Lohengrin, ein Detektivspiel – die Kinderoper der Bayreuther Festspiele 2022

Festspielhaus Bayreuth Foto: © Andreas Schmidt

Bayreuther Festspiele, 30. Juli 2022

„Lohengrin – für Kinder“

Fassung Katharina Wagner
Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt (Oder)
Azis Sadikovic, Dirigent

von Dr. Gerald Hofner

Ich gebe es zu. Ich liebe diese Institution der Kinderoper der Bayreuther Festspiele, das Herzensprojekt von Prof. Katharina Wagner, die auch diese Lohengrin-Fassung für Kinder produzierte. Ohne Abendgarderobe im urigen Setting einer Probebühne, und damit sogar noch näher an den Künstlern dran als am Grünen Hügel.

Was kann Kinder mehr fesseln als eine Detektivgeschichte? Und genau das hat Katharina Wagner aus Lohengrin gemacht. Mit viel Original-Musik, aber auch mit Sprechszenen, die für die Verdeutlichung der Handlung schön kindgerecht waren und der Oper auch den humorigen Aspekt geben – nicht zuletzt durch Schauspielstar Manni Laudenbach, der immer schon gerne in Wagner-Opernproduktionen mitwirkte. „„Lohengrin – für Kinder“ – die Kinderoper der Bayreuther Festspiele 2022
Bayreuth 30. Juli 2022“
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Guter Start mit Potential zur Steigerung

Foto: Eröffnung Bayreuther Festspiele 2022, © Enrico Nawrath

Alles in allem eine gute „Tristan“-Premiere auf dem Grünen Hügel von Bayreuth, die Potential für gesteigerte Intensität bietet. Allein, das Premieren-Publikum war schon jetzt völlig zufrieden. Man klatschte gleich schon in die Schlusstakte hinein, besonders schlimm bei diesem Werk Richard Wagners, und begann sofort mit dem irren Trampeln auf den Holzboden im Sinne des von mir hier schon einmal detailliert geschilderten „Pawlowschen Applauses“. Das hatte nur begrenzte Authentizität. Man beklatschte sicher auch sich selbst, dass man dabei war…

Allein, es blieb allzu vieles zu leise und unerfindlich, riss nicht recht mit. Die ganz große Emotion, von der Regie postuliert, fehlte im Graben.

Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2022 (Eröffnung)

Richard Wagner, Tristan und Isolde

von Klaus Billand

So stellt man sich den Wellnessbereich eines der ganz großen neuen Kreuzfahrtschiffe vor, die ja mit immer verrückteren Einfällen aufwarten, natürlich in der 1. Klasse: Ein eleganter ellipsenförmiger Pool mit schicken weißen lederbezogenen Ruhesesseln drum herum und, durch einen großen Ausschnitt im Oberdeck, freier Blick zunächst auf den blauen Himmel mit Schäfchenwolken und später auf den präzedierenden schwarzen Sternenhimmel wie aus einem Raumschiff, und so alles Mögliche zwischendurch.

Immerhin sind wir mit Tristan und Isolde auf der für sie nicht ganz freiwilligen Überfahrt von Irland nach Cornwall, sodass die quirlenden blauen Video-Wassermassen (Luis August Krawen), die zunächst die Ellipse füllen, durchaus Sinn machen. Heiner Müller hatte seinerzeit zwei schmale, wässernde Lichtstreifen links und rechts des Geschehens, schon damals eindrucksvoll aufgrund der reduzierten, aber stimmigen Symbolik.

Die Vorteile einer vertikalen Verdoppelung der Spielfläche, wie sie nun der Bühnenbildner Piero Vinciguerra mit Regisseur Roland Schwab dem Bayreuther Premieren-Publikum vor Augen führte, sind evident. Schwab und Vinciguerra haben nicht zuletzt mit einer genialen Inszenierung des „Lohengrin“ in der Salzburger Felsenreitschule 2019 mit einem riesigen abgestürzten Jet sinnvoll von sich reden gemacht.

Bayreuther Festspiele 2022; Tristan und Isolde; Insz. Roland Schwab, (c) Enrico Nawrath

Auf besonders eindrucksvolle Weise machte sich auch Itay Tiran in seiner ebenso genialen Inszenierung der „Salome“ 2019 an der Opera Tel-Aviv-Yafo diese Verdoppelung der Bühne mit einem großen Ausschnitt nach oben zu Nutze. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2022 (Eröffnung)“
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Kein Buh in Bayreuth: Ein toller "Tristan" erobert die Herzen der Zuschauer

klassik-begeistert.de berichtet als einziger Klassik-Blog in Folge von der Eröffnung der Bayreuther Festspiele.

