Schweitzers Klassikwelt 66: Ist Richard Wagner nur für fortgeschrittene Opernfans empfehlenswert?

Foto: Richard Wagner Scherenschnitt   Quelle: akpool (Ansichtskartenpool) GmbH

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es ist wie mit dem Glauben. Viele geben den Rat, an Opern allmählich und behutsam heranzuführen, am besten mit einem so genannten leichten Stück. Aber die Kunstgattung Oper wie auch andere Arten der Musik können wie eine Offenbarung wirken. Spontan, überwältigend, ungeahnt.

Der Kabarettist und Schriftsteller Wolfgang Teuschl meinte es gut, wenn er die Evangelien in die Sprache übersetzte, die wir in den Wiener Straßen zu hören bekommen. Aber fasziniert das? Das Schlüsselerlebnis schenkte uns Arthur Honeggers  Oratorium „Johanna auf dem Scheiterhaufen“. Glücklich, durch Zufall für eine freigewordene Karte eine Abnehmerin gefunden zu haben, war es uns dann während des Konzerts peinlich, dass wir einer kulturell nicht so Erfahrenen die pathetisch-lyrische Sprache eines Paul Claudel zugemutet hatten. Verwundert und erleichtert konnten wir aus ihren Gesichtszügen erkennen, dass gerade diese nicht alltägliche Sprache  einen enormen Eindruck hinterließ. Mehr noch als uns, die wir diesem Werk auch zum ersten Mal begegnet waren.

Foto: Residenz Verlag, GrafiK Design Büro Boutique Brutal

Ist der/die Einsteiger/in gut beraten, mit Richard Wagners erstem erfolgreichem Frühwerk, der romantischen Oper „Der fliegende Holländer“, zu beginnen? Unsere erste Begegnung mit Wagner war sein letztes Werk, das Bühnenweihfestspiel „Parsifal“. Also keine Nummernoper, sondern eine unendliche Melodie. Aber das ganz Andere, mit dem bisher Gehörten wenig Vergleichbare hinterließ einen gewaltigen Eindruck. Otto von Rohr, ein Gurnemanz mit idealer Wortdeutlichkeit war auch uns Unerfahrenen Führer durch das Werk. „Schweitzers Klassikwelt 66: Ist Richard Wagner nur für fortgeschrittene Opernfans empfehlenswert?
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Haralds Passionen VI: Shakespeare auf Russisch

„Russen, die ich liebe!“

 von Harald Nicolas Stazol

Der Tanz der Schwerter – wer würde, meinen 14-jährigen Ziehsohn Vince einbeziehend, bei so einer Headline nicht hineingezogen werden? Nun, Sergej Prokofjev schenkt es uns in Romeo und Julia: 

Im Marynski 1988 werfen die purpurnen Ritter Brokatkissen im Takte der schon ekstatisch zu nennenden Streicher, Ta-tata-ta-ta-Ta-TAA-Taa stilbildend, – bei Nurejew schwingt man fast gefährlich die Säbel, in einer anderen werfen sie Seidenkissen unter die Knie im Fallen. Und dem aufscheinenden Menuett der alten Capulets stehen jene Spalier, schon dort ist Ästhetizismus alter Schule, zutiefst russisch, möchte man sagen, ein Hof legt Ehre ein, “nothing succeeds like Excess” sagt Maggie Smith als Dowager Duchess of Grantham in Downton Abbey, als man versucht mit prächtiger Tafel das Geld von Shirley McLaine einzuheimsen – nun, in dieser Inszenierung spielt Geld keine Rolle.

Es beginnt mit dem ersten Bild, dem florentinischen Hof, ein Reiterstandbild, um das im fahl-blauen Morgenlichte die Erinnyen herumfliehen, und -fließen, und der Fürst die Todesstrafe verhängt für Kämpfe und Händel aller Art auf Straßen und Plätzen. (Händel: Streitereien, nicht Georg Friedrich).

