Schweitzers Klassikwelt 67: Die Bremer Stadt- und die Worpsweder Dorfmusikanten

von Lothar und Sylvia Schweitzer (Text und Fotos)

Das Volksmärchen von den Bremer Stadtmusikanten ist Ihnen von Kindheit an wahrscheinlich bekannt. Können Sie auch die Zahl und Namen der Tiere ohne viel Nachdenken nennen? Wir haben deswegen auf ein Foto am Kopf unsres Feuilletons verzichtet. 1819 von den Brüdern Grimm veröffentlicht ist es von der literarischen Art eine Tierfabel, die als Gesindeerzählung das Problem der älter und weniger leistungsfähig werdenden Mägde und Knechte widerspiegelte und sozialutopische Wünsche förderte.

In der Hanse-Stadt Bremen begegnen wir an allen Ecken und Enden in den Schaufenstern und Einkaufspassagen unsren Lieblingen und sogar als Design einer Damenkleidung.

Foto: (c) Lothar Schweitzer
Foto: (c) Lothar Schweitzer

Neben dem offiziellen Standbild vor dem Rathaus fanden wir auch eine originelle Variante.

Foto: (c) Lothar Schweitzer
Foto: (c) Lothar Schweitzer

Leute behaupten, Hunde seien unmusikalisch, wenn sie zum Beispiel bei einem Violinspiel mit Heultönen „stören“. Aber die gegenteilige Deutung ist richtig. Heißt es doch in unserem Sprachgebrauch „mit den Wölfen heulen“. „Schweitzers Klassikwelt 67: Die Bremer Stadt- und die Worpsweder Dorfmusikanten
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Die MONTAG-PRESSE – 25. JULI 2022

Nathalie Stutzmann, Foto: Stephanie Slama

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Die MONTAG-PRESSE – 25. JULI 2022

Bayreuth
Nathalie Stutzmann wird 2023 zweite Dirigentin in Bayreuth
Die Bayreuther Festspiele bekommen ihre zweite Dirigentin: Nachdem Oksana Lyniv im Vorjahr als erste Frau am Pult des weltberühmten Festivals ihr Debüt gegeben hatte, wird im kommenden Jahr Nathalie Stutzmann dirigieren. Sie übernehme die musikalische Leitung bei der Wiederaufnahme des „Tannhäuser“, sagte Intendantin Katharina Wagner. Stutzmann stammt aus Frankreich.
Deutschlandfunk.de

Die Frauen von Bayreuth (Bezahlartikel)
Kurz vor Beginn der Bayreuther Festspiele kursieren Gerüchte über Sexismus und autoritäres Verhalten auf dem Grünen Hügel. Katharina Wagner will hart durchgreifen. Auch künstlerisch setzt sie vermehrt auf Frauen.
FrankfurterAllgemeine

Dass der Grüne Hügel urplötzlich zum Schamhügel wird, damit hat wohl keiner gerechnet...
Dass der Grüne Hügel urplötzlich zum Schamhügel wird, damit hat wohl keiner gerechnet – aber nun geht es plötzlich um Tätscheln und Begrapschen, pünktlich vor Eröffnung der Festspiele, pünktlich aufgebracht zum Wochenende, da man gar nicht so recht reagieren kann, aufgerührt von der ansässigen Provinzzeitung, mit immerhin 27.000 verkauften Exemplaren, und nun sind alle aufgebracht, wegen „Touchy, Touchy“, wie Frauen dort berichten, und der Meister rotiert wohl gerade im Grab, oder er bleibt still und lächelt, der Nietzsche-Intimus, dessen letzteren Ansichten über das schöne Geschlecht ja bekannt sind – doch halt…
Von Harald Nicolas Stazol
Klassik-begeistert.de

Salzburg/ Festspiele
Markus Hinterhäuser: „Wir leben! Und wir müssen auch leben!“
Der Intendant der Salzburger Festspiele stellte intuitiv „Das Spiel vom Ende der Zeiten“ ins Zentrum seines Programms.
Kurier.at

Welser-Möst: „Kunst kann nicht politische Probleme lösen“
Franz Welser-Möst über den Auftritt von Currentzis und seine eigene Puccini-Premiere.
Kurier.at

Franz Welser-Möst: „Cancel Culture ist falsch“
Franz Welser-Möst im Gespräch über den Umgang mit russischen Künstlern und seine Salzburg-Premiere „Il trittico“.
WienerZeitung.at

