Auf der Suche nach dem schönen Ton – Hélène Grimaud im Wiener Konzerthaus

Foto: Hélène Grimaud © Wiener Konzerthaus / Markus Aubrecht

Hélène Grimaud, Klavier
Klavierabend mit Werken von Beethoven, Brahms & Bach / Busoni
Wiener Konzerthaus, 3. März 2023

von Jürgen Pathy

Manchmal tut eine Pause gut. Nachdem Hélène Grimaud die erste Hälfte des Konzerts hinter sich gelassen hat, scheint alles anders. Die interpretatorischen Schwächen, denen sie zuvor noch erlegen war. Alles wie weggefegt. Zur zweiten Hälfte erscheint sie wie ausgewechselt. Auf dem Podium des Wiener Konzerthauses, wo das Publikum am Ende in teils stehende Ovationen ausbricht. „Hélène Grimaud, Klavier, Beethoven, Brahms & Bach / Busoni
Wiener Konzerthaus, 3. März 2023“
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Des Namensspiels zweiter Teil – Sängerinnen, die Helena heißen

Ileana Cotrubaș als Violetta. Foto: Pálffy

Ileana im Rumänischen und Elīna (Herkunft aus dem Schwedischen, weiter nach Finnland und ins Baltikum wandernd) sind Ableitungen aus dem Altgriechischen Helena, nicht jedoch Eliane der brasilianischen Sopranistin Eliane Coelho. Bei ihr handelt es sich um die weibliche Form von Elias, was „Elijahu“ (Mein Gott ist Jahwe) bedeutet. Der Prophet hatte sehr gegen den Einfluss der phönikischen Frau des Königs von Israel zu kämpfen. Es ist anzunehmen, dass sein Name ihm nicht schon seit Kindheit gegeben war. Helena kann vom Sonnengott Helios her verstanden werden. Man assoziiert die Sonnenstrahlen und überträgt „die Strahlende“. Nach dem altgriechischen Schulwörterbuch Gemoll kommt noch die Ableitung von Helane, der (leuchtenden, Licht spendenden) Fackel in Frage.  

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Ileana Cotrubaș ist für meine Frau und mich bis heute  d i e  Violetta geblieben. Es sind seither fünfzig Jahre vergangen und meine Begeisterungsfähigkeit war damals sehr groß. Bei der Abschlussarie des ersten Akts „È strano“ erhob ich mich unbewusst vom Hochstuhl in der 2. Reihe der Opernloge und spürte auf einmal  meine Knie wanken. Als dann der freiwillige dreigestrichene Spitzenton perfekt saß, ließ ich mich glücklich zurück in den Sitz fallen und bot der Nachbarin hinter mir im Überschwang für den Rest der Vorstellung meinen besseren Sitz an. „Schweitzers Klassikwelt 83: Des Namensspiels zweiter Teil – Helena
klassik-begeistert.de, 7. März 2023“
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Bla bla bla in HH: Die Lenker und Denker der Staatsoper Hamburg leben in einer Blase

Bravo ! Endlich redet mal einer Tacheles. Auf entsprechende Emails an die Pressestelle der Staatsoper habe ich nie eine Antwort bekommen. Ich habe noch die glanzvollen Zeiten mit Rolf Liebermann erlebt, der jeden Abend im Hause war.

Hartmut Funke

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Lieber Herr Funke,

vielen Dank für Ihren kurzen Bericht.

Der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer (heute Chef am Teatro alla Scala di Milano), war während seiner Amtszeit fast jeden Abend in „seinem Haus“, hat Gäste begrüßt, mit ihnen geplaudert, mit den Billeteuren getratscht und den Programmverkäuferinnen. Er verfolgte gut 80 Prozent aller Vorführungen.

Er war präsent.
Er liebt Oper.
Oper ist sein Leben.

Herr Delnon ist nicht präsent. Er ist fast nie abends in „seinem Haus“ – obwohl er einen kurzen Fußweg von der Staatsoper entfernt lebt. Er verließ kürzlich bereits in der Pause eine Vormittagsaufführung „seines Orchesters“ in der Elbphilharmonie.

Zum Glück sind seine Tage im Haus an der Dammtorstraße gezählt. Er hat das Haus nicht einen Zentimeter vorangebracht.