Foto, v.l.: Prof. Joachim Sauer, Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Karin Baumüller-Söder und der Ministerpräsident des Freistaats Bayern, Markus Söder in der Mittelloge. Im Hintergrund der Entertainer Thomas Gottschalk.© Andreas Schmidt

Wie immer bleibt der Eindruck eines phantastischen Abends im Bayreuther Festspielhaus. Die Bayreuther Festspiele sind state of the art für Wagner-Liebhaber. Die Akustik auf dem Grünen Hügel ist amazing. Die Oper an diesem Abend eine der schönsten dieses Planeten: „Tristan und Isolde“. Komponiert in Liebe zu seiner Geliebten Mathilde Wesendonck, auf deren Grundstück er in Zürich mit seiner ersten Ehefrau und Mathildes Ehemann lebte… Uraufgeführt am 10. Juni 1865 im Königlichen Hof- und Nationaltheater, München.

Here we are tonight. Bayreuth, Oberfranken, 36 Grad.

Beifall bekam als einzige vor dem Festspielhaus vorfahrende Prominente die Ex-Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Sie verfolgt mit Ihrem Ehemann Professor Joachim Sauer seit vielen Jahren die Bayreuther Festspiele – und war sichtlich gut gelaunt. Mögen zukünftige Kanzlerinnen und Kanzler ein Quäntchen von Angelas Kultursinn übernehmen! Warum waren Sie nicht in Bayreuth, werter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz? Sie waren als Hamburger Bürgermeister doch auch regelmäßiger Besucher der Hamburgischen Staatsoper. Allein, das Haus an der Dammtorstraße in Hamburg ist verglichen mit Bayreuth eine Provinzbühne.

Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2022 (Eröffnung)
Richard Wagner, Tristan und Isolde

von Andreas Schmidt (Text und Foto)

Trotz einigen Medienrummels wegen angeblich sexueller Übergriffe auf dem grünen Hügel und einem Reformversprechen der Prinzipalin Katharina Wagner, der Urenkelin Richard Wagners, von der sie ihre Person abhängig mache…

… haben die Bayreuther Festspiele 2022 so begonnen, wie Wagner-Liebhaber aus aller Welt sich dies wünschten: Mit tollen Stimmen, einer
Jahrtausendliebesschmerzoper  und – sensationell für die Eröffnung der Festspiele – keinen Buh-Rufen. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Bayreuther Festspiele, 25. Juli 2022 (Eröffnung)“
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Klassik-begeistert lesen, dabei gewesen: John Lundgren dankt in Bayreuth als Wotan ab und wird Holländer

Egils Silins („Das Rheingold“) und der seit Jahren beste Wotan der Welt, Tomasz Konieczny („Die Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer), springen ein.

Foto: Tomasz Konieczny als Wotan an der Wiener Staatsoper © Michael Pöhn

Bayreuther Festpiele, 25. August – 1. September 2022

von Andreas Schmidt

Die Bayreuther Festspiele, die einzigen und die wahren Festspiele, die auf
Weltklasseformat die Werke des Jahrtausendgenies Richard Wagner verkörpern und repräsentieren, haben wichtige und richtige Entscheidung getroffen:

Der schwedische Bassbariton John Lundgren tritt die unendlich schwierige Rolle des Wotan nicht an – er hätte sie im „Rheingold“, in der „Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer gesungen. Dafür treten ein die Wotan-erfahrenen Egils Silins („Das Rheingold“) und der seit Jahren beste Wotan der Welt, Tomasz Konieczny („Die Walküre“ und im „Siegfried“ als Wanderer).

