Zu viel des Guten: Schnittke und Bruckner unter Gergiev beim Musikfest Berlin

Foto: © Decca / Marco Borggreve

Philharmonie Berlin, 10. September 2019

Münchner Philharmoniker
Valery Gergiev Leitung

Alfred Schnittke Symphonie Nr.1
Anton Bruckner Symphonie Nr.6 A-Dur

von Peter Sommeregger

Alfred Schnittkes höchst origineller Symphonie Nr.1 begegnet man im Konzertsaal eher selten, was keineswegs durch ihre Qualität, viel mehr durch den gewaltigen erforderlichen Apparat bedingt ist. Sehr ungewöhnlich sind auch die vom Komponisten festgelegten Rituale, nach denen eine Aufführung ablaufen soll. Die Orchestermitglieder betreten nach und nach das Podium, bereits auf ihren Instrumenten spielend. Erst nach einer Weile huscht der Dirigent unauffällig ans Pult, um kurz abzuklopfen, anschließend seinen ersten Einsatz zu geben. Das geradezu penetrant applaus-süchtige Berliner Publikum versteht diesen Scherz nicht und klatscht voll in die Musik. „Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev
Philharmonie Berlin, 10. September 2019“
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Georg Nigl, der stille Star: ein Liederabend für die Ewigkeit im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin

Georg Nigl, Foto: Anita Schmid (c)

Nigl selbst, in dunklem Anzug, weißem offenen Hemd wirkt in seinem ganzen Auftreten völlig unprätentiös, bescheiden und lediglich seiner Kunst verpflichtet. Es gelingt ihm, ein Maß an Intimität herzustellen, wie es bei solchen Konzerten nur selten gelingt. Was Nigl an diesem Abend zurücklässt, ist pure Freude und Glück.

Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal, 9. September 2019

Lieder von Schubert, Beethoven und Wolfgang Rihm
Georg Nigl, Bariton
Olga Pashchenko  Klavier

von Peter Sommeregger

Am Anfang ein ungewohntes Bild: zwei Flügel stehen auf dem Podium des Saales. Der scheinbar ältere ist der Nachbau eines historischen Hammerflügels, er kommt passenderweise bei Schubert und Beethoven zum Einsatz, der wuchtige Steinway bleibt dem Liederzyklus Wolfgang Rihms vorbehalten.

Georg Nigl, ein ehemaliger Wiener Sängerknabe, verfügt über ein umfangreiches Repertoire für Bühne und Konzertsaal, das vom Barock bis zu zeitgenössischen Komponisten reicht. Seine Glanzrolle ist der Berg’sche Wozzeck, den er bereits von Moskau bis Berlin weltweit gesungen hat. „Georg Nigl, Olga Pashchenko, Lieder von Schubert, Beethoven und Wolfgang Rihm,
Philharmonie Berlin, Kammermusiksaal, 9. September 2019“
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"Die Frau ohne Schatten" berauscht unter Jurowski in der Berliner Philharmonie

Foto: © Monika Karczmarczyk

Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten
Konzertante Aufführung in der Philharmonie Berlin, 1. September 2019

von Peter Sommeregger

Richard Strauss‘ in den Jahren des ersten Weltkriegs komponierte große spätromantische Oper sollte nach der Uraufführung 1919 in Wien erst einmal ein Schattendasein im Werk des so erfolgreichen Komponisten führen. Vielen galt sie als zu lang, zu verworren, und vor allem: schwer zu besetzen. Tatsächlich gehören die fünf Hauptrollen des Stückes zu den schwersten Partien ihres jeweiligen Stimmfaches. „Richard Strauss, Die Frau ohne Schatten, Philharmonie Berlin, 1. September 2019“ weiterlesen

Zum Auftakt Champagner! Berlioz‘ "Benvenuto Cellini" eröffnet das Musikfest Berlin

