Tchaikovsky’s The Queen of Spades, Garsington Opera at Wormsley, Stokenchurch, UK © Julian Guidera 2025
Mit großer Intensität und in beeindruckenden Bildern inszeniert Douglas Boyd in Garsington, mitten in der „English Countryside“ unweit von Oxford, Tschaikowskys Oper im Spannungsfeld von Liebe, Geldgier und schwarzer Magie. Das Hausorchester (Philharmonia Orchestra) glänzt mit Stärke, Musikalität und Differenziertheit.
Peter Ilyich Tchaikovsky, Pique Dame (The Queen of Spades)
in russischer Sprache
Dirigent: Douglas Boyd
Philharmonia Orchestra
Garsington Opera Chorus
Garsington Opera Childrens Chorus
Regie: Jack Furness
Bühne: Tom Piper
Licht: Lizzie Powell
Garsington Opera, 6. Juni 2025
von Dr. Charles E. Ritterband
Der kraftvolle irische Tenor Aaron Cawley singt den zwischen den beiden extremen Polen hin- und hergerissenen Herman mit überragender Stimmstärke, für den zentralen Tenor der Handlung fast zu laut und nicht makellos subtil mitunter.
Die Lisa der exzellenten Sopranistin Laura Wilde bringt die existentielle Krise der jungen Aristokratin im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Zwängen und ihrer Liebe zum unberechenbaren, wilden Herman psychologisch glaubhaft und mit großer stimmlicher Harmonie zum Ausdruck.
Roderick Williams bringt den aufrechten doch im Gang der düsteren Ereignisse unterliegenden Prinzen Yeletsky subtil, glaubhaft und mit dem gepflegten Schmelz eines hervorragenden Baritons mit angemessenem darstellerischem Understatement zum Ausdruck.
Mit stimmlicher Eleganz und schauspielerischer Präzision die Gräfin der Diana Montague.

Die Palme gebührt allerdings Douglas Boyd am Pult des hervorragenden Philharmonia Orchestra, dass die enorme Gewalt dieser Musik ebenso makellos zum Ausdruck bringt wie deren Subtilität. Der „Guardian“ nannte diese Produktion eine der Meilensteine in der Geschichte von Garsington.
Szenischer Höhepunkt ist natürlich die Spielszene, in der nicht die von Herman erwarteten drei Karten gewinnen, die ihn zum Millionär gemacht hätten – und wahrhaft gruselig ist die Szene, als die Gräfin Herman als Gespenst erscheint und ihm die drei entscheidenden Karten offenbart.
Hermans Wahnsinn, seine Obsession mit den „drei Karten“ wird zum spukhaften Leitmotiv dieser Oper, in welcher Tschaikowsky Puschkins Original seiner humorvollen Komponenten beraubte und die düsteren, geheimnisvollen Elemente in den Vordergrund stellte. Er transformiert Puschkins leichtfüßig daherkommende, mit Ironie gewürzte Kurzgeschichte in eine durch und durch romantische Tragödie, in der am Ende nicht die Liebe, sondern die Geldgier und dann der Wahnsinn dominieren.

Pique Dame ist der dritte von Tschaikowsky umgesetzte Puschkin-Text, nach Eugen Onegin und Mazepa. Manche Kritiker qualifizieren diese Oper als Tschaikowskys substantiellstes Werk für die Opernbühne, was ich allerdings im Hinblick auf den herrlichen „Onegin“ anzweifeln würde.
Das Bühnenbild – befremdend auf den ersten Blick – erweist sich als erstaunlich variabel und anpassungsfähig: vier riesige Spiegel, die verschiebbar und drehbar sind, das Publikum widerspiegeln wenn sie nicht durch 180 Grad-Drehungen neue Schauplätze offenbaren. Geschickt werden fallweise, wenn es die düstere, mysteriöse Handlung erfordert, mächtige schwarze Vorhänge vor die großen Fenster gezogen, die zu Beginn der Vorstellung den Blick auf die weite, bukolische Parklandschaft freigeben und das spätnachmittägliche warme Sonnenlicht Zuschauerraum und Bühne überfluten lassen.

Besonders die Ballszene mit ihrem unverkennbar zaristisch-russischen Charakter besticht durch herrliche Kostüme.
Dr. Charles E. Ritterband, 6. Juni 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Giuseppe Verdi, Un giorno di regno Garsington Opera, 29. Juni 2024
Wolfgang Amadeus Mozart, Le nozze di Figaro Garsington Opera, 28. Juni 2024
P.I. Tschaikowskij, Pikowaja Dama/ Pique Dame Deutsche Oper Berlin, 15. März 2024