Lebendiges Musizieren für Gojim und anderes Getier

“Im Konzert”, Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr

Daniel Kahn: Gesang, Akkordeon, Klavier sowie Transkription und Übersetzung ins Jiddische
Christian David: Blasinstrumente

Foto: Daniel Kahn 2013 in Luxemburg (wikipedia.de)

von Teresa Grodzinska

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

heute gebe ich Ihnen was auf die Ohren. Es ist kein live-Konzert im üblichen Sinn; es ist auch keine Besprechung eines Video-Gigs zweier junger jüdisch-amerikanischer Musiker.

Es ist ein ausschließlich übers Funk übertragenes Konzert aus dem Funkhaus Dresden. Und wie lebendig es dort zuging an diesem Abend!

Warum verzichtet ein junger Musiker auf Videoaufnahmen? Ich hab mir während der anderthalbstündigen Sendung diese Frage gar nicht gestellt. Eindeutig frei gesprochene Kommentare Kahns, seine virtuose Beherrschung des Klaviers und Akkordeons (teilweise beide Instrumente gleichzeitig) plus Gesang waren so selbstverständlich, so rund. Da fehlte nix. Kein Bild. Ein Ohrenschmaus. „Daniel Kahn, Christian David, „Im Konzert“
Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr“
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Schostakowitsch Überlebensstrategie war das (titelgebende) „Doppelte Spiel“

Man lernt viel über Schostakowitsch in diesem Hörbuch und ist bereits gespannt, auf wen die Wahl als nächstes fällt.

CD Rezension

Schostakowitsch Doppeltes Spiel, Hörbiographie

BR Klassik 900929

von Peter Sommeregger

 Die Hörbiografien großer Komponisten von Jörg Handstein jeweils akribisch recherchiert und als Hörbuch für den Bayerischen Rundfunk erarbeitet, erfreuen sich inzwischen großer Beliebtheit und finden über die CD-Ausgabe auch weite Verbreitung.

Als neueste Folge erschien soeben das Hörbuch über Dmitrij Schostakowitsch. Das Leben dieses russischen Komponisten kann man getrost als eine der bewegtesten Biographien des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Bedenkt man, dass die Lebensspanne von Schostakowitsch zwei Weltkriege und die russische Oktoberrevolution einschließt, ist dieses Leben schon durch die äußeren Ereignisse geprägt, die Persönlichkeit des Komponisten war selbst aber auch gespalten und erscheint wie ein Abbild der turbulenten Zeitläufte, die er erlebt hat. „CD Rezension: Schostakowitsch, Doppeltes Spiel,
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CD-Rezension: Cecilia Bartoli UNRELEASED

CD-Rezension
Cecilia Bartoli, UNRELEASED

Decca 485 2093

von Peter Sommeregger

Der ungewöhnliche Titel dieser CD wird von der Sängerin damit erklärt, dass sie während der Corona-bedingten künstlerischen Untätigkeit der letzten eineinhalb Jahre ihr Archiv mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen gesichtet hat.

Aus diesen bisher unverwendeten Einspielungen traf die Künstlerin nun eine sehr ansprechende Auswahl. Es handelt sich um Beethovens dramatische Konzertarie „Ah! Perfido“, die von Cecilia Bartoli mit gewohntem Überdruck, aber stimmlich ansprechend gestaltet wird. „CD-Rezension: Cecilia Bartoli, UNRELEASED,
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DVD-Rezension: Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Titon et l’Aurore

Eine Bereicherung des Repertoires dürfte diese Oper nicht darstellen, ist trotzdem musikhistorisch interessant.

Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville
Titon et l’Aurore

Les Arts Florissants
William Christie Dirigent

DVD Rezension
Naxos NBDO131V

von Peter Sommeregger

Der Komponist Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville war ein Vertreter des Französischen Barock, der in den 1750er Jahren und danach in offener Konkurrenz zum rivalisierenden Italienischen Stil stand. Frankreich und seine Komponisten gingen einen eigenen Weg, den man heute als etwas strenger und spröder beurteilt. Zu Lebzeiten des Komponisten war das Schäferspiel Titon et l’Aurore erfolgreich und häufig aufgeführt. „DVD-Rezension: Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, Titon et l’Aurore,
klassik-begeistert.de“
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Anna Netrebkos CD „Amata dalle tenebre“: Viel Licht und viel Schatten

CD-Rezension
Anna Netrebko, Amata dalle tenebre

Orchester der Mailänder Scala
Riccardo Chailly

DG 486 1543

von Peter Sommeregger

Ganze fünf Jahre ließ die aktuell berühmteste Sopranistin der Welt ihre Fangemeinde auf eine neue CD warten. In der Zwischenzeit war La Netrebko zwar in verschiedenen Streams und vor allem live zu erleben, aber ein Studioalbum gab es nicht.

