Bayerische Staatsoper © Wilfried Hösl
Bayerische Staatsoper, München, 21. Oktober 2021
Rezension Falstaff von Giuseppe Verdi
von Frank Heublein
Donnernd brandet in der Bayerischen Staatsoper in München am Ende von Giuseppe Verdis Falstaff der Applaus für Bryn Terfel in der Titelrolle. Verdient. Ganz Vollblutkomödiant spielt er ausdifferenziert und einfach herrlich. Mit einer Spur Ernsthaftigkeit, mit der mich die Komödie innerlich gefangen nehmen kann. Seiner Stimme nehme ich alles ab: den hochnäsigen Dienstherrn, den süffisanten larmoyanten Mann, den heißblütigen Verführer, den abgewatschten Weltankläger, den liebesblinden Deppen, den geprellten liebestollen Glitzerhirsch, den Menschenfänger.
Terfel zieht alle gesanglichen und schauspielerischen Register. Brillant. Souverän. Seine Stimme ist voller Energie. Er hat als einziger Solist des Abends durchgehend das Orchester lautstärkenmäßig unter seiner Kontrolle. Er setzt stets die richtige Kraft ein, achtet auf das richtige musikalische Gewicht, besonders in den Duetten. Er lässt den Partner oder die Partnerin strahlend leuchten neben ihm. Er selbst singt sonor, kräftig, nuancenreich, warm und voll. Er rockt meinen Opernabend.
Vito Priante als Ford hat mit Terfel im ersten Bild des ersten Akts ein traumhaftes Duett zweier Baritone. Siehe oben, Terfel weiß wie das sängerische Verhältnis qua Rollen zu seinem Partner in diesem Moment zu sein hat. Falstaff glaubt Oberwasser zu haben. Genau das transportiert die einen Hauch dominantere kraftvollere Stimme Terfels zu der Priantes.
Zweiterer stimmlich genau in die Rolle passend, den Information herauskitzelnden, immer noch einen kleinen Schritt weiter gehenden. Die Wachheit, die seine Stimme transportiert, die Verschlagenheit. Das nachfolgende Solo des Eifersüchtigen singt er gut, so ganz aber nehme ich ihm die brennende Eifersucht nicht ab. Im zweiten Akt überzeugt er mich stimmlich wie schauspielerisch als rasender Wüterich, der Falstaff bei seiner Frau stellen will.
Tenor Galeano Salas als Fenton hat seine auffälligsten Szenen im Duett mit Sopran Deanna Breiwick als Nannetta. Ein wunderbar harmonisches Duo, die mich in mehreren Liebesduetten mit ihren klaren reinen vibratolosen Stimmen begeistern. Im dritten Akt hat Deanna Breiwick als Feenkönigen ein Solo. Technisch exzellent fehlt es mir in diesem Fall an Stimmvolumen, um das prächtig Royale stimmlich in mich zu pflanzen, dass sich in den schwanenhaften Kostümen widerspiegelt.
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21. Oktober 2021“ weiterlesen