Die MITTWOCH-PRESSE – 22. JUNI 2022

Foto: Maria Bengtsson, Adrian Eröd © Pöhn / Staatsoper

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MITTWOCH-PRESSE – 22. JUNI 2022

Wien/ Staatsoper
Spiegelgefecht in einer Welt von Gestern
Richard Strauss’ „Capriccio“ an der Staatsoper: gut besetzt, schlecht besucht.
WienerZeitung.at

Als wäre Strauss noch am Leben: „Capriccio“ an der Wiener Staatsoper
Richard Strauss“ Konversationsstück spielten die Orchestermitglieder wie ein spontanes Hauskonzert. Tiefe Verbundenheit und fabelhafter Gesang!
DerStandard.at

Berlin
Die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne. Ein russischer Abend zum Saisonabschluss
BR-Klassik.de

Dresden
Habemus Gatti
Die Sächsische Staatskapelle Dresden wählt Daniele Gatti zum neuen Chefdirigenten
https://www.musik-in-dresden.de/2022/06/21/habemus-gatti/

Daniele Gatti wird Chef in Dresden
Der Christian-Thielemann-Nachfolger wurde 2018 als Concertgebouw-Chef entlassen.
WienerZeitung.at

Sächsische Staatskapelle wählte Daniele Gatti zum Chefdirigenten
Daniele Gatti, beim Concertgebouw-Orchester wegen Vorwürfen sexueller Belästigung gefeuert, soll Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle werden
Kurier.at

Daniele Gatti: Gespür für den besonderen Klang
Sueddeutsche Zeitung.at

Nürnberg
Der Mörder ist unter uns
Am Staatstheater Nürnberg inszeniert Tilman Knabe Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ mit unmissverständlicher Härte.
SueddeutscheZeitung.de

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Selten gehörtes Englisches Liedgut

CD-Rezension:

Never such Innocence
ENGLISH SONG

Benjamin Hewat-Craw,  Bariton
Yuhao Guo,  Piano

Ars 38610

von Peter Sommeregger

 Die drei Komponisten, deren Liederzyklen auf dieser CD vertreten sind, gehören einer Generation an. Alle sind gegen Ende des 19. Jahrhunderts geboren. Der erfolgreichste von ihnen, Ralph Vaughan Williams, erreichte ein hohes Lebensalter. George Butterworth hingegen fiel im Alter von 31 Jahren in einer Schlacht an der Somme. Auch der dritte der Komponisten, Ivor Bertie  Gurney, wurde indirekt ein Opfer des ersten Weltkriegs, er verbrachte die letzten 15 Jahre seines Lebens in der Psychiatrie.

Die Zyklen entstanden alle in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg, die der Bariton Hewat-Craw als die Zeit vor dem Verlust der Unschuld bezeichnet. Obwohl auch der Beginn des 20. Jahrhunderts keineswegs frei von großen Problemen war, erscheint doch rückwirkend betrachtet der erste Weltkrieg als Beginn von Ereignissen, die weltweit Furchtbares, auch in den Seelen der Menschen, anrichteten. „CD-Rezension: Never such Innocence, English Song, Benjamin Hewat-Craw  Bariton, Yuhao Guo  Piano
klassik-begeistert.de“
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Genius Weber: Bei den Brixen Classics schöpft man aus dem Vollen

Foto: Brixen Classics 2022 © Brixen Tourismus / Marko Paunović

Brixen, Hofburg, 17. Juni 2022

Der Freischütz, Carl Maria von Weber

von Jürgen Pathy

Um die Wette singen mit der Amsel. Wer bei den Brixen Classics eine Opernvorstellung besucht, dem präsentiert man zwar nicht die vollständige Oper, dafür aber Sänger von Weltklasseformat und ein einzigartiges Naturschauspiel vor atemberaubender Kulisse. Der Ort: Der Innenhof der Hofburg in Brixen, der mit Hilfe von Lichtprojektionen märchenhaft in die Szene einbezogen wird. Das Werk: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ – gekürzt auf eine Art „Best of“. Halbszenisch dargeboten, mit zwei Erzählern, die den Strang der Geschichte vorantreiben. Zweisprachig natürlich – deutsch und italienisch –, immerhin befinden wir uns in Südtirol.

