasser. Der geheimnisvolle Mond. Flimmernde Wellen: Wahrlich, ein Märchen. Der Zuschauer sitzt und nimmt dankend diese herrliche Kulisse wahr. Ach, wie erfrischend, sich nicht über kalte Badewannen zu ärgern oder schon nach dem ersten Akt am Ende zu sein mit seiner „Schul-Freud-Psychologie“, weil sich die Inszenierung nicht erschließen lässt. „Antonín Dvořák, Rusalka
Slowakisches National Theater, Bratislava, 4. Juni 2022“
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Pathys Stehplatz (15) – Wer in Wien untergeht, herrscht eben woanders: John Lundgren als Wotan

Foto: John Lundgren © Moklos Szabo

von Jürgen Pathy

Der Star sitzt im Graben. Nachdem sich der Ring-Zyklus letzten Sonntag fulminant zu Ende geneigt hat, ist wieder eines klar geworden: Wer an der Wiener Staatsoper reüssieren will, der muss sich mit dem Staatsopernorchester arrangieren. Eine Sache der Konstitution und Erfahrung. Dass man diese Routine nicht über Nacht erlangt, musste selbst Lise Davidsen erkennen – wenn auch nicht in der Art und Weise wie der gescholtene Herrscher von Walhall.

Wien ist anders

Das merkt man nicht nur daran, dass man den Kellner im Kaffeehaus noch immer mit „Herr Ober, bitte zahlen“ zum Tisch ordert. Oder, dass einem in der Millionenstadt noch immer der Flair eines Dorfes entgegenweht. An jeder Ecke der viel zitierten Musikhauptstadt trifft man auf Personen, deren Wege man schon lange nicht mehr gekreuzt hat. Auch an der Wiener Staatsoper herrschen eigene Gesetze.

Da wäre zum einen das enorm kritische und fachkundige Publikum, das sich regelmäßig auf den Stehplätzen versammelt. Kaum eine Vorstellung, die man nicht mit Argusaugen verfolgt und in den Pausen bis ins kleinste Detail zerlegt und kritisiert. Dabei geht man teilweise hart ins Gericht.

Wie oft habe ich schon gehört, dass eine Aufführung schrecklich sei, zum Vergessen – generell sei überhaupt alles schlecht. Seit Roščić das Ruder übernommen hat, sowieso. Dennoch steht der Herr, vermutlich um die 60, immer wieder in der Schlange. Meist schon Stunden vorher, um die besten Plätze auf der Stehplatzgalerie zu ergattern. Bei Wagner spitzt sich das alles noch zu.

„Pathys Stehplatz (15): John Lundgren als Wotan in Wien
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