Foto: © The Monteverdi Choir and Orchestras Limited

Hector Berlioz, Benvenuto Cellini
Philharmonie Berlin, 31. August 2019

von Peter Sommeregger

Die erste Oper aus der Feder von Hector Berlioz greift eine Episode aus der Autobiographie des Renaissance-Bildhauers Benvenuto Cellini auf. Sie spielt während des römischen Karnevals und bereits die Ouvertüre sprüht vor musikalischen Einfällen, der einleitende Chor vermittelt überschäumende Lebensfreude. Champagner für alle also. „Hector Berlioz, Benvenuto Cellini, John Eliot Gardiner, Orchestre Révolutionnaire et Romantique, Monteverdi Choir, Philharmonie Berlin, 31. August 2019“ weiterlesen

…dem der große Wurf gelungen - Kirill Petrenkos triumphales Antrittskonzert als Chef der Berliner Philharmoniker

Foto: © Stephan Rabold
Philharmonie Berlin, 23.August 2019

Alban Berg  Symphonische Stücke aus der Oper Lulu
Ludwig van Beethoven  Symphonie Nr.IX d-Moll

Marlis Petersen Sopran
Elisabeth Kulman  Mezzosopran
Benjamin Bruhns  Tenor
Kwangchul Youn  Bass
Rundfunkchor Berlin

Gijs Leenaars Einstudierung
Kirill Petrenko  Dirigent

Von Peter Sommeregger

Die Programmwahl für Petrenkos lange und sehnlich erwartetes Antrittskonzert ist durchaus programmatisch zu verstehen. Ist die IX. Symphonie Beethovens ein fast schon zu Tode gespielter „Renner“, so ist die vorangestellte Lulu-Suite Alban Bergs immer noch eher ein Stück für Kenner. Petrenko stellt in diesem Konzert ein Schlüsselwerk des 19. Jahrhunderts einem solchen des 20. gegenüber,   womit schon ein Konzept seiner zukünftigen Tätigkeit erkennbar wird. „Philharmonie Berlin, Antrittskonzert Kirill Petrenko, 23.August 2019“ weiterlesen

Russisches vom Feinsten: Trifonov und Nelsons brillieren in der Philharmonie Berlin

Foto: Andris Nelsons, © Marco Borggreve
Philharmonie Berlin, 22. Juni 2019

Daniil Trifonov Klavier
Andris Nelsons Dirigent
Alexander Skrjabin Klavierkonzert fis-Moll op.20
Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr.11 g-Moll op.103 „Das Jahr 1905“

von Peter Sommeregger

Der erst 28 Jahre alte Pianist Daniil Trifonov hat spätestens seit dem Gewinn des Rubinstein-Wettbewerbs 2011 in Tel Aviv zur internationalen Spitzenklasse der Pianisten aufgeschlossen. Neben der virtuosen Beherrschung „seines“ Instruments ist es vor allem die ungewöhnliche Mischung aus virilem, kräftigem Anschlag und verträumter Sanftmut, die für den Ausnahmekünstler einnehmen. Trifonov scheint am Flügel streckenweise wie entrückt, man meint ein leises Lächeln in seinen Zügen zu erkennen, dann wieder wirkt es, als würde er weinen. Vielleicht als Selbstschutz gedacht, versteckt er sein Gesicht teilweise hinter langen, in die Stirne fallenden Haaren, auch das ist inzwischen zu einem seiner Markenzeichen geworden. „Daniil Trifonov, Andris Nelsons,
Philharmonie Berlin, 22. Juni 2019“
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Ein um seine Leichtfüßigkeit beraubter Mozart klingt auch in C-Dur merkwürdig düster

Foto: © Thomas Brill

Philharmonie Berlin, 14. Juni 2019

Constantinos Carydis Dirigent
Berliner Philharmoniker

Werke von Mozart und Schostakowitsch

von Peter Sommeregger

Der griechische Dirigent Constantinos Carydis ist ein Neuling am Pult der Berliner Philharmoniker, sein Debüt in Berlin fällt ausgerechnet in die Tage einer frühsommerlichen Hitzewelle.

