Eine Bereicherung der Brahms-Diskographie: Sachi Nagaki stellt intime Bezüge zur Musik her

Sachi Nagaki, Hommage à Clara Schumann,  CD-Besprechung

CD-Besprechung:

Sachi Nagaki – Hommage à Clara Schumann (ARS Produktion)

Sachi Nagaki  Klavier

von Peter Sommeregger

Im ersten Augenblick stutzt man: Eine CD mit dem Titel „Hommage an Clara Schumann“ enthält ausschließlich Werke, bzw. Bearbeitungen von Johannes Brahms?

Ein Blick in das reichhaltige, äußerst informativ gestaltete Booklet zur CD gibt Auskunft: Versammelt sind hier tatsächlich kleinere Werke für Klavier solo, die Brahms allesamt ausdrücklich für Clara Schumann schrieb, bzw. bearbeitete. Viel ist über die Jahrzehnte andauernde Künstlerfreundschaft der beiden Musiker geschrieben und vor allem geklatscht worden. Belegt ist jedenfalls ein reger künstlerischer Austausch und tiefe Sympathie füreinander.

Clara, die schon vor ihrer Heirat unter dem Namen Wieck eine bedeutende Konzertkarriere hatte, musste nach Robert Schumanns Erkrankung und frühem Tod allein für die gemeinsamen sieben Kinder sorgen und setzte daher ihre Konzert- und Lehrtätigkeit bis ins Alter fort.

Die aus Japan stammende Pianistin Sachi Nagaki stellt sich der Herausforderung, diese Stücke aus Clara Schumanns teilweise nur privat gespieltem Repertoire zu interpretieren und damit Einblicke in durchaus intime Bezüge zu dieser Musik herzustellen.

Brahms wusste um die Vorlieben Claras. Dazu kam, dass sie beide über relativ große, gut dehnbare Hände verfügten. Der Komponist wusste also, über welche physischen Fähigkeiten seine Widmungsträgerin verfügte.

Die CD kann naturgemäß nur einen kleinen Teil der in diesem Kontext entstandenen Werke wiedergeben, wobei die Auswahl klug und abwechslungsreich gestaltet ist. Nach den Fantasien op. 116 hören wir die Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Chaconne d-Moll, ein ursprünglich für die Solovioline geschriebenes Stück.

Höhepunkt des Programms ist eine Bearbeitung eigener Hand des 2. Satzes von Brahms‘ Streichsextett B-Dur für Klavier zu zwei Händen. Nicht zuletzt aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades erschien diese Bearbeitung erst lange nach dem Tod der beiden Musiker im Druck. Nagaki zeigt sich hier als den Anforderungen souverän gewachsene Interpretin.

Es folgen Variationen über ein Thema von Haydn und zwei Liedbearbeitungen, die allerdings nicht von Brahms selbst erstellt wurden. Die Solistin verfügt über einen äußerst kräftigen, fast schon virilen Anschlag, für den der zum Einsatz kommende Steinway-Flügel das geeignete Instrument darstellt.

Diese rechtzeitig zum 200. Geburtstag Clara Schumanns erscheinende CD ist mit Sicherheit eine Bereicherung der Brahms-Diskographie. Einziger Einwand: Man hätte sich auch noch das eine andere Stück aus Claras Feder gewünscht, z. B. die Brahms gewidmeten drei Romanzen.

Note 1

The Japanese-born pianist Sachi Nagaki faces the challenge of interpreting these pieces from Clara Schumann’s repertoire, some of which is only privately performed, and thus providing insights into quite intimate references to this music. Brahms knew about Clara’s preferences, in addition to the fact that both of them had relatively large, well-stretched hands, so the composer knew the physical abilities of his dedicatee.

Peter Sommeregger, 14. Juli 2019, für
klassik-begeistert.de

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