Zum Auftakt Champagner! Berlioz‘ "Benvenuto Cellini" eröffnet das Musikfest Berlin

Foto: © The Monteverdi Choir and Orchestras Limited

Hector Berlioz, Benvenuto Cellini
Philharmonie Berlin, 31. August 2019

von Peter Sommeregger

Die erste Oper aus der Feder von Hector Berlioz greift eine Episode aus der Autobiographie des Renaissance-Bildhauers Benvenuto Cellini auf. Sie spielt während des römischen Karnevals und bereits die Ouvertüre sprüht vor musikalischen Einfällen, der einleitende Chor vermittelt überschäumende Lebensfreude. Champagner für alle also. „Hector Berlioz, Benvenuto Cellini, John Eliot Gardiner, Orchestre Révolutionnaire et Romantique, Monteverdi Choir, Philharmonie Berlin, 31. August 2019“ weiterlesen

…dem der große Wurf gelungen - Kirill Petrenkos triumphales Antrittskonzert als Chef der Berliner Philharmoniker

Foto: © Stephan Rabold
Philharmonie Berlin, 23.August 2019

Alban Berg  Symphonische Stücke aus der Oper Lulu
Ludwig van Beethoven  Symphonie Nr.IX d-Moll

Marlis Petersen Sopran
Elisabeth Kulman  Mezzosopran
Benjamin Bruhns  Tenor
Kwangchul Youn  Bass
Rundfunkchor Berlin

Gijs Leenaars Einstudierung
Kirill Petrenko  Dirigent

Von Peter Sommeregger

Die Programmwahl für Petrenkos lange und sehnlich erwartetes Antrittskonzert ist durchaus programmatisch zu verstehen. Ist die IX. Symphonie Beethovens ein fast schon zu Tode gespielter „Renner“, so ist die vorangestellte Lulu-Suite Alban Bergs immer noch eher ein Stück für Kenner. Petrenko stellt in diesem Konzert ein Schlüsselwerk des 19. Jahrhunderts einem solchen des 20. gegenüber,   womit schon ein Konzept seiner zukünftigen Tätigkeit erkennbar wird. „Philharmonie Berlin, Antrittskonzert Kirill Petrenko, 23.August 2019“ weiterlesen

Russisches vom Feinsten: Trifonov und Nelsons brillieren in der Philharmonie Berlin

Foto: Andris Nelsons, © Marco Borggreve
Philharmonie Berlin, 22. Juni 2019

Daniil Trifonov Klavier
Andris Nelsons Dirigent
Alexander Skrjabin Klavierkonzert fis-Moll op.20
Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr.11 g-Moll op.103 „Das Jahr 1905“

von Peter Sommeregger

Der erst 28 Jahre alte Pianist Daniil Trifonov hat spätestens seit dem Gewinn des Rubinstein-Wettbewerbs 2011 in Tel Aviv zur internationalen Spitzenklasse der Pianisten aufgeschlossen. Neben der virtuosen Beherrschung „seines“ Instruments ist es vor allem die ungewöhnliche Mischung aus virilem, kräftigem Anschlag und verträumter Sanftmut, die für den Ausnahmekünstler einnehmen. Trifonov scheint am Flügel streckenweise wie entrückt, man meint ein leises Lächeln in seinen Zügen zu erkennen, dann wieder wirkt es, als würde er weinen. Vielleicht als Selbstschutz gedacht, versteckt er sein Gesicht teilweise hinter langen, in die Stirne fallenden Haaren, auch das ist inzwischen zu einem seiner Markenzeichen geworden. „Daniil Trifonov, Andris Nelsons,
Philharmonie Berlin, 22. Juni 2019“
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Ein um seine Leichtfüßigkeit beraubter Mozart klingt auch in C-Dur merkwürdig düster

Foto: © Thomas Brill

Philharmonie Berlin, 14. Juni 2019

Constantinos Carydis Dirigent
Berliner Philharmoniker

Werke von Mozart und Schostakowitsch

von Peter Sommeregger

Der griechische Dirigent Constantinos Carydis ist ein Neuling am Pult der Berliner Philharmoniker, sein Debüt in Berlin fällt ausgerechnet in die Tage einer frühsommerlichen Hitzewelle.

