Lieses Klassikwelt 49: Österreich

Foto: © Tourismus Salzburg

von Kirsten Liese

Ich reise gerne und oft nach Österreich. In die Musikmetropole Wien und in die Festspielstadt Salzburg, wo ich unter Karajan 1976 einen unvergesslichen Don Carlos erlebte, zieht es mich seit Kindheitstagen. Aber längst sind auch andere reizvolle Städte wie Graz, Linz, Innsbruck und Bregenz dazu gekommen. Gerade in diesem Corona-Sommer spielt die Musik in Österreich. Jedenfalls erscheint es sensationell, dass dieses vergleichsweise kleine europäische Land innerhalb von zwei Monaten gleich vier Festivals in Graz, Salzburg, Grafenegg und Bregenz auf die Beine gestellt hat, während in Deutschland mit Ausnahme des noch anstehenden Berliner Musikfests nahezu alle Festivals absagten. Weil mein Hunger nach Musik groß ist, ließ ich es mir nicht nehmen, wie eine Nomadin von einem Festival zum nächsten zu ziehen. „Lieses Klassikwelt 49: Österreich“ weiterlesen

Lieses Klassikwelt 47: Violoncello

Foto: Die Cellistin Sigrid Succo (1903-1984)

„Auch in meiner Familie gab es eine professionelle Cellistin, Sigrid Succo, die Cousine meiner Großmutter, zu deren Andenken ich meine heutige Klassikwelt schreibe.“

von Kirsten Liese

In das Cello verliebte ich mich mit 15. Die tiefen Register und sein warmer Klang schmeicheln meinem Ohr. Zudem existiert nur für wenige andere Instrumente so viel herrliche Musik in den unterschiedlichsten Besetzungen. Bis zu Brahms‘ Doppelkonzert und den großen Konzerten von Elgar, Dvořák, Schumann oder Saint-Saëns, deren langsame Sätze mich in ihrem Ausdrucksspektrum zwischen Schwermütigkeit und Trost sehr ergreifen, habe ich es zwar nicht gebracht. Aber so manche Kostbarkeiten der Kammermusik wie Sonaten von Brahms, Strauss oder Schostakowitsch und vor allen Dingen natürlich die ersten drei leichteren Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach habe ich mal studiert. „Lieses Klassikwelt 47: Violoncello“ weiterlesen

Szenen, die uns nicht loslassen: „Weiße Rose“ von Udo Zimmermann

Udo Zimmermann (2006). Foto: Astrid Ackermann*

„Nach dem Termin waren wir mit unsrer Nichte vis à vis der Oper zu einem Kaffee verabredet und konnten unsre Enttäuschung nicht ganz verbergen. Irgendetwas war bei unsrer mit Vorfreude erwarteten Begegnung mit dem Komponisten nicht zur Sprache gekommen.“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Man konnte es ein Steckenpferd von Staatsoperndirektor Claus Helmut Drese (1986 – 1991) nennen, das Bespielen des Theaters im Künstlerhaus, wie ehemals im Redoutensaal der Wiener Hofburg als Dependance der Wiener Staatsoper Mozartopern erklangen. Gespielt wurden Opern der Moderne im Ausmaß weniger Mitwirkender, also eher Kammeropern. Den Staatsoperndirektor sah man immer anwesend. „Meine Lieblingsoper 32: Udo Zimmermann, Weiße Rose“ weiterlesen

10 Fragen an den Bassbariton und Bass Kammersänger Wolfgang Bankl: Entscheidend ist, dass ein Stück nicht seine Poesie verlieren darf

„Persönlich ist es mir noch nie passiert, dass mich eine Vorgabe eines Regisseurs daran gehindert hätte eine Top-Performance abzuliefern. Entscheidend ist glaube ich, dass ein Stück nicht seine Poesie verlieren darf. Solange die erhalten bleibt, kann man als Regisseur nichts grundsätzlich falsch machen.“

Die Rolle des Ochs auf Lerchenau („Der Rosenkavalier“) wurde in den vergangenen Saisonen für Wolfgang Bankl gleichsam zu einem zweiten Ich, denn er sang die Partie nicht nur in Wien, sondern auch in Straßburg, Dresden, Graz und Kopenhagen. Kammersänger Wolfgang Bankl ist einer der weltweit – von Wien, Zürich, München und der Mailänder Scala bis Tokyo und Paris, von Peking bis Tel Aviv – gefeierten Bassbaritone im Richard-Strauss-Repertoire und im Wagner-Fach. Er arbeitet mit den namhaftesten Dirigenten der großen Opernhäuser.

