Hamburgs Staatsoper mausert sich

Tolle Solisten aus der ersten Reihe werden im Haus an der Dammtorstraße gastieren: Sonya Yoncheva (Foto: © Gregor Hohenberg / SonyClassical), Benjamin Bernheim, Olga Peretyatko, Klaus Florian Vogt, Georg Zeppenfeld, Tanja Ariane Baumgartner, Aida Garifullina, Franco Vassallo, Violeta Urmana und Joseph Calleja.

Pressemitteilung

Die Spielzeit 2021/22 der Staatsoper Hamburg, des Hamburg Ballett John Neumeier und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg

Hamburg, 31. Mai 2021. Georges Delnon, Intendant der Staatsoper Hamburg, Prof. John Neumeier, Ballettintendant und Chefchoreograf des Hamburg Ballett, sowie Kent Nagano, Hamburgischer Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, stellten in einer Pressekonferenz am Montag die Spielzeit 2021/22 vor.

Zum Spielzeitauftakt wird die Staatsoper Hamburg neben dem traditionellen Open-Air-Konzert des Philharmonischen Staatsorchesters am 14. August 2021 auf dem Rathausmarkt ebenfalls mit einem Open-Air-Programm am 15. August 2021 die Saison 2021/22 mit einer Hommage à Jacques Offenbach einläuten. Sechs Neuproduktionen auf der großen Bühne und 23 Werke aus dem reichhaltigen Repertoire sowie drei Uraufführungen und eine Deutsche Erstaufführung präsentiert die Staatsoper Hamburg in der Spielzeit 2021/22. Die Saison eröffnet am 4. September 2021 mit Jacques Offenbachs Oper Les Contes d’Hoffmann in der Neuinszenierung von Daniele Finzi Pasca und unter der musikalischen Leitung von Kent Nagano. Mozarts bekanntes Singspiel Die Entführung aus dem Serail inszeniert Paul-Georg Dittrich, das Dirigat übernimmt Adam Fischer. Ursprünglich letztes Jahr geplant, findet Richard Strauss’ Tragödie Elektra in der Regie von Dmitri Tcherniakov noch in diesem Jahr statt, es dirigiert Kent Nagano. Anlässlich der Italienischen Opernwochen 2022 steht Giacomo Puccinis letztes Werk Turandot, von Yona Kim inszeniert und von Giacomo Sagripanti dirigiert, auf dem Spielplan. Richard Wagners große romantische Oper Tannhäuser inszeniert Kornél Mundruczó, die musikalische Leitung hat Kent Nagano. Die letzte Neuproduktion ist Gaetano Donizettis Opera buffa Don Pasquale in der Regie von David Bösch und unter dem Dirigat von Matteo Beltrami. Aus der Spielzeit 2020/21 werden die Neuproduktionen Lucia di Lammermoor ab 19. Oktober und Die Fledermaus ab 22. Dezember erstmals vor Publikum live gezeigt. Darüber hinaus präsentiert die Staatsoper Hamburg drei Uraufführungen sowie eine Deutsche Erstaufführung in der opera stabile, der Probebühne 1 und Open-Air an der Elbphilharmonie. „Die Spielzeit 2021 / 22 der Staatsoper Hamburg, des Hamburg Ballett John Neumeier und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
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Musik fürs Herz und für die Seele: Die Staatsoper Hamburg feiert eine fulminante Wiedereröffnungspremiere

Endlich wieder Oper! Mit allem, was dazu gehört: herausragende Stimmen, eine fabelhafte Inszenierung und reichlich Bravo-Rufe aus dem Publikum. Eine der besten Premieren am Gänsemarkt der letzten Spielzeiten. 