Klassikstars bei den Brixen Classics

Dass man dabei nicht nur sprichwörtlich aus dem Vollen schöpft, sondern auch in der Tat, ist dem künstlerischen Leiter Tim Decker zu verdanken. Der Bayreuther, der im Frankfurter Raum aufgewachsen ist, pflegt beste Verbindungen zur Klassikszene. Dadurch ist es ihm gelungen, Weltstars nach Brixen zu laden.

Zugpferd dieser Produktion: Wagnerveteran Michael Volle, der bereits an allen wichtigen Häusern dieser Welt gesungen hat. Wiener Staatsoper, Bayreuther Festspielhaus oder Met. Überall ist Volle gern gesehener Gast, wenn es darum geht, seine Partien aufgrund profunder Kenntnisse der musikdramaturgischen Gestaltung zu Leben zu erwecken.

Bei den Brixen Classics gibt Volle den Kaspar. Eine Partie, die in der Tessitura eines Basses oder auch Bassbaritons angesiedelt ist. Auch wenn der gebürtige Freudenstädter im tiefen Register nicht immer bis zum Kern vordringt, tendiert der Rest der Interpretation schon stark in Richtung Weltklasse. „Das war phantastisch“, bestätigt eine Konzertbesucherin rechts neben mir.

Foto: Michael Volle © Gisela Schenker

Was Volle vor allem auszeichnet, ist seine innere Durchdringung der Partie. Das Dämonische, das Hinterlistige, das Dramatische dieser Partie. Das alles präsentiert Volle mit einer enormen Textverständlichkeit und über weite Strecken mit Durchschlagskraft und Virilität. Dabei verliert Volle niemals auch nur einen Augenblick die gestalterischen Kräfte seiner geschmeidigen Stimme aus den Augen.

„Der Freischütz, Carl Maria von Weber
Brixen, Hofburg, 17. Juni 2022“
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Ein beschwingtes Spätwerk Meyerbeers

CD-Rezension:

Giacomo Meyerbeer
L’Étoile du Nord

Wexford Festival Chorus

National Symphony Orchestra of Ireland
Vladimir Jurowski

NAXOS 8.660498-500

 von Peter Sommeregger

Giacomo Meyerbeer beherrschte in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Opernszene von Paris, hatte speziell mit der von ihm mit erfundenen Gattung der Grand Opéra lang anhaltende Erfolge, die sich auch international niederschlugen.

Als drittletzte seiner Opern entstand 1854 „L’Étoile du Nord“, eine dreiaktige opéra comique. Der Komponist griff dabei auf die zehn Jahre zuvor für Berlin geschriebene Oper „Ein Feldlager in Schlesien“ zurück, und verwendete sechs Nummern daraus für das neue Werk.

Stilistisch findet Meyerbeer dafür zu einem unerwartet jugendlich heiteren Stil, der dem Werk eine beschwingte Heiterkeit verleiht. Die Handlung um den russischen Zaren Peter den Großen erinnert ein wenig an Lortzings „Zar und Zimmermann“. Im Rahmen einer turbulenten Komödie begegnen wir auch der weiblichen Hauptfigur Catherine, die im wirklichen Leben tatsächlich Peters zweite Ehefrau, und nach seinem Tod zur Zarin Katharina wurde. „CD-Rezension: Giacomo Meyerbeer, L’Étoile du Nord
klassik-begeistert.de“
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Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Foto: Dr. Charles E. Ritterband

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Die DIENSTAG-PRESSE – 21. JUNI 2022

Grange-Festival
Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde
Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm.
https://klassik-begeistert.de/georg-friedrich-haendel-tamerlano-the-grange-festival-18-juni-2022/

