Schöne Schwestern singen im Duett

CD-Rezension:

Die neue CD „Brahms, Duets and Romances“

Felicitas und Judith Erb, beide Sopran,
Magnus Dietrich, Tenor
Doriana Tchakarova, Klavier.

Erschienen bei Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, April 2022.

von Dr. Lorenz Kerscher

Die wohlhabenden Bürger des 19. Jahrhunderts sparten nicht an der Bildung ihrer Töchter. Das Ziel war jedoch nicht die finanzielle Unabhängigkeit durch Ausübung eines soliden Berufs, für den man die jungen Frauen von heute qualifizieren möchte. Arbeit war damals etwas für Dienstboten und Mägde, also wollte man den Töchtern den Weg in ein angenehmeres Leben an der Seite eines wohlhabenden Mannes ebnen. Diesen sollte die Frau in jeder Hinsicht zufriedenstellen und dabei nicht nur Geliebte und treusorgende Mutter, sondern auch geistvolle Gesprächspartnerin und charmante Gastgeberin sein. Und da es in dieser Zeit kein Radio gab, was es ideal, wenn sie darüber hinaus noch imstande war, das Haus mit schönen Klängen zu füllen.

Also standen auf dem Heiratsmarkt des Bürgertums die „klavierspielenden Töchter“ besonders hoch im Kurs und der absolute Luxus war, wenn sie dazu auch noch schön singen konnten. Sich mit Schumanns „Frauenliebe und -Leben“ den Gästen als ideale Gattin in spe zu präsentieren, war damals gewiss etliche Stunden intensiven Übens wert! Liedkompositionen, die auf das Amateurniveau der Bürgermädchen ausgerichtet waren, waren in dieser Zeit besonders beliebt und für aufstrebende Komponisten eine gute Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Und auch für den besonders glücklichen Fall, dass es in einer Familie gleich zwei singende Töchter gab, sorgte der Einfallsreichtum der Tonschöpfer für reichliches Notenmaterial. „CD-Rezension: „Brahms, Duets and Romances“
klassik-begeistert.de“
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Die SONNTAG-PRESSE – 29. MAI 2022

Foto: © Dario Acosta

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Die SONNTAG-PRESSE – 29. MAI 2022

Anna Netrebko plant Comeback auf deutschen und europäischen Bühnen
Wegen ihrer Nähe zum Putin-Regime verlor Anna Netrebko ihr deutsches Management, zahlreiche Konzerte wurden abgesagt. Nach ersten Auftritten will die russische Sängerin nun auf die großen Bühnen Europas zurück.
DerSpiegel.de

Comeback-Woche
Anna Netrebko bei Rückkehr in Mailänder Scala gefeiert
Die Starsopranistin hatte sich nur zögerlich vom russischen Angriffskrieg distanziert. Nun tritt sie wieder auf. Die ukrainische Botschaft in Paris kritisierte dies
DerStandard.at

Anna Netrebko bei Rückkehr in Mailänder Scala gefeiert
Die 50-Jährige hatte sich nur zögerlich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem Ukraine-Krieg distanziert.
WienerZeitung.at

Anna Netrebko tritt nächstes Jahr wieder in Österreich auf
Die Sopranistin kommt am 6. September 2023 mit Ehemann Yusif Eyvazov ins Wiener Konzerthaus.
Kurier.at

Rückkehr einer Diva: Anna Netrebko tritt wieder im Westen auf
Nicht in Berlin, aber in Regensburg, Köln, Stuttgart und Hamburg. Anna Netrebko startet eine Deutschlandtournee.
Tagesspiegel.de

Roland Geyer: „Ich habe aus der Fülle geschöpft“
Der scheidende Chef des Theaters an der Wien über seine Ära, das Publikumsminus in der Stadt, das Volkstheater – und einen reizvollen Posten.
WienerZeitung.at

Darf ein Opernregisseur wirklich alles? Bezahlartikel
Weil Isolde (Aile Asszonyi) im Saarbrücker »Tristan« bereits Ende des ersten Aufzugs stirbt, muss sie eben den Rest des langen Abends als Geist über die Bühne spuken.
rheinpfalz.de.kurier „Die SONNTAG-PRESSE – 29. MAI 2022“ weiterlesen

Der Schlauberger 73: Klugscheißereien

Tritt den Sprachpanschern ordentlich auf die Füße! Gern auch unordentlich. Der Journalist und Sprachpurist Reinhard Berger wird unsere Kultur nicht retten, aber er hat einen Mordsspaß daran, „Wichtigtuer und Langweiler und Modesklaven vorzuführen“. Seine satirische Kolumne hat er „Der Schlauberger“ genannt.

