Sommereggers Klassikwelt 250: Überlebensgroß Herr Anton

Herzlichen Glückwunsch, lieber Peter, zur vierteltausendsten Klassikwelt. Du bist ein Kreativmonster! Andreas

von Peter Sommeregger

Die Chancen, nach einer Geburt in ärmliche, aber gebildete Verhältnisse im oberösterreichischen Marktflecken Ansfelden eines Tages Weltgeltung zu erlangen, stehen eher gering. Dass dies Anton Bruckner gelang, ist ein wunderbares Beispiel für die Möglichkeit, aus sich selbst heraus zu wachsen und mit Beharrlichkeit sogar utopische Ziele zu erreichen. „Sommereggers Klassikwelt 250: Anton Bruckner
klassik-begeistert.de, 4. September 2024“
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Klein beleuchtet kurz 44: Das Pittsburgh Symphony Orchestra ist zu Gast für zwei Konzerte in der Elbphilharmonie Hamburg

(Anne-Sophie Mutter, Manfred Honeck, Pittsburgh SO; Foto PK)

Unter der Leitung von Manfred Honeck spielen die Gäste aus Pennsylvania mit einer der prominentesten Geigerinnen der Konzertszene das Violinkonzert des Hamburger Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und die fünfte Sinfonie des ebenfalls in Hamburg für sieben Jahre schaffenden Komponisten Gustav Mahler – und das atemberaubend!

von Patrik Klein

Als gut informierter Hamburger weiß man ja, dass Felix Mendelssohn Bartholdy in Hamburg geboren wurde und dass man viel über sein Leben, seine Werke und seine sozialen Randbedingungen im Komponistenquartier in der Peterstrasse betrachten und bewundern kann. Die ganze jüdische Familie litt unter den antisemitischen Auswüchsen des 19. Jahrhunderts und auch kompositorisch lief nicht alles optimal. Sechs Jahre trug der emsige Komponist das Werk in seinem Kopf und seinem Herzen, bis es aus seiner Feder Form annahm. Mit dem Anfang tat er sich so besonders schwer, der kurz und prägnant in den Geist der Wiener Klassik flieht. „Klein beleuchtet kurz 44: Pittsburgh Symphony Orchestra
Elbphilharmonie Hamburg, 3. September 2024“
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Klein beleuchtet kurz 43: Gut gewollt ist nicht immer gut gemacht – Das Gustav Mahler Jugendorchester tut sich schwer mit dem Dirigenten Ingo Metzmacher

(Gustav Mahler Jugendorchester mit Ingo Metzmacher; Foto PK)

Das von Claudio Abbado in den 1980er Jahren gegründete Jugendorchester, welches als eines der besten Nachwuchsorchester der Welt gilt, tut sich mit einer riesigen, beinahe podiumsüberfüllenden Besetzung schwer mit Beethoven und Schönberg, kommt aber dann nach der Pause mit einer überbordenden Klangwucht von Schostakowitschs Sinfonie Nr. 8 aus der Deckung.

von Patrik Klein

Vor einigen Jahren bereits erlebte ich in Bozen das Orchester unter Marc Minkowski und hatte es noch bis heute in blendend guter Erinnerung, war begeistert von einer Truppe junger Leute auf dem Sprung in die Weltelite der großen Orchester. Die Musiker sprühten damals vor Motivation, Harmonie mit dem Dirigenten und gekonnter Interpretation der Werke. „Klein beleuchtet kurz 43: Gut gewollt ist nicht immer gut gemacht
klassik-begeistert.de, 29. August 2024“
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Sommereggers Klassikwelt 249: Der Tenor Johan Botha starb am Höhepunkt seiner Karriere

von Peter Sommeregger 

Der am 19. August 1965 im südafrikanischen Rastenburg geborene Johan Botha begann bereits als Halbwüchsiger Gesang zu studieren. Nach der Ableistung seines Militärdienstes setzte er die Ausbildung seiner Stimme fort, zu dieser Zeit für die Stimmlage Bass-Bariton. In einer Studenten-Aufführung sang er Verdis Falstaff, ehe er schließlich auf Tenor umschulte. „Sommereggers Klassikwelt 249: Der Tenor Johan Botha starb am Höhepunkt seiner Karriere“ weiterlesen

