Eine frühe französische Version des Iphigenie-Stoffes entstand lange vor Glucks beiden Opern

CD-Besprechung:

Iphigénie en Tauride

Henry Desmarest
André Campra

Véronique Gens
Reinoud van Mechelen
Thomas Dolié

Le Concert Spirituel
Hervé Niquet

Alpha 1106

von Peter Sommeregger

Die der griechischen Mythologie entstammende Figur der Iphigenie, Tochter des Agamemnon und der Klytämnestra, hat über Jahrhunderte Dichter und Komponisten beschäftigt und ihren Niederschlag in Dramen und Opern gefunden. Goethe und Gluck haben mit ihren Werken den nachhaltigsten Erfolg erzielt. „CD-Besprechung: Iphigénie en Tauride
klassik-begeistert.de, 5. Februar 2025“
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“L’Aiglon” vom Komponistenduo Honegger/Ibert entfaltet seine Flügel am Staatstheater Mainz

L’Aiglon – Derrick Ballard, Alexandra Samouilidou © Andreas Etter

Am Staatstheater Mainz kann man momentan eine doppelte Kuriosität erleben: Nicht nur, dass mit dem musikalischen Drama “L’Aiglon” eine große Rarität auf dem Spielplan steht! Es ist auch eine absolute Seltenheit, dass eine Oper von zwei Komponisten gemeinsam komponiert wurde. Dies taten im Jahre 1936 Arthur Honegger (1892-1955) und Jacques Ibert (1890-1962). Herausgekommen ist ein von Wiener Walzer und französischem Neoklassizismus gekennzeichnetes Konversationsstück, das dem Publikum stets angenehm in den Ohren erklingt und doch, trotz dieses musikalischen “Populismus” ein Kunstwerk bleibt!


Arthur Honegger & Jacques Ibert
L’AIGLON (DER JUNGE ADLER)

Drame musical in fünf Akten
(Text von Henri Cain nach dem gleichnamigen Drama von Edmond Rostand)

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer

Inszenierung: Luise Kautz
Bühne: Valentin Mattka
Kostüme: Tanja Liebermann
Video: Judith Selenko

Staatstheater Mainz, 2. Februar 2025

von Jean-Nico Schambourg

Uraufgeführt am Opernhaus in Monte-Carlo am 11. März 1937, erzählt die Oper die Geschichte vom Herzog von Reichstadt, dem Sohn von Napoleon Bonaparte, 1811 geboren, der nach dem Sturz und Verbannung seines Vaters mit seiner Mutter Marie Louise nach Wien umgesiedelt wird. Dort wächst er unter den Fittichen und der strengen Überwachung des österreichischen Staatskanzlers Metternich auf, der alles tut, um jeglichen französischen Patriotismus bei dem heranwachsenden jungen Mann zu unterdrücken. „Arthur Honegger & Jacques Ibert, L’Aiglon
Staatstheater Mainz, 2. Februar 2025“
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Die Wiener Staatsoper verzaubert mit ihrer neuen „Zauberflöte“

Zauberflöte 2025 Wien © Michael Pöhn / Wiener Staatsoper

1300-mal wurde an der Wiener Staatsoper die „Zauberflöte“ aufgeführt, nach Mozarts „Entführung“ das an zweiter Stelle auf dieser weltberühmten Bühne gespielte Werk. Daneben führte die Volksoper die „Zauberflöte“ unzählige Male auf und selbst die kleine Kammeroper wagte sich an Mozarts unsterbliches Werk. Da war es nur angebracht und dem treuen Wiener Opernpublikum höchst willkommen, dass die Staatsoper in der eigenwilligen Regie von Barbora Horáková frischen Wind in diese Königin aller Opern wehen ließ.

Wolfgang Amadeus Mozart
Die Zauberflöte
Text: Emmanuel Schikaneder

Regie/Inszenierung: Barbora Horáková
Bühne und Video: Falko Herold

Musikalische Leitung: Bertrand de Billy

Wiener Staatsoper, 30. Januar 2025

von Dr. Charles E. Ritterband

Denn schließlich war es ja auch in Wien, bei mir im 4. Wiener Gemeindebezirk, gleich um die Ecke, im längst nicht mehr existierenden Freihaustheater auf der Wieden, wo dieses unsterbliche Werk vor nahezu zweieinhalb Jahrhunderten das Scheinwerferlicht der Bühnenwelt erblickte.

Foto: privat

Das Publikum war gespalten in seiner Beurteilung der Inszenierung; einhellig jedoch der Jubel für die phänomenale Königin der Nacht, die hervorragende Pamina und den exzellenten Sarastro. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte
Wiener Staatsoper, 30. Januar 2025“
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Ein grandioses Frauentrio und ein Rosenkavalier ohne Regiemurks bescheren der Lindenoper eine Sternstunde

Archivfoto: Nadine Sierra (Sophie), Michèle Losier (Octavian) und Ensemble
©  Ruth Walz

Gespielt und gesungen wird bis in kleinere Rollen hinein trefflich, der Berliner Rosenkavalier bleibt wiedererkennbar, verschont vor frei erfundenen Nebenepisoden und jedwedem Regiemurks.

Richard Strauss/Hugo von Hofmannsthal
Der Rosenkavalier

Musikalische Leitung: Axel Kober

Inszenierung: André Heller
Bühnenbild: Xenia Hausner
Kostüme: Artur Arbesser

Staatsoper Unter den Linden, 1. Februar 2025

von Kirsten Liese

Renée Fleming und Sophie Koch, einst ein Traumpaar als Marschallin und Octavian, sind schon Geschichte. Dabei mag es einem vorkommen, als liege ihr letzter gemeinsamer Auftritt gar nicht lange zurück. Die Zeit, die ist eben „ein sonderbar’ Ding“, wie es im Libretto heißt. Aber jede Zeit hat auch ihre Stars. Nunmehr heißen sie Diana Damrau, Emily D’Angelo und Regula Mühlemann.