Salzburg
Gespannte Ruhe vor den Festspielen: Welche Themen man ausklammern möchte
Der Auftritt von Teodor Currentzis bei der Eröffnungspremiere am Dienstag sorgt für Nervosität. Und hat sich die Debatte um „toxisches Sponsoring“ wirklich erledigt?
Der Standard.de.story

„Trittico“ als Rehabilitation Puccinis in Salzburg
Es gehe um die Rehabilitation des lange umstrittenen Giacomo Puccini. Dieses gemeinsame Ziel für die Premiere von „Il Trittico“ bei den Salzburger Festspielen gaben am Sonntag vor Journalisten Stardirigent Franz Welser-Möst und Regisseur Christof Loy aus. Welser-Möst sprach vor der 87. Premiere seiner Karriere am 29. Juli von einer „riesigen Freude“, das Stück dirigieren zu dürfen.
SalzburgerNachrichten.at

Salzburger Festspiele im ORF: Rund 100 Stunden Programm
OTS.at.presseaussendung

Bayreuth-Regisseur Valentin Schwarz: Was hat er mit Wagners „Ring“ vor?
Die Opernwelt staunt: Der eher unbekannte Valentin Schwarz inszeniert in Bayreuth den ganzen „Ring“. Im Gespräch zeigt der Oberösterreicher jedoch keine Anzeichen von Stress.
DerStandard.at.story

»Wir wollen einen geilen Wagner«
Der 33-jährige Regisseur Valentin Schwarz inszeniert bei den Richard-Wagner-Festspielen den »Ring des Nibelungen« – und ist vor der Premiere ordentlich umstritten.
DerSpiegel.de

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Rosenkavalier in München zu Ehren von Stefan Soltész: Groissböck und Petersen spielen überragend

Foto: G. Groissböck und M.Petersen, © W. Hösl

Diese Vorstellung war dem vor wenigen Tagen verstorbenen Dirigenten Stefan Soltész gewidmet – bekanntlich erlitt er einen Zusammenbruch auf der Bühne des Nationaltheaters, von dem er sich im Krankenhaus nicht mehr erholte. Kein Zweifel, auch Soltész wäre begeistert gewesen – nicht nur wegen Marlis Petersens Ausnahme-Marschallin und Barrie Koskys genialer Inszenierung.

Nationaltheater München, Bayerische Staatsoper, 24. Juli 2022

Der Rosenkavalier
Musik von Richard Strauss
Libretto von Hugo von Hofmannsthal

von Johannes Karl Fischer

Wo soll man mit diesem Spektakel der Opern-Champions-League beginnen? Günther Groissböck war als Ochs mal wieder völlig unangefochten. Obwohl etwas spontan aus dem Urlaub geholt, meisterte er die Rolle des Lerchenau’schen Barons wie kein anderer. Völlig mühelos das tiefe C, die langen Noten am anderen Ende des Bassschlüssels resonierten mehrere Atemzüge lang im ganzen Saal. Auch schauspielerisch erstklassig, wie er die Mariandl und die Sophie über die Bühne jagt.

Die ganze Rolle rattert er natürlich im besten Waidhofener Niederösterreichisch runter. Anderswo ist seine Aussprache manchmal etwas moderiert, in München hatten die Verantwortlichen wohl keine Zeit seinen Gesang zu entdialektisieren. Wie gemacht für diese Rolle. Bitte weiter so, diese Rolle lebt vom Dialekt!

„Richard Strauss, Der Rosenkavalier
München, Bayerische Staatsoper, 24. Juli 2022“
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Ladas Klassikwelt 93: Ein Journalist besingt ein schönes Fräulein wie Lohengrin den Schwan

Bild: Hochzeit-Wajda: Ewa Ziętek (Die Braut) und Daniel Olbrychski (Der Bräutigam) in der „Hochzeit“-Verfilmung von Andrzej Wajda (1973); Quelle: Kinokalender Dresden

von Jolanta Łada-Zielke

Das bekannteste Werk Wyspiańskis ist das dreiaktige Drama „Wesele“ (Hochzeit) von 1901. Dieses basiert auf der tatsächlich stattgefundenen Hochzeit seines Freundes Lucjan Rydel mit einer Bauerntochter aus Bronowice bei Krakau (heute ein Stadtviertel).

