Schammis Klassikwelt 14: Georg Ots, die schönste Baritonstimme, die je aufgenommen wurde

Viele Opernhäuser könnten heute ohne die große Anzahl von Sängern aus Osteuropa nicht überleben. Auch kommen von dort viele der Opernstars, die als Aushängeschild manchem Opernhaus volle Kassen garantieren.  Vor dem Verschwinden des “eisernen Vorhangs” war dies nicht der Fall. So bekamen auch nur wenige Sänger des Moskauer Bolshoi Theater die Möglichkeit, außerhalb der damaligen Sowjetunion ihre Kunst zu zeigen. Einer von ihnen, der große Popularität in der Sowjetunion genoß aber sehr selten im Ausland auftrat, war der estnische Bariton Georg Ots. Seine zahlreichen Schallplatten dokumentieren eine der schönsten Baritonstimmen, die je aufgenommen wurde.

von Jean-Nico Schambourg

Georg Ots wurde am 21. März 1920 in Petrograd (das heutige St. Petersburg) in eine Künstlerfamilie – sein Vater war der bekannte estnische Tenor Karl Ots (1882 bis 1961) – geboren und wuchs in Jaroslawl (Russland) auf und begann dort ein Studium zum Ingenieur, das er 1941 beendete. Gleichzeitig ließ er dort, mit Unterstützung seines Vaters, seine Stimme ausbilden.

„Schammis Klassikwelt 14: Georg Ots, die schönste Baritonstimme, die je aufgenommen wurde
klassik-begeistert.de, 30. April 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 182: Eduard Hanslick war der Kritikerpapst Europas

Eduard Hanslick starb am 6. September 1904 in Baden bei Wien, sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof. Durch seine fachliche Kompetenz ist Hanslick bis heute als einer der bedeutendsten Musikkritiker anerkannt.

von Peter Sommeregger

Der in Prag am 25. September 1825 geborene Eduard Hanslick entstammte dem gehobenen Bürgertum, seine Mutter gehörte einer wohlhabenden und prominenten jüdischen Familie an, was Hanslick später antisemitische Angriffe eintrug. Sein akademisch gebildeter Vater unterrichtete ihn und seine vier Geschwister selbst, u.a. auch im Klavierspiel. „Sommereggers Klassikwelt 182: Eduard Hanslick
klassik-begeistert.de, 26. April 2023“
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Rising Stars 42: Raphaël Feuillâtre, Gitarre – mit einem Spielzeuginstrument begann die Erfolgsgeschichte

© Stefan Höderath

Die Entwicklung und Karriere vielversprechender NachwuchskünstlerInnen übt eine unvergleichliche Faszination aus. Es lohnt sich dabei zu sein, wenn herausragende Talente die Leiter Stufe um Stufe hochsteigen, sich weiterentwickeln und ihr Publikum immer wieder von neuem mit Sternstunden überraschen. Wir stellen Ihnen bei Klassik-begeistert jeden zweiten Donnerstag diese Rising Stars vor: junge SängerInnen, DirigentInnen und MusikerInnen mit sehr großen Begabungen, außergewöhnlichem Potenzial und ganz viel Herzblut sowie Charisma.

von Dr. Lorenz Kerscher

Oftmals sind Klassikstars Kinder von Musikern und kennen die Praxis dieses Berufs und insbesondere das beharrliche Üben schon seit den ersten Tagen ihres Lebens. Mit dem entsprechenden Talent in den Genen folgen sie dem Vorbild der Eltern, häufig sogar mit demselben Instrument oder Stimmfach, und sind bald weit genug, um ihr Können zu präsentieren, vielleicht sogar schon als Wunderkinder zu Ruhm zu gelangen. Es muss aber nicht so sein: die Eltern von Raphaël Feuillâtre waren keine Musiker. Als er 1996 in Dschibuti an der Nordostküste Afrikas zur Welt kam, rechneten sie gewiss nicht damit, dass er 26 Jahre später einen Exklusivvertrag mit einem der weltweit angesehensten Schallplattenlabel, der Deutschen Grammophon, abschließen würde. „Rising Stars 42: Raphaël Feuillâtre, Gitarre
klassik-begeistert.de, 26. April 2023“
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Ladas Klassikwelt 107: Hans Swarowsky hütete die Geheimnisse seiner Musiker ebenso wie seine eigenen

Foto: Hans Swarowsky

Die Philharmonie des Generalgouvernements und ihre Dirigenten – Teil 2.