Eine Sängerin vom Rang einer Netrebko überlässt nichts mehr dem Zufall, und so ist die Wahl des Orchesters und des Dirigenten für diese neue CD ausgesprochen luxuriös. Niemand Geringerer als Riccardo Chailly und sein Orchester der Mailänder Scala breiten den opulenten Klangteppich aus, auf dem die Netrebko ihren großen Sopran entfalten kann, Aufnahmeort war der große Saal des Opernhauses. „CD-Rezension: Anna Netrebkos CD „Amata dalle tenebre“,
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Jonas Kaufmanns erweiterte Weihnachts-Doppel-CD: ein Butterflöckchen auf die fette Mayonnaise oben drauf

Erst im Juni hat Jonas Kaufmann bei seinem Tristan-Debüt in München gezeigt, dass er ein großer Künstler mit reichem Potential ist. Ein wenig mehr Stilgefühl hätte man ihm zugetraut oder gewünscht, wenn es um die Vermarktung seiner Popularität geht. Einmal Weihnachtsalbum und Shopping-Kanal hätten doch gereicht. Oder?

CD-Rezension
Jonas Kaufmann, It’s Christmas (extended version)

von Peter Sommeregger

Ups… he did it again: Jonas Kaufmanns „It’s Christmas“ diesmal in Grün im Shopping-Kanal.

Vor über einem Jahr schrieb ich am Ende meiner Rezension des damals neu veröffentlichten Doppelalbums:

„Ein Aufkleber auf dem Album lautet ‚Jonas Kaufmanns erstes Weihnachtsalbum‘. Das klingt ganz nach Plänen für ein weiteres. Bitte nicht!“

Völlig überraschend ist aber auch in diesem Jahr ein Weihnachtsfest zu feiern, und Jonas Kaufmann, der Welt derzeit gefragtester Tenor, will seine Anhängerschaft dabei nicht allein lassen. Um die bewusste Doppel-CD aber nicht wie einen Ladenhüter aussehen zu lassen, hat man sie rasch grün eingefärbt, und noch mit einigen zusätzlichen Titeln angereichert. Sozusagen ein Butterflöckchen auf die fette Mayonnaise oben drauf. Angeblich sind sieben Titel für diese „Extended Edition“ neu aufgenommen, man wird aber den Verdacht nicht los, es handele sich um Resteverwertung der umfangreichen Aufnahmesitzungen des Jahres 2020. „CD-Rezension, Jonas Kaufmann, It’s Christmas (extended version)
klassik-begeistert.de, 20. Dezember 2021“
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DVD-Rezension: Siegfried und Brünhilde – ein absolutes Power-Paar, das musikalisch keinen Wunsch offen lässt und von der schwachen szenischen Deutung des Finales ablenkt

Richard Wagner
Siegfried

Orchester der Oper Sofia
Pavel Baleff  Dirigent
Plamen Kartaloff  Regie

Dynamic 37899 

von Peter Sommeregger

Nach den fulminanten ersten beiden Teilen des „Ring des Nibelungen“ aus Sofia, war man gespannt auf den „Siegfried“, der nicht ohne Grund als der schwierigste Teil der Tetralogie gilt. Anders als in „Rheingold“ und „Walküre“ sind hier zumeist nur zwei handelnde Personen gleichzeitig auf der Bühne, was vom Regisseur die Fähigkeit zu guter Personenregie verlangt. Leider hält Plamen Kartaloff in dieser Hinsicht nicht das Niveau der vorangegangenen Arbeiten. Das stumme Auftreten von Siegfrieds toten Eltern ist ein wenig kitschig, vor allem dramaturgisch völlig unnötig. Originell ist dagegen, im Vorspiel pantomimisch Siegfrieds Geburt und frühe Kindheit kurz aufblitzen zu lassen.