Das Programm aus zwei späten Mozartsymphonien und für Orchester arrangierte Kammermusikwerke von Dmitri Schostakowitsch versprach eine interessante Gegenüberstellung zweier Komponisten, die im Abstand von zweihundert Jahren komponierten. Dass der Abend aber einen insgesamt enttäuschenden Verlauf nahm, kann nicht nur der Gewitterschwüle innerhalb und außerhalb des Saales geschuldet sein. „Berliner Philharmoniker, Constantinos Carydis,
Philharmonie Berlin, 14. Juni 2019“
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Magische Momente mit Bronfman und Blomstedt in der Philharmonie Berlin

Foto: Herbert Blomstedt, © Martin U. K. Lengemann
Philharmonie Berlin
, 16. Mai 2019
Yefim Bronfman Klavier
Herbert Blomstedt Dirigent

Ludwig van Beethoven, Klavierkonzert Nr.2 B-Dur op. 19
Wilhelm Stenhammar, Symphonie Nr.2 g-moll op. 34

von  Peter Sommeregger

Auftritte Herbert Blomstedts am Pult der Berliner Philharmoniker sind zu einer festen Größe in den letzten Spielzeiten des Orchesters geworden. Auch dieses Jahr enttäuscht der inzwischen fast 92-Jährige das Publikum nicht, und eilt mit einem unglaublich jugendlichen Elan auf das Podium. „Yefim Bronfman, Herbert Blomstedt,
Philharmonie Berlin“
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Bernard Haitink fasziniert mit seiner reifen Bruckner-Interpretation

Foto: © Monika Ritterhaus

Philharmonie Berlin, 10. Mai 2019

Berliner Philharmoniker
Bernard Haitink Dirigent
Paul Lewis Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester B-Dur KV 595

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 7 E-Dur

von Peter Sommeregger

Ein Konzert unter der Leitung des inzwischen 90 Jahre alten Bernard Haitink besitzt durchaus Ausnahmecharakter und das ist nicht nur dem hohen Alter des Dirigenten geschuldet. Seit weit über 50 Jahren ist er regelmäßig Gast des Orchesters und hat es über diese Zeit verstanden, zu einer festen Größe, nicht zuletzt für die Symphonien Anton Bruckners zu werden. „Berliner Philharmoniker, Bernard Haitink, Paul Lewis,
Philharmonie Berlin, 10. Mai 2019“
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Alles auf Anfang! Die Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko

Foto: Kirill Petrenko, © Wilfried Hösl
Philharmonie Berlin, 29. April 2019
Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit 
Kirill Petrenko

von Peter Sommeregger 

Noch größer als in vergangenen Jahren schien diesmal das Interesse an der jährlichen Programm-Pressekonferenz der Berliner Philharmoniker zu sein. Kein Wunder, steht doch die erste Spielzeit mit Kirill Petrenko als Chefdirigent bevor. Lange musste Berlin auf den bereits 2015 gekürten Nachfolger Simon Rattles warten, aber nun ist es soweit. Petrenko, der als scheu gilt, macht auch diesmal wieder klar, dass er außerhalb dieses Pflichttermins auch in Zukunft nicht für Interviews oder gar Homestories zur Verfügung stehen wird. Dies trägt er so verschmitzt und bestimmt vor, dass der Gedanke, mangelnde Eloquenz könnte dafür der Grund sein, ausscheidet. Kurz erwähnt er auch, dass er in Italien ein kleines Refugium hätte: „Ich sage aber nicht, wo!“ In Zeiten, in denen  mancher Prominenter in sozialen Netzwerken förmlich sein Innerstes nach außen stülpt, ist dies wohltuend zurückhaltend. „Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko,
Philharmonie Berlin“
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Mit Feuereifer in die Klangwogen: Dieser "Otello" setzt Maßstäbe

Foto: Arsen Soghomonyan (c) Ira Polyarnaya

Guiseppe Verdi, Otello (Konzertante Aufführung)

Philharmonie Berlin, 25. April 2019

Zubin Mehta Dirigent

Arsen Soghomonyan: Otello
Sonya Yoncheva: Desdemona
Luca Salsi: Jago
Anna Malavasi: Emilia
Francesco Demuro: Cassio
Gregory Bonfatti: Roderigo
Giovanni Furlanetto: Montano
Federico Sacchi: Lodovico
Mathias Tönges: Ein Herold

Berliner Philharmoniker
Rundfunkchor Berlin
Kinderchor der Deutschen Oper Berlin

von Peter Sommeregger

Einer Tradition noch aus Herbert von Karajans Tagen folgend führen die Berliner Philharmoniker jedes Jahr jene Oper in Berlin konzertant auf, die sie bei den Osterfestspielen in Salzburg, inzwischen in Baden-Baden, szenisch präsentiert hatten. In dieser Saison zwischen zwei Chefdirigenten fiel Zubin Mehta die Aufgabe der musikalischen Leitung zu.