Das Programm aus zwei späten Mozartsymphonien und für Orchester arrangierte Kammermusikwerke von Dmitri Schostakowitsch versprach eine interessante Gegenüberstellung zweier Komponisten, die im Abstand von zweihundert Jahren komponierten. Dass der Abend aber einen insgesamt enttäuschenden Verlauf nahm, kann nicht nur der Gewitterschwüle innerhalb und außerhalb des Saales geschuldet sein. „Berliner Philharmoniker, Constantinos Carydis,
Philharmonie Berlin, 14. Juni 2019“
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Magische Momente mit Bronfman und Blomstedt in der Philharmonie Berlin

Foto: Herbert Blomstedt, © Martin U. K. Lengemann
Philharmonie Berlin
, 16. Mai 2019
Yefim Bronfman Klavier
Herbert Blomstedt Dirigent

Ludwig van Beethoven, Klavierkonzert Nr.2 B-Dur op. 19
Wilhelm Stenhammar, Symphonie Nr.2 g-moll op. 34

von  Peter Sommeregger

Auftritte Herbert Blomstedts am Pult der Berliner Philharmoniker sind zu einer festen Größe in den letzten Spielzeiten des Orchesters geworden. Auch dieses Jahr enttäuscht der inzwischen fast 92-Jährige das Publikum nicht, und eilt mit einem unglaublich jugendlichen Elan auf das Podium. „Yefim Bronfman, Herbert Blomstedt,
Philharmonie Berlin“
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Bernard Haitink fasziniert mit seiner reifen Bruckner-Interpretation

Foto: © Monika Ritterhaus

Philharmonie Berlin, 10. Mai 2019

Berliner Philharmoniker
Bernard Haitink Dirigent
Paul Lewis Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester B-Dur KV 595

Anton Bruckner
Symphonie Nr. 7 E-Dur

von Peter Sommeregger

Ein Konzert unter der Leitung des inzwischen 90 Jahre alten Bernard Haitink besitzt durchaus Ausnahmecharakter und das ist nicht nur dem hohen Alter des Dirigenten geschuldet. Seit weit über 50 Jahren ist er regelmäßig Gast des Orchesters und hat es über diese Zeit verstanden, zu einer festen Größe, nicht zuletzt für die Symphonien Anton Bruckners zu werden. „Berliner Philharmoniker, Bernard Haitink, Paul Lewis,
Philharmonie Berlin, 10. Mai 2019“
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Alles auf Anfang! Die Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko

Foto: Kirill Petrenko, © Wilfried Hösl
Philharmonie Berlin, 29. April 2019
Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit 
Kirill Petrenko

von Peter Sommeregger 

Noch größer als in vergangenen Jahren schien diesmal das Interesse an der jährlichen Programm-Pressekonferenz der Berliner Philharmoniker zu sein. Kein Wunder, steht doch die erste Spielzeit mit Kirill Petrenko als Chefdirigent bevor. Lange musste Berlin auf den bereits 2015 gekürten Nachfolger Simon Rattles warten, aber nun ist es soweit. Petrenko, der als scheu gilt, macht auch diesmal wieder klar, dass er außerhalb dieses Pflichttermins auch in Zukunft nicht für Interviews oder gar Homestories zur Verfügung stehen wird. Dies trägt er so verschmitzt und bestimmt vor, dass der Gedanke, mangelnde Eloquenz könnte dafür der Grund sein, ausscheidet. Kurz erwähnt er auch, dass er in Italien ein kleines Refugium hätte: „Ich sage aber nicht, wo!“ In Zeiten, in denen  mancher Prominenter in sozialen Netzwerken förmlich sein Innerstes nach außen stülpt, ist dies wohltuend zurückhaltend. „Jahrespressekonferenz der Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko,
Philharmonie Berlin“
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