Nadezhda Pavlova (Zerbinetta), Anja Kampe (Ariadne), Kent Nagano (musikalische Leitung), Jamez McCorkle (Bacchus) und Ella Taylor (Komponist) (Foto: RW)
Anja Kampe sang die Ariadne unvergleichlich mit warmer voller Mittellage, mit groß aufblühendem, nie zum Grellen tendierendem Forte und weit in den Raum ohne jedes störende Vibrato tragender Stimme. Darüber hinaus vermittelte sie zu Herzen gehend die Trauer um den geliebten Mann und ihre tiefe Sehnsucht, im Nichts zu vergehen.
Ariadne auf Naxos
Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel
Musik von Richard Strauss
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Musikalische Leitung Kent Nagano
Inszenierung und Bühne Dmitri Tcherniakov
3. Vorstellung seit der Premiere vom 26.01.2025
Staatsoper Hamburg, 5. Februar 2025
von Dr. Ralf Wegner
Diese Ariadne wird vom Bühnengeschehen sowie der musikalischen Interpretation her schwer zu toppen sein. Dem Regisseur Dmitri Tcherniakov gelang eine auch beim zweiten Sehen voll überzeugende Interpretation der Strauss/Hofmannsthal-Oper.
Es ist schon genial gedacht, das musikalisch so ausdruckstark gezeichnete Leiden der Protagonistin als nachvollziehbare Trauer um den plötzlich dahin geschiedenen Gatten zu interpretieren und uns nicht mit einer ins Mythologische verbrämten Oede-Insel-Litanei zu langweilen. Dazu passen auch die schön anzuschauenden hochherrschaftlichen Wohnräume, wie sie Tcherniakov auf die Bühne brachte.
Zudem spielte sich das Philharmonische Staatsorchester unter der Leitung von Kent Nagano die Seele aus dem Leib, und die Sängerinnen und Sänger hatten jede Premierennervosität abgelegt. Sie boten insgesamt eine Gesangsleistung, wie man sie kaum besser erwarten konnte.

Anja Kampe sang die Ariadne unvergleichlich mit warmer voller Mittellage, mit groß aufblühendem, nie zum Grellen tendierendem Forte und weit in den Raum ohne jedes störende Vibrato tragender Stimme. Darüber hinaus vermittelte sie zu Herzen gehend die Trauer um den geliebten Mann und ihre tiefe Sehnsucht, im Nichts zu vergehen.

Nadezhda Pavlova gelang es als Zerbinetta erneut, das Publikum mit ihrer koloratursatten, auch den lyrischen Bereich ihrer Rolle abdeckenden Sangeskunst zu begeistern. Auch Ella Taylor hatte als Komponist einen guten Tag, der Klang ihres hellen Soprans hatte nicht mehr die Schärfe wie bei der Premiere. Unverändert schön klang der bronzefarbene Tenor von Jamez McCorkle. Den im oberen Frequenz- und oft im Fortebereich liegenden stimmlichen Anforderungen wurde er mehr als gerecht, auch fand ich ihn idiomatisch besser als bei der Premiere. Ariadnes Begleiterinnen Olivia Warburton, Aebh Kelly und Marie Maidowski sangen wieder ausgezeichnet.
Einen technischen Fehler gab es allerdings, am Ende des Vorspiels ging das Licht zu früh aus. Der plötzliche Bühnentod von Theseus (Wolfram Koch) fand im Finsteren statt, so dass der Übergang zur nächsten Szene mit dem aufgebahrten Gatten Ariadnes unverständlich blieb. Das Publikum applaudierte natürlich nach der großen Arie Zerbinettas mit Jubel und langanhaltend. Auch der Schlussapplaus geriet emphatisch.
Dr. Ralf Wegner, 6. Februar 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Richard Strauss, Ariadne auf Naxos Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE
Richard Strauss, Ariadne auf Naxos Staatsoper Hamburg, 26. Januar 2025 PREMIERE
Richard Strauss, Ariadne auf Naxos Wiener Staatsoper, 28. Jänner 2025