Wieder hat der Bühnen- und Kostümbildner Nikolay Panayotov fantasievolle Szenarien geschaffen, aber speziell für den Wald im zweiten Akt schuf er wenig praktische Konstrukte, die wohl Dickicht symbolisieren sollen, für die Protagonisten aber wahre Stolperfallen darstellen. Insgesamt kämpfen sich aber alle Beteiligten tapfer durch die nicht immer funktionalen Kulissen. Bei den Kostümen, die ausnahmslos originell sind, geht manchmal die Fantasie mit Nikolay Panayotov durch, da ist Manches des Guten zuviel. „DVD Rezension: Richard Wagner, Siegfried, Orchester der Oper Sofia,
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"Three Chords and the Truth", Ken Burns’ faszinierende Reise durch die soziokulturelle Seele amerikanischer Volksmusik

Ken Burns legt mit dieser DVD-Box „Country Music – A Story of America, One Song at a Time“eine faszinierende Produktion vor, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit dem auf jeder einzelnen DVD enthaltenen Bonus-Material kann man gut eine ganze Woche veranschlagen, um diese kinematografische Entdeckungsreise mitzumachen, die auch für Liebhaber klassischer Musik interessant sein dürfte.

DVD Besprechung (8 DVD-Box)
Produktion: PBS
Erstausstrahlung: 15. September 2019

ASIN: ‎ B07XQRH1JW (Amazon)

von Dr. Holger Voigt

Kultur ist stets zugleich auch Kulturgeschichte. Niemand weiß dieses besser als der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete US-amerikanische Dokumentarfilmer Ken Burns, nach dem im Übrigen der sog. „Ken-Burns-Effekt“ benannt wurde: Die filmende Kamera fliegt wie eine Drohne über eine unbewegliche Fotografie und erzeugt dadurch den Effekt einer dynamischen Filmsequenz.

Ken Burns legt mit dieser DVD-Box „Country Music – A Story of America, One Song at a Time“eine faszinierende Produktion vor, die ihresgleichen sucht. Zusammen mit dem auf jeder einzelnen DVD enthaltenen Bonus-Material kann man gut eine ganze Woche veranschlagen, um diese kinematografische Entdeckungsreise mitzumachen, die auch für Liebhaber klassischer Musik interessant sein dürfte.

Was aber ist nun „Country Music“ wirklich? „DVD Besprechung, Ken Burns: „Country Music – A Story of America, One Song at a Time“, klassik-begeistert.de“ weiterlesen

Getanzte Einsamkeit: Hans Zender interpretiert Franz Schuberts „Winterreise“ als Ballett

Tatsächlich ist es Christian Spuck gelungen, eine optische Umsetzung der Winterreise zu kreieren, die Schuberts und Zenders Werk kongenial ergänzt. Chapeau!

Hans Zender Komponist

Franz Schuberts „Winterreise“

Ballett Zürich
Christian Spuck Choreographie

accentus music  ACC 10545

von Peter Sommeregger

Der im Jahr 2019 verstorbene Dirigent und Komponist Hans Zender hat mit dieser „komponierten Interpretation“ von Franz Schuberts Liederzyklus Winterreise eine interessante und erfolgreiche Erweiterung der Interpretationsmöglichkeiten dieses Werkes geschaffen. In der Fassung für Kammerorchester und Tenor ergeben sich Möglichkeiten der Vertiefung der Komposition Schuberts, ohne in das Werk einzugreifen, oder es zu verändern.

Zenders Version hat bereits ihren Platz im Repertoire gefunden. Einen neuen, noch um die optische Dimension erweiterten Ansatz erprobt nun das Ballett Zürich in der Choreographie von Christian Spuck am Opernhaus Zürich. „DVD Rezension: Hans Zender, Schuberts Winterreise, Ballett Zürich, Christian Spuck
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Ein weiteres Liebesdrama vom Komponisten der “Pagliacci“: Ruggero Leoncavallos “Zazà“

Ruggero Leoncavallo
Zazà

Unitel  805404

von Peter Sommeregger

Der Komponist Ruggero Leoncavallo ist heute eigentlich nur noch mit seiner Oper „Pagliacci“ auf den Spielplänen zu finden. Darüber geriet in Vergessenheit, dass er in der Hochblüte des Verismo auch mit anderen Opern erfolgreich war.

Die Uraufführung der Oper „Zazà“ im Jahr 1900 im Mailänder Teatro Lirico dirigierte kein Geringerer als Arturo Toscanini, der das Werk zu einem großen Publikumserfolg führte. Inzwischen begegnet man dem Werk nur noch sehr selten auf den europäischen Opernbühnen. „DVD Rezension: Ruggero Leoncavallo, Zazà,
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