Hubertus Hermann, Pressesprecher der Festspiele, verschickte an diesem Freitag folgende Mail an die Medienvertreter:

„Mit großem Bedauern muss John Lundgren seine Mitwirkung als „Wotan“ und „Wanderer“ in der Neuinszenierung „Der Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen 2022 absagen. Aus persönlichen Gründen ist es ihm leider nicht möglich ab sofort bis zur Premiere am 31. Juli für die intensive und für die Neuproduktion notwendige Probenarbeit in Bayreuth zur Verfügung zu stehen. Die Bayreuther Festspiele freuen sich jedoch, dass John Lundgren zu einem späteren Zeitpunkt zu den diesjährigen Festspielen hinzustoßen und die Titelpartie in der Wiederaufnahme „Der fliegende Holländer“ verkörpern wird, die er bereits in der Premiere 2021 übernommen hatte. Die künstlerische Leitung ist außerordentlich dankbar, dass mit Egils Silins als Wotan in „Das Rheingold“ und Tomasz Konieczny als Wotan in „Walküre“ und Wanderer in „Siegfried“ zwei herausragende Künstler kurzfristig die Rollen übernehmen werden.“

Ich habe John Lundgren im Mai 2022 zweimal in Wien als Wotan gehört, im Ring I und II – und er war leider wirklich nicht gut, geschweige denn auf Bayreuth-Niveau. So titelte ich am 21. Mai 2022:

Wotan John Lundgren schwächelt in Wien und soll die Partie in Bayreuth singen – es gibt eine Lösung

Die Lösung skizzierte ich so: Tomasz Konieczny singt den Wotan und John Lundgren wie im letzten Jahr den Holländer.

Zu dieser Lösung ist es gekommen.

Zwar ist Lundgren nicht so gut wie Konieczny, der auch der beste Holländer der Welt ist – ein polnischer Holländer, der in München im letzten Juli nicht enden wollenden Szenenapplaus nach der ersten Arie bekam, was sich eigentlich für eine Wagner-Oper nicht ziert.

Aber Lundgren wird als Holländer II. in Bayreuth sicherlich für Furore sorgen.

Richard Wagner, Der fliegende Holländer Bayerische Staatsoper, Nationaltheater, 7. Juli 2021

Wotan ist die männliche Megarolle in Bayreuth – und TK beherrscht sie seit vielen Jahren wie kein anderer… und man wird von diesem Wotan noch viel von ihm hören… Das anspruchsvolle Wienerpublikum liebte ihn viele Jahre lang wie kein anderer…. aber der neue Direktor hat zwar viel Ahnung von Verträgen (von denen ja auch im Ring die Rede ist), aber leider etwas weniger von wahrhaftiger Live-Musik.

Auch in der Wiener „Walküre“ vermochte John Lundgren nicht zu überzeugen, insgesamt hinterließ er einen verhaltenen Eindruck, wie Autor Jürgen Pathy und ich befanden.

klassik-begeistert wünscht John Lundgren, Tomasz Konieczny und Egils Silins, dass sie in ihren Rollen aufgehen mögen – Rollen, in denen man RICHTIG glänzen kann. Rollen, die nur eine klitzekleine Minorität der professionellen maskulinen Sänger zu singen vermag. Ausnahmerollen, die einen Sänger unsterblich machen können. Götterrollen.

Zu erfahren war von den Bayreuther Festspielen nahestehenden Personen, dass TK alle drei Wotan-/ Wanderer-Partien gesungen hätte, wenn er nicht Verpflichtungen am Opernhaus Zürich gehabt hätte. Nun singt er nicht den „Rheingold-Wotan“ in BT.

Gleichzeitig war zu erfahren, dass John Lundgren „eine schwere Phase durchmacht“.

klassik-begeistert wünscht dem hochbegabten Schweden alles erdenklich Gute! Festspielleiterin Katharina Wagner, Urenkelin von Richard Wagner, hat eine musikalisch und diplomatisch gesehen sehr gute Lösung gefunden.

klassik-begeistert.de wird ausführlich über die Bayreuther Festspiele berichten.

Andreas Schmidt, 10. Juni 2022, für
für klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.de

Richard Wagner, Das Rheingold Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022

Richard Wagner, Die Walküre Wiener Staatsoper, 22. Mai 2022

Pathys Stehplatz (15): John Lundgren als Wotan in Wien Klassik-begeistert.de

Wotan John Lundgren schwächelt in Wien und soll die Partie in Bayreuth singen – es gibt eine Lösung

Zum Wohle Bayreuths wäre es dienlich, Tomasz Konieczny sänge den Wotan und John Lundgren den Holländer – den hat er ja bereits vergangenes Jahr gesungen, und er kann sich ja verbessern. An Koniecznys Wotan kommt Lundgren nicht ansatzweise vorbei.

Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022
Richard Wagner, Das Rheingold

Foto: John Lundgren, © Moklos Szabo

von Andreas Schmidt

Der Wotan an diesem Rheingold-Abend im renommiertesten Opernhaus der Welt ist der Schwede John Otto Lundgren, 53. Er kam als letzter Sänger nach der Vorstellung vor den Vorhang – und bekam nur sehr, sehr ! dezent-höflichen Applaus. Dafür laute Buh-Rufe von mindestens 100 Zuschauern. Leider zu Recht.

Lundgren ist zweifelsohne ein guter Sänger mit vielen Stimmfacetten. Aber er ist kein Wotan. Ihm fehlt das Göttliche, das Machtbesessene, das Abgrund-Tiefe. Schon als Holländer war er in Bayreuth, dem wunderbaren Mekka für Wagner-Kunst, 2021 eine klare Fehlbesetzung.

Seine Stimme ist für einen Wotan viel zu dünn. Sicher: Lundgren singt ohne Fehler, trifft alle Töne perfekt, aber etwas Besonderes, etwas Magisches geht nicht von ihm aus.

Sorry, lieber John Lundgren: Sie sind kein Wotan. „Richard Wagner, Das Rheingold
Wiener Staatsoper, 21. Mai 2022“
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"Wagner braucht die Selbstaufgabe – er verlangt sie von uns"

„Mein 30-jähriges Leben mit Wagner – ich habe zwei Bücher über Wagner geschrieben – brauchte ein schönes Ende. Ich habe Frieden damit geschlossen. Ich kann mich jetzt anderen Sachen zuwenden.“

Interview mit Axel Brüggemann zum Film „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“

Am 28. Oktober 2021 kam der Film „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ in die deutschen Kinos.

Der Regisseur und Drehbuchautor Axel Brüggemann, bekannt aus den Printmedien, Radio und Fernsehen, ist ein profunder Kenner der Wagnerwelt und Insider der Bayreuther Festspiele. Für das Konzept der mehrstündigen Live-Sendung „Bayreuth – die Show“ wurde Brüggemann 2018 für den Grimme-Preis nominiert. Im Jahr 2019 erhielt er den Bayerischen Fernsehpreis für Konzept und Moderation der Show.

Ein früher Meilenstein für seine Karriere wurde bereits in der gymnasialen Oberstufe in Bremen gelegt, als er mit der Klassik begeistert-Autorin Petra Spelzhaus die Schulbank drückte. Im Schulorchester produzierten beide gemeinsam viele schöne Töne während der legendären Aufführung von Dvořáks „Slawischen Tänzen“.

Seine Energie sammelt Brüggemann beim Joggen. Frei nach dem Motto „Ein Paar Laufschuhe passt in jeden Koffer“ erläuft er sich auf diese Art die verschiedensten Städte. Selbstverständlich dient das als Marathon-Training, denn „darunter macht es ein Wagnerianer nicht“.

Das Interview für Klassik begeistert führte Dr. Petra Spelzhaus. Der Anruf ereilte Axel Brüggemann beim Dauerlauf in seiner Studienstadt Freiburg. „Interview mit Axel Brüggemann zum Film „Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“
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Lise Davidsen "Das Publikum in Bayreuth ist sehr enthusiastisch und hingebungsvoll..."

„… aber natürlich gibt es auch Snobismus hier…“

Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil III

In knapp sieben Jahrzehnten gratuliert Dir die norwegische Königin zu Deinem 100. Geburtstag. Über welche Aussage zu Deinem Leben würdest Du Dich freuen?
Lise Davidsen: Ich hoffe, sie sagt, ich hatte eine lange und gute Karriere und meine Familie und Freunde bei mir. Das wäre schön.

Lise Davidsen, * 8. Februar 1987 in Stokke, ist eine norwegische Opernsängerin (Sopran).

Foto: © PER-ERIK SKRAMSTAD

Sie ist mit Abstand der shooting star am Himmel der Wagner-Sängerinnen und bringt die Besucher der Bayreuther Festspiele derzeit mit ihren Darbietungen als Elisabeth („Tannhäuser“) und Sieglinde („Die Walküre“) aus dem Häuschen. Jetzt nimmt sich die große Sängerin auch andere Meilensteine wie Giuseppe Verdi und Richard Strauss vor. Klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt traf die Norwegerin im Restaurant „Bürgerreuth“ in Bayreuth. In diesem dritten Teil spricht Lise über ihre Erfahrungen in Bayreuth und verkündet ein definitives Nein zur Rolle der Isolde in den nächsten Jahren.