Als der 82-Jährige den Saal betritt, erschrickt man anfangs, da er sehr langsam und am Stock geht, auch deutlich abgenommen hat. Als er sich aber mit Elan und Feuer in die Klangwogen der vor Zypern tobenden Seeschlacht stürzt, weiß man: Es ist immer noch der große Verdi-Dirigent, der hier das Orchester leitet und die Sänger einfühlsam durch den Abend führt. „Giuseppe Verdi, Otello,
Philharmonie Berlin, 25. April 2019“
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"Parsifal" in Wien: Elena Zhidkova lässt ihren schönen Mezzo wunderbar strömen

Elena Zhidkova als Kundry © Michael Pöhn

Wiener Staatsoper, 24. April 2019
Richard Wagner, Parsifal

von Heinrich Schramm-Schiessl (onlinemerker.com)

Man glaubt es kaum und es stellt den Verantwortlichen des Hauses kein Ruhmesblatt aus, dass ein  so wichtiger Dirigent unserer Tage wie Valery Gergiev vor dieser Parsifal-Serie kein einziges Mal Oper in der Staatsoper dirigiert hat. Gut, Holender mochte ihn aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht, aber warum Meyer so lange mit einem Engagement zugewartet hat, bleibt unverständlich. Die etwas hilflose Begründung in der Staatsopernpostille ist nicht mehr als eine Schutzbehauptung. Ich verstehe eigentlich nicht, warum die Philharmoniker, die Gergiev sehr schätzen, da nicht mehr Druck gemacht haben.

Nun, an diesem Abend wurde einem bewusst, was man jahrelang versäumt hat. Es war einfach großartig was da aus dem Orchestergraben kam. Hier war von Anfang an der musikalische Aufbau klar erkennbar, die einzelnen Themen setzten sich logisch zueinander in Beziehung und der große Bogen über den ganzen Abend war vorhanden. Auch das einmal aufgenommene Zeitmaß wurde vom Anfang bis zum Ende durchgehalten. Dabei gab es einen vollkommen durchsichtigen Orchesterklang, egal z.B. ob die Verwandlungsmusiken den Zuhörer mit voller Wucht trafen oder der Karfreitagszauber zart und ungemein berührend gespielt wurde. Den Sängern war Gergiev ein sorgsamer Begleiter und keiner von ihnen wurde zugedeckt. „Richard Wagner, Parsifal,
Wiener Staatsoper, 24. April 2019“
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Zwischen Fliederduft und buffoneskem Witz: eine Bilanz der Berliner Festtage

Daniel Barenboim, © Christian Mang
Staatsoper Unter den Linden
, Philharmonie Berlin, April 2019
Festtage 2019, Berlin

von Kirsten Liese

Gleich zwei musikalisch wunderbare „Meistersinger“- Aufführungen galt es in dieser österlichen Festspielzeit zu erleben – in Salzburg unter der Leitung von Christian Thielemann, in Berlin unter Daniel Barenboim. Mit seiner nuancierten Pianokultur, schillernden Fliederduft-Klängen, einer stupenden Durchhörbarkeit noch in der Prügelfuge und einem spannungsgeladenen „Wach-auf-Chor“ als symbolträchtigem Ausrufezeichen gelang Christian Thielemann zweifellos eine einmalige Wiedergabe. Aber wenn daneben eine andere bestehen kann, dann die von Daniel Barenboim, der sich wie Thielemann von der Musik berühren lässt und die Partitur hingebungsvoll durchlebt.

Das ist in heutigen Zeiten nicht mehr selbstverständlich. Vor allem jüngere Dirigenten wie Kritiker-Darling Kirill Petrenko machen sich immer häufiger daran, Werken politisch beizukommen und ihr unliebsame Eigenschaften austreiben zu wollen. Die Seele geht der Musik bei solchen Destillaten freilich verloren. „Festtage 2019, Berlin,
Philharmonie Berlin, Staatsoper Unter den Linden, April 2019“
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