Eine Mini-Serie über Missverständnisse

von Reinhard Berger

Der letzte Platz ist immer frei

Am liebsten mag ich Fußballübertragungen. Sie fangen meistens an und hören später auf. Zwischendurch sind sie gewürzt mit Überflüssigem. Heute: Aus der ARD-Sportschau und Sky live.

Das Stadion ist restlos ausverkauft: Gute Nachricht für den Kassenwart, eine doppelt-gemoppelte: Denn wenn es ausverkauft ist, dann doch wohl restlos. Und zwar meistens

bis auf den letzten Platz: Das ist die einzige Einschränkung. Warum der aber grundsätzlich immer frei bleibt, wird mir ein ewiges Rätsel sein.

Sie starten einen Konter nach vorne: Finde ich beruhigend. Nachdenklich würde ich nur, wenn sie einen Konter nach hinten starten würden. Dann hätte die Mannschaft das Spiel nicht verstanden.

Sie spielen von links nach rechts: Welche Alternative gäbe es denn? Von links nach oben geht nicht. Da ist der Himmel. Und nach unten auch nicht. Da ist der Rasen.

Die bessere Mannschaft gewinnt am Ende: Welch ein Glück. Wenn sie am Anfang gewinnen würde, wäre der Rest des Spiels ja sinnlos.

Die schönste Ecke ist immer im Kreis. Ein Mathematiker kann das sicherlich erklären.

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„Der Schlauberger 73: Klugscheißereien
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Alina Cojocaru und Alexandr Trusch – welch schönes, inniges Bild

Foto: Alina Cojocaru (Prinzessin Aurora) und Alexandr Trusch (Prinz Désiré) beim Schlussbeifall; links Niurka Moredo (Auroras Amme), Haley Page (Die Königin), Florian Pohl (König Florestan XXIV.), ganz rechts Patricia Friza (Die Königinmutter) (Foto: RW)

Was Trusch, der fast die ganze Zeit auf der Bühne stand, schon physisch leistete bis hin zum furiosen Schluss-Solo war allein schon aller Begeisterung wert. Wie er den Prinzen darstellte, mit welcher Sensibilität er sich seinen träumerischen Empfindungen hingab oder mit welcher Zartheit er sich Aurora näherte, zeugte von seiner hohen Darstellungskunst. Tanz ist bei Trusch Ausdruck der seelischen Verfassung der von ihm dargestellten Person, dazu kommen seine exzellenten Sprünge, perfekten Doppeldrehungen und sein phänomenales Hebevermögen.

Staatsoper Hamburg, 27. Mai 2022

Dornröschen
Ballett von John Neumeier

Peter I. Tschaikowsky, Musik

von Dr. Ralf Wegner

Was für ein Unterschied zur Berliner Dornröschenaufführung. Die Sprünge von Alexandr Trusch als Prinz Desiré waren der Freude und der Liebe geschuldet, jene von Daniil Simkin in Berlin einer vollendeten artistischen Leistung. Was Trusch, der fast die ganze Zeit auf der Bühne stand, schon physisch leistete bis hin zum furiosen Schluss-Solo war allein schon aller Begeisterung wert. Wie er den Prinzen darstellte, mit welcher Sensibilität er sich seinen träumerischen Empfindungen hingab oder mit welcher Zartheit er sich Aurora näherte, zeugte von seiner hohen Darstellungskunst. Tanz ist bei Trusch Ausdruck der seelischen Verfassung der von ihm dargestellten Person, dazu kommen seine exzellenten Sprünge, perfekten Doppeldrehungen und sein phänomenales Hebevermögen. Er durchschritt erneut die Bühne mit Anna Laudere als gute Fee, hochgestreckt getragen auf der nach oben gereckten linken Handfläche, ohne die rechte zum unterstützenden Halten nutzen zu müssen. Welch schönes, inniges Bild. „Dornröschen, Ballett von John Neumeier
Staatsoper Hamburg, 27. Mai 2022“
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Die SAMSTAG-PRESSE – 28. MAI 2022

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Zum Singfest Nova Civitas 2022 – „Liedkunst für den Frieden“ – hat Kammersänger Tomasz Konieczny, der künstlerische Leiter des Festivals, junge Künstlerinnen aus der Ukraine eingeladen. In jedem Konzert sind neben berühmten Werken des klassisch-romantischen Repertoires auch Lieder aus der Ukraine zu hören.