Klassik begeistert: Hei Lise, Du bist 2019 in das Bayreuther Wasser gesprungen, nach dem Du hier zuvor erst einmal an einem Wettbewerb teilgenommen hattest. Hat Dir das einen unverkrampfteren Zugang zum „Grünen Hügel“ und zum ganzen „Meister-Hype“ verschafft?

Lise Davidsen: Ich mag das Besondere an Bayreuth. Ich denke, das Publikum hier ist sehr enthusiastisch und hingebungsvoll. Die Menschen lieben es, her zu kommen. Natürlich gibt es auch Snobismus hier… „Ich war schon so und so viel mal hier“ … „und ich so viel“… Das gibt es aber auch in München, in London und in der Met in New York. Es gibt immer eine Gruppe von Leuten, die glauben, sie seien besser, die meinen, mehr zu wissen und mehr zu machen. Aber unterm Strich mag ich es in Bayreuth sehr. Das besondere an diesem Festival ist, dass alle hier sind. In München und Wien ist ein Kommen und Gehen, die Musiker kommen und gehen. Hier sind wir hier. Wenn nicht Corona ist, treffen wir uns in der Festspielkantine. Wir gehen nach Theta, essen und trinken ein zünftiges Bier. Wir sitzen alle im selben Boot. Jeder ist entweder ohne Familie oder mit Familie hier. Hier herrscht hoher Druck mit einer Art Festivalgruppen-Feeling. It’s this extremely nerdy group – we play Wagner, we talk Wagner, wie sing Wagner – that’s unique. Normalerweise spielt das Orchester einen Tag Donizetti, dann Wagner, dann Mozart. Hier geht es nur um Wagner. Natürlich ist es hier extrem stressig, und ich bin manchmal so nervös. Aber ich spüre, dass die Leute freundlich sein wollen. „Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil III
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Lise Davidsen: "Emotional möchte ich so nah am Charakter dran sein wie ich kann"

… „mein größtes Ziel ist es, ehrlich zu klingen.“

Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil II

Foto: Lise Davidsen © James Hole

Lise Davidsen, * 8. Februar 1987 in Stokke, ist eine norwegische Opernsängerin (Sopran).

Sie ist mit Abstand der shooting star am Himmel der Wagner-Sängerinnen und bringt die Besucher der Bayreuther Festspiele derzeit mit ihren Darbietungen als Elisabeth („Tannhäuser“) und Sieglinde („Die Walküre“) aus dem Häuschen. Jetzt nimmt sich die große Sängerin auch andere Meilensteine wie Giuseppe Verdi und Richard Strauss vor. Klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt traf die Norwegerin im Restaurant „Bürgerreuth“ in Bayreuth. In diesem zweiten Teil spricht Lise über ihre Pläne und erklärt, wie sie mit progressiven Regisseuren umgeht.

Klassik begeistert: Hei Lise, wie ist es Dir eigentlich gelungen, während des Corona-Lockdowns so gut bei Stimme zu bleiben? Hattest Du zwischenzeitlich mal Schwierigkeiten, Dich zu motivieren?

Lise Davidsen: Ja, wirklich. Ich habe nie aufgehört zu üben, aber war ja Wochen und Monate nichts los. Da wurde mir klar, wie wichtig es ist, andere Sänger zu hören, um Input zu bekommen. Also nicht „Lise, mach dies oder das“, sondern mehr: Wo bin ich? Bin ich gut genug? Ich war ganz allein in meinem kleinen Arbeitsraum zu Hause, da war kein Dirigent. Ich habe über Zoom an der Sprache gearbeitet, von Zeit zu Zeit habe ich einen Pianisten getroffen. Aber die Motivation aufrecht zu halten, wenn es keine Inspiration von außen gibt, war schon sehr hart.

Wo ist Dein Lebensmittelpunkt?

Lise Davidsen: In Oslo. Im Januar 2019 bin ich von Kopenhagen in die norwegische Hauptstadt gezogen.

Wann war Dir klar: Ich kann das, ich werde eine ganz große Sängerin…

Lise Davidsen: Noch keinen Tag. Ich weiß, was ich kann, aber ich fühle mich nicht als sogenannte „große Sängerin“.

Haben Deine Rollen in Bayreuth, Berlin und München Dich als Person verändert?