Zum Glück aber ist das Mercutio und Prokofjev und Nurejew schließlich völlig egal, denn sonst säße man ja jetzt einfach im Dunkeln, und nichts würde mehr passieren. Tut es aber, und wie! „Haralds Passionen VI: Shakespeare auf Russisch
klassik-begeistert.de 12. Juli 2022“
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Die „Götterdämmerung“ komplettiert den Ring aus Sofia

DVD-Rezension:

Richard Wagner
Götterdämmerung

Orchestra of the Sofia Opera and Ballet
Erich Wächter Dirigent

Dynamic 37900

von Peter Sommeregger

Nun ist also das eindrucksvolle Ring-Projekt des Opernhauses von Sofia komplett auf DVD erschienen, obwohl der Zyklus bereits anlässlich von Wagners 200. Geburtstag im Jahr 2013 komplettiert wurde. Bereits 2010 mit dem „Rheingold“ begonnen, stellte dieses Vorhaben für die Oper von Sofia sicherlich einen besonderen Kraftakt dar, die künstlerischen und finanziellen Ressourcen waren wohl bis zum Anschlag gefordert und ausgeschöpft.

In Deutschland und der gesamten westlichen Welt haben sich in jüngerer Vergangenheit auch kleinere Häuser an eine Produktion des „Ring des Nibelungen“ gewagt. Zumeist entsprachen die Inszenierungen dem, was US-Amerikaner so treffend als „European Trash“ bezeichnen. So gesehen ist es interessant, auf welche Weise sich ein Land Osteuropas mit ganz anderen Traditionen dieser Mammut-Aufgabe stellt. „DVD-Rezension: Richard Wagner, Götterdämmerung, Orchestra of the Sofia Opera and Ballet, Erich Wächter Dirigent
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Jawoll!! Wolfgang Boettcher in memoriam 1935-2021 – eine schöne work of love

Buch-Rezension:

Claus-Ulrich Bader (Hrsg.):

Jawoll!!
Wolfgang Boettcher
in memoriam
1935-2021

Ries und Erler (Verlag)

von Peter Sommeregger

Die Resonanz auf den Tod des Cellisten Wolfgang Boettcher im Februar 2021 war überwältigend und ist Ausdruck der großen Verehrung, die der Musiker genossen hat, gleichzeitig aber auch ein Beweis für sein erfolgreiches pädagogisches Wirken und seine starke Persönlichkeit.

Schon ein gutes Jahr nach Boettchers Tod liegt nun eine Publikation vor, die Ausdruck der Verehrung und Dankbarkeit von Weggefährten und Schülern ist. Die Namen der an dieser Würdigung Beteiligten reichen von Berühmtheiten wie Daniel Barenboim und Ulf Hoelscher über Journalisten, Kollegen aus dem Lehrkörper der Universität der Künste in Berlin, bis zu ehemaligen Schülern und den verschiedensten Persönlichkeiten, die Boettcher auf seinem langen und erfolgreichen Lebensweg begegnet sind. „Buch-Rezension: Jawoll!! Wolfgang Boettcher in memoriam 1935-2021
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Die MONTAG-PRESSE – 11. JULI 2022

Cecilia Bartoli in Wien, Foto: Staatsoper/Michael Pöhn

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden:
Die MONTAG-PRESSE – 11. JULI 2022

Wien/ Staatsoper
Fulminantes Finale der „Bartoli-Mania“
Ovationen, Jubel, Applaus, Zugaben und das eine Dreiviertelstunde. Solche Stürme der Begeisterung wie beim ausverkauften Finale der „Rossini-Mania“ an der Wiener Staatsoper erlebt man nicht alle Tage
https://kurier.at/kultur/fulminantes-finale-der-bartoli-mania/402069148

Wien
Außer Rand und Band mit Rossini und der Bartoli (Bezahlartikel)
Mit einer Benefiz-Gala endete Cecilia Bartolis „Rossini Mania“ in der Staatsoper: Jubel für Stars von gestern, heute und morgen.
DiePresse.com

