Daniels vergessene Klassiker Nr 5: Fanny Hensel – Ouvertüre in C-Dur

Foto: Von Moritz Daniel Oppenheim – https://thejewishmuseum.org/collection/31380-portrait-of-fanny-mendelssohn-hensel

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Frauen sind insbesondere im Bereich der Klassischen Orchestermusik immer noch unterrepräsentiert – gerade auch, wenn es um das Kompositionshandwerk geht. In der Szene machen nur wenige Namen überhaupt die Runde: Wer sich auskennt, hat vielleicht schon einmal die Namen Alma Mahler oder Clara Schumann gehört. Dabei gab es sie bereits durch die Jahrhunderte hinweg: Die Komponistinnen und Frauen, die im Schatten der „großen“ Männer standen oder wegen ihres Geschlechts kaum Gehör fanden. So erging es auch der bis heute fast unbekannt gebliebenen Fanny Hensel. „Daniels vergessene Klassiker Nr 5: Fanny Hensel
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Schammis Klassikwelt 3: requiescat in pace Maestra Enza Ferrari

Foto: Enza Ferrari und Jean-Nico Schambourg © Jean-Nico Schambourg

Sie war eine der größten Korrepetitorinnen, Musik- und Gesangslehrerinnen Italiens unserer Zeit und arbeitete während ihrer Karriere mit den berühmtesten Sängern der Welt. Ende August ist die Maestra Enza Ferrari im Alter von 81 Jahren verstorben. Ein sehr persönlicher Nachruf.

 von Jean-Nico Schambourg (Text und Fotos)

Ihr Name erweckt sogleich Assoziationen mit Enzo Ferrari, dem Gründer der berühmten Automarke. Jedoch die Boliden, die Maestra Enza Ferrari vorbereitete, haben nicht vier Räder, sondern zwei Stimmbänder, ihre Motoren heulen nicht laut auf, sondern stimmen angenehmere Töne an. Enza Ferrari war einer der größten Korrepetitorinnen und Musiklehrerinnen unserer Zeit. Sie ist Ende August im Alter von 81 Jahren verstorben.

„Schammis Klassikwelt 3: RIP Maestra Enza Ferrari
klassik-begeistert.de 25. September 2022“
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Ungeliebte Opern 2: La Bohème von Giacomo Puccini

Foto: Bühnenbilder 1. und 2. Akt La Bohème, Hamburgische Staatsoper (© Hans Jörg Michel)


… oder Ein Nichtsnutz erträgt es nicht, dass seine Freundin im Sterben liegt

Puccinis Oper gleitet auf Messers Schneide über den See des Kitsches. Wirkliches Mitgefühl erreicht Puccinis Komposition nicht; Verdi ist ihm darin mit der Vertonung des Schicksals der ebenfalls schwindsüchtigen Violetta in seiner Oper La Traviata haushoch überlegen.

von Ralf Wegner

Im Gegensatz zu Verdi und Wagner, die in ihren Opern regelhaft alle Stimmfächer bedienten, beschränkte sich Puccini in seinen bekanntesten Opern auf eine (Butterfly), zwei (Bohème) oder drei (Tosca) Hauptpartien. Im Personenverzeichnis seiner 1896 in Turin uraufgeführte Oper La Bohème werden zwar neun namentlich bezeichnete Rollen genannt, mit Ausnahme der Tenor- und der Sopranpartie (Rodolfo, dichtender Nichtsnutz und Mimì, die Schwindsüchtige) werden alle anderen Sängerinnen und Sänger wenig oder kaum gefordert. Dafür hat Puccini seine beiden Protagonisten mit einer Fülle eingängiger Melodien bedacht, die aber jeweils nicht sehr lang sind: Rodolfos Arie Wie eiskalt ist dies Händchen (Che gelida manina) dauert etwa 4 Minuten, Mimìs Erwiderung Man nennt mich Mimì (Sì. Mi chiamano Mimì) knapp eine Minute länger und das anschließende Duett Oh liebliches Mädchen (O soave fanciulla; siehe nachfolgende Links) ebenfalls 4 Minuten.

Links: Arlene Saunders und Plácido Domingo, Hamburg 1967 (Internetfoto, Luis Eduardo Neda Landázuri)

Mitte: Luciano Pavarotti und Renata Scotto, New York 1977 (Videostill YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=LYB5QS8LS-4

Rechts: Ileana Cotrubaș und Neil Shicoff, London 1982 (Videostill YouTube) https://www.youtube.com/watch?v=uqY1BVrhikI