Näher Informationen unter INFOS DES TAGES (SAMSTAG, 28. MAI 2022) Quelle: onlinemerker.com

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Die SAMSTAG-PRESSE – 28. MAI 2022

Chemnitz
Oksana Lyniv: „Tschaikowski ist Weltkunst und keine Propaganda“
NeueMusikzeitung/nmz.de

Paris
„Parsifal“ in Paris: Die Entweihung des Grals
Dirigentin Simone Young und Regisseur Richard Jones geben sich in Paris alle Mühe, Richard Wagners letzte Oper „Parsifal“ zu entdramatisieren.
Sueddeutsche Zeitung.de

Nürnberg
Liebes(miss)verständnis per App: Donizettis L’elisir d’amore auf neuen Wegen in Nürnberg
bachtrack.com.de

Berlin/ Deutsche Oper
Elisabeth Teige, die Siegerin des Sängerkriegs auf der Wartburg
Elisabeth Teige ist die neue Königin der Venuse- UND Elisabeths.
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

Für alle Tannhäuser-Fans gilt: In der Bismarckstraße spielt die Musik
Klassik-begeistert

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Elisabeth Leonskaja und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen entfachen ein funkelndes Beethoven-Feuerwerk

Dank an Elisabeth Leonskaja und die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. Und Dank an den Komponisten, der so etwas noch immer zum Erlebnis werden lässt!

Foto: Elisabeth Leonskaja, © Daniel Dittus

Internationales Musikfest Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg, 26. Mai 2022 (Großer Saal)

Ludwig van Beethoven
Elisabeth Leonskaja, Klavier

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Sarah Christian, Konzertmeisterin und Leitung

von Dr. Holger Voigt

Lebte er noch, wäre selbst Ludwig van Beethoven aufgesprungen und hätte begeistert applaudiert. Was hier am Abend zelebriert wurde, war ein fast beispielloses musikalisches Feuerwerk, welches das Publikum in der Elbphilharmonie Hamburg geradezu zum Toben brachte. Dabei war es insbesondere das junge Orchester der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, das die Zuhörer von den Sitzen riss. Zuvor hatte die nunmehr 76jährige, in Tiflis, Georgien, geborene und heute in Wien lebende russische Pianistin Elisabeth Leonskaja das 4. Klavierkonzert Beethovens vorgetragen.

Eher selten geworden sind die Konzertauftritte der lebenden Klavierlegende, die vor einem halben Jahrhundert mit Swjatoslaw Richter in Kontakt kam und von ihm kontinuierlich gefördert wurde. Ihr Klavierspiel ist genauso filigran wie ausdrucksstark und meistert jegliche technische Schwierigkeit mit Noblesse und Ausgewogenheit. Sie ist sich über Jahre und Jahrzehnte treu geblieben und versteht es heute wie früher, das Publikum bis in die Sprachlosigkeit hinein zu faszinieren. Auch an diesem Konzertabend gelang es ihr, Blicke und Ohren des Publikums auf den Kern der Musik auszurichten und das ihr persönlich sehr am Herzen liegende Klavierkonzert Beethovens mitfühlend anzuhören. „Ludwig van Beethoven, Elisabeth Leonskaja, Klavier
Elbphilharmonie Hamburg, 26. Mai 2022“
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Elisabeth Teige, die Siegerin des Sängerkriegs auf der Wartburg

 Foto der Vorstellung vom 11. November 2017 © Bettina Stöss

Für alle Tannhäuser-Fans gilt im Mai: Hier, in der Bismarckstraße, spielt die Musik.

Deutsche Oper Berlin, 26. Mai 2022

Tannhäuser
Musik und Libretto von Richard Wagner

Orchester der Deutschen Oper Berlin
Chor der Deutschen Oper Berlin
Nicholas Carter, Dirigent

Was war das für ein herausragender Tannhäuser. Die Hauptrollen in Höchstform, eine spannende Inszenierung, die Chöre kräftig wie sonst nie… Da muss sich Bayreuth warm anziehen!

von Johannes Karl Fischer

Elisabeth Teige ist die neue Königin der Venuse- UND Elisabeths. Am Anfang die tiefere Mezzo-Lage, warm, dunkel, farbenfroh… rührend. Nach der Pause soll sie also Sopran singen… was, wenn das schief geht? Aber sie wurde immer besser. Je höher im Sopran-Register, desto strahlender ihre Stimme. „Dich teure Halle, grüß ich wieder“, so viel Gänsehaut im Publikum kriegen selbst viele Vollzeit-Sopranistinnen nicht hin. Wie Tanja Ariane Baumgartner und Lise Davidsen in einer Stimme.