Andreas Schmidt
Herausgeber

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Staatsoper Hamburg, 6. März 2022

Foto Patrik Klein: Kent Nagano (v.l.n.r.), Georges Delnon und Dr. Ralf Klöter

von Andreas Schmidt

Die Staatsoper Hamburg, das Opernhaus der zweitgrößten deutschen Stadt in einer Metropolregion von mehr als 3,5 Millionen Einwohnenr, lädt zu einer Pressekonferenz in das Haus an der Dammtorstraße.

Ein Journalist einer sich im Sturzflug befindenden und inhaltlich bedeutungslos werdenden Hamburger Tageszeitung stellt die Frage nach „den Zahlen“.

Er bekommt vom Geschäftsführenden Direktor Dr. Ralf Klöter keine Antwort.

Wir reden von den Zahlen der Saison 2021 bis 2022! September bis Juni. „Staatsoper Hamburg / Quo vadis?
6. März 2023“
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Mein Herz verliere ich in Krieg und Frieden an den Chor

Foto: KRIEG UND FRIEDEN 2023,  A. YANGEL O. KULCHYNSKA © W. Hoesl

KRIEG UND FRIEDEN (WOINA I MIR)
Oper in 13 Bildern (1946)

Eine Koproduktion mit dem Gran Teatre del Liceu, Barcelona

Komponist Sergej S. Prokofjew. Libretto von Sergej S. Prokofjew und Mira A. Prokofjewa nach dem gleichnamigen Roman von Lew N. Tolstoi.
In russischer Sprache. Mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache. Neuproduktion.

Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor und Zusatzchor der Bayerischen Staatsoper

Musikalische Leitung   Vladimir Jurowski
Inszenierung und Bühne   Dmitri Tcherniakov

Nationaltheater, München, 05. März 2023 PREMIERE

von Frank Heublein

An diesem Abend wird Prokofjews Oper Krieg und Frieden erstmals in München aufgeführt. Prokofjew vertont den gleichnamigen Roman Lew N. Tolstois. Ein monumentales Werk mit siebzig Solisten und Solistinnen, Chor und Extrachor.

Mein emotionaler Star des Abends ist der Chor. In den drei Szenen, die er dominiert, füllt der Chor, Extrachor und schauspielende stumme Statisten die gesamte Bühne. Diese Szenen sind bombastisch. Das Orchester spielt im Fortissimo. Die Kraft des Chorgesangs drückt mich in meinen Sitz. Es sind die für mich emotional eindrucksvollsten des Abends, allesamt in den fünf „Krieg“ Bildern, die nach der Pause aufgeführt werden. Kriegsbeginn, marodierende Truppenteile und der der Moskauer Brand. Unterstützt wird der Chor durch das überbordende Orchester. „KRIEG UND FRIEDEN (WOINA I MIR) Oper in 13 Bildern (1946)
Nationaltheater, München, 05. März 2023 PREMIERE“
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Jessye Normans bisher unveröffentlichte Aufnahmen sind ein kostbares Geschenk

Mit dem Erscheinen dieser Aufnahmen bereitet die DECCA nicht nur den immer noch zahlreichen Fans Jessye Normans ein kostbares Geschenk, es sind auch geradezu ikonische Höhepunkte einer leider verklungenen Karriere, die unbedingt bewahrt werden sollten.

Jessye Norman

The Unreleased Masters

DECCA 485 2984

von Peter Sommeregger

Die weltweit gefeierte Sängerin Jessye Norman starb nach längerer Krankheit im Jahr 2019. Ihre außergewöhnliche Stimme ist uns in vielen hervorragenden Aufnahmen erhalten, diese spiegeln die Vielfalt von Normans Repertoire, gleichzeitig auch die Stilsicherheit ihrer Interpretationen wieder.

Nach wie vor kursierten Gerüchte, es existierten noch bisher nicht veröffentlichte Aufnahmen der Künstlerin. Diese soeben erschienene Box mit drei CDs sind ein wahres Geschenk für alle Liebhaber ihrer Stimme. „CD-Rezension: Jessye Norman, The Unreleased Masters
klassik-begeistert.de, 6. März 2023“
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Die English National Opera setzt groteske Akzente in ihrem „Rhinegold“