Beide Partien bedürfen von der Komposition her schöner Stimmen, wie ich sie bei meiner ersten Bohème-Aufführung mit Plácido Domingo als Rodolfo und der international unterschätzten, vor 2 Jahren im Alter von 89 Jahren einer Covid 19-Infektion erlegenen Arlene Saunders als Mimì erleben durfte (1967). Später sangen Luciano Pavarotti (1974) und Neil Shicoff (1982/84), der Pavarotti stimmlich nicht das Wasser reichen konnte, sowie Francisco Araiza (1996) den Rodolfo, oft begleitet von einer routiniert guten Mirella Freni (1974/82/84).  Dass Freni auch mehr als routiniert auftreten konnte, zeigte sie 1977 als Adina im Liebestrank, zusammen mit dem gottgleich singenden Luciano Pavarotti als Nemorino. „Ungeliebte Opern 2: La Bohème von Giacomo Puccini
klassik-begeistert.de 22. September 2022“
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Sommereggers Klassikwelt 152: In memoriam Glenn Gould zum 90. Geburtstag und 40. Todestag

Bis heute sind die zahlreichen Schallplatten Goulds erhältlich, seine Fangemeinde ist nach wie vor groß, obwohl fast niemand davon den Pianisten jemals live erlebt hat. In Erinnerung bleibt er neben seinen unbestrittenen Fähigkeiten auch durch seine wohl autistisch begründete Exzentrik. Sich mit dem Pianisten Gould auseinanderzusetzen lohnt aber nach wie vor.

von Peter Sommeregger

Hartnäckige Gerüchte sprechen bis heute davon, der kanadische Starpianist Glenn Gould habe seinen 50. Geburtstag am 25. September 1982 in seiner Heimatstadt Toronto so exzessiv gefeiert, dass er einen Schlaganfall erlitt, an dessen Folgen er am 4. Oktober starb.

Ob wahr oder nicht, es würde zu der Exzentrik und dem ungewöhnlichen Lebenslauf des Pianisten passen. Der Sohn eines Hobby-Violinisten und einer Pianistin und Organistin, die erst 1935 ihren Familiennamen von Gold in Gould änderten, war das einzige Kind seiner Eltern. Seine Mutter wollte ihn unbedingt zum Musiker machen und unterrichtete ihn nicht weniger als sieben Jahre lang selbst. Sie verlangte von ihrem Sohn, er solle während des Klavierspiels mitsingen oder summen. Das verfestigte sich bei dem Kind so sehr, dass er auch als berühmter Pianist bei Konzerten und Plattenaufnahmen mitsang, was Tontechniker zur Verzweiflung brachte. „Sommereggers Klassikwelt 152: Glenn Gould
klassik-begeistert.de 21. September 2022“
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Schweitzers Klassikwelt 71: Musik für Kinder klingt heute anders als in unsrer Kindheit  

Foto: 23. April 2016 

Als wir (noch) nicht „Merker“ und „Blogger“ waren. Erinnerungen an schöne musikalische Erlebnisse

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Zum ersten Mal waren wir im Studio Walfischgasse. Etwas beengt ist es schon im Pausenraum und durch die niedrige Decke im Saal die Akustik nicht ideal.

Bis zum Tag der Aufführung wurden wir in Spannung gehalten, ob das Pünktchen Maria Nazarova singen wird. Erleichtert lasen wir dann ihren Namen im Aushang. Spielfreudig, mit gut geführter Stimme und in tadellosem Deutsch war sie ein reizendes Pünktchen. Überhaupt war die Besetzung ausgewogener und weniger durchwachsen als so manche Aufführung im großen Haus. „Schweitzers Klassikwelt 71: Musik für Kinder klingt heute anders als in unsrer Kindheit
Klassik-begeistert.de, 20. September 2022“
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Ungeliebte Opern 1: Carmen von George Bizet

Foto: Bühnenbild zur Neuinszenierung der Oper Carmen an der Hamburgischen Staatsoper am 17.09.2022, Inszenierung und Bühnenbild: Herbert Fritsch, Kostüme José Luna (Foto: Internetauftritt Hamburgische Staatsoper)

Carmen von George Bizet

Was ist eine ungeliebte Oper? Eine, der man im Opernalltag immer wieder begegnet, ohne dass die Aufführung die Seele berührt. Diesen Rang besitzt bei mir Bizets 1875 uraufgeführte Opéra-comique Carmen: Eine sich den Männern hingebende Frau, die von einem ihrer Liebhaber erstochen wird. Nach Prosper Mérimées 1845 erschienener Novelle komponierte Bizet  ein oberflächlich glänzendes, reißerisches Stück, welches, einer Operette gleich, Gefühle vorgaukelt, sich anschmeichelnd dem Ohr nähert und allenfalls zeitweiliges Wohlgefühl vermittelt. Diese Musik versucht zu berühren, ohne Zutritt zu gewähren. Was fehlt, ist der Blick in die menschliche Seele: Es bleibt beim sich anbiedernden Ohrwurm und ggf. bestenfalls beim Schöngesang.

