In Gilbert und Sullivan’s Titipu (beziehungsweise Japan) galten in der Tat drastische Strafen für ein „schweres“ Vergehen: Auf Flirten stand die Todesstrafe durch Enthauptung. Und dies nimmt bereits den Kern der Handlung des „Mikado“ vorweg.
von Charles E. Ritterband
Wo liegt Titipu? Das Land ist auf keinem Globus, keiner Weltkarte zu finden. Und doch existiert es. In einer Oper. Einer komischen noch dazu. Und dieses legendäre Land hat einen Herrscher. Er trägt den Titel „Mikado“. Und so heißt die komische Oper von Gilbert und Sullivan, Gilbert dem größten englischen Librettisten seiner Generation und Sullivan, dem führenden Komponisten seiner Zeit: der viktorianischen Ära. Der Mikado wurde auf dem Höhepunkt in jener glorreichen historischen Epoche des britischen Kolonialismus uraufgeführt, am 14. März 1885 im Savoy-Theatre am Londoner Strand. Knapp zehn Gehminuten vom heute noch existierenden Savoy wird vor ausverkauftem Haus, im London Coliseum (dem größten Theater der Theaterstadt London), das Stück jetzt wieder gezeigt – in einer phänomenalen Produktion der English National Opera ENO. Das „Savoy“ ist übrigens ein sozusagen legendäres Luxus-Hotel, und das Theater befindet sich tief im Untergeschoss dieses Gebäudes. Kein Wunder, dass die „Mikado“-Inszenierung den Art Déco Stil der 1920er-Jahre, in dem auch jenes berühmte Hotel erbaut ist, aufnimmt. „Ritterbands Klassikwelt 5 / 2019
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