Im ersten Akt feiern in einer Bauernhütte die Bewohner von Bronowice mit den Vertretern der intellektuellen Elite und den Künstlern aus Krakau. Obwohl die Bauern belesen und mit Politik vertraut sind, schauen manche Gäste aus Krakau auf sie herab. Im zweiten Akt tauchen unter den Hochzeitsteilnehmern um Mitternacht die Geister auf, die deren innerste Gedanken widerspiegeln, sowie historische Gestalten aus der Vergangenheit Polens, die eine bittere Abrechnung mit der Gegenwart machen.

Zu den letzteren gehören: Stańczyk der Hofnarr der polnischen Könige der Jagiellonen-Dynastie, der Ritter Zawisza Czarny (1379–1428), der Anführer des blutigen Bauernaufstandes 1846 Jakub Szela (1787–1860), und der früh verstorbene polnische Maler Ludwik de Laveaux (1868–1894). „Ladas Klassikwelt 93: Stanisław Wyspiański Teil II
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Zwei Frauenschicksale, die tief unter die Haut gehen

Foto: © Dr. Charles Ritterband

Puccinis „Madame Butterfly“ und Giordanos „Sibirien“ bei den Bregenzer Festspielen

Bregenzer Festspiele, Seebühne, 20. Juli 2022

Giacomo Puccini  Madame Butterfly
Oper in drei Akten (1904)

Besetzung:

Cio-Cio San: Barno Ismatullaeva
Suzuki: Annalisa Stroppa
B.F.Pinkerton: Edgaras Montvidas
Sharpless: Brian Mulligan
Kate Pinkerton: Hamida Kristofferson
Goro: Taylan Reinhard

Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühne: Michael Levine
Wiener Symphoniker


von Kirsten Liese

Es ist noch nicht lange her, dass Bizets „Carmen“ auf der Bregenzer Seebühne eine verregnete Premiere erlebte, nach der sich die Festspielgäste trotz Regenkleidung klitschenass von den Sitzen erhoben.

Die jüngste Premiere von „Madame Butterfly“ konnte zwar zunächst trocken beginnen, aber nach einer Stunde musste sie wegen heraufziehenden starken Gewitters abgebrochen und ins Festspielhaus verlegt werden, was letztlich zu befürchten stand, nachdem es eine Stunde vor der Premiere bereits schüttete wie aus Eimern.

Freilich ist ein solcher Auftakt für alle Beteiligten höchst unbefriedigend, zumal wenn man bedenkt, dass vier Jahre Arbeit in diese Produktion investiert wurden.

Dass im Festspielhaus die Inszenierung bescheidener ausfallen muss ist klar, schon allein weil der Bodensee wegfällt.  Dennoch frage ich mich, warum die szenischen Möglichkeiten im Festspielhaus nicht zumindest optimal ausgeschöpft werden.

Traditionell nimmt das Orchester auf der Bühne Platz, von wo aus es per Tonanlage auf die Seebühne übertragen wird. Aber in der Pause von etwa 20 Minuten nach dem Abbruch hätte man das Orchester in den Graben versenken- und damit auf der Bühne eine größere Spielfläche schaffen können, so dass dort seitens der szenischen Gestaltung noch mehr möglich gewesen wäre. „Bregenzer Festspiele, Puccini, Madame Butterfly und Giordanos Sibirien
20. Juli 2022“
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Heimsieg für Jonas Kaufmann an der Bayerischen Staatsoper

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch im Wiener Konzerthaus, © Andreas Schmidt

Jonas Kaufmann gibt einen Festspiel-Liederabend in der Bayerischen Staatsoper, wobei ihm die Folgen seiner Corona-Infektion anzumerken waren. Dennoch kann der Abend am Ende als rundum gelungen bezeichnet werden, nicht zuletzt dank der Intelligenz des Sängers.

Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 23. Juli 2022

Münchner Opernfestspiele

Festspiel-Liederabend: Jonas Kaufmann
Helmut Deutsch, Pianist

von Michael Buba

Nachdem am Vortag der Dirigent Stefan Soltész während des Dirigats von Der schweigsamen Frau auf tragische Art verstorben ist, konnte man auf den Fluren eine gewisse Bedrücktheit verspüren. Die für die Opernfestspiele typische sommerliche Feststimmung wollte sich zunächst nicht einstellen, dies änderte sich jedoch schlagartig, als Jonas Kaufmann die Bühne betrat.