Staatsoper Hamburg, 28. Mai. 2021

Fotos: Vasily Khoroshev, Renato Dolcini, Chao Deng, Luca Tittoto, Franco Fagioli, Anna Bonitatibus, Julia Lezhneva – Hans Jörg Michel ©

Georg Friedrich Händel, Agrippina
Libretto von Vincenzo Grimani

von Johannes Karl Fischer

Nach sieben Monaten Kultur-Lockdowns ist es höchste Zeit, dass nach dem Schlussakkord wieder geklatscht und „Bravo“ gerufen wird. Und solche Vorstellungen wie diese „Agrippina“ würde man auch ohne den besonderen Reiz, dass es die erste Vorstellung mit Publikum seit vor Weihnachten war, sehr gerne sehen. Ein Abend der Händel-Superlative: von Julia Lezhnevas Poppea über Anna Bonitatibus’ Agrippina bis hin zu Barrie Koskys genialer Inszenierung: Alles war so, wie es sich für eine Händel-Oper gehört. Man musste kein Händel-Fan sein, um bei dieser Vorstellung zu den vielen „Bravo“-RuferInnen zu gehören. „Georg Friedrich Händel, Agrippina, PREMIERE
Staatsoper Hamburg, 28. Mai. 2021“
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Lucia di Lammermoor in Hamburg: Fabelhafte Inszenierung mit einzelnen musikalischen Einschränkungen

Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti als spannender Kriminalfall, Komplettmitschnitt der Neuproduktion der Staatsoper Hamburg, ins Netz gestellt am 30. April 2021

Foto: Lucia di Lammermoor an der Hamburgischen Staatsoper, dritter Akt, der Mord (Videostill YouTube, Ausschnitt)

von Dr. Ralf Wegner

Am 7. März sollte Lucia di Lammermoor in der Inszenierung von Amélie Niermeyer Premie­re haben. Corona-bedingt wurde nichts daraus. Am Freitag stellte die Hamburgische Staatsoper einen Mitschnitt für Abonnenten ins Internet. Wenn es nicht einzelne musikalische Einschränkungen gegeben hätte, hätte ich hier meiner Begeisterung freien Lauf gelassen. Auf jeden Fall war es die beste und spannendste Lucia-Inszenierung, die ich bisher gesehen habe. „Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor
Staatsoper Hamburg, Stream ins Netz gestellt am 30. April 2021“
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Das Licht am Ende des Pandemie-Tunnels heißt Elsa Dreisig: Die Premiere von Massenets „Manon“ in Hamburg begeistert

Elsa Dreisig, Foto: Simon Fowler

„Dieser Premierenabend an der Hamburgischen Staatsoper war eine wahre Offenbarung. Da stand ich nun zu Hause vor meinem PC und klatschte mir stehend die Hände wund. Gratulation für diese wunderbare Aufführung!“

Hamburgische Staatsoper, Premiere 24. Januar 2021, LiveStream 27. Januar 2021

Jules Massenet: „Manon“

von Dr. Holger Voigt

Wann hat es das zuletzt gegeben? Eine große Opernpremiere eines opulenten Werkes auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper? So geschehen am 24. Januar 2021 ebendort! Doch die Sache hat einen „Haken“: Die Premiere fand ohne Live-Publikum statt und war lediglich als Livestream am Bildschirm zu verfolgen. Dennoch gelang der Hamburgischen Staatsoper eine prachtvolle Premiere dieser zuletzt 1929 in Hamburg aufgeführten Oper Jules Massenets, die alles bietet, was ein Opernherz begehrt.

Und als dann der letzte Ton verklungen war und sich durch den fehlenden Schlussapplaus die Pandemie-Realität besonders schmerzlich ins Bewusstsein schob, dürfte der Entschluss bei vielen Betrachtern gefasst worden sein, diese Aufführung in Zeiten zukünftiger Öffnung tatsächlich auch „live-haftig“ vor Ort anzusehen. „Jules Massenet: „Manon“,
Hamburgische Staatsoper, Premiere 24. Januar 2021,“
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Gezuckerte Erotik einer Live-Manon aus Hamburg

Die Inszenierung von „Manon“ hat an der Staatsoper Hamburg Premiere gefeiert. Zuschauer waren nicht im Saal, Opernfans konnten die Aufführung aber im Stream auf NDR.de verfolgen. Elsa Dreisig an der Seite von Marianne Crebassa in der Oper „Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart bei den Salzburger Festspielen. Die Hauptrolle der Oper von Jules Massenet spielt die dänisch-französische Sopranistin Elsa Dreisig. Sie hat unter anderem bei den Salzburger Festspielen, in Covent Garden und Aix-en-Provence gespielt und ist dort bejubelt worden. (ndr.de)

