Hamburg Ballett, John Neumeier: Bernstein Dances begeistern die Zuschauer

Staatsoper Hamburg, 10. Januar 2020
Hamburg Ballett (John Neumeier), Bernstein Dances

Foto: John Neumeier, Quelle: Hamburg Ballett (c)

von Ralf Wegner

Was für ein beglückender Abend; geboten wurden zwei Stunden schönster Tanz mit einer locker verbindenden Handlung. Allein dreimal wird die mitreißende, in die Füße fahrende Candide-Ouvertüre gespielt (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Garrett Keast): als Vorspiel, nach der Pause als durchchoreographiertes Ensemblestück (angeführt von Christopher Evans, hinter dem sich 27 Tänzerinnen und Tänzer in einer sich zum Bühnenhintergrund hin öffnenden Dreiecksformation aufbauen) sowie als getanztes Nachspiel während des Schlussapplauses des jubelnden Publikums.

Die Geschichte ist kurz erzählt: Ein junger Mann (Evans alias Leonard Bernstein), offenbar Komponist, geht nach New York, lernt dort Leute kennen, lieben und verliert sie, wird berühmt, begehrt von beiderlei Geschlecht, und bleibt schließlich doch allein. Das gibt Anlass für zahlreiche Soli und berührende Pas de deux. „Hamburg Ballett (John Neumeier), Bernstein Dances,
Staatsoper Hamburg, 10. Januar 2020“
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Auch ohne rundum überzeugenden Star gelingt der Abend – starke Frauen retten „La Bohème“ an der Hamburgischen Staatsoper

Fotos: © Hans Jörg Michel
Staatsoper Hamburg, 4. Januar 2020

Giacomo Puccini, La Bohème (73. Vorstellung seit der Premiere am 5. November 2006)

von Guido Marquardt

Das Bühnenbild trägt die gelungene Inszenierung von Puccinis Meisterwerk, die musikalischen Leistungen sind insgesamt erfreulich. Vor allem Celine Byrne als Mimi und Mariam Battistelli als Musetta wissen zu gefallen, während Stephen Costello zu Beginn schwächelte und sich steigern musste, um das gleiche Niveau zu erreichen.

Seit mehr als 100 Jahren gehört „La Bohème“ zu den erfolgreichsten und meistgespielten Opern überhaupt. Allein die aktuelle Hamburger Inszenierung wurde seit ihrer Premiere im November 2006 bereits 73 Mal aufgeführt – und es spricht wenig dafür, dass Puccinis Klassiker sobald aus der Mode kommen wird. Das hat sicherlich mit der Zeitlosigkeit des Stoffs zu tun, einer Mischung aus tragischer Liebesgeschichte und Sozialdrama mit bittersüßen Zwischenpointen. Und mit Puccinis durchdachter Figurengestaltung, die den Charakteren Tiefe und Ambivalenzen gibt. Vor allem aber mit der homogenen musikalischen Struktur dieses durchkomponierten Meisterwerks zwischen Romantik, Verismo und muskalischer Moderne.  „Giacomo Puccini, La Bohème, Staatsoper Hamburg, 4. Januar 2020“ weiterlesen

Neumeiers Choreographie in den Dekora­tionen von Jürgen Rose ist un­verändert aktuell und frisch wie am ersten Tag

Fotos: © Kiran West

John Neumeiers Nussknacker (Tschaikowsky), 322. Aufführung,
Hamburg Ballett, 1. Januar 2020

von Ralf Wegner

Warum werden bei Opern eigentlich immer szenische Aktualisierungen gefordert? Beim Ballett ist das höchst sel­ten der Fall; Neumeiers Nussknacker-Choreographie steht seit 1974 unverändert in den schönen Dekorationen von Jürgen Rose auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper (Uraufführung 1971 in Frankfurt/Main). Zusammengezählt dürften für diese jetzt 45 Jahre alte Version ca. eine halbe Million Eintrittskarten verkauft worden sein; und es ist immer noch ausverkauft bzw. schwer, Karten zu erhalten. Nun, anders als im Opernsektor, gibt es beim Ballett aber immer wieder auch Uraufführungen, die von den Besuchern geliebt und häufiger angesehen werden. Erwähnt seien nur Neumeiers Ballette der letzten drei Jah­re wie Glasmenagerie (2019), Beethoven-Projekt (2018) oder Anna Karenina (1917).  „John Neumeiers Nussknacker (Tschaikowsky), 322. Aufführung, Hamburg Ballett, 1. Januar 2020“ weiterlesen

Vogt kam, sang und siegte!