Die zweite Hälfte ihrer Doppel-Rolle auszuklammern, wäre nichts anders als eine Herabwürdigung ihrer überragenden Leistung. Bei den melancholischen Stellen „Ich fleh für ihn“ musste man weinen wie sonst nur bei Butterfly. Ihr liegt der Venus-Mezzo, der dramatische wie auch der melancholische Elisabeth-Sopran wie eine glatte Eins. Lange habe ich mir Sorgen gemacht, weil Asmik Grigorian nicht auf dem diesjährigen Bayreuth-Spielplan steht. Aber das ist eine mehr als würdige Nachfolgerin der Ausnahme-Senta vom letzten Jahr. „Richard Wagner, Tannhäuser
Deutsche Oper Berlin, 26. Mai 2022“
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Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022

Foto: © SF / Marco Borrelli

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022

Triumphales Comeback für Anna Netrebko nach Ukraine-Kontroverse
Am Mittwochabend trat die Sopranistin erstmals wieder auf einer westlichen Bühne auf. Das Publikum zeigte sich begeistert, die Ukrainische Botschaft empörte sich indessen auf Twitter.
DiePresse.com

Paris
Triumphales Comeback in Paris. Ukrainische Botschaft empört sich über den Auftritt der austro-russischen Sopranistin
WienerZeitung.at

Barcelona
Kurzak und Alagna steigen aus einer provokanten Tosca-Produktion aus
Der Tenor Roberto Alagna und seine Sopranfrau Aleksandra Kurzak haben sich aus der Tosca im nächsten Januar in Barcelona zurückgezogen und die Produktion für „obszön“ erklärt.
Die Inszenierung von Raffael R. Villalobos, die zuvor in Brüssel und Montepellier zu sehen war, macht die katholische Kirche zum Bösewicht des Stücks. Die Alagnas „hatten das Gefühl, dass sie ihre Rollen in dieser Produktion nicht spielen konnten, und beschlossen schließlich, das Projekt aufzugeben.“
https://www.connessiallopera.it/interviste/2022/roberto-alagna-rinuncia-alla

Barcelona/ Jänner 2023: Tosca
liceu.com-tosca-trailer

Budapest
Götterdämmerung in Budapest – Ein Regiespektakel zwischen Genie und Klamauk
Was kann man über eine Inszenierung sagen, die derart farbenfroh, überbordend und facettenreich ist, dass man als Zuschauer nur schwer zwischen Faszination und Abneigung zu unterscheiden weiß?
Von Lukas Baake
Klassik-begeistert.at

Gleichschaltung des Kulturbetriebs in Russland nimmt zu
Kunstschaffende hatten es in Russland schon vor dem Krieg nicht leicht. Jetzt haben die Repressalien aber noch weiter zugenommen
DerStandard.com    „Die FREITAG-PRESSE – 27. MAI 2022“ weiterlesen

"Es ist die Sprache, welche den Menschen als Zugehöriger einer bestimmten Gesellschaftsschicht identifiziert"

Foto: London Coliseum – English National Opera © ENO.org

Standing Ovations for My Fair Lady: triumphale Rückkehr des Musical-Klassikers nach London

Die English National Opera hat den wohl besten und bekanntesten Musical-Klassiker, Loewe’s „My Fair Lady“, zurück nach London gebracht – und die durchwegs traditionell-klassische Produktion auf der Bühne des London Coliseum erntete Standing Ovations vor ausverkauftem Haus. Als unbestrittene Stars brillierten unter der präzisen Regie von Bartlett Sher und dem temperamentvollen Dirigat von Gareth Valentine die Musical-Sängerin Amara Okereke als selbstbewusste Eliza Doolittle und Stephen K. Amos als ihr lebensfroher Vater.

English National Opera, London Coliseum, 24. Mai 2022

My Fair Lady
Frederick Loewe  Musik / Alan Jay Lerner  Libretto

Gareth Valentine, Dirigent
Bartlett Sher, Regie

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Foto)

Diese beiden Vinyl-Platten wurden bei uns zu Hause fast täglich gespielt, jede Note, jede Textzeile kannte ich schon als Kind auswendig: My Fair Lady und Mary Poppins. Diese beiden Musical-Klassiker sind zur Zeit auf Londoner Bühnen in glanzvollen Produktionen zu sehen, Mary Poppins im Prince-Edward-Theatre (West End) und My Fair Lady als Aufführung der ENO im London Coliseum. Wärmstens zu empfehlen.