Im Streaming-Angebot der Staatsoper Hamburg ab 27. Januar 2021,
18.00 Uhr, für 48 Stunden unter www.staatsoper-hamburg.de

Elsa Dreisig weiß genau ihre Stimme einzusetzen. Und vor allem kann sie eins. Natürlich bleiben. So klingt sie von Anfang bis Ende: jung. Und das ist sie auch. Ihr Sopran gleitet beweglich zwischen den Registern. Perfekt studiert. Sie phrasiert und steigert intelligent. Ihre harte Arbeit ist zu hören. Es klingt nie schwer und forciert. Sie bleibt sich und ihrer Interpretation der Manon treu. Natürlich wie sie ihre Stimme zu führen versteht, perlt ihr auch die Sprache über die Lippen. Vielleicht hört es sich auch gerade deswegen an, als sei sie zu Hause. Die Lust und die Freude sei das Benzin ihres Gesangs. Bravo! 

Jules Massenet, «Manon»,
Aufzeichnung der Premiere am 24. Januar 2021 aus der Hamburgischen Staatsoper

von Maria Steinhilber

Manon, ein unanständiges 16-jähriges Mädchen, findet ein böses Ende. „Shooting-Star“ Elsa Dreisig sitzt schon während der Ouvertüre auf ihrem gepackten Koffer. Auf der Bühne servierte Appetit-Häppchen à la Mini-Burger für die hungrigen Gäste Guillot-Morfontaine und de Brétigny mit drei jungen Freundinnen. Dazu Leitmotive à la Wagner und sentimentale Melodien à la Gounod. „Jules Massenet, «Manon» (Premiere / Stream)
Staatsoper Hamburg, 24. Januar 2021“
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Zwei Ausnahme-Partien und 2000 Flug-Kilometer binnen 15 Stunden: eine kleine Abhandlung über Missmanagement, Stress und schlechte Leistungen im Klassik-Betrieb

Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert (8)

3600 Beiträge haben wir als größter Klassik-Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz (google-Ranking) in den vergangenen viereinhalb Jahren veröffentlicht. Jetzt präsentieren wir die 25 meistgelesenen Opern- und Konzertberichte, Interviews, Klassikwelten und Rezensionen – jene Beiträge, die Sie seit Juni 2016 am häufigsten angeklickt haben. Wir wünschen viel Freude beim „Nachblättern“.

8 – Zwei Ausnahme-Partien und 2000 Flug-Kilometer binnen 15 Stunden: eine kleine Abhandlung über Missmanagement, Stress und schlechte Leistungen im Klassik-Betrieb

Foto: Robert Dean Smith, Tenor © www.photopulse.ch

Stress im Opernbetrieb: Der US-Tenor Robert Dean Smith sang am Samstagabend den Siegmund in Neapel. Um am folgenden Sonntagnachmittag den Parsifal in Hamburg zu singen – zum Leidwesen der Zuschauer.

von Andreas Schmidt

Staatsoper Hamburg / Teatro di San Carlo, Neapel, April/Mai 2019

Liebe Staatsoper Hamburg,
liebes Teatro di San Carlo in Napoli,
lieber Robert Dean Smith,

dieser Text beleuchtet den Klassik-Betrieb 2019, pars pro toto. Das, wovon ich schreibe, ist leider immer wieder Alltag im klassischen Hochleistungsbetrieb. Dieses Beispiel von den veritablen Opernhäusern in Neapel und Hamburg ist besonders krass.

Lieber Robert Dean Smith, Sie waren einer der besten Wagner-Tenöre der Welt. Sie lieben Wagner. Sie sind Amerikaner, aus Kansas. Sie haben an der Juilliard School in New York studiert.

Wie ich höre, sind Sie ein „feiner Kerl“ und tragen das Herz am rechten Fleck.