Es ist eben “The Rhinegold” und nicht „Das Rheingold“, was die English National Opera ENO auf die Bühne des spektakulären London Coliseum brachte: Es ist nicht nur die konsequente Weiterführung der ENO-Tradition, sämtliche Opern in englischer Übersetzung (und nicht wie die nahegelegene Royal Opera in Originalsprache) aufzuführen. Die ENO präsentiert uns hier eine eigenwillige, schrille, aber auch unbestreitbar humorvolle Interpretation des „Vorabends“ von Wagners „Ring“-Tetralogie. John Deathridge, der höchst kompetente Übersetzer dieses Werkes ins Englische, stellt denn auch im Programmheft fest: „Rheingold“ ist zugleich Farce und Tragödie. Diese Neuinszenierung des vielfach preisgekrönten Star-Regisseurs Richard Jones wird beidem gerecht – dem grotesk-komischen und dem immens tragischen dieser Oper. Musikalisch ausgezeichnet nicht nur die (allerdings etwas temperamentlose) Stabführung des Musikdirektors der ENO, Martyn Brabbins, mit dem bewährten ENO Hausorchester, sondern auch die stimmlichen Leistungen. Geradezu atemberaubend der abgrundtiefe Bass-Bariton des Kanadiers John Relyea (Wotan), berückend der amerikanische Tenor Frederick Ballentine – um hier eingangs nur zwei der durchwegs ausgezeichneten Sänger dieser Produktion zu erwähnen.

Richard Wagner “The Rhinegold” (Text und Musik)
Englische Übersetzung: John Deathridge

English National Opera, 4. März 2023


von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

Dass diese Inszenierung nicht wie sonst immer mit dem zutiefst unheimlichen, aus dem Nichts, dem Dunkel, den Urtiefen des Schöpfungsaktes kommenden und langsam anschwellenden E-Moll-Akkord beginnt, sondern mit einem kurzen, dreiteiligen szenisch-stummen Vorspiel, war arg gewöhnungsbedürftig: Man sieht einen erst nackten, dann zunehmend wie ein steinzeitlicher Urmensch in Fell gekleideten Mann, der sich an einem Baum zu schaffen macht – je mehr der Mann zum zivilisierten, bekleideten Wesen wird, desto mehr wird der Baum zerstört. Was sich offenbar hier noch vor Beginn der eigentlichen Handlung abspielt, ist das Abschneiden des Astes von der Weltesche (die daran zugrunde geht), aus dem Wotan seinen so bedeutsamen Speer verfertigt. Das ist zweifellos eine Idee – aber sie vermindert leider den genialen Effekt des Beginns, so wie ihn Wagner gewollt und komponiert hatte. Das Publikum honorierte den (gründlich misslungenen) Regieeinfall mit höhnischem Gekicher – ein sehr deutliches Verdikt der Zuschauer. „Richard Wagner “The Rhinegold“ englische Übersetzung: John Deathridge
English National Opera, 4. März 2023“
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DIE MONTAG-PRESSE – 6. MÄRZ 2023

Foto: Krieg und Frieden A. YANGEL O. KULCHYNSKA © W. Hoesl

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 6. MÄRZ 2023
München/Bayerische Staatsoper
„Krieg und Frieden“ – es gibt keine Sieger
„Krieg und Frieden“ an der Bayerischen Staatsoper in München: Unter Regie von Dmitri Tcherniakov hat am Sonntagabend ein schwieriges Werk Premiere gefeiert. Die Oper von Sergej Prokofjew beruht auf dem gleichnamigen Roman von Leo Tolstoi und spielt im Jahr 1812, als Napoleon in Russland einmarschiert. Es ist ein Stück mit stalinistischer Propaganda und Hymnen, die das russische Militär und „die heilige Mutter Russland“ feiern. Die Premiere fällt ausgerechnet auf den 70. Todestag von Prokofjew und Stalin, die beide am 5. März 1953 starben. Am Ende setzen die Sänger ein klares Zeichen.
Die Inszenierung wirft die Zuschauer in ein Wechselbad der Gefühle.
Sueddeutsche Zeitung.de
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München
„Wir sind zwei Abgründe – ein Brunnen, der in den Himmel schaut.“
Insgesamt bleibt auch die dritte Spielzeit ein mutiges Programm, das die Leitlinie der Führungsriege erfüllt, ein großes Opernspektrum auf die Bühne zu bringen und dabei auch Unbekannteres. Zugleich erkenne ich den Zwang der Sparmaßnahmen und die lernende Kompromisslinie der Hausleitung, das Eingehen auf einige Wünsche des Münchner Opernpublikums: ein paar mehr bekannte Stücke, und an der ein oder anderen Stelle einen fürs Publikum bekannten und wohlklingenden Sänger- und Sängerinnamen.
Von Frank Heublein
Klassik-begeistert.de
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„DIE MONTAG-PRESSE – 6. MÄRZ 2023“ weiterlesen