von Dr. Ralf Wegner

Und davon hat Bizets Oper einiges wie die Blumenarie Don Josés im zweiten (La fleur que tu m’avais jetée) oder Micaëlas Arie im dritten Akt (Je dis que rien ne m’épouvante). Und wenn schön gesungen und interpretiert wird, wie ich es bei meiner zweiten Carmen-Aufführung 1971 erlebte, kann das Haus zum Erbeben gebracht werden. Damals sang ein seit 1967 in Hamburg als Gast engagierter junger spanischer Tenor den Don José: Es war Plácido Domingo, der nicht nur schönstimmig und mit virilem Timbre Huguette Tourangeau als Carmen anbetete, sondern mittels überzeugender Darstellungskunst den Gesang veredelte und dem unglücklich Liebenden innere Kontur gab, wie ich es sonst nicht wieder erlebt habe. „Ungeliebte Opern 1: Carmen von George Bizet
klassik-begeistert.de , 17. September 2022“
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Sommereggers Klassikwelt 151: Tatiana Troyanos war unter den bedeutenden Mezzosopranistinnen ihrer Zeit eine der Vielseitigsten

Foto: Tatiana Troyanos

von Peter Sommeregger

Die Mezzosopranistin Tatiana Troyanos, Tochter eines griechischen Vaters und einer deutschen Mutter, wurde am 12. September 1938 in New York City geboren. Während sie als Brotberuf beim Verlag Random House arbeitete, nahm sie Gesangsunterricht zuerst an der Brooklyn Music School, später an der berühmten Juilliard School. „Sommereggers Klassikwelt 151: zur Erinnerung an Tatiana Troyanos
klassik-begeistert.de, 14. September 2022“
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Daniels vergessene Klassiker Nr. 4: John Knowles Paine – Sinfonie Nr. 1 (1875)

Foto: www.pastdaily.com

Kritisieren kann jeder! Aber die Gretchenfrage ist immer die nach Verbesserung. In seiner Anti-Klassiker-Serie hat Daniel Janz bereits 50 Negativ-Beispiele genannt und Klassiker auseinandergenommen, die in aller Munde sind. Doch außer diesen Werken gibt es auch jene, die kaum gespielt werden. Werke, die einst für Aufsehen sorgten und heute unterrepräsentiert oder sogar vergessen sind. Meistens von Komponisten, die Zeit ihres Lebens im Schatten anderer standen. Freuen Sie sich auf Orchesterstücke, die trotz herausragender Eigenschaften zu wenig Beachtung finden.


von Daniel Janz

Ah ja, die reichhaltige und berühmte amerikanische Orchestertradition. Da finden sich Perlen und große Namen, die bis heute unser kulturelles Leben prägen. Einer jener Großen ist sicherlich jedermann ein Begriff – oder sollte es zumindest, wenn man bedenkt, welchen Einfluss er nicht nur auf die amerikanische Musikkultur sondern auch auf heutige Komponisten hatte. Aber Hand aufs Herz: Wer hat schon einmal den Namen John Knowles Paine in einem deutschen Konzertsaal gehört? Sie auch nicht?

Zeit, sich einmal ein wenig mit ihm zu beschäftigen. „Daniels vergessene Klassiker Nr 4: John Knowles Paine – Sinfonie Nr. 1 (1875)“ weiterlesen

Schammis Klassikwelt 2: Ich bin ein Bass!

Foto: Günther Groissböck, Salzburger Festspiele, Foto: Monika Rittershaus 

Wie oft habe ich mir früher gewünscht, einer anderen Stimmlage anzugehören. Nein, um Himmelswillen, nicht Tenor! Meine Wunschstimme war Bariton. Entweder ein leichter Bariton-Martin damit ich die vielen wunderbaren Operettenrollen singen könnte, oder aber ein markanter Heldenbariton der Verdi’s Arien strömen lassen kann.

 von Jean-Nico Schambourg

Mir scheint, mit dem Wunsch nach einer anderen Stimmlage stehe ich nicht alleine da. Bei den männlichen Stimmlagen kommt dieser Wunsch aber hauptsächlich bei den Bässen vor, oder kennen sie einen Tenor der “freiwillig” auf seinem stimmlichen Zenith, die Stimmlage wechseln will?

Bestimmte Rollen wie Scarpia, Escamillo, Don Giovanni, Wotan und Sachs sind immer wieder das Ziel dieser Fachwechsel und einige Bässe haben diesen Ausflug auch mit mehr oder weniger Erfolg geschafft.

„Schammis Klassikwelt 2: Ich bin ein Bass!
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Sommereggers Klassikwelt 150: Erich Leinsdorf – ein Wiener in New York

Lieber Peter!

Du bist ’ne Wucht! 150 Klassikwelten in 3 Jahren.
Das schafft nur ein wahrer Klassik-Connaisseur, geboren in Wien, wohnhaft in Berlin.

Das schaffst nur Du!

Merci vielmals – auf weitere 150 Klassikwelten,

Andreas

von Peter Sommeregger

Der Lebensweg des Dirigenten Erich Leinsdorf ist durchaus ungewöhnlich verlaufen, wobei wesentliche Punkte durch die Umstände der Zeit im unruhigen 20. Jahrhundert bedingt wurden. „Sommereggers Klassikwelt 150: Erich Leinsdorf – ein Wiener in New York
klassik-begeistert.de, 7. September 2022“
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