Endlich geläutert? Das WDR Sinfonieorchester präsentiert die Konzertsaison 2023/2024

WDR Sinfonieorchester Saison 23/24  klassik-begeistert.de, 28. April 2023

WDR Sinfonieorchester © Peter Adamik

Nach einer wirklich bemerkenswert einfalls- und mutlosen Saison veröffentlichte das WDR Sinfonieorchester heute per Pressemitteilung die kommende Konzertsaison. Ein Ereignis, das mit Spannung zu erwarten war, nachdem es unter Chefdirigent Cristian Măcelaru bei teilweise erschreckend mangelhaften Präsentationen sowie der ein oder anderen qualitativ guten aber im Spielplan schlecht platzierten Aufführung schwer zu leiden hatte. Summa summarum waren die vergangenen zwei Jahre nach Meinung des Rezensenten ein Armutszeugnis für dieses Ensemble. So sehr, dass er es zuletzt weitestgehend gemieden hatte. Ob sich das nun endlich bessert?

von Daniel Janz

Zumindest das Konzept, unter dem die neue Saison präsentiert wurde, lässt aufhorchen: „Brücken bauen, Resonanzen ermöglichen, Lebenslust musizieren“ – Vorsätze, die für uns alle in diesen Krisenzeiten Stärkung versprechen. So möchte das WDR Sinfonieorchester also ab dem 1. September 2023 durchstarten. Und tatsächlich: Es finden sich einige Juwelen in der neuen Spielsaison. So kann man sich unter anderem auf Rachmaninows dritte Sinfonie (ein Komponist, mit dem Cristian Măcelaru schon in der Vergangenheit überzeugen konnte), Brahms zweite Sinfonie sowie ein Deutsches Requiem und endlich auch einmal wieder Mahlers (viel zu selten aufgeführte) Auferstehungssinfonie freuen.

Gekürt wird das Programm mit Béla Bartóks „holzgeschnitztem Prinz“, Mahlers „Blumine“ in Kombination mit Schostakowitschs neunter Sinfonie, Richard Strauss’ „Don Juan“ und Werken von Bruckner, Beethoven, Zemlinsky sowie selten hörbaren Kompositionen von Josef Suk, Franz Schmidt, Franz Schreker, Lili Boulanger, Ottorino Respighi und Mel Bonis. Und im Bereich der Moderne wird das WDR Sinfonieorchester wieder Namen wie Péter Eötvös, Jörg Widmann und Arvo Pärt zu Gehör bringen. Dazu finden sich wie immer auch zahlreiche Kammerkonzerte und die ein oder andere Vorstellung unter Gastdirigenten, wie Marek Janowski, Manfred Honeck, Reinhard Goebel, Kristiina Poska, Ingo Metzmacher, Lucy Leguay oder Elim Chan. Auch auf die auswärtigen Vorstellungen in Duisburg, Essen, Bielefeld und Düsseldorf sei hier hingewiesen, sowie auf das Engagement spannender Solisten, wie Julia Fischer, Frank Peter Zimmermann, Midori, Kian Soltani, Yulianna Avdeeva sowie Lucas und Arthur Jussen.

Perfekt ist dieses Programm zwar nicht – für den Geschmack des Rezensenten gibt es zum Beispiel einen zu großen Fokus auf Antonín Dvořák. Auch Richard Strauss kommt ihm etwas kurz – er sowie die alten Klassiker um Bach und Haydn hätten eine Aufführung mehr ruhig vertragen können. Unter’m Strich aber ist dieses Konzept eine deutliche Steigerung zu der ganz und gar vermurksten Saison 2022/2023.

Ein grundsätzlich ausgeglichenes Programm, das sich endlich auch einmal mehr traut, als immer nur die „klassischen Schlager“ vorzustellen, sondern auch vermehrt selten zu hörende Werke und Namen, darunter auch Komponistinnen, zur Aufführung bringt. Kurzum also eine Saison, die wieder Lust auf den Konzertbesuch macht!

Wer mehr dazu erfahren möchte, kann das komplette Programm auf der Homepage des WDR Sinfonieorchesters finden oder herunterladen:

https://www1.wdr.de/orchester-und-chor/sinfonieorchester/saison-dreiundzwanzig-vierundzwanzig-102.html

Daniel Janz, 28. April 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

WDR Sinfonieorchester Cristian Măcelaru, Dirigent, Karen Gomyo Kölner Philharmonie, 10. Juni 2022

WDR Sinfonieorchester, Silvestrov, Haydn, Schostakowitsch, Kölner Philharmonie, 11. März 2022

WDR Sinfonieorchester Köln, Cristian Măcelaru, Dirigent, Denis Kozhukhin, Klavier Kölner Philharmonie, 4. Februar 2022

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