 „My Fair Lady“ ist eine der intelligentesten, selbst-ironischen Parodien auf die englische Klassengesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Sprache in ihrer ganzen Bandbreite, vom malerischen Cockney der „Unterschicht“, die hier vor dem Blumenmarkt und daneben dem Opernhaus von Covent Garden herumlungert und dem gestelzten Oxford-English der Aristokratie, die sich am legendären Pferderennen von Ascot und  auf exclusiven Bällen produziert. Die Transformation von Ovids Pygmalion-Legende durch George Bernard Shaw ist ein geniales Stück Literatur und Gesellschaftskritik ; der Phonetik-Forscher Professor Higgins hat es sich in den Kopf gesetzt, das bettelarme Blumenmädchen Eliza in die Spitze der englischen Society zu katapultieren: mittels Sprache. Denn, nicht ganz zu Unrecht die Überzeugung des Professors: Es ist die Sprache, welche den Menschen als Zugehöriger einer bestimmten Gesellschaftsschicht identifiziert. „My Fair Lady, Frederick Loewe Musik/ Alan Jay Lerner Libretto
English National Opera 24. Mai 2022“
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Götterdämmerung in Budapest – ein Regiespektakel zwischen Genie und Klamauk

Foto: © Daily News Hungary    
Siegfried (István Kovácsházi) und die Rheintöchter

Was kann man über eine Inszenierung sagen, die derart farbenfroh, überbordend und facettenreich ist, dass man als Zuschauer nur schwer zwischen Faszination und Abneigung zu unterscheiden weiß? Die Inszenierung von Wagners Götterdämmerung des ungarischen Regisseurs Géza M. Tóth, die in diesem Monat im Budapester Opernhaus ihre Premiere gefeiert hat, stellt eine solche Herausforderung dar. Über einen Opernabend zwischen Genie und Klamauk.

Ungarische Staatsoper, Budapest, 23. Mai 2022

Richard Wagner, Götterdämmerung

Orchester der ungarischen Staatsoper
Balázs Kocsár, Dirigent

Géza M. Tóth, Inszenierung

von Lukas Baake

Die Götterdämmerung steht am Ende von Richard Wagners groß angelegten, vierteiligen Zyklus über den Ring des Nibelungen. Die Widersprüche und Spannungen, die mit Alberichs Raub des Rheingolds und Wotans Vertragsbruch ansetzen, lösen sich hier im Tod von Siegfried, dem Fall der Götter und dem finalen Weltenbrand auf. Ursprünglich unter dem Titel „Siegfrieds Tod“ konzipiert, stellt der letzte Teil des Rings somit den Kern von Wagners philosophisch-musikalischer Mediation über ein Heldenleben in Form eines Gesamtkunstwerk dar.

Die Handlung folgt dem schicksalsträchtigen Muster von List, Verrat und Mord und verleitet Regisseure nicht selten dazu, ein statisches Bild mit düsteren Farben zu malen. Die Budapester Inszenierung von Géza M. Tóth bricht jedoch radikal mit diesen Erwartungen. Inmitten des prächtigen, von habsburgischem Pomp geprägten Opernsaals, zündete der ungarische Filmkünstler und Regisseurs ein farbenfrohes Feuerwerk aus Kostüm, Licht und Video, das bereits nach dem ersten Akt einige Besucher dazu veranlasste, das Weite zu suchen. Anlass dazu gab es genug: Das von Tóth gewählte Kostüm und Bühnenbild wirkte überfrachtet und zusammenhangslos. Bei weiten Teilen des Werkes war außer Travestie und Neonfarben als Versatzstücke der zeitgenössischen Regie nur schwer eine Idee oder ein Konzept erkennbar, das als gedankliche Klammer der mehr als fünf Stunden dauernden Inszenierung diente. Stattdessen konnte man Hagen als pragmatischen Anzugträger, Siegfried als einen mit Dreadlocks dekorierten Hippie oder eine Gutrune in schriller Comicfilm-Kostümierung sehen. Das war nicht nur uninspiriert, sondern auch unansehnlich. „Richard Wagner, Götterdämmerung
Ungarische Staatsoper, Budapest 23. Mai 2022    “
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