Foto: Intendant Georges Delnon, Klaus Florian Vogt
und Kultursenator Dr. Carsten Brosda © Behörde für Kultur und Medien
Richard Wagner, Lohengrin, Staatsoper Hamburg, 22. Dezember 2019

Ulrich Poser berichtet über den „Lohengrin“
aus der Hamburgischen  Staatsoper vom 22. Dezember 2019

Die Inszenierung des Lohengrin von Peter Konwitschny aus dem Jahre 1998 ist eine Zumutung. Sie verlegt die Handlung in ein Klassenzimmer aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert und steckt die Protagonisten mit Ausnahme vom Schwanenritter in lächerlich anmutende Kostüme. Die arme Elsa sah aus wie Mutter Beimer auf ihrer 60. Geburtstagsfeier. Konwitschnys Verballhornung der Materie, insbesondere aber die furchtbaren Kostüme und die abartigen Perücken von Helmut Brade und Inga von Bredow sind schlicht und ergreifend misslungener Blödsinn. „Richard Wagner, Lohengrin,
Staatsoper Hamburg, 22. Dezember 2019“
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Glückliches Hamburg! Klaus Florian Vogt singt einen überirdischen Lohengrin und wird Hamburger Kammersänger

Foto: © Dr. Holger Voigt
Hamburgische Staatsoper, 22. Dezember 2019
Richard Wagner, Lohengrin

von Dr. Holger Voigt

Es war wirklich DAS Weihnachtsgeschenk der Hamburgischen Staatsoper an das Publikum! Würde man diese Opernaufführung als Sternstunde der Oper bezeichnen, würde man maßlos untertreiben. Nein – dieser Opernabend brachte vielmehr alles zum Erstrahlen und wird in die Hamburger Opernhistorie eingehen. Die Staatsoper Hamburg war an diesem Abend Weltspitze und das in nahezu jeder Hinsicht. Bei diesem Lohengrin muss man sich in Bayreuth warm anziehen. „Richard Wagner, Lohengrin, Klaus Florian Vogt
Hamburgische Staatsoper, 22. Dezember 2019“
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A heart hug from Hamburg

Foto: Entlebucher Sennenhündin Vianna „Juli“ Szwajcar, 8, im September 2019 in der Lüneburger Heide, Niedersachsen.
(c) Andreas Schmidt 2019

Liebe, werte Leserinnen und Leser von
klassik-begeistert.de,

meine Frau Regina, meine leider sehr schwer erkrankte Hündin Juli und ich wünschen Ihnen und Euch eine segensreiche, segensvolle, warme und herzliche Weihnachtszeit.

Wir wünschen Ihnen viel Muße, Musi und Meditation.

Bitte bleiben Sie uns gewogen. klassik-begeistert.de ist 2019 um 160 Prozent gewachsen. Mittlerweile schreiben 50 AutorInnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Schweden, Großbritannien und Hongkong für den Nr.-1-Klassik-Blog im deutschsprachigen Raum (Google-Ranking).

AutorInnen und LektorInnen von klassik-begeistert.de aus Hamburg, Hannover, Schleswig-Holstein und Wien in der Staatsoper Hamburg (E. W. Korngold, Die tote Stadt, 6. Dezember 2019)

Mein unendlicher Dank und meine Bewunderung gilt meinem Team: den wunderbaren AutorInnen und LektorInnen, die mit ihrem Gehör, ihrem Gespür, ihrem Herzen und ihrer Passion, ihrem Wissen und ihrer individuellen Schreibe klassik-begeistert.de zu einem einzigartigen Medium für klassische Musik machen.

Immer unabhängig. Immer als Anwalt der Musik. Oft leidenschaftlich. Und immer kritisch und genau, wenn es sein muss.

Euch, Ihnen und Ihren Familien, Ihren Lieben und Freunden senden wir eine Herzens-Umarmung aus HH –

a heart hug from Hamburg.

Alles Liebe,

Andreas Schmidt
Herausgeber
klassik-begeistert.de
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Andreas Schmidt und der Star-Dirigent Roberto Abbado im Oktober 2018 beim Festival Verdi vor dem Teatro Regio di Parma © Andreas Schmidt

Der fließend Deutsch sprechende Roberto Abbado (* 30. Dezember 1954 in Mailand) ist ein italienischer Dirigent. Er ist der Sohn des Komponisten Marcello Abbado und Neffe des Dirigenten Claudio Abbado. Er studierte bei Franco Ferrara am Teatro La Fenice, Venedig und an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia. Dort war er der einzige Student, der jemals das Orchestra di Santa Cecilia dirigieren durfte. Mit 23 dirigierte er seine erste Oper, Giuseppe Verdis Simon Boccanegra. Von 1991 bis 1998 war er Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Er tritt weltweit mit berühmten Orchestern und Solisten auf. 2008 leitete er das Neujahrskonzert von Venedig. (Quelle: wikipedia)

Top und Flop: So sehen klassik-begeistert.de-AutorInnen die Staatsoper Hamburg und "Die Tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold

Weihnachtsfeier klassik-begeistert.de 2019
Staatsoper Hamburg, 6. Dezember 2019
Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt

Bereits zum dritten Mal haben die norddeutschen AutorInnen und Lektorinnen von klassik-begeistert.de in der Vorweihnachtszeit in Hamburg gefeiert, gelauscht und geguckt. Nach einem wunderschönen und leckeren Mittagessen im Casa do Benfica in Hamburg-Neustadt im Portugiesenviertel hörten und sahen die Klassik-Begeisterten dann Erich Wolfgang Korngolds Oper „Die Tote Stadt“ in der Staatsoper Hamburg. Sechs AutorInnen von klassik-begeistert.de bilanzieren den Abend und die Höhepunkte in der Staatsoper Hamburg im Jahr 2019. „Erich Wolfgang Korngold, Die tote Stadt,
Staatsoper Hamburg, 6. Dezember 2018“
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»Dieser Mann spricht den Tanz« – Hommage à John Neumeier

Der in Hamburg lebende Journalist und Publizist Harald N. Stazol liebt klassische Musik und Ballett. Er hatte vor 23 Jahren die Ehre und Freude, den großen John Neumeier, damals 57, zwei Wochen lang für das Magazin STERN zu begleiten. Dabei entstand ein ganz außergewöhnliches Portrait, das klassik-begeistert.de jetzt zum ersten Mal für einen Klassik-Blog online präsentieren darf. Der STERN konnte es sich sich damals noch leisten, aufwändige und teure große Geschichten in Auftrag zu geben und nicht zu drucken. Harald N. Stazol ist wie der Herausgeber Absolvent der Henri-Nannen-Schule (Journalistenschule mit Sitz in Hamburg).

Foto: © Kiran West

von Harald N. Stazol

Die Aufregung! Heut abend ist Premiere! Béla Bartóks Bilder, in Szene gesetzt von John Neumeier, hier in Hamburg in der Oper! Ob alles klappen wird? Ob die jungen Mädchen mit ihren Blumensträußen vor der Premiere eingelassen werden und vielleicht einen Blick erhaschen auf ihren schönen Schwarm? Unmöglich, noch Karten zu bekommen! Ob das Orchester den schwierigen Ungarn nun einmal, nicht wie in den Proben — »Meine Herren, bitte lesen sie doch die Noten!« hat der Dirigent, Ingo Metzmacher, in schierer Verzweiflung einmal gerufen — ob sie ihn heute abend beherrschen werden? Und ob, dies die größte Frage, die schwebende, gewittrig sich zusammenziehende nun über das Haus an der Großen Theaterstraße, ob man ihn begreifen wird? „John Neumeier, Hamburg Ballett, Portrait,
Staatsoper Hamburg“
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Wenn Sie da nicht hingehen... "Die Glasmenagerie" von John Neumeier feiert Weltpremiere an der Staatsoper Hamburg

Es ist Neumeiers Opus Magnum, diese Welturaufführung. In höchstem Alter zu höchster Blüte zu finden, ist das nicht der Traum unser aller? Nun, der „alte“ John hat es unter Beweis gestellt.

Fotos: © Kiran West
Staatsoper Hamburg / Hamburg Ballett
, 1. Dezember 2019, Premiere
Die Glasmenagerie, Ballett von John Neumeier nach Tennessee Williams

von Harald N. Stazol

Die Augen in einem Ballet zu schliessen, weil die Musik so erhebend ist, ist ja schon widersinnig an sich.

Vor allem, wenn man bei Höhenangst in der Loge im 4. Rang sitzt. Aber da spielt eben fein, fein Phillip Glas, sie wissen schon: Der minimalistische Mann, der eigentlich nur dudeldidudeldi dadeldi dadeldi dädeldi dädeldi erklingen lässt.

Diesmal mit zwei Klavieren, einem normalen und einem Flügel. Und dann wacht man wieder auf, in der „Glasmenagerie“, nach dem Libretto von Tennesse Williams, deren Handlung den Rezensenten ebenso wie den Leser überfordern würde… es sei angedeutet, dass es sich um freudianische Erinnerungen eines Autobiographen über eine eheliche Beziehung handelt – sehen Sie? Genau. „Die Glasmenagerie, Ballett von John Neumeier,
Staatsoper Hamburg / Hamburg Ballett, 1. Dezember 2019, Premiere“
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John Neumeier choreografiert Gustav Mahler in betörenden Emotionsbildern

Foto: © Kiran West

Hamburgische Staatsoper, 16. November 2019

„All Our Yesterdays“

Zwei Ballette von John Neumeier nach Gustav Mahler:

Soldatenlieder („Des Knaben Wunderhorn“)
Fünfte Sinfonie von Gustav Mahler

von Dr. Holger Voigt

John Neumeier und Gustav Mahler sind unzertrennbar miteinander verbunden. Schon früh in seiner Stuttgarter Zeit resonierte Gustav Mahlers Sinfonik in dem gerade „werdenden“ Choreografen und ließ ihn fortan nicht mehr los. Die Vision einer in emotionale Bild- und Bewegungssprache umgesetzten Sinfonik sollte ein charakteristisches Merkmal Neumeiers kreativen Schaffens werden. Er beschritt damit Neuland und öffnete zuvor unbekannte Räume für das moderne Ballett der Gegenwart. „All Our Yesterdays,
Hamburgische Staatsoper, 16. November 2019“
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