HH: Die Staatsoper Hamburg kriegt die Hütte nicht voll – das tut weh, nicht aber der Weggang von Kent Nagano und Georges Delnon

Italienische Opernwochen 22/23
Staatsoper Hamburg, 4. und 5. März

Giacomo Puccini, Tosca
Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor

Foto: Oleksiy Palchykov ©

von Andreas Schmidt

Die Hamburgische Staatsoper, von Schönheit nicht umhüllt, lädt ein zu den Italienischen Opernwochen 22/23.

Da könnte viel gehen. Es geht aber nicht alles.

Nicht einmal das Jahrtausendwerk „Tosca“ ist ausverkauft am Samstag.
5 Prozent Leerstand.

Bei „Lucia di Lammermoor“ am Sonntagnachmittag bleiben 35 Prozent der frei verkäuflichen Plätze frei.

„Italienische Opernwochen 22/23, Giacomo Puccini, Tosca, Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor
Staatsoper Hamburg, 4. und 5. März 2023“
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Tristan und Isolde in Cottbus: Welt-Atem im Weltall

Szenenfoto mit (v.l.n.r.): Catherine Foster (Isolde) und Annika Schlicht (Brangäne) (Foto: Marlies Kross)

Das Staatstheater Cottbus hat sich an Richard Wagners wohl berüchtigtstes, schwierigstes Werk herangewagt,  doch hier – so viel sei verraten – gelingt ein großer Wurf. Harte Arbeit, schwere Herausforderungen, große Leidenschaft und höchste Lust sind an diesem Abend zu erleben, nebst einer originellen Inszenierung, die Freude bereitet und wunderbar romantisch ist.


Richard Wagner
Tristan und Isolde

Alexander Merzyn, Dirigent
Philharmonisches Orchester des Staatstheater Cottbus

Stephan Märki, Regie
Philipp Fürhofer, Bühnenbild

Staatstheater Cottbus, 04. März 2023

von Leander Bull

Richard Wagners Tristan und Isolde, die „Oper der Opern“, ist dafür berüchtigt, die Kapazitäten eines jeden Opernhauses zu sprengen. Wagner selbst fürchtete sogar, seine Oper werde verboten werden, ein Spannungsverhältnis, das sich in zahlreichen Legenden rundum Aufführungen des Werks in der Operngeschichte niedergeschlagen hat. Nun hat das Staatstheater Cottbus versucht, die „höchste Lust“ einzufangen und ihr Neues abzugewinnen. Man stelle sich nur die Gesichter vor, wenn beim Treffen des Theaterstabs hier vorgeschlagen wird, doch einmal den Tristan aufzuführen. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Staatstheater Cottbus, 04. März 2023“
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Der kleine Prinz überzeugt mit einem herausragenden Bühnenbild

Foto: Tanz der Rosen vor nächtlicher Großstadtkulisse (Fotorecht: Ida Zenna)

Der kleine Prinz
Ballett von Bryan Arias

Leipziger Ballett
Gewandhausorchester

Musikalische Leitung Dominik Beykirch / Samuel Emanuel
Choreographie Bryan Arias
Bühne Alain Lagarde
Kostüme Bregje van Balen
Klavier Samuel Emanuel / Hazel Beh
Co-Creative Gregor Acuña-Pohl
Dramaturgie Anna Diepold
Licht Lukas Marian

Oper Leipzig, 04. März 2023, Premiere

Zusammengefasst war der Abend sehenswert, vor allem wegen der herausragenden Bebilderung der Geschichte. Etwas, was man heute nur noch selten auf der Bühne zu sehen bekommt. Die Choreographie folgte der Handlung, allerdings ohne nennenswerte Tiefenspannung zu erzeugen.

von Dr. Ralf Wegner

Wie inszeniert man den Roman von Antoine de Saint-Exupéry als Ballett? Der in Puerto Rico geborene Choreograph Bryan Arias griff auf seine eigene Lebensgeschichte zurück und verknüpfte diese mit einzelnen Romanfiguren, umfassender allerdings erst im Epilog genannten Ende des Balletts. „Der kleine Prinz, Ballett von Bryan Arias
Oper Leipzig, 04. März 2023, Premiere“
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