von Jolanta Łada-Zielke 

Hans Swarowsky, so Karajan, war der bedeutendste Dirigierprofessor des 20. Jahrhunderts, der solche Persönlichkeiten wie Claudio Abbado, Riccardo Muti, Gabriel Chmura, Zubin Mehta, Maris Jansons und Giuseppe Sinopoli ausgebildet hat. Joanna Wnuk Nazarowa, die unseren Lesern bekannte polnische Komponistin, studierte ebenfalls Dirigieren an der Musikhochschule in Krakau. 1970 und 1971 nahm sie an berühmten Meisterkursen von Hans Swarowsky in Ossiach (Kärnten) teil. „Ladas Klassikwelt 107: Hans Swarowsky hütete die Geheimnisse seiner Musiker ebenso wie seine eigenen“ weiterlesen

Daniels vergessene Klassiker Nr 19: Eduard Tubin – Sinfonie Nr. 2 „Legendäre“ (1937 – 1938)

https://www.ajaloomuuseum.ee/naitused/virtuaalnaitused/igatsusest-sundinud-elusumfoonia-eduard-tubin)

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Helden- und Legendengeschichten faszinieren die Menschen seit jeher. Ob durch übermenschlich erscheinende Größe der Heldengestalt, die durch eine Legende transportierte Moral oder einfach die Faszination am Leben anderer – wir wäre so viel ärmer, hätten wir nicht diese Ideale, um uns zu orientieren. Es ist also nur konsequent, dass auch in dieser Kolumne bereits über Komponisten berichtet wurde, die sich mit Helden und Legenden auseinandergesetzt haben. Auch der heutige Beitrag befasst sich mit einem jener Komponisten, die diesen Stoff aufgegriffen haben: Eduard Tubin. „Daniels vergessene Klassiker Nr 19: Eduard Tubin – Sinfonie Nr. 2 „Legendäre“ (1937 – 1938)
klassik-begeistert.de, 23. April 2023“
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Ladas Klassikwelt 106: Hans Frank war zu Tränen gerührt vom Spiel der polnischen Musiker

Foto: Hans Frank und Elly Ney nach dem Konzert mit ihrer Teilnahme am 28. April 1941 in Krakau  

Die Philharmonie des Generalgouvernements in Krakau 1940-1945 und ihre Dirigenten – Teil 1.

 von Jolanta Łada-Zielke

Jahrelang war die Existenz dieser Philharmonie ein Tabuthema. Diese Institution gründete nämlich der Gouverneur Hans Frank – ein Kriegsverbrecher und ein großer Kunst- und Musikliebhaber zugleich, der selbst die Stücke von Frédéric Chopin auf dem Klavier spielte. Als offizielles Gründungsdatum der Krakauer Philharmonie galt der Februar 1945. Man verschwieg ihren Vorgänger aus der Nazizeit aus etlichen Gründen.
Erstens: scheinen die Krakauer einem Völkermörder ihre eigene Philharmonie zu verdanken. Zweitens: nach dem Krieg verfolgten die Kommunisten die polnischen Musiker, die dort angestellt waren. Drittens: selbst ihre KollegInnen, die weniger Glück hatten und während der Besatzung nicht musizieren konnten, sondern körperlich arbeiten mussten, behandelten die ehemaligen Mitglieder des GG-Orchesters abweisend. „Ladas Klassikwelt 106: Hans Frank war zu Tränen gerührt vom Spiel der polnischen Musiker
klassik-begeistert.de, 24. April 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 181: Das Multitalent Giuseppe Sinopoli war ein allzu früh verglühender Komet

Giuseppe Sinopoli © de.wikipedia.org

Als der Dirigent Giuseppe Sinopoli am 20. April 2001 am Pult der Deutschen Oper Berlin während einer Aida-Aufführung einen tödlichen Herzinfarkt erlitt, setzte dieser einem leidenschaftlich gelebten, an Kontrasten reichen Leben ein viel zu frühes Ende.

von Peter Sommeregger

Der am 2. November 1946 in Venedig geborene Sinopoli war das älteste von elf Kindern, die Familie zog nach Sizilien, als er noch Kind war. Mit 15 Jahren kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er zwischen 1965 und 1967 am dortigen Konservatorium Musik studierte, parallel dazu aber auf Wunsch seines Vaters auch Medizin an der Universität von Padua. Bei Bruno Maderna in Darmstadt nahm er Kompositionsunterricht, in Wien nahm er Unterricht beim Dirigenten Hans Swarowsky, sein Medizinstudium schloss er 1972 mit einer Promotion ab. „Sommereggers Klassikwelt 181: Das Multitalent Giuseppe Sinopoli war ein allzu früh verglühender Komet“ weiterlesen

