Magische Momente mit Bronfman und Blomstedt in der Philharmonie Berlin

Yefim Bronfman, Herbert Blomstedt,  Philharmonie Berlin

Foto: Herbert Blomstedt, © Martin U. K. Lengemann
Philharmonie Berlin
, 16. Mai 2019
Yefim Bronfman Klavier
Herbert Blomstedt Dirigent

Ludwig van Beethoven, Klavierkonzert Nr.2 B-Dur op. 19
Wilhelm Stenhammar, Symphonie Nr.2 g-moll op. 34

von  Peter Sommeregger

Auftritte Herbert Blomstedts am Pult der Berliner Philharmoniker sind zu einer festen Größe in den letzten Spielzeiten des Orchesters geworden. Auch dieses Jahr enttäuscht der inzwischen fast 92-Jährige das Publikum nicht, und eilt mit einem unglaublich jugendlichen Elan auf das Podium.

Die Programmwahl für dieses Konzert ist durchaus originell, und bewegt sich ein wenig abseits der nur allzu ausgetretenen Pfade von Symphoniekonzerten. So setzt Blomstedt an den Beginn das relativ selten aufgeführte 2. Klavierkonzert B-Dur von Beethoven, das sonst zumeist im Schatten seiner populäreren Geschwister steht. Als Solist ist Yefim Bronfman aufgeboten, ein renommierter Beethoven-Interpret, und kein Unbekannter für das Orchester, das bereits vielfach mit ihm arbeitete.

Blomstedts zupackender Ansatz befeuert das Allegro, das mit einer eigenständigen Einleitung erst allmählich den Einsatz des Solisten vorbereitet. Im Adagio erleben wir einen absolut magischen Moment, als Bronfman das ohnehin gedrosselte Tempo extrem zurücknimmt, und gerade wegen dieser  Entschleunigung eine maximale Spannung aufbaut. Das finale molto allegro rundet den starken Eindruck dieser Interpretation ab.

Herbert Blomstedts Engagement für den schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar geht noch auf seine Zeit in Göteborg zurück, wo er Generationen später dessen Nachfolger als Orchesterleiter war. Dessen 2. Symphonie, 1915 uraufgeführt, mit einem Werk Beethovens zu paaren, folgt einer inneren Logik. Stenhammar war ein glühender Verehrer Beethovens und führte als Pianist und Dirigent viele seiner Werke in Skandinavien auf.

Diese 2. Symphonie g-moll,op. 34  erinnert in Teilen an skandinavische Volksmusik, Tanzweisen ,einzelne Passagen sind im Stil einer Ballade gehalten und werden im Andante von einem Trauermarsch abgelöst. Im Scherzo werden Motive aus dem Trio eingearbeitet. Das Finale schließlich, der längste Satz der Symphonie ist als Doppelfuge angelegt, zwei Fugenthemen werden durchgeführt und am Ende übereinander geschichtet, die abschließende Coda greift noch einmal Themen aus dem ersten Satz auf.

Blomstedt ist bei dieser Musik in seinem skandinavischen Element, seinen plastischen Dirigierstil zu beobachten, ist ein ästhetisches Vergnügen. Wie gewohnt ohne Stab formt er mit seinen Händen die Musik. Bei Entgegennahme des mehr als verdienten Schlussapplauses drückt er einigen Orchestermusikern sogar die Hand, auch das ein Zeichen eines uneitlen Selbstverständnisses, welches den Teamgeist über das eigene Ego stellt.

Peter Sommeregger, 17. Mai 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

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