Zweimal habe ich in dieser Saison Richard Wagners Welt-Abschieds-Oper „Parsifal“ in der Staatsoper Hamburg gehört. Sie waren Parsifal. Und Sie waren, sorry, richtig schlecht. Ich habe diese Oper über 70 Mal gehört… Sie waren für mich, sorry, the worst Parsifal ever heard. „Klassik vom Feinsten: Die 25 meistgelesenen Beiträge auf Klassik begeistert (8)“ weiterlesen

Interview Collin André Schöning: „Was für ein unfassbares Glück habe ich da nur...“

Offen und unkompliziert kommt er daher, der Tenor Collin André Schöning, 28, der schon als Schüler Gesangsunterricht bekam. Der gebürtige Lübecker begann 2015 sein Gesangsstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und nahm jetzt am 49. Bundeswettbewerb Gesang für Oper/Operette/Konzert 2020 teil. Er besuchte Meisterkurse bei Anna Korondi, Thomas Quasthoff, Peter Sefcik, Karola Theill, Konrad Richter und Wolfram Rieger. Seit der Spielzeit 2020/21 ist er Teil des Opernstudios der Staatsoper Hamburg. Im Interview erlaubt er sehr persönliche und frische Einblicke in seinen Werdegang und seine Ausbildung. Darüber hinaus macht er sich Gedanken über merkwürdige Auswüchse der Corona-Krise, vor denen auch manche Kulturschaffende nicht gefeit sind.

von Dr. Andreas Ströbl, Lübeck
Foto: Collin André Schöning © Álfheiður Erla Guðmundsdóttir

AS: Herr Schöning, in Ihrem Namen verbinden sich die englische, die französische und die deutsche Sprache. Entstammen Sie einem multikulturellen Elternhaus?

CAS: Nein, ganz und gar nicht. Meine Eltern stammen beide aus der Gegend um Neustadt in Holstein. Mein erster Vorname ist eine Hommage an Schottland, da meine Eltern das Land sehr fasziniert. Mein zweiter Vorname stammt hingegen aus dem Schlüsselnamen meines Vaters, der in seinem Namen die Namen seiner Großväter trägt.

AS: Um mal mit Klischees zu spielen: Sie wirken nicht wie ein typischer Opern- und Liedertenor. Eigentlich könnten Sie auch als Sänger einer Rockband durchgehen.

CAS: Sie glauben gar nicht, wie oft ich das schon gehört habe. Erst recht, wenn ich in Schwarz gekleidet mit Band-Shirts in Erscheinung trat. Doch ich muss sagen, dass ich es sehr spannend finde, wenn man eine Person nicht direkt in eine Schublade stecken kann. Nicht selten bin ich schon als Pädagoge oder Handwerker eingeordnet worden. Wenn ich daraufhin offenbarte, dass ich Sänger bin, war natürlich die erste Annahme, dass ich im Bereich Rock oder Metal singen würde. Erst wenn ich dann ein Stück anstimmte oder eine Aufnahme aus dem Ärmel schüttelte, wurde der Aussage Glauben geschenkt. „Interview Collin André Schöning
Staatsoper Hamburg“
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Meine Lieblingsoper 49: "Fidelio" von Ludwig van Beethoven

Hamburgische Staatsoper: Fidelio (Inszenierung Georges Delnon): Falk Struckmann (Rocco) und Simone Schneider (Leonore) Foto: Arno Declair

Birgit Nilsson, Mirella Freni, Edita Gruberova, Plácido Domingo, Luciano Pavarotti: Der Hamburger Mediziner und Klassik-Connaisseur Dr. Ralf Wegner hat die großen Weltstars der Opernwelt seit Ende der 1960er-Jahre alle live erleben dürfen: vor allem in der Staatsoper Hamburg, die in den 1970er-Jahren noch zu den weltbesten Opernhäusern zählte und sich heute um Anschluss an die deutsche und europäische Spitze bemüht. Begeben Sie sich in ein wunderbares Stück Operngeschichte und reisen Sie mit in eine Zeit, die scheinbar vergangen ist.

von Ralf Wegner

Fidelio ist eine besondere Oper. Nicht nur wegen ihrer Einzigartigkeit in Beethovens Werk. Beim Durchblättern meiner alten Besetzungszettel fiel mir auf, wie häufig ich mit den gesanglichen Leistungen der Protagonisten nicht recht zufrieden war. Von 15 auf der Bühne gehörten Tenören waren nur 4 wirklich gut (James King, René Kollo, Heinz Kruse und Klaus Florian Vogt). Bei den 14 verschiedenen Leonoren sah es zwar besser aus (Inge Borkh, Gwyneth Jones 1969, Catarina Ligendza, Hildegard Behrens, Nadine Secunde, Sabine Hass, Simone Schneider); im Vergleich mit anderen Opern, vor allem den italienischen, besteht aber durchaus ein Missverhältnis. „Meine Lieblingsoper 49: Fidelio von Ludwig van Beethoven“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik (47): Eine Barbiere-Gala "deliziosa" aus der schönen Perle im Norden