Berlin
Elektra in der Lindenoper: So singt man die Hamburger Konkurrenz in Grund und Boden!
Ein furchterregendes Agamemnon-Motiv, schon beginnt der fesselnde Strudel des Richard Strauss-Krimis. Keine einzige Rolle war unterbesetzt, bei Strauss eine wahre Herausforderung. Aus dem Graben kamen ordentlich krachende Klänge, die Aufführung war ein Sog von Anfang bis Ende!
Von Johannes Karl Fischer
https://klassik-begeistert.de/richard-strauss-elektra-staatsoper-unter-den-linden-19-juni-2022/

Nürnberg
Britten goes True Crime
Die Gesellschaft ist mitschuld, wenn Kinder getötet werden, so lautet die Botschaft von Regisseur Tilman Knabe. Der ließ sich in seiner Inszenierung des „Grimes“ vom Fall Jürgen Bartsch inspirieren. Bartsch war ein pädosexueller Serienmörder, der in den 1960ern vier Jungen zwischen acht und 13 Jahren ermordete. Vor dem Hintergrund dieses Falls ist am Staatstheater Nürnberg in jeder Hinsicht spektakuläre, düstere Deutung der Oper von Benjamin Britten entstanden. Am Sonntagabend war Premiere.
BR-Klassik.de

Wien/Musikverein
Eine Zeitreise mit Mozart
Zubin Mehta gastierte im Musikverein.
WienerZeitung.at

Mehta verfehlt die Magie des späten Mozart (Bezahlartikel)
Die drei letzten Symphonien, gespielt vom Orchester des Maggio Musicale Fiorentino: Eine Enttäuschung.
DiePresse.com

Berlin
Gescheiterter Versuch: „Turandot“ in der Staatsoper (Podcast)
inforadio.de

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Händels Tamerlano beim Grange Festival: Eine brillante Sopranistin rettet den Opernabend in letzter Stunde

The Grange Festival, 18. Juni 2022

Am Tag nach dem musikalischen Höhenflug mit Verdis „Macbeth“ am Grange Festival, nach dem blutigen Königsdrama aus den mittelalterlichen schottischen Highlands, stand nun ein völlig anderes historisches Thema in einer ganz unterschiedlichen Kulturlandschaft auf dem Programm. Händels wunderbare Vertonung des brutalen Kampfes zwischen zwei mächtigen muslimischen Herrschern, historisch authentischen Figuren (im Gegensatz zu Macbeth; Shakespeare entnahm den Stoff den „Holinshed’s Chronicles“ aus dem 11. Jahrhundert): Zwischen Tamerlan (Contralto) oder Timur, der mit brutaler Effizienz über halb Asien und den Nahen Osten hinweggefegt war und seinem unterlegenen Widersacher, dem türkischen Sultan Bayezid. Die Oper aus dem Jahr 1724 beginnt mit dem im Kerker Tamerlans darbenden Sultan und endet mit dessen Freitod. Doch die eigentliche Hauptfigur dieser Oper ist Bayezids Tochter Asteria, welche der mächtige Tamerlan unbedingt zur Frau nehmen will. Asteria, die in den in den byzantinischen Prinzen Andronico (Contralto) – der ebenfalls am Hof Tamerlans weilt – verliebt ist, willigt scheinbar ein, plant aber Tamerlan zu ermorden. Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch das Glück wollte es wohl so!

Georg Friedrich Händel
(Libretto: Nicola Framcesco Haym), „Tamerlano“

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Asteria ist demnach die zentrale Figur, um die sich in dieser Oper alles dreht – und ausgerechnet die namhafte Sopranistin Sophie Bevan, welche die Asteria singen sollte, erkrankte wenige Stunden vor der Vorstellung. Doch der Zufall wollte es, dass Caroline Taylor, eine junge, hochbegabte Choristin der Grange Festival Opera, die wir am Abend zuvor noch als eine der Hexen in „Macbeth“ gesehen  hatten, für ein anderes Theater just die Rolle der Asteria einstudiert hatte. Dies allerdings in englischer Sprache – und hier wurde der „Tamerlan“ in der italienischen Originalfassung gegeben. Während die Zeit tickte und bereits die ersten Gäste in Abendkleid und Smoking auf dem Landgut inmitten der herrlichen Cotswolds-Landschaft eintrudelten, wurde diese Sängerin kontaktiert.