Seine herausragende Aura fesselt alle Hörer, selbst die auf den Partiturplätzen. Dieser Mann hat schlichtweg Charakter, eine großartige Stimme und Intelligenz. Oftmals wird von einer Verbindung zwischen der Mathematik und der Musik gesprochen, wobei sich bei Jonas Kaufmann beide Welten treffen und kongenial ergänzen. Albrecht Gündel-vom Hofe fasste in einem Artikel für den Tagesspiegel sehr treffend zusammen, dass die Musik auf der Logik der Mathematik beruht.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/musik-ist-mathematik-im-rhythmus-gottes/7739756.html

Bevor Kaufmann sein Gesangsstudium aufnahm, begann er ein Studium der Mathematik, wodurch seine Herangehensweise ans Singen nicht nur rein auf Emotionen basiert, sondern auch technisch und intellektuell durchdacht ist. Jede Note, jede Silbe verbirgt zahllose Gedanken, die  Kaufmann auf sängerische Art stets wunderbar zu präsentieren weiß. „Festspiel-Liederabend: Jonas Kaufmann
Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 23. Juli 2022“
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Die SONNTAG-PRESSE – 24. JULI 2022

Festspielhaus Bayreuth. Foto: © Andreas Schmidt

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Die SONNTAG-PRESSE – 24. JULI 2022

Bayreuth
Bayreuther Festspiele: Katharina Wagner knüpft ihre Zukunft als Chefin an Reformen
Strukturelle Veränderungen sind unungänglich, sagt Festivalchefin Wagner kurz vor der Saisoneröffnung. Die Politik fordert schon länger Reformen auf dem Grünen Hügel.
Tagesspiegel.de

Bayreuth
Chefin fordert Änderungen.
Katharina Wagner droht mit Aus bei Bayreuther Festspielen
t-online.de

Tod mit Taktstock: Diese Dirigenten starben im Orchestergraben
Für Publikum, Musiker und Bühnen-Kollegen ist es immer ein Schock, wenn während einer Vorstellung ein Maestro zusammenbricht und stirbt. So erging es großen Künstlern wie Giuseppe Sinopoli, Josef Keilberth, Giuseppe Patanè und Dimitri Mitropoulos.
BR-Klassik.de

Nachruf
Mit Mut zur Drastik
Als Dirigent war er unnachgiebig, als Opernchef erfolgreich
Das Aalto-Theater in Essen hat er zu neuer Blüte gebracht. Jetzt ist Stefan Soltész in München gestorben.
FrankfurterAllgemeine

München/Bayerische Staatsoper
Bei Vorstellung in München: Dirigent Stefan Soltész nach Zusammenbruch gestorben
Soltész dirigierte die Strauss-Oper „Die schweigsame Frau“, da bricht er zusammen, stirbt kurz später. Der tragische Vorfall erinnert an Giuseppe Sinopolis Tod 2001 in der Deutschen Oper Berlin.
Tagesspiegel.de

Dirigent während der Vorstellung zusammengebrochen und gestorben
Stefan Soltész dirigierte im Münchner Nationaltheater eine Oper. Nach seinem Studium in Wien war er unter anderem Generalmusikdirektor der Essener Philharmoniker.
Kurier.at

Katharina Wagner bestätigt sexuelle Übergriffe
Kurz vor der Eröffnung werden Sexismusvorwürfe bekannt. Neben der Intendantin berichten auch noch andere Frauen von körperlichen Übergriffen und sexistischen Sprüchen. Kulturstaatsministerin Roth betont, man müsse die Anschuldigungen ernst nehmen.
Sueddeutsche Zeitung.de

Sexismusvorwürfe: Bayreuther Festspiele Kündigen Konsequenzen an
Radioplassenburg.de

München/Bayerische Staatsoper
Rosenkavalier in München: wenn sich die Liebe in Musik auflöst
„Vom Ochs hängt der Erfolg der Oper ab“ schrieb Richard Strauss selbst kurz vor der Premiere 1911. Dieser Erfolg war am Abend vorher noch gefährdet. Der ursprünglich als Ochs eingeplante Christof Fischesser war erkrankt, Günther Groissböck sprang ein. Nun ist Fischesser – er war bereits öfter in München in den letzten Wochen als Ochs zu erleben – ein wirklich hervorragender Ochs. Aber wenn man glaubt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo der Groissböck her. Er ist aktuell das Nonplusultra für diese Rolle. Man könnte fast meinen, er wäre hauptberuflicher Ochs-Darsteller.
Von Willy Patzelt
Klassik-begeistert.de

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Archaischer Rausch und Tanz bis zum Ende – Krzysztof Urbański zelebriert das heidnische Russland

Foto: Krzysztof Urbański © Marco Borggreve

Das „Sacre“ ist sicher das Größte, was Strawinsky je geschaffen hat und das wurde im Lübecker Konzert grandios umgesetzt. Das bewies auch der enthusiastische Beifall, schnell stand fast das ganze Publikum. Ein erstklassiger Abend mit überraschenden Momenten und lustvoller Leidenschaft!

