Mirga Gražinytė-Tyla, Foto: Thomas Grill
Gustav Mahler
Symphonie Nr.2 „Auferstehung“
Talise Trevigne Sopran
Okka von der Damerau Mezzosopran
Philharmonischer Chor München
Münchner Philharmoniker
Mirga Gražinitė-Tyla Dirigentin
Philharmonie Berlin, 12. September 2023
von Peter Sommeregger
Nur einen Tag nach dem Bayerischen Staatsorchester konnte man in Berlin im Rahmen des Musikfestes ein zweites Münchner Spitzenorchester erleben. Die Münchner Philharmoniker, die im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ihres Putin-nahen Chefs Gergiev verlustig gingen, lieferten mit der Litauerin Mirga Gražinitė-Tyla den Beweis, dass es sehr gut auch ohne ihn geht, und dass Frauen am Dirigentenpult allmählich häufiger anzutreffen sind.
Für ein Spitzenorchester wie die Münchner Philharmoniker ist ein Werk dieser Größenordnung ein Schaustück, auch diesmal konnten alle Musiker einzeln und im Kollektiv überzeugen. Die Dirigentin arbeitete die langsameren und zarteren Passagen der wuchtigen Partitur gekonnt heraus, es gelang ihr so, die Architektur des Werkes besser verständlich und ausgewogener zu machen. Der Philharmonische Chor München lieferte vom ersten leisen Einsatz bis zum donnernden Finale Chorgesang auf allerhöchstem Niveau.
Hervorragend besetzt auch die Solistinnen. Der Sopran von Talise Trevigne und noch mehr der satte Mezzo von Okka von der Damerau waren weitere Pluspunkte der Aufführung. Bedauerlich nur, dass man die Sängerinnen etwas unvorteilhaft an einem exponierten Punkt im großen Saal platziert hatte, was ihren Soli viel an Klangvolumen kostete.
Auffällig die Mimik und Zeichengebung der Dirigentin. Sie beherrschte den riesigen Apparat des Orchesters in Großbesetzung, den Chor und die Solisten in beispielhafter Weise.
Mahlers 2. Symphonie nimmt auch im Werk Gustav Mahlers eine Sonderstellung ein. Sie ist noch deutlich den „Wunderhorn-Symphonien“ zuzuordnen, Mahler zitiert darin sich selbst mit zwei Wunderhorn-Liedern. Gleichzeitig ist sie schon ein Vorgriff auf die Monumentalität der Symphonien ab der 5. In ihrer innigen Gläubigkeit wirkt sie aber ungemein emotional und tröstet wie ein Licht in der Dunkelheit.
Großer, verdienter Jubel am Ende für die Gäste aus München in der diesmal voll besetzten Philharmonie.
Peter Sommeregger, 15. September 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 2 in c-Moll Kölner Philharmonie, 11. September 2023