Startschuss zu einer glänzenden Solistenlaufbahn

Doch sie beherrschte die Rolle auf Englisch, alle anderen sangen in italienischer Sprache. Was tun? Die Lösung war einfach, wenn auch etwas bizarr: Während eine Schauspielerin auf der Bühne stumm die Asteria mimte, sang Caroline Taylor am Rand der Bühne im Abendkleid deren Rolle, und zwar sang sie, welche die Rolle auf Englisch einstudiert hatte, den italienischen Text Zeile für Zeile von Blatt. Nicht nur rettete sie diesen Abend – eine Absage der Vorstellung wäre unvermeidlich gewesen: Sie war schlichtweg fantastisch. Ihr glockenreiner, hochmelodiöser Sopran füllte mit geradezu schwebender Leichtigkeit den in „Shabby Chic“ gehaltenen Zuschauer- und Bühnenraum des leicht vergammelten Landhauses.

Die äußerst attraktive Caroline Taylor wurde so zum Mittelpunkt dieser äußerst ästhetischen, gesanglich durchwegs hervorragenden Aufführung von Händels „Tamerlano“ – und wenn ich mich nicht sehr täusche, war dieses Einspringen in letzter Minute nicht nur die Rettung dieser erstklassigen Aufführung, sondern der Startschuss zu einer glänzenden Karriere als Sängerin. Die bekannte Arie „Se potessi un dì placare“, höchst musikalisch interpretiert, wurde zum unbestrittenen Glanzstück dieses Abends. „Georg Friedrich Händel, “Tamerlano“
The Grange Festival, 18. Juni 2022“
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An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!

Fotos: © Kiran West

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE
Hamburg Ballett

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

Shakespeare: The Winter’s Tale

Interpreten

Choreografie: Christopher Wheeldon
Musik: von Joby Talbot
Szenario: Christopher Wheeldon und Joby Talbot

Simon Hewett, Dirigent

Programm

von Harald Nicolas Stazol

Royal Ballet, Royal Opera House, Covent Garden, National Ballet of Canada, Hamburger Staatsballett – bei diesem Coup de Foudre, diesen drei Superlativen, das wird bei der Premiere in der Staatsoper heute Abend Weltrang haben,

Ich wiederhole: Weltrang.

Das liegt an genau zwei Namen: Christopher Wheeldon und Joby Talbot.

Ich habe so ein Niveau zuletzt bei Martha Graham in Santa Fe gesehen, oder Schwanensee am Bolshoi, aber dieses „A Winter’s Tale“?

So etwas Was habe ich überhaupt noch nicht gesehen.

So werden Legenden geboren.

Woher ich das weiß? Einen Tag vor der Premiere? a) ich bin ein Prophet. b) ich bin Ballettbesessener. c) ich habe einen Freund bei den Beleuchtern.

a+b+c = ich war in der Generalprobe.

Ich sage, ich war – nein, genau jetzt, am Sonntagmorgen, bin ich noch immer darin, eine Trance, die anhält, seitdem Simon Hewett den Taktstock erhoben hat.

Dieser Joby Talbot wird bald, nein, hat jetzt schon einen Platz neben Philip Glass, John Adams, und vielleicht Ravel.

Die wunderbaren, wundervollen, Wunder vollbringenden, Vollendeten: Unserem Ballett. Man darf wirklich stolz sein.

In pudrigen Farben, fast wie bewegte Watteaus, werden hier Soli, Pas-des-deux und große Formation gegeben, federchengleich, hingehaucht, und dann plötzlich gewaltig und grausam, und königlich und feierlich, und tragisch und beglückend:

© Kiran West

William Shakespeares „A Winter’s Tale“, das, wenn ich mich erinnere, im Downing College, Cambridge in English Literatur bei Prof. Caitlyn naturally auf dem Lehrplan stand.

