An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen  Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE

Fotos: © Kiran West

Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE
Hamburg Ballett

Christopher Wheeldon: The Winter’s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen

Shakespeare: The Winter’s Tale

Interpreten

Choreografie: Christopher Wheeldon
Musik: von Joby Talbot
Szenario: Christopher Wheeldon und Joby Talbot

Simon Hewett, Dirigent

Programm

von Harald Nicolas Stazol

Royal Ballet, Royal Opera House, Covent Garden, National Ballet of Canada, Hamburger Staatsballett – bei diesem Coup de Foudre, diesen drei Superlativen, das wird bei der Premiere in der Staatsoper heute Abend Weltrang haben,

Ich wiederhole: Weltrang.

Das liegt an genau zwei Namen: Christopher Wheeldon und Joby Talbot.

Ich habe so ein Niveau zuletzt bei Martha Graham in Santa Fe gesehen, oder Schwanensee am Bolshoi, aber dieses „A Winter’s Tale“?

So etwas Was habe ich überhaupt noch nicht gesehen.

So werden Legenden geboren.

Woher ich das weiß? Einen Tag vor der Premiere? a) ich bin ein Prophet. b) ich bin Ballettbesessener. c) ich habe einen Freund bei den Beleuchtern.

a+b+c = ich war in der Generalprobe.

Ich sage, ich war – nein, genau jetzt, am Sonntagmorgen, bin ich noch immer darin, eine Trance, die anhält, seitdem Simon Hewett den Taktstock erhoben hat.

Dieser Joby Talbot wird bald, nein, hat jetzt schon einen Platz neben Philip Glass, John Adams, und vielleicht Ravel.

Die wunderbaren, wundervollen, Wunder vollbringenden, Vollendeten: Unserem Ballett. Man darf wirklich stolz sein.

In pudrigen Farben, fast wie bewegte Watteaus, werden hier Soli, Pas-des-deux und große Formation gegeben, federchengleich, hingehaucht, und dann plötzlich gewaltig und grausam, und königlich und feierlich, und tragisch und beglückend:

© Kiran West

William Shakespeares „A Winter’s Tale“, das, wenn ich mich erinnere, im Downing College, Cambridge in English Literatur bei Prof. Caitlyn naturally auf dem Lehrplan stand.

Dietrich Schwanitz sagte einmal: „An fünf Tagen erschuf Gott die Welt, am sechsten William Shakespeare!“

Nun ja, soweit wollen wir nun nicht gehen, doch etwas Geduld, dazu gleich mehr.

© Kiran West

2. Akt, und wieder verfalle ich in eine Art Schlafzustand, so stelle ich mir eine Vision vor, denn die Musik und die Handlung und der Tanz verschwimmen ob sich gegenseitig erhöhenden, ja überhöhenden Schönheit, Grazie, Hingabe und Kunstfertigkeit zu einem göttlichem Gemälde, ich sprach von Trance, man wird geradezu der Welt enthoben, die Zeit wird unendlich.

Shakespeares Wintermärchen gehört zu seinem Spätwerk. Das Stück stellt die zerstörerischen Auswirkungen der Eifersucht dar, wobei am Ende dann doch das Glück und die Versöhnung triumphieren. Inhalt: Der sizilianische König Leontes ist krankhaft eifersüchtig auf seinen Jugendfreund Polixenes.

Die Handlung:

König Leontes von Sizilien bittet seinen besten Freund Polixenes, König von Böhmen, seinen Besuch in Sizilien noch etwas zu verlängern. Polixenes meint, dass er schon viel zu lange dort war, doch willigt er ein, noch länger zu bleiben, nachdem Leontes schwangere Frau, Königin Hermione, ihn dazu überredet hat. Inzwischen glaubt Leontes in einem Anfall von starker Eifersucht, dass ihn Polixenes und Hermione betrügen und das ungeborene Kind nicht von ihm ist. Er befiehlt seinem Getreuen Camillo den böhmischen König zu vergiften. Stattdessen warnt Camillo Polixenes und die beiden Männer fliehen aus Sizilien.

Außer sich vor Zorn über die Flucht klagt Leontes nun seine Frau öffentlich der Untreue und des Hochverrats an und erklärt das Ungeborene als illegitim. Er wirft sie ins Gefängnis…

Und so geht es noch drei Akte lang weiter, Sie sehen, was Sie erwartet: Zweieinhalb Stunden Paradies.

Weltrang.

Gerade noch sah man unser Ensemble rauchend vor dem Bühneneingang, nun sind sie vergöttlicht.

von Harald Nicolas Stazol, 20. Juni 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Christopher Wheeldon: The Winter‘s Tale, Ballett nach Shakespeares Wintermärchen Staatsoper Hamburg, 19. Juni 2022 PREMIERE

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Dornröschen, Ballett, Musik Peter I. Tschaikowsky Staatsoper Hamburg, 28. Mai 2022

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