Bildquelle: Staatsoper Hamburg via Youtube

Rossini-Sonderkonzert in der Staatsoper Hamburg #rossinigala (bis zum 30. November im Stream)

Musikalische Leitung: Alessandro De Marchi
Mezzo-Sopran: Kristina Stanek
Tenor: Oleksiy Palchykov
Bariton: Kartal Karagedik
Begleitung: Philharmonisches Staatsorchester Hamburg

Regie: Florian Gerding

von Jolanta Łada-Zielke

In einem kurzen Video lädt Staatsopernintendant Georges Delnon die Zuschauer ein, dieses Galakonzert sowohl am Tag seiner ersten Aufführung (15. 11.) als auch in den nächsten zwei Wochen anzusehen. Unter der Leitung von Maestro Alessandro De Marchi führen drei Sänger die temperamentvollsten Arien aus Rossinis Opern auf. Alle gehören zum Ensemble der Staatsoper Hamburg. Für die Mezzosopranistin Kristina Stanek ist es die erste Saison, der Tenor Oleksiy Palchykov ist seit 2017 und der Bariton Kartal Karagedik seit 2015 dort engagiert. „Rossini-Sonderkonzert in der Staatsoper Hamburg, 15. November 2020
Meine Lieblingsmusik 47“
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Sie ist der Anlass: Hellen Kwon, Sopran, Weltklasse-Sängerin im Ensemble der Staatsoper Hamburg

Wenn Hellen Kwon singt, kleben die Ohren an ihren Stimmbändern. Sie singt mit nahezu vibratofreier Stimme, kann das Vibrato aber auch künstlerisch einsetzen. Ihre Stimme zeichnet ein gelbgoldfarbenes, weiches Timbre aus. Trotz ihrer großen Stimmkraft und hohen Tragfähigkeit bis in die oberen Ränge klingt die Stimme nie stumpf, hart oder gar schneidend.

von Dr. Ralf Wegner
Foto: Michael Klaffke

Hellen Kwon gab 1985 unter der Intendanz von Rolf Liebermann ihr Debüt an der Hamburgischen Staatsoper. Dort habe ich sie erstmals im Juni 1988 als Königin der Nacht gehört und in den folgenden drei Jahrzehnten wohl mehr als 80 Mal in 35 verschiedenen Partien. Überwiegend war sie der Anlass, um das Opernhaus aufzusuchen; nie wurde ich enttäuscht. Sie sagte nie ab, jedenfalls nicht, dass ich mich daran erinnere. Sie war immer in Topform, wenn auch in manchen Rollen überzeugender als in anderen.

Als Salome (2014) überwältigte und fesselte sie von der ersten bis zur letzten Minute. Im Schlussgesang lag ihre Stimme weit über dem (nicht gerade leisen) Orchester, ihre Stimme klang strahlend und ohne Schärfe, blühte auf und jubelte „Du hättest mich geliebt“. Ihre Stimme und ihre kongruente, auch physisch bemerkenswerte Darstellung traf mitten ins Herz und erschütterte die Seele.

Ein Jahr später sang sie noch die Chrysothemis und 2016 die Herodias, seitdem wurde sie häufiger nur noch in kürzeren Partien wie der 1. Dame in der Zauberflöte, der 5. Magd (Elektra) oder als Gerhilde (Walküre) eingesetzt. Auch in diesen Rollen übertraf sie mit ihrer Stimme noch die anderen Sängerinnen an Strahlkraft und stimmlichem Ausdruck. In dieser Saison hätte sie Micaela (Georges Bizet, Carmen) singen sollen, schade, dass Corona einen Strich durch die Rechnung machte, ich hätte sie gerne gehört.

„Hommage an die Sopranistin Hellen Kwon
klassik-begeistert.de“
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