Elbenita Kajtazi begeistert als Liù in der aktuellen Turandot-Serie

Turandot, Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano  Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

Foto: Tigran Martirossian (Timur), Elbenita Kajtazi (Liù) und Sergey Polyakov (Calaf) 

Großer Jubel galt am Ende Elbenita Kajtazi als Liù. Schon wie sie in ihrer ersten kurzen Arie ihr inneres Empfinden in den gesanglichen Ausdruck legte, war bewunderungswürdig. In der großen Arie Tu che gel sei cinta im dritten Akt steigerte sie sich nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch in das Leiden der Calaf liebenden Sklavin hinein.


Turandot 

Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano

Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

von Dr. Ralf Wegner

Anna Smirnova ist eine international bekannte und an den großen Opernhäusern der Welt eingesetzte Sängerin, die als Sopranistin, häufiger aber auch als Mezzosopranistin beschrieben wird. Als Turandot hat sie eine herausragende Qualifikation, sie liegt mit ihrer Stimme bombensicher über dem Orchester, vor allem im nicht mehr von Puccini komponierten Ende des Stücks. Mit ihrer Auftrittsarie In questa reggia überzeugte sie aber nicht so ganz, wenig Farbmodulation, ein übermäßiges Vibrato und eine zur Schärfe, die Grenze zum Schrillen fast berührende Tonproduktion beeinträchtigten den Eindruck von dieser Sängerin.

Aber wer singt heute schon eine optimale Turandot, wie die zwischen 1983 und 1999 hier am Hause häufiger in ihrer Paraderolle eingesetzte Eva Marton, vermutlich Liudmyla Monastyrska, die hier 2019 als Abigaille Furore machte. Wie man hörte wohl auch Anna Netrebko, dann wäre aber ihr Ehemann mit seinem unschönen Stimmtimbre als Calaf in Kauf zu nehmen.

Das Turandot-Ensemble mit Anna Sminova (Turandot)

Der heute als Calaf besetzte Tenor Sergey Polyakov verfügt über ein deutlich schöneres, männlich-viriles Timbre, leider aber nicht über die notwendige Schallstärke, um mit Anna Smirnova im kräfteraubenden Schlussduett mithalten zu können. Nicht nur das trug ihm am Ende heftige Buhs ein, sondern vor allem wohl sein wie nebenbei gesungenes Nessun dorma. Bei dieser wohl berühmtesten aller Tenorarien erwartet das Publikum schon Kraft, langen Atem und brillianten Höhenglanz. Vielleicht hatten manche auch noch die superbe Leistung von Gregory Kunde in der Serie in diesem Frühjahr in Erinnerung. Kunde sang, wie ich damals berichtete, grandios mit heldisch-viriler At­tacke, Glanz und Schmelz im Forte und auch noch im Pi­ano überzeugend klingend. Dieser hatte damals nach seinem Nessun dorma einen Jubelsturm ausgelöst, Polyakov erhielt dagegen nur kurzen Zwischenapplaus.

Großer Jubel galt am Ende Elbenita Kajtazi als Liù. Schon wie sie in ihrer ersten kurzen Arie ihr inneres Empfinden in den gesanglichen Ausdruck legte, war bewunderungswürdig. In der großen Arie Tu che gel sei cinta im dritten Akt steigerte sie sich nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch in das Leiden der Calaf liebenden Sklavin hinein. Sehr erfreulich agierte und sang auch das Ministertrio aus Ping (Frederic Mörth), Pang (Daniel Kluge) und Pong (Peter Hoare).  Tigran Martirossian wirkte etwas zu jung für den angeblich alten und gebrechlichen Timur. Altoum war mit Clemens Bieber besetzt, der die Gesetze verkündende Mandarin mit Moritz Gogg. Der Chor leistete gute Arbeit, ebenso das Philharmonische Staatsorchester unter der Leitung von Francesco Ivan Ciampa.

Dr. Ralf Wegner, 7. November 2022, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Giacomo Puccinis “Turandot” in der Hamburgischen Staatsoper packt das Publikum bis zur letzten Sekunde

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