Operklosterneuburg – ein kleines Städtchen begeistert mit großen Stimmen
Operklosterneuburg – ein hochkarätiges Open-Air-Opernfestival, das Jahr für Jahr rund 11 000 Zuschauer aus Niederösterreich und der nahen Donaumetropole Wien in seinen Bann zieht – findet üblicherweise im barocken „Kaiserhof“ mit seiner exzellenten Akustik statt
Von Dr. Charles Ritterband
Klassik-begeistert.de

Klosterneuburg
Klosterneuburg: Große Gefühle im „kleinen Festspielhaus“
NiederösterreichischeNachrichte.de

Regenpremiere von Puccinis „La Bohème“ in Klosterneuburg
Der nächste Winter kommt bestimmt: Camille Schnoor tröstete bei Puccinis Hust- und Frieroper das malträtierte Ohr
DerStandard.at.story

Lübeck
Martin Grubinger lässt es in Lübeck krachen
„Eine echte Percussion-Party“ hatte der Salzburger Weltklasse-Schlagwerker Martin Grubinger im Vorfeld des SHMF-Konzerts am 7. Juli in der Lübecker Musik- und Kongresshalle angekündigt. Dies Versprechen hat er furios gehalten und ein krachendes Feuerwerk vor vollem Saal abbrennen lassen.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de

Staatsoper Berlin: Mehtas Turandot
Zubin Mehta macht die neue Turandot an der Berliner Staatsoper zu einem Orchesterfest. Die Besetzung mit Pankratova, Karahan, Pape und Peretyatko tut ihr Übriges, um die sehenswerte Inszenierung von Philipp Stölzl mit Farbe und Leidenschaft zu füllen.
opernkritikonzertkritikberlin.a.schlatz

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Haralds Passionen V: Wenn Götter tanzen

Foto: https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki

„Russen, die ich liebe!“

von Harald Nicolas Stazol

Nach Paris, an die Opéra Garnier und im überreich-prächtigen Treppenhaus unter die Marquisen, wo Princesses und Komtessen in großer Toilette mengen – ein Empire-Entrée fast größer als der Zuschauerraum samt Bühne – das ist diese Kehrtwende in der Architekturgeschichte, wie mir vor 20 Jahren ein sehr ergriffener Opernregie-Student beim Konservatoriumskonzert erläutert, ab da das gesellschaftliche Sehen und Gesehen werden wichtiger wurde, als die Aufführung – nun also die Marmortreppen hinauf, hier mögen sich Wagner und Meyerbeer angebrüllt haben, oh, dort drüben entschwindet gerade Kaiserin Eugenie…

154 Tänzer und Tänzerinnen hat man in Paris zur Verfügung, in Worten Einhundertvierundfünfzig! Fast unmöglicher Zufall, reine serendipity, lässt mich bei einem Abendessen en famille in der französischen Vogue blättern, mit einem Ballettportrait, da steht diese unglaubliche Zahl! Was wohl Covent Garden so aufbietet? „Genügend“ wird es aus London heißen, genau wie die PS beim Rolls Royce. „Haralds Passionen V: Wenn Götter tanzen
klassik-begeistert.de 11. Juli 2022“
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Science of Senses: Wie Bilder in der Gallery Lazarus erklingen

Foto: Pianistin Marina Savova (l.) und Malerin Dr. Emilia Ivanova Jücker
© Jolanta Łada-Zielke

In Hamburg-Neustadt, einem der schönsten Viertel der Hansestadt, findet man eine gemütliche Ecke mit mehreren Kneipen, Restaurants und einer Galerie, die an diesem Juliabend von Kunst und Musik von Chopin, Schumann und Mendelssohn Bartholdy nur so wimmelt. Diese Töne konnte man am Großneumarkt nicht nur hören, sondern auch sehen.

von Jolanta Łada-Zielke

Die Gallery Lazarus an der Wexstraße 42 in Hamburg spezialisiert sich auf Fotoausstellungen. Nun nahm sie eine neue Herausforderung an und zeigt die Gemälde zweier Künstler: Dr. Emilia Ivanova Jücker aus Hamburg und Professor Vassilen Vasevski aus Chicago unter dem Titel SCIENCE OF SENSES. Die Gäste der Vernissage am 7. Juli 2022 konnten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie Musik die Vorstellungskraft des Schöpfers beeinflusst. Dr. Jücker zeigte dies in einer beeindruckenden Live Performance begleitet von der Konzertpianistin Marina Savova.