Auf den Punkt 22: Rossini zahlt kein Schutzgeld

Nicolas Fink © Marco Kitzing

Rossini verstand sich auf feinste Ironie. Seine Petite messe solennelle dauert 90 Minuten, das Werk müsste also heißen: Grande messe solennelle. Zumal es damals Zeitgeist war, alles als Grande zu titulieren. So wie heute jedes Konzert mindestens mega ist. Besucher der Elbphilharmonie kennen das, da ist immer alles so was von mega, selbst vor und nach einem Bruckner-Adagio wird megamäßig applaudiert.


Gioachino Rossini
/ Petite messe solennelle

Öffentliche Uraufführung: 24. März 1864 (La Sainte-Trinité, Paris)


Stefania Dovhan
/  Sopran
Anna Alàs i Jové / Mezzosopran
Pietro Adaíni / Tenor
Simon Lim / Bass

Philip Mayers / Klavier
Petteri Pitko / Harmonium

Schleswig-Holstein Festivalchor
Nicolas Fink / Dirigent

Dom, Ratzeburg, 23. August 2024

 von Jörn Schmidt

Wirklich klein ist nur die Besetzung der Messe. Weil für die Einweihung der Privatkapelle eines befreundeten Pariser Grafenpaares komponiert, war einfach kein Platz für große Chor- und Orchestermassen. Simplify your life, dachte der Komponist. Wie passt es dazu, dass Rossini doch noch eine Orchester-Fassung schuf? „Auf den Punkt 22: Rossini zahlt kein Schutzgeld
klassik-begeistert.de, 24. August 2024“
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Pathys Stehplatz (52): Salzburger Festspiele – elitär mit Currentzis!

T. Currentzis © Alexandra Muravyeva

Salzburger Festspiele – ist nur was für „G’stopfte“. „Mein Onkel hasst sie“, kommt mir zu Ohren. Der war mal eine große Nummer in der österreichischen Kulturlandschaft. Namen gibt es keinen, Privatsphäre, versteht sich eh von selbst. Der Ruf der Festspiele ist also klar: elitär, versnobt, nur was für die „Großkopferten“. Darf einen nicht wundern, wenn man so auf die Kartenpreise blickt. Salzburg kann aber auch anders.

von Jürgen Pathy

Bis zu 465 Euro pro Karte, das kann einen schon mal aus den Socken hauen. Nur ein Vergleich dazu: An der Wiener Staatsoper kosten gleichwertige Karten rund die Hälfte. Dass es auch günstiger geht, darf man aber nicht verheimlichen. In Salzburg gibt es sogar Stehplätze. Um läppische 10 €, das muss man sich Mal auf der Zunge zergehen lassen. Die Qualität – hervorragend! Zumindest im Haus für Mozart. Selbst getestet, letzte Woche erst. Bei „Titus“, Gianluca Capuano am Pult, Cecilia Bartoli auf der Bühne. Ein Erlebnis. „Pathys Stehplatz (52) – Salzburger Festspiele: elitär, aber mit Currentzis!“ weiterlesen

Sommereggers Klassikwelt 248: Das waren die Isolden Neu-Bayreuths

Birgit Nilsson © Movin Hermes

von Peter Sommeregger 

In diesem Jahr steht erneut „Tristan und Isolde“ auf dem Spielplan der Bayreuther Festspiele. Bekanntlich gelten die Titelrollen des Werkes als denkbar größte Herausforderungen für ihre Interpreten. In jeder Sängergeneration findet man eher wenige befriedigende Leistungen in diesen Rollen. Es lohnt einen Blick auf die Besetzung der Isolde seit dem Neubeginn der Festspiele 1951. „Sommereggers Klassikwelt 248: Das waren die Isolden Neu-Bayreuths“ weiterlesen

Rising Stars 56: Nombulelo Yende, Sopran – von der großen Schwester inspiriert, findet sie ihren eigenen Weg