Lübeck, Musik- und Kongresshalle, 22. Juli 2022

Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals

Sergei Prokofieff, Skythische Suite op. 20
Johan Adams, 2. Satz aus „Naïve and Sentimental Music”
Igor Strawinsky, Le Sacre du Printemps

Krzysztof Urbański, Dirigent
Schleswig-Holstein Festival Orchestra

von Dr. Andreas Ströbl

Ein aufwühlendes Programm voll urtümlicher Leidenschaft durfte ein entflammtes Publikum am 22. Juli in der Lübecker „MuK“ (Musik- und Kongresshalle) mit dem polnischen Stardirigenten Krzysztof Urbański und dem Schleswig-Holstein Festival Orchestra erleben.

Die beiden Hauptstücke des Abends sind musikalisch und inhaltlich Geschwister und beide veranlassten bei ihrer Uraufführung jeweils einen handfesten Skandal.

Viel zu selten aufgeführt wird die „Skythische Suite“ von Sergei Prokofieff aus dem Jahre 1916. Es ist die orgiastische Beschwörung einer mythischen Vergangenheit, genauer gesagt, einer angeblichen Sage der Skythen, dem nomadischen Reitervolk, das ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. die eurasischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres, also dem Gebiet des heutigen südlichen Russland und vor allem der Ukraine, besiedelte. „Das sind ja Skythen!“, rief Napoleon, als er aus dem eroberten Kreml auf das von den Bewohnern selbst angezündete Moskau blickte. Er erinnerte sich dabei an einen Bericht Herodots, der die Mentalität und Kampftaktik dieses stolzen Volkes im Kriege gegen die Perser geschildert hatte, das die eigenen Siedlungen, Felder und Nahrungsmittel zerstörte, um den nachrückenden Feind zu zermürben. Ein großes Opfer also, um den Gegner von den Ressourcen abzuschneiden und das eigene Überleben zu sichern – diese waghalsige Rechnung ging sowohl in der Antike als auch 1812 gegen die Franzosen auf. „Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals
Lübeck, Musik- und Kongresshalle, 22. Juli 2022“
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Poesie und Perfektion – die Seebühne Bregenz übertrifft sich selbst mit einer fantastischen „Madame Butterfly“

Die Bregenzer Festspiele überraschen immer wieder mit einer neuen, grandiosen Opernproduktionen: Ausnahmslos sind die aufwändigen Bühnenbilder, welche jeweils für zwei Jahre aufgestellt werden und Winterstürmen und Sommergewittern trotzen, ästhetisch und technisch von höchster Perfektion. Die Inszenierungen auf der Seebühne überbieten sich gegenseitig in ihrem kreativen und höchst originellen Zugang zu den wohlbekannten, auf allen großen Bühnen der Welt immer wieder aufgeführten Meisterwerken der Opernliteratur. Mit „Madame Butterfly“ hat die Seebühne einen neuen Volltreffer gelandet. Nach der eigenwilligen, turbulenten und konsequent umgesetzten Umdeutung von Verdis „Rigoletto“ als Zirkusvorstellung mit dem gigantischen Clown-Kopf und seiner sensationellen Technologie im Mittelpunkt hat Bregenz mit „Madame Butterfly“ in der Regie von Andreas Homoki einen kühnen Kontrapunkt gesetzt: Erstmals ein statisches Bühnenbild (Michael Levine), dessen Stärke in vollendeter Poesie, klar umgesetzter Metaphorik und beeindruckenden High-Tech-Projektionen besteht. Die stimmlichen Leistungen, vor allem der jungen Cio-Cio-San alias „Butterfly“ (Barno Ismatullaeva) waren grandios, die Wiener Symphoniker unter Enrique Mazzola überragend wie immer.