Interview: Charles E. Ritterband

Wolfgang Bankl ist einer der führenden Bassbaritone im Richard-Strauss und Richard Wagner Fach. 1993 trat er dem Ensemble der Wiener Staatsoper bei, wo er auch die Partien des Graf Waldner (»Arabella«), Rocco (»Fidelio«), Mathieu (»Andrea Chénier«) und Baron Ochs auf Lerchenau (»Der Rosenkavalier«) gesungen hat. Die letztgenannte Rolle wurde in den vergangenen Saisonen für Wolfgang Bankl fast zu einem zweiten Ich, denn er sang die Partie nicht nur in Wien, sondern auch in einer Neueinstudierung an der Opéra national du Rhin in Straßburg, an der Semperoper Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann, an der Oper Graz und an der Royal Danish Opera in Kopenhagen. In der Spielzeit 2019/20 sang er die Partie des Duke in der Uraufführung von »Orlando« (Olga Neuwirth) an der Wiener Staatsoper. Zu seinem Repertoire zählen Rollen wie Boris Ismailow (»Lady Macbeth von Mzensk«), Doktor Bartolo (»Il barbiere di Siviglia«), Daland (»Der fliegende Holländer«) und Gurnemanz (»Parsifal«). Wolfgang Bankl stammt aus Wien und absolvierte ursprünglich eine Ausbildung zum Geiger. Danach studierte er Gesang, Oper sowie Lied und Oratorium am Konservatorium der Stadt Wien. Er ist zusammen mit dem Dirigenten Norbert Pfafflmeyer eines der Gründungsmitglieder des fahrenden Kammermusikfestivals Giro d’arte. Er arbeitet regelmäßig mit Dirigenten wie Bertrand de Billy, Zubin Mehta, Philippe Jordan, Simone Young, Ingo Metzmacher und Marco Armiliato zusammen. Seit 2007 ist er Dozent bei der internationalen Sommerakademie Allegro Vivo. Wolfgang Bankl ist seit 2014 Österreichischer Kammersänger.

klassik-begeistert.de: Wie und wo trifft Dich der Corona-Lockdown? Kann überhaupt schon geplant werden – Proben, Premieren? Welche Vorstellungen und Festivals, an denen Du beteiligt wärest, wurden annulliert?

Wolfgang Bankl: In der Wiener Staatsoper, meinem Stammhaus, stehen die Räder seit Mitte März still. Leider fallen hier für mich drei Vorstellungsserien aus, denen ich mit großer Freude entgegengeblickt habe: Rosenkavalier, Arabella und Cardillac. Daneben hatte ich zwei Serien von Liederabenden geplant. Alle mussten abgesagt werden. Besonders leid tut es mir, dass dadurch die Jedermannmonologe von Frank Martin jetzt nicht zur Aufführung gelangen – ein Werk, das viel zu selten gegeben wird. Lediglich für  ein Konzert, das mir besonders am Herzen liegt, gibt es schon einen Ersatztermin in der nächsten Saison: Eine Hommage an Friedrich Gulda, wo ich die Ehre haben werde sowohl seine Lieder als Sänger zu interpretieren als auch in seinen Orchesterwerken den E-Bass zupfen zu dürfen. „10 Fragen an den Bassbariton und Bass Kammersänger Wolfgang Bankl
Wiener Staatsoper, klassik-begeistert.de“
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10 Fragen an den Tenor Ramón Vargas: "Ich wünsche mir, dass sich die Theater wieder füllen und wir die Emotionen teilen können, die nur Musik und Kunst den Menschen bieten können"

„Wir haben die Gelegenheit zu erfahren, dass es auf dieser Welt Dinge gibt, die wichtiger sind als die Wirtschaft, und dass ein Sanitäter und eine Krankenschwester notwendiger sind als alle Luxusgüter der Welt. Dass ein Bauer und die einfachen Produkte des Landes wirklich einen großen Wert haben. Jetzt erkennen wir, wie viel Kunst wir in unserem Leben brauchen, Musik und sogar einen einfachen Spaziergang durch die Straßen. Wir haben auch die Möglichkeit, fürsorglicher und respektvoller zu werden.“

