Foto: Petra Lang © Ann Weitz, Düsseldorf
von Jolanta Łada-Zielke
Im zweiten Teil unseres Interviews sprechen wir über die Motivation von Studenten und Studentinnen, die sich für den Fachbereich Gesang bewerben und über ihre Karrieremöglichkeiten.
klassik-begeistert: Bis Ende der Neunziger gab es noch keine speziellen Therapeuten für Musiker, die ihnen halfen, Hemmungen und Lampenfieber zu überwinden. Wenn jemand talentiert war, aber beim Vorsingen nur zwanzig Prozent davon zeigte, was er konnte, riet man ihm ab, diesen Beruf auszuüben.
Petra Lang: In meiner Generation war das auch so, aber ich würde klar unterscheiden: wer singen muss und ein inneres Feuer dazu spürt, wird es schaffen. Ich hatte nie Zweifel an mir, bin auf die Bühne gegangen und habe gesungen. Als ich sehr jung war, trat ich als Diana in Glucks „Iphigenie in Tauris“ in Basel auf, wo ich zwanzig Minuten lang im Schnürboden hing und eine Art Plastikbusen anhatte. Dann kam ich runter in den Nebel, sodass man mich nicht sah und sang zwei Phrasen. Ich war total darauf fokussiert, bis ein Kollege, auf meinen Plastikbusen drückend, sagte: „Petra, ich bewundere dich, wie du da oben sitzt, weil ich an deiner Stelle beim Runterkommen den Text vergessen hätte“. Das war sehr nett gemeint, aber ich fing an zu denken: was passiert jetzt, wenn ich meinen Text vergesse? Ich habe eine ganze Weile gebraucht, mich aus dieser Gedankenschleife zu befreien. „Exklusivinterview mit Petra Lang – Teil 2
klassik-begeistert.de 21. September 2022“ weiterlesen