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Buchrezension: Kristina Dumas, Malin Neumann, „Mein Leben ist Musik“ klassik-begeistert.de, 30. Januar 2024

Buchrezension

„Mein Leben ist Musik“ von Kristina Dumas und Malin Neumann

von Jolanta Łada-Zielke

Das Thema „Frauen in der Musik“ wird immer populärer, und man versucht, ein junges Publikum dafür zu erreichen. Die Kinderbuchautorin Kristina Dumas und die Illustratorin Malin Neumann haben 21 Frauen der klassischen Musik ausgewählt, die sie den Lesern im Sachbilderbuch „Mein Leben ist Musik“ vorstellen. Es wird im Verlag Anette Betz erscheinen. »Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Teil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme.« – diese Worte von Clara Schumann sind das Motto des Buches und erklären, was Musik für all diese herausragenden Damen bedeutete und bedeutet.

Zu Beginn jedes Kapitels erklärt die Autorin, was die Tätigkeit einer Komponistin, Dirigentin, Sängerin, Instrumentalistin und Tänzerin ausmacht. Ich erinnere mich, wie ich als Kind nur das Endergebnis auf der Bühne oder der Leinwand sah und hörte und mir dachte, dass es so einfach war und nur Spaß machte. Ich hätte mir nie vorstellen können, wie viele Jahre der Arbeit, Mühe, und sogar Schweiß und Tränen dahinterstecken.

Das Buch von Dumas und Neumann erzählt auf zugängliche Weise nicht nur vom Ruhm, sondern auch von den Schattenseiten des Berufs der Künstlerinnen.

Zunächst lernt der Leser Komponistinnen kennen. Kristina Dumas erläutert, woher die Damen ihre Inspiration nehmen, wie sie an einem Stück arbeiten und welche Schwierigkeiten sie in einem feindlichen Umfeld hatten. Die Liste beginnt mit Hildegard von Bingen, gefolgt von Fanny Hensel. Die Autoren erwähnen jedoch nicht, dass man einige ihrer Lieder unter dem Namen ihres Bruders Felix Mendelssohn-Bartholdy druckte, damit sie überhaupt veröffentlicht werden konnten. Florence Beatrice Price ist die erste afroamerikanische Komponistin, deren Werke ein Sinfonieorchester spielte. Zwei weitere Schwarze Künstlerinnen tauchen in dem Buch auf: die Sängerin Leontyne Price und die Tänzerin Misty Copeland.

Das Dirigieren war lange Zeit eine Domäne der Männer. Erst im 19. und 20. Jahrhundert standen die ersten mutigen Damen hinter dem Pult: Nadia Boulanger und Antonia Brico. Bei den Sängerinnen gibt es einen wichtigen Punkt, den sich alle Gesangsschülerinnen zu Herzen nehmen sollten: „Um Sängerin zu werden, braucht es aber nicht nur eine tolle Stimme. Eine Sängerin muss laut und leise, sanft und wild singen können und mit ihrer Stimme viele verschiedene Gefühle ausdrücken. Singen als Beruf erfordert also sehr viel Übung und natürlich Begeisterung“.

Genauso war die Spätrenaissancesängerin Francesca Caccini. Dann folgt ein Sprung zu Maria Callas, obwohl es auf dem Weg dorthin noch einige andere erwähnenswerte Frauen gab, wie Angelica Catalani oder Antoinette Campi. Dann listen die Autoren die herausragendsten Solo-Instrumentalistinnen auf. Clara Schumann stellen sie als Konzertpianistin vor, obwohl sie auch als Komponistin tätig war. Sie schuf wunderschöne Lieder für Gesang mit Klavier, für die die Begleitung nicht die einfachste ist.

Sehr interessant und rührend ist der Abschnitt über die blinde Glasharmonikaspielerin Marianne Kirchgeßner, die auf diesem Instrument Virtuosität erreichte. Sie begeisterte sogar Mozart, der eigens für sie Stücke komponierte. Unter den Tänzerinnen erwähnen die Autorinnen Mademoiselle De Lafontaine, Pina Bausch und die zeitgenössisch lebende Yang Liping aus China.

Das Buch enthält auch Porträts zeitgenössischer Künstlerinnen wie der Komponistin Alma Deutscher und Oksana Lyniv, der ersten Dirigentin am Grünen Hügel in Bayreuth. Was die Sängerin Anja Harteros betrifft, so stellen die Autorinnen nicht ihre Biografie vor, sondern erzählen, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereitet. Man stellt sympathisch, aber auch menschlich Anne-Sophie Mutter (mit ihren Dackeln auf einem Spaziergang) und Martha Argerich, die vor jedem Konzert sehr aufgeregt ist, dar.

Die Darstellung von Anne-Sophie Mutter und Martha Argerich in dem Buch „Mein Leben ist Musik“

Die Erzählung ist einfach, anschaulich, bildhaft, voller rhetorischer Fragen, die zum Nachdenken anregen. Die jedem Exemplar beiliegende CD enthält die Auswahl der von den Heldinnen der Story komponierten, dirigierten, gesungenen, gespielten oder getanzten Stücken.

Das Buch erscheint am 14. Februar 2024, also am Valentinstag. Es kann aber auch ein tolles Geschenk zum Frauentag sein, vor allem für Mädchen, die dadurch die größten weiblichen Persönlichkeiten der klassischen Musik, aus früheren Epochen und Zeitgenossen, kennenlernen können. Auch Jungen können ihr Wissen dadurch bereichern.

Es gab und gibt viel mehr würdige Frauen in der Musik als die 21, die in dieser Geschichte auftauchen. Ich selbst würde hier gerne noch ein paar Namen hinzufügen. Wollte man sie jedoch alle darin unterbringen, müsste es mehrere Bände lang sein. Dieses Buch ermutigt kleinere Leserinnen und Leser zu weiteren Recherchen in dieser Richtung. Am Ende gibt es eine sehr wichtige Botschaft: „Was auch immer dich begeistert, glaub an dich und deine Träume!”

Es wäre gut, dies den Kindern von Anfang an beizubringen, aber auch Erwachsene können es wahrnehmen. Es ist nämlich nie zu spät, seinen Träumen zu folgen. Die Heldinnen dieses Buches hatten den Mut, dies zu tun, und haben sich nicht unterkriegen lassen. Deshalb hatten sie Erfolg.

Kristina Dumas, Malin Neumann
„Mein Leben ist Musik“

ISBN 978-3-219-11958-9

Alle CD-Inhalte gibt es bereits digital unter MuBiBu.de

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