Ramón Vargas, am 11. September 1960 in Mexiko City geboren, ist in seinem Heimatland längst ein Stimmen-Star, auch auf den großen Bühnen Amerikas und Europas hat der Tenor Triumphe gefeiert. Schon mit fünf Jahren hat er den Wunsch, Sänger zu werden, unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: „Ich erinnere mich selbst nicht daran. Aber meine Mutter erzählt immer, dass wir damals einmal Verwandte besuchten. Und als man sich spaßeshalber darüber Gedanken machte, was wohl aus mir werden würde, flüsterte ich meiner Mutter zu: ‚Sag, dass ich Sänger werden will.'“ Erfindung oder nicht: Als der große Bruder in den Knabenchor der Basilica von Guadalupe eintrat, wollte Ramón unbedingt auch dort mitsingen. Dieser Traum erfüllte sich, als er neun Jahre alt war. Die Familie war stolz: Bei der Basilika handelt es sich um das mexikanische Nationalheiligtum. Der junge Ramón Vargas sang mehrmals pro Woche wie seine Ensemble-Kollegen in weißer Kutte im Gottesdienst und mauserte sich dank seiner Naturstimme bald zum Solisten des Chores.

Mit dreizehn, zu Beginn der Mittelstufe im Gymnasium, war die Chorzeit zu Ende. Trotzdem ließ Ramón Vargas die Musik nicht los. Er spielte Klavier, Gitarre und Flöte, aber die meiste Zeit verbrachte er nach wie vor mit dem Singen. Als die Frage der Berufswahl kam, begann er nicht etwa Musik zu studieren, sondern Pädagogik. Nach einem Wiedertreffen mit seinem Gesangslehrer aus der Zeit des Knabenchors entschied er sich wieder dazu, neben dem Studium Privatunterricht zu nehmen – mit dem Ziel professioneller Sänger zu werden. Im Laufe seiner Opernkarriere hat Ramón Vargas fünf Sprachen gelernt und Goethes Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ und viele andere Werke der europäischen Literatur im Original studiert. Ramón Vargas lebt mit seiner Frau Amalia sowie seinen zwei Söhnen, Fernando und Rodrigo, in Wien.

https://www.fundacionramonvargas.org.mx
„Together with his wife Amalia, Ramón is also the creator of Ramón Vargas Foundation, an organization dedicated to the community rehabilitation of disabled children and youngsters, to honor the memory of their son Eduardo.“

klassik-begeistert.de: Lieber Ramón, wie geht es Dir und Deiner Familie?

Ramón Vargas: Uns geht es allen gut, Gott sei Dank. Wir sind zusammen in Wien.

Was hast Du vor einem Jahr getan, und wie sieht Dein Alltag heute aus?

Vor einem Jahr erhielt ich den Opera News Award in New York.  Ich kam vom Maskenball-Singen in Hamburg. In diesen Tagen ist mein Leben sehr verändert. Zum Glück habe ich eine Stelle als Professor an der University of Music and Performing Arts Vienna (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien). Meine Tage waren sehr produktiv, ich habe Online-Unterricht für die Studenten gegeben. Auch viel lesen und schreiben. Musik hören und singen. „10 Fragen an den Tenor Ramón Vargas
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Langes Klassikwelt 11: Brasilianische Schrammeln

„Volksmusik“ wurde mir gründlich verleidet. Ich sage nur: Blauer Bock, Musikantenstadl, die Hellwigs … Wenn Florian Silbereisen mit festgetackertem Grinsen schmalzig-klebrigsüßes Geschmachte und stumpfes Gestampfe präsentiert, kichere ich fassungslos – und schalte rasch weg. Nach und nach allerdings entdecke ich immer mehr echte Volksmusik. Die kann richtig glücklich machen. Ohne Gefahr für Blutzuckerspiegel und Hirnzellen. Sogar jetzt.

von Gabriele Lange

Ich ließe Kirschen für dich wachsen ohne Kern

Weinerlich und weinselig – das war mein erster Eindruck vom Wienerlied. Denn ARD, ZDF, Drittes Programm und ORF zeigten in den Sechzigern und Siebzigern jede Menge Filme aus den Vierzigern und Fünfzigern. Auf dem Schwarzweiß-Fernseher meiner Eltern jammerte dann etwa Hans Moser, er säße ganz verlassen in der Kellergassn und hätte sein Geld versoffen. Oder er nuschelte Vivi Bach an: „Wenn der Herrgott ned wü, nutzt des gar nix!“ Mit demselben Lied belehrte auch Paul Hörbiger eine junge Maid – und legte auf die Lethargiker-Hymne noch einen ordentlichen Extra-Schlag Kitsch drauf. „Langes Klassikwelt 11: Brasilianische Schrammeln“ weiterlesen