Präsent und elegant: Der albanische Tenor Saimir Pirgu bezaubert das Publikum in Berlin

Sonderkonzert – Giuseppe Verdi,  Deutsche Oper Berlin

Photo by Fadil Berisha (c)
Deutsche Oper Berlin, 25. Mai 2018
Sonderkonzert – Giuseppe Verdi

Paolo Arrivabeni, Dirigent
Saimir Pirgu, Tenor
Nicole Car, Sopran
Irina Churilova, Sopran
Seyoung Park, Sopran

von Yehya Alazem

Anstelle der erkrankten Angela Gheorghiu braucht man drei Sopranistinnen: Nicole Car, Irina Churilova und Seyoung Park. An ihrer Seite steht der in Albanien geborene Tenor Saimir Pirgu und am Pult der italienische Dirigent Paolo Arrivabeni.

Es ist schade, dass Paolo Arrivabeni an der Deutschen Oper Berlin nicht mehrere Vorstellungen während der Verdi-Wochen dirigiert hat. Er hat wirklich ein ausgezeichnetes Fingerspitzengefühl für die italienische Oper und im Besonderen Verdi. Was das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter ihm in dieser Verdi-Gala zeigt, ist einfach phantastisch. Präzision, Zusammenhalt, Transparenz und eine energische Spielfreude! Sowohl in den Ouvertüren als auch in den verschiedenen Arien bringen die Musiker unter Arrivabeni alle Gefühlselemente hervor und lassen das Publikum in Schönheit baden.

Die australische Sopranistin Nicole Car hat eine sympathische Stimme, die in allen Lagen angenehm klingt. Sie hat einen etwas dunklen Klang mit einer schönen Entwicklung, in der Höhe klingt ihre Stimme hell und glockenklar. Sie singt das „Ave Maria“ von Desdemona (Otello) mit Sensibilität und feinen Legati. In der Arie der Leonora (Il Trovatore) „Tacea la notte placida“ brilliert sie auch mit langem Atem und zeigt eine hervorragende Technik.

Die koreanische Sopranistin Seyoung Park singt nur die Arie der Elisabetta (Don Carlo) „Tu che le vanità“, und das macht sie überzeugend. Sie hat eine ziemlich dunkle Stimme für eine Sopranistin, dass man fast glaubt, sie sei eine Mezzosopranistin. Sie hat aber trotzdem die Höhe, die diese Arie fordert.

Die russische Sopranistin Irina Churilova besitzt eine sehr schöne, warme Stimme mit einem mitteldunklen Klang. Ihre Stimme ist aber ein bisschen zu dicht und dramatisch für ein Konzert, in dem das Publikum ihr sehr nah sitzt. In der Arie der Leonora „Pace mio dio“ (La forza del destino) mangelt es ihr ein wenig an den technischen Feinheiten, um vollends zu überzeugen. Das gleiche Problem hat sie auch in der Arie der Amelia „Morró, ma prima in grazia“ (Ein Maskenball). In der Mittellage hat sie eine gute Kontrolle und wunderschöne Pianissimi, aber im oberen Register ist ihre Stimme zu instabil und hat ein zu großes Tremolo. In der Höhe fehlt ihr die Technik, um leise singen zu können – es klingt fast immer zu laut und scharf. Jedoch überzeugt sie im Duett „Teco io sto“ (Ein Maskenball).

Mit Bühnenpräsenz und Eleganz erobert der albanische Tenor Saimir Pirgu das Publikum in Sturm. Sein Tenor hat einen wunderschönen, klaren Klang und einen herrlichen Charme. Mit voller Leidenschaft singt er die Arien des Gabriele „Sento avvampar nell’anima“ (Simon Boccanegra) und des Macduff „O figli…Ah, la paterna mano“ (Macduff), und er verkörpert einen wunderbaren Riccardo in der Arie „ma se m’è forza perderti“ und auch im Duett mit Churilova (Ein Maskenball).

Als Zugabe hören wir das Trinklied aus La Traviata mit allen vier Sängern, und am Ende des Konzerts ist das Publikum total begeistert!

Yehya Alazem, 27. Mai 2018, für
klassik-begeistert.de

2 Gedanken zu „Sonderkonzert – Giuseppe Verdi,
Deutsche Oper Berlin“

  1. What an injustice regarding Churilova??? She was absolutely fantastic!!!

    Operafanat

    Anmerkung des Herausgebers: Der Absender ist dem Herausgeber bekannt.
    Er ist laut seiner Facebook-Seite mit der russischen Sopranistin Irina Churilova verheiratet.

    1. Dear Operafanat,

      Thanks for your comment and sorry if you do not agree. As you can read, I’ve written that Mrs. Churilova has a beautiful, warm voice with good technique and amazing pianissimi in the middle register. But unfortunately she wasn’t as good in the upper register. She faced some difficulties with the piano and it sounded a bit too sharp, and also her vibrato was a bit uncontrolled. And as I wrote, her voice is a bit to big for a concert with the audience sitting just in front of her (I sat on row 10). Im sure she sounds much better when she is on the normal opera stage and has the orchestra in front of her.

      Best regards,

      Yehya Alazem
      klassik-begeistert.de

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