Lise Davidsen: Ich bin schon öfter als sehr zielorientiert beschrieben worden. Das habe ich anfangs nicht verstanden. Aber mir wird immer mehr klar, dass das der Punkt ist. Natürlich fühle ich mich freier, wenn ich mit meinen Neffen zusammen bin oder mit meiner Schwester. Dann bin ich offener, klar. Aber im Großen und Ganzen bin ich dieselbe Lise geblieben. Ich schütze mich natürlich heute besser, ich weiß mehr und ich weiß mehr über den Kulturbetrieb. „Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil II
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Lise Davidsen: "100 Prozent Kontrolle ist 100 Prozent Wahnsinn"

Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen – Teil I

Lise Davidsen, * 8. Februar 1987 in Stokke, ist eine norwegische Opernsängerin (Sopran).

Sie ist mit Abstand der shooting star am Himmel der Wagner-Sängerinnen und bringt die Besucher der Bayreuther Festspiele derzeit mit ihren Darbietungen als Elisabeth („Tannhäuser“) und Sieglinde („Die Walküre“) aus dem Häuschen. Jetzt nimmt sich die große Sängerin auch andere Meilensteine wie Giuseppe Verdi und Richard Strauss vor. Klassik-begeistert.de-Herausgeber Andreas Schmidt traf die Norwegerin im Restaurant „Bürgerreuth“ in Bayreuth und sprach mit ihr zwei Stunden über Diesseitiges und Jenseitiges in der Klassikwelt. Das Interview erscheint in drei Teilen, heute, morgen und übermorgen.

Klassik begeistert: Hei Lise, Du bist in der 12.000-Einwohner-Kleinstadt Stokke in Südnorwegen großgeworden. Kannst Du mir bitte die Klänge, die Bilder, die Gerüche Deiner Heimat beschreiben?

Lise Davidsen (lacht): Mein Neffe Sebastian Gallis Davidsen war Nummer 10.000 in Stokke…  Dort sieht es ungefähr so aus wie die Hügel hinter dem Restaurant „Bürgerreuth“. Wir haben ein kleines Zentrum, und der Zug hält auch bei uns, aber ohne Bahnhof. Wir müssen auch nicht lange zum Meer fahren. Ich bin auf dem Land großgeworden. Es ist ein Ort voller Grün, es ist nicht besonders stressig, und es gibt nicht allzu viele Menschen. Wir haben nicht so viele Wälder wie hier in Franken, und wir haben nicht die hohen Berge, die es anderswo in Norwegen gibt.

Stokke (c) pininterest

Und die Farben und Töne?

Lise Davidsen: Als ich gerade herging von meinem Bayreuther Appartement, dachte ich, das ist ja auch alles so grün wie bei uns in Stokke und ich fühlte mich wie zu Hause. Ich werde sehr ruhig, wenn ich an meine Heimat denke. Manchmal fährt natürlich ein Traktor vorbei (lacht)… Ab und zu mal ein paar Autos und Kinderstimmen.

Deine Familie lebt da noch?

Lise Davidsen: Mein Bruder Øystein Davidsen hat immer in der Gegend gelebt, meine Schwester Elin hat früher in Oslo gelebt, vor einem Jahr ist sie nach Tønsberg gezogen, eine Stadt in der Nähe von Stokke. Meine Eltern sind geschieden und sind aus unserem Haus ausgezogen – aber sie wohnen nicht weit voneinander entfernt in Stokke. „Lise Davidsen, Exklusiv-Interview mit dem Wagner-Stern aus Norwegen, Teil 1 weiterlesen

Thielemann brennt Bayreuth ab

Foto: © Matthias Creutziger – Christian Thielemann

„Erschöpft und mit einem Gänsehaut-Feeling verließ ich das Festspielhaus und bin mir sicher, Herr Thielemann ist der beste Wagner-Dirigent und so einen Parsifal werde ich wohl nie wieder erleben.“

Bayreuther Festspiele, 10. August 2021

„Parsifal“, Aufführung in konzertanter Form

von Olaf Barthier

Als ich diese Ankündigung im Spielplan der diesjährigen Festspiele gelesen habe, dachte ich, das wird anstrengend. Wie soll das in Bayreuth funktionieren? Stellt man, wie andernorts, eine Konzertkulisse auf die Bühne und platziert links und rechts vom Dirigenten die Solisten. Was ist dann mit der besonderen Bayreuther Akustik? „„Parsifal“, Aufführung in konzertanter Form,
Bayreuther Festspiele, 10. August 2021“
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