Dietrich Schwanitz sagte einmal: „An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!“ „Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen
Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE“
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Elektra in der Lindenoper: So singt man die Hamburger Konkurrenz in Grund und Boden!

Foto: Vida Miknevičiūtė © Marius Vepsta design

Ein furchterregendes Agamemnon-Motiv, schon beginnt der fesselnde Strudel des Richard Strauss-Krimis. Keine einzige Rolle war unterbesetzt, bei Strauss eine wahre Herausforderung. Aus dem Graben kamen ordentlich krachende Klänge, die Aufführung war ein Sog von Anfang bis Ende!  

Staatsoper Unter den Linden, 19. Juni 2022

Elektra
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

von Johannes Karl Fischer

An dieser Sängerin sollte sich alle Strauss-Sopranistinnen ein Beispiel nehmen. Vida Miknevičiūtė (Chrysothemis) war die unangefochtene Siegerin dieses Sängerkampfes, den Strauss zu Noten gebracht hat! Ihr bissiger Sopran schlug sich durch jeden noch so überwältigen Orchester-Klang durch, das konnte selbst Asmik Grigorian in Salzburg letztes Jahr nicht überbieten.

Das alles, nachdem (Elektra) in ihrem ersten Monolog „Allein! Weh, ganz allein“ mit ihrer ebenfalls kraftvollen, wenn auch etwas runderen Stimme die Ohren im Saal wie ein Orkan auf die Bühne gesaugt hat. Eine Mammut-Aufgabe, das zu toppen, sie stand auf der Bühne und war der unangefochtene Star dieser Szene. Besser könnte man die beiden Schwestern wohl kaum besetzen.  Am Ende die Morde, danach nochmal Chrysothemis’ „Orest! Orest!“, genauso furchterregend wie die fortissimo Pauken und Blechbläser am Anfang. Wie Elektra eben sein muss.

Ricarda Merbeth © Mirko Jörg Kellner

Waltraud Meier war für die Mutter der beiden Töchter mehr als eine Idealbesetzung. 1983 hat sie in Bayreuth als Kundry debütiert, auch ihre Isolde war legendär. Die stimmezerstörenden Wagner-Partien hat sie zum richtigen Zeitpunkt hinter sich gelassen und sich nun als Königin der Klytämnestras gekrönt. Dass sie im tiefen Register stark geglänzt hat, gab der Rolle der bösartigen Mutter eine passende, dämonische Färbung.

Foto: Waltraud Meier, © Monika Rittershaus

René Pape sang den Orest wie ein Göttervater. Seinen mächtigen Bass mit glasklarer Textverständlichkeit macht ihm im Moment keiner nach. Donnernd begann er die erste Zeile „Ich muss hier warten“ – man wusste kaum, ob das ein Gott oder ein Mensch sein sollte. Erst, als er sich seiner wahren Identität entpuppt „Die Hunde auf dem Hof erkennen mich“ wird klar, wen er eigentlich spielen soll. Dieser Sänger wäre die Idealbesetzung für den Wotan! Nur Schauspielern scheint nicht seine Stärke zu sein; über weite Strecken hätte man denken können, er sänge konzertant im Kostüm.  „Richard Strauss, Elektra,
Staatsoper Unter den Linden, 19. Juni 2022“
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Die MONTAG-PRESSE – 20. JUNI 2022

Foto: Matthias Baus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 20. JUNI 2022

Berlin/ Staatsoper
Ein gruslig-kulinarisches Theaterfest – Giacomo Puccinis „Turandot“ an der Staatsoper Oper Berlin
NeueMusikzeitung/nmz.de

Turandot: Die Prinzessin und ihr Stalker
BerlinerMorgenpost.de

„Turandot“ unter den Linden: Zubin Mehta bringt das Haus zum Kochen
iese Premiere fiel auf den bisher heißesten Tag des Jahres 2022. Dass die gefühlte Temperatur in dem gut klimatisierten Opernhaus ebenfalls Rekordwerte erreichte, lag aber am Dirigenten, dem Altmeister Zubin Mehta. Vom ersten Takt an stellte er seine Kompetenz in Sachen Puccini, und speziell Turandot unter Beweis und führte Chor, Orchester und Solisten mit sicherer Hand durch diese komplizierte Partitur.
Von Peter Sommeregger
Klassik-begeistert.de