Nombulelo Yende gewann den 1. Preis Frauenstimmen @Moniuszkocompetition Polen – Casta diva von Bellini

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

Der Name Yende dürfte wohl jedem Opernfreund schon begegnet sein, denn die 1985 in Südafrika geborene Sopranistin Pretty Yende ist längst ein Weltstar und zählt zur Stammbesetzung der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Von ihr kenn man die anrührende Geschichte, dass sie, aus einem südafrikanischen Township stammend, zufällig im Werbespot einer Fluggesellschaft das Blumenduett aus Lakmé hörte und spontan den Wunsch entwickelte, genau diese Art von Gesang zu studieren. Vorher hatte sie lediglich unter Anleitung ihrer Tante bei der Gottesdienstgestaltung mitgewirkt. Klassische Musik spielte in dem Milieu, dem sie entstammte, bis dato keine Rolle. Doch mit Pretty Yendes vor allem auf das Belcantofach fokussierter Weltkarriere änderte sich das schlagartig. „Rising Stars 56: Nombulelo Yende, Sopran – von der großen Schwester inspiriert, findet sie ihren eigenen Weg
klassik-begeistert.de, 22. August 2024“
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Schweitzers Klassikwelt 121: Die Stimmen des Polizeichefs Baron Scarpia, die wir erlebten

Keri Alkema as Tosca and Alan Held as Scarpia. Photo by Scott Suchman

In unsrer Klassikwelt Nr. 40 „Der Reiz der Vielfalt der Stimmlagen“, die Sylvia und ich in Gemeinschaftsarbeit verfassten, schilderte ich diesen mir unvergesslichen Tosca-Besuch: „Im Lauf des ersten Akts trat ein dunkel gewandeter, nobel wirkender Herr auf. Seine dunkle Stimme, die zwischen Bass und Bariton klang, machte einen enormen Eindruck auf mich. Es handelte sich um Edmond Hurshell.“

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ein Jahr später wurde in Wien sein Sohn Michael geboren, heute Wahl-Dresdner, der eine erfolgreiche Dirigentenlaufbahn mit Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Dresden einschlug. Er erfüllte seinen Traum und wurde Mitbegründer der Jüdischen Kammerphilharmonie dieser Stadt. Wir erfuhren, dass er von meinen Worten tief berührt wurde. „Schweitzers Klassikwelt 121: Die Stimmen des Polizeichefs Baron Scarpia, die wir erlebten
klassik-begeistert.de, 18. August 2024“
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Pathys Stehplatz (51): Die Unart des Bayreuther Publikums – ein No-Go

Foto © Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath

Buh für Sänger – geht ja gar nicht. Schämen sollte man sich, bei dem, was einem aus Bayreuth wieder zu Ohren gekommen ist. Regisseure – klar, nur draufhauen, was das Zeug hält. Die lassen sich nach der Premiere nie wieder blicken. Deren Mist muss das Publikum meist jahrelang ertragen. Bei Sängern ist das aber ein absolutes NO-GO!

von Jürgen Pathy

Man stelle sich nur vor: Da geht man auf eine Bühne, singt teils stundenlang um sein Leben. Nur, um am Ende den schmerzhaften Pfeil tief in seiner offenen Wunde zu spüren. Ja, Sänger empfinden ein Buh direkt nach einer Vorstellung genauso. Sänger ist nämlich kein Beruf wie jeder andere.

Knochenjob Sänger

Historiker, Buchhalter, Mathematiker – die sitzen hinter Schreibtischen und brüten über Paragrafen oder Zahlen, an der Theorie. Genauso wie Regisseure. Die haben Monate, teils Jahre Zeit, um sich ihre Gedanken über ein Sujet zu spinnen. Sänger hingegen haben nur das Heute. Egal, wie lange sie sich auf eine Partie vorbereitet haben. Die gehen raus, legen einen emotionalen Striptease aufs Parkett und servieren ihre Seele auf einem blanken Silbertablett.

„Pathys Stehplatz (51): Die Unart des Bayreuther Publikums
klassik-begeistert.de, 27. Juli 2024“
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