Die aus Bulgarien stammende Dr. Emilia Ivanova Jücker ist Naturwissenschaftlerin (Diplom-Chemieingenieurin mit Promotion in Biologie) und hatte für klassische Musik schon immer große Vorliebe. Ihre Malerei ist eine Visualisierung von Tönen aus Klavierkonzerten, Opern und Symphonien in Kurven, die einer seismischen Aufzeichnung ähneln. Beim Live-Musik-Hören registriert sie den Klang in diagrammatische Skizzen. Dann skaliert sie diese, ordnet ihnen Farben zu, die einer bestimmten Emotion entsprechen, und überträgt das Ganze auf Leinwand. So entstehen ihre „Klangbilder“.

„Gallery Lazarus, SCIENCE OF SENSES,
Wexstraße 42, Hamburg, 7. Juli 2022“
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Herbert Blomstedts musikalische Reise nach Prag

CD-Rezension:

W.A. Mozart
Symphonie Nr.38 „Prager“

Jan Václav Vořišek
Symphonie in D-Dur

Gewandhausorchester Leipzig
Herbert Blomstedt  Dirigent

Accentus music  ACC 30574

 von Peter Sommeregger

Pünktlich zu Herbert Blomstedts 95. Geburtstag erscheint diese CD, ein Mitschnitt des Konzerts zum Gedenken des 100. Geburtstages des einstigen Gewandhaus-Kapellmeisters Vaclav Neumann.

Die gewählten Stücke sind ebenfalls eine Hommage, in diesem Fall an Neumanns Heimatstadt Prag. Mozarts 38. Symphonie in D-Dur hat trotz der sonnigen Tonart doch eine deutliche düstere Komponente, selbst noch im finalen Presto schimmert durch die temperamentvollen Wendungen ein Hauch von Wehmut. Herbert Blomstedt, der charismatische Doyen der großen Dirigenten, ist genau der richtige Mann am Pult, um diese Doppelbödigkeit des Werks aufzuspüren und hörbar zu machen. Im Vergleich zu früheren Aufnahmen des Werkes hat Blomstedt seine Sichtweise noch vertieft. „CD-Rezension: Gewandhausorchester Leipzig Herbert Blomstedt  Dirigent,
klassik-begeistert.de“
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Martin Grubinger lässt es in Lübeck krachen

Foto: Martin Grubinger MUK Lübeck, © Dr. Regina Ströbl

Musik-und Kongresshalle Lübeck, 7. Juli 2022

Schleswig-Holstein Musik Festival
Martin Grubinger

Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 9 Es-Dur op. 70

Fazıl Say: Konzert für Schlagzeug und Orchester op. 77

John Williams: Special Edition Suite

NDR Radiophilharmonie
Gabriel Venzago, Dirigent

Martin Grubinger, Percussion
The Percussive Planet Ensemble

von Dr. Andreas Ströbl (Text) und Dr. Regina Ströbl (Fotos)

„Eine echte Percussion-Party“ hatte der Salzburger Weltklasse-Schlagwerker Martin Grubinger im Vorfeld des SHMF-Konzerts am 7. Juli in der Lübecker Musik- und Kongresshalle angekündigt. Dies Versprechen hat er furios gehalten und ein krachendes Feuerwerk vor vollem Saal abbrennen lassen.