Pathys Stehplatz (29) – Reaktion auf die Pressestimmen zu Wellbers „Lohengrin“-Dirigat: Wenn das Gift verblendet, gewinnt das Mittelmaß

Foto: Omer Meir Wellber © Wilfried Hösl

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Überall, wohin man schaut: Wahn! Wahn! Nur Wahn! Bei Omer Meir Wellbers „Lohengrin“-Dirigat scheint die ganze Fachwelt ihre Sinne über Board geworfen zu haben: Lobhudelei, wohin das Auge blickt. An der Wiener Staatsoper leitet der gebürtige Israeli gerade die aktuelle Spielserie. Dabei lässt er bislang vieles vermissen. Nur aufs Tempo drücken und laut sein, ist einfach viel zu wenig.

von Jürgen Pathy

Auf zum nächsten Versuch: Omer Meir Wellber und das Staatsopernorchester

„Harmonie?“, schaut mich der Herr verdattert an. „Welche Harmonie?“, soll im Graben geherrscht haben. Fragen, die sich auch durchaus erfahrene Orchestermusiker nach der ersten Aufführung stellen. Samstagabend, nachdem die Wiener Staatsoper gekocht hat, als wäre der Messias höchstpersönlich herabgestiegen, um alle zu erlösen.

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Schweitzers Klassikwelt 86: Was uns in Opern am meisten zu Herzen ging

Design: Leopoldo Metlicović 1904

In Rezensionen von Kolleginnen merken wir oft, wie stark ihnen das Schicksal von Opernfiguren nahe geht, einer Mimì, einer Violetta. Die Empathie reicht sogar zu Walter Scotts Romanfigur, der Braut von Lammermoor, in Form von Donizettis „Lucia di Lammermoor“. Von Goethe wurde der schottische Dichter noch sehr geschätzt.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Es sind manchmal erdachte Figuren, der Fantasie entsprungene Personen, die aber Ähnlichkeiten mit uns nahestehenden Menschen haben. Wir können die Beobachtung bestätigen, bei Begräbnissen sind oft ferner Stehende zu Tränen gerührt, weil sie an ganz persönliche Verluste wieder erinnert werden.

Ich bereute einmal, meinen Vater zu einer Tosca-Aufführung animiert zu haben, wo er doch im Krieg einer Exekution beiwohnen musste, was ihn sichtlich wieder bewegte. „Schweitzers Klassikwelt 86: Was uns in Opern am meisten zu Herzen ging
klassik-begeistert.de“
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Pathys Stehplatz (28) – „Lohengrin“ in Wien: Liebe auf den ersten Blick sieht anders aus

Was Konieczny nun als Telramund auf die Bühne stemmt, ist schier unglaublich. Potenz, Männlichkeit und Bärenkräfte.

Foto © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Es gibt ein Glück. Bei Omer Meir Wellber lässt es sich aber erst spät blicken. An der Wiener Staatsoper leitet der gebürtige Israeli gerade die „Lohengrin“-Serie. Erst nachdem Elsa nicht den Mund halten kann und das Frageverbot bricht, lässt der zukünftige GMD der Hamburgischen Staatsoper dem Orchester freien Lauf. Zuvor beherrscht ein anderer die Szenerie. Bassbariton Tomasz Konieczny feiert eine sensationelle Rückkehr.

von Jürgen Pathy

„Es war einfach alles viel zu hektisch“, lautet das Resümee. Nach über drei Stunden, in denen Omer Meir Wellber vor allem eines gegeben hat: Vollgas! Rund 58 Minuten benötigt der Israeli für den ersten Akt. Rekordverdächtig, betrachtet man die Zeiten, die man auf Wikipedia für den „Lohengrin“ so findet. Der Italiener Alberto Erede und der Schweizer Silvio Varviso teilen sich den Rekord. Zumindest in Bayreuth, für das man anscheinend alles minutiös notiert hat. An der Wiener Staatsoper bleibt dabei dann einiges auf der Strecke. „Pathys Stehplatz (28) – „Lohengrin“ in Wien: Liebe auf den ersten Blick, sieht anders aus
Wiener Staatsoper, 15. April 2023“
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