Bregenzer Festspiele, Seebühne, 23. Juli 2022

Giacomo Puccini, Madame Butterfly

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Man ist, auf den ersten Blick, fast ein wenig enttäuscht, nach den spektakulären Bühnenbildern der letzten Jahre – doch unmittelbar nach Beginn der Oper erweist sich die Enttäuschung als grandiose Täuschung:

Dieses Bühnenbild, die Technologie und die damit verbundene Metaphorik sind schlicht großartig. Da ist nichts weiter als ein simples, zerknittertes Blatt das auf der Seebühne aus den Fluten aufsteigt. Doch dieses Bühnenbild ist mit seinen 1340 Quadratmetern fast doppelt so groß wie das des „Rigoletto“ in den letzten beiden Jahren, es besteht aus 117 Einzelteilen in Holz, Metall und Styropor, es misst 33 mal 23 Meter, wiegt 300 Tonnen ist auf 119 hölzernen Pfählen im Seeboden verankert und hat, wie alle Bregenzer Bühnenbilder, allenfalls schwere Schneelasten zu tragen und im Sommer Stürmen und Wellen zu trotzen: Der Eindruck der Schwerelosigkeit dieses weißen Papierblatts ist eine Täuschung – eine Illusion, ebenso wie die vermeintliche Ehe zwischen Butterfly und Pinkerton. Das Papier verkörpert die Zartheit und Verletzlichkeit der 15-jährigen Geisha, die sich in den amerikanischen Seemann verliebt – zugleich ist es eine kulturelle Anspielung an die alte japanische Tradition der Papier-Faltkunst Origami.

Doch dieses Papier ist nicht von ästhetischem Raffinement, sondern zerknüllt wie die Hoffungen der „Butterfly“ – und die Westler, vor allem Pinkerton und später auch seine Frau Kate, betreten die Bühne durch eine Öffnung, die in dieses Blatt Papier gerissen wurde: deutlicher kann die Symbolik nicht sein, und auch die mächtige amerikanische Flagge, deren Mast das Papierblatt durchstößt und die während Pinkertons patriotischem Ausbruch (der von Puccini mit „Stars and Stripes“ so brillant in Musik gesetzt wurde) emporwächst ist ein überdeutliches Symbol des gewaltsamen Eindringens einer westlichen Kolonialmacht in „exotische“, während Jahrtausenden gewachsenen Kulturen. Dass Pinkerton – später auf das Blatt projiziert – in einem amerikanischen Kriegsschiff in Nagasaki einfährt, spricht eine deutliche Sprache. „Giacomo Puccini, Madame Butterfly
Bregenzer Festspiele, Seebühne, 22. Juli 2022“
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Rosenkavalier in München: wenn sich die Liebe in Musik auflöst

Foto: G. Groissböck, © Wilfried Hösl

Nationaltheater, Bayerische Staatsoper, München, 21. Juli 2021

Richard Strauss, Der Rosenkavalier

von Willi Patzelt

Der gute alte Rosenkavalier in der Inszenierung von Otto Schenk (Premiere 1972!) hatte in München Kultstatus. Generationen von Zuschauern liebten ihn, die älteren bekommen heute mitunter noch feuchte Augen, wenn sie – nicht selten in fast schon anbetender Manier – Geschichten von Rosenkavalieren mit Carlos Kleiber, Brigitte Fassbaender und den anderen großen Namen erzählen. Dieses Werk in München neu zu inszenieren war also eine riskante Aufgabe. Um es vorwegzunehmen: Regisseur Barrie Kosky hat sie bestens gemeistert. Zusammen mit einer großartigen Sängerbesetzung und klugen musikalischen Interpretation, bekam man am 21. Juli in der Staatsoper großes Musiktheater geboten!

„Vom Ochs hängt der Erfolg der Oper ab“ schrieb Richard Strauss selbst kurz vor der Premiere 1911. Dieser Erfolg war am Abend vorher noch gefährdet. Der ursprünglich als Ochs eingeplante Christof Fischesser war erkrankt, Günther Groissböck sprang ein. Nun ist Fischesser – er war bereits öfter in München in den letzten Wochen als Ochs zu erleben – ein wirklich hervorragender Ochs. Aber wenn man glaubt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo der Groissböck her. Er ist aktuell das Nonplusultra für diese Rolle. Man könnte fast meinen, er wäre hauptberuflicher Ochs-Darsteller. „Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Bayerische Staatsoper, München, 21. Juli 2021“
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