Zuvor gab es allerdings, in Abänderung der geplanten Reihenfolge, Schostakowitschs 9. Symphonie, die eigentlich für den Abschluss des Abends vorgesehen war. So feurig der dominierende Teil des Konzerts das sehr gemischte Publikum begeisterte, so unpassend schien doch die Zusammenstellung von fetzigen Rhythmen, unglaublicher Virtuosität und einer packenden Filmmusik-Suite mit einem der vielschichtigsten, sensibelsten und psychologisch anspruchsvollsten Werke aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Schostakowitschs Auftragswerk zur Feier des Sieges über Nazi-Deutschland ist bekanntlich die Parodie einer Triumphmusik, deren tiefere ironische Ebenen auch Stalin nicht verstand, sonst hätte der Komponist seine letzte Lebenszeit im Gulag verbringen müssen. Was der Diktator hörte, reichte allerdings für den Vorwurf des „Formalismus“ und ein jahrelanges Aufführungsverbot aus; allzu deutlich waren die Klänge dem Zirkus oder Jahrmarkt entlehnt, denn zu feiern gab es 1945 zumindest für Feingeister wie Schostakowitsch nichts. Trauer und Totenklage verbergen sich kaum verhohlen in dieser Symphonie, die gerade im ersten Satz mit Naivität und Leichtigkeit spielt, diese aber immer wieder bricht und die Siegermienen als hässliche Fratzen erscheinen lässt. „Schleswig-Holstein Musik Festival, Martin Grubinger
Musik-und Kongresshalle Lübeck, 7. Juli 2022“
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Operklosterneuburg - ein kleines Städtchen begeistert mit großen Stimmen

Operklosterneuburg – ein hochkarätiges Open-Air-Opernfestival, das Jahr für Jahr rund 11 000 Zuschauer aus Niederösterreich und der nahen Donaumetropole Wien in seinen Bann zieht – findet üblicherweise im barocken „Kaiserhof“ mit seiner exzellenten Akustik statt: knapp 900 Zuschauer genießen vor der Fassade der grandiosen Stiftskirche, die ursprünglich als Teil eines „Wiener Escorial“ geplant war, jährlich wechselnde Inszenierungen. Dieses Jahr steht La Bohème auf dem Programm, doch leider machte ausgerechnet bei der Premiere ein Unwetter der Freiluftaufführung einen Strich durch die Rechnung. Die Aufführung musste in die nahe „Babenbergerhalle“ verlegt werden – ästhetisch gewiss die Antithese des „Kaiserhofs“.

Operklosterneuburg, 9. Juli 2022 Premiere

Giacomo Puccini
La Bohème

Oper in vier Szenen nach Henri Murger’s “Scènes de la vie de bohème” Libretto Giuseppe Giacosa und Luigi Illica

Inszenierung FRANÇOIS DE CARPENTRIES

von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

 Selbst in der sachlichen Atmosphäre der „Babenbergerhalle“ ließ sich das Publikum von den hervorragenden, jungen Stimmen begeistern, welche Operklosterneuburg für „La Bohème“ mobilisiert hatte. Wahre Jubelstürme rief die deutsch-französische Sopranistin Camille Schnoor als Mimì hervor, welche relativ kurzfristig ihre erkrankte Kollegin Kamile Bonté ersetzt hat – und die sich mit ihrer harmonischen, raumfüllenden Stimme und der ergreifenden Darstellung dieser Rolle als Puccini-Spezialistin etabliert hat (bereits in Madama Butterfly hatte sich Schnoor ihren erstrangigen Platz im Puccini-Repertoire gesichert). Als kongenialer Partner stand ihr mit fein ausgewogenem tenoralem Schmelz, gesungener Leidenschaft und stimmlicher Stärke der erstklassige österreichische Tenor Clemens Kerschbaumer gegenüber. Die Polin Aleksandra Szmyd gab die Musetta als sprühendes Energiebündel mit bestechend warmer, wohlklingender Stimme. Der Bariton Thomas Weinhappel als streitbarer Marcello überzeugte mit kraftvoller, weicher Stimme; ihm zur Seite, ebenfalls ausgezeichnet, der Bariton Ales Jenis als Schaunard und der Bass Dominic Barberi als Colline in seinem tragikomischen Dialog mit dem eben erworbenen und nunmehr der Behandlung von Mimì geopferten Second-Hand-Mantel. „Giacomo Puccini, La Bohème
Operklosterneuburg, 9. Juli 2022 Premiere“
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