„Tosca“ im Gärtnerplatztheater: Ensemble schlägt Stars
Puccinis „Tosca“ in neuer Besetzung im Münchner Gärtnerplatztheater.
Münchner Abendzeitung

Hamburg
Junggebliebener Jahrhundert-Meister: Herbert Blomstedt dirigiert Mozart und Bruckner in Hamburg
Deren Funke zumindest hatte das Publikum im Großen Saal in Schwelbrand gesetzt und erst nachdem Blomstedts rechte Hand langsam gesunken war, brandete der Beifall los. Niemand hatte es gewagt, zwischen den Sätzen zu klatschen, was einerseits an der stillen Autorität dieses Jahrhundert-Dirigenten lag; andererseits wusste dieses Publikum offenbar tatsächlich, was es hier erleben und würdigen durfte.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

„Die MONTAG-PRESSE – 20. JUNI 2022“ weiterlesen

Silvia Azzoni rettet Christopher Wheeldons Choreographie zum Ballett Winter’s Tale


Was Silvia Azzoni aus der Figur der Hofdame im ersten und im dritten Akt herausholt, ist von tiefem Ausdruck und von tänzerischer Vollkommenheit. Azzonis noble Arm- und Handbewegungen, ihre eleganten Bein- und Fußhaltungen und ihre tänzerisch unter Spannung stehende, aber trotzdem biegsame Körperlinie ließ Ihre Auftritte zum Ereignis werden. Silvia Azzonis Leistung ist höchste Ballettkunst und höchstes Ballettglück zugleich.

Foto: Christopher Wheeldon (rechts) mit Alexandr Trusch, Madoka Sugai und Félix Paquet

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE
Hamburg Ballett

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

 von Dr. Ralf Wegner (Text und Fotos)

Wheeldons Choreographie von Shakespeare’s Wintermärchen sahen wir bereits 2014 bei der Londoner Uraufführung. Jetzt ist die Erinnerung an die von mir damals als eindimensional empfundene Interpretation Wheeldons’ verblasst, während die schöne Bühnendekoration von Bob Crowley mit Hintergrundbildern nach Caspar David Friedrich sowie ein mächtiger, grün bemooster Baum vor blauem Hintergrund, der entfernt jenem der Seelen aus James Camerons Film Avatar ähnelt, im Gedächtnis haften blieben. Auch beeindruckte eine hyperrealistische Videoprojektion eines auf die Küste zusteuernden, sturmumtosten Schiffes zum Ende des ersten Aktes.

Das ist handwerklich gut gemacht und erinnert an den Aufwand, der in den Hamburger Musicalhäusern zwecks Unterhaltung des Publikums getrieben wird. Auch die untermalende eingängige Komposition von Joby Talbot könnte collagenhaft in Filmen zum Einsatz kommen. Eine zusätzliche inhaltliche Interpretation der zwischenmenschlichen Beziehungen vermochte ich aber nicht immer herauszuhören.

Alexandr Trusch (Florizel, Prinz von Böhmen), Madoka Sugai (Perdita, Prinzessin von Sizilien), Félix Paquet (Leontes, König von Sizilien), Ida Praetorius (Hermione, Königin von Sizilien), Jacopo Bellussi (Polixenes, König von Böhmen), Silvia Azzoni (Paulina, Erste Hofdame der Königin Hermione), Lloyd Riggins (Ein Schäfervater)

Worum geht es bei der Ballettfassung? Die Handlung spielt im höfischen und bäuerischen Milieu, Leontes wird als König von Sizilien, Polixenes als jener von Böhmen eingeführt. Beide kennen sich von kleinauf. „Christopher Wheeldon: The Winter‘s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen
Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE“
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