„Richard Strauss, Der Rosenkavalier
Staatsoper Unter den Linden, 1. Februar 2025“
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Sakrale Ekstase in Paris: Teodor Currentzis erhebt Rameau zum Heiligen

Teodor Currentzis und Utopia © Markus Aubrecht

Die Götter sind herabgestiegen: Teodor Currentzis und Peter Sellars verzaubern Paris. Rameaus Barockoper Castor et Pollux schlägt der griechisch-russische Stardirigent auf, wie der Papst die Bibel: behutsam, heilig, göttlich. „The duty of beauty“ sei auch der einzige Weg, um die Welt zu retten – Worte, die Currentzis auch musikalisch umsetzt.

Jean-Philippe Rameau
Castor et Pollux

Palais Garnier,
1. Februar 2025
Utopia Chor und Orchester

Teodor Currentzis, Conductor

von Jürgen Pathy

Es ist 12:00 Uhr Mitternacht. Die Reihen vor dem Künstlerausgang der Opéra Garnier haben sich gelichtet. Nur eine Dame ist noch geblieben – et moi. Die Lichter sind bereits erloschen, als Teodor Currentzis das Haus verlässt. Die Verpflichtung zur Schönheit. Nichts Geringeres sei es, warum er auf Rameaus Castor et Pollux setzt. „It’s the perfect opera for this time – because just beauty can save the world.“ Nach diesen Worten ist klar, was zuvor rund drei Stunden Nettospielzeit abgelaufen ist. „Jean-Philippe Rameau, Castor et Pollux, Teodor Currentzis, Conductor
Palais Garnier, 1. Februar 2025“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. FEBRUAR 2025

John Neumeier vor dem Vorhang (Foto: RW)

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 4. FEBRUAR 2025

Hamburg
Schritte ohne zwischenmenschliche Beziehung sind langweilig
Wie schön, John Neumeier wieder einmal auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper zu erleben. Demis Volpi hatte ihm die Ballettwerkstatt für Neumeiers Wiederaufnahme seines Balletts Tod in Venedig nach der Novelle von Thomas Mann überlassen.
Und wie der Choreograph den Zuschauern seine Umsetzung des Mann’schen Textes erläuterte, quasi Verständnis für seine Wahl von Musik und Bewegung vermittelte, sprach für das Genie dieses hochgebildeten Künstlers.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de

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Schweitzers Klassikwelt 130: „People with special needs“ (Menschen mit besonderen Bedürfnissen) in den Opern

Foto: Chorégies d´Orange, Rigoletto/forumopera.comi

Ich sehe ihn noch in die Szene hereinhinken: Aldo Protti als missgestalteter Hofnarr. Aber seiner mächtigen Stimme waren keine Hindernisse gesetzt. Ähnliche Gestalten kennen wir als Skulpturen aus dem Salzburger Zwergelgarten:

Sie traten in vergangenen Jahrhunderten bei Hof auch in Komödien auf. Das alles empfinden wir heute zwiespältig. Einerseits wurden auf diese Weise Menschen, die es im Leben schwer hätten, in die Gesellschaft integriert, andrerseits waren sie „homerischem Gelächter“ ausgesetzt. Wie buhlt Rigoletto beim Herzog liebedienerisch um Anerkennung! Gleichzeitig führt er ein moralisches Doppelleben. „Schweitzers Klassikwelt 130: „People with special needs“
klassik-begeistert.de, 4. Februar 2025“
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„Ist es kein Traum?“ – Wagners „Tristan und Isolde“ triumphiert in Lübeck

Tristan und Isolde, Lübeck © Jochen Quast

Gleich mehrere Rollendebüts und ein Dirigat-Debüt, eine der anspruchsvollsten Opern überhaupt und das in grandioser Qualität – das schafft das Theater Lübeck mit Wagners „Tristan und Isolde“. Die Premiere am 2. Februar 2025 war ein absoluter Erfolg, der das Publikum von den Stühlen riss. Aber ist diese Oper, die Richard Strauss „die höchste Erfüllung der 2000-jährigen Entwicklung des Theaters“ nannte, das Werk eines Kiffers?

„Tristan und Isolde“
Musikdrama in drei Akten von Richard Wagner

Theater Lübeck, 2. Februar 2025 PREMIERE

Lena Kutzner, Sopran
Ric Furman, Tenor
Marlene Lichtenberg, Mezzosopran
Steffen Kubach, Bariton
Rúni Brattaberg, Bass
Noah Schaul, Tenor

Stefan Vladar, Dirigent

Stephen Lawless, Inszenierung

Herren des Chores und Extrachores des Theaters Lübeck
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

von Dr. Andreas Ströbl

Richard Wagner und die „indischen Zigaretten“

„Herr Wagner hat schon seit einigen Tagen an Atmungsbeschwerden gelitten. Dann wurde indischer Hanf angezündet, der einen wohlriechenden, süßen Dampf verbreitete. Er hatte sich das so angewöhnt, daß er eigentlich nur noch komponieren konnte, wenn der indische Hanf seine schönen dicken Wolken machte. Wenn man dann nach dem Komponieren in das Musikzimmer kam, um die Fenster aufzumachen, wurde einem ganz schwummerig davon zumute.”, so Wagners Dienstmädchen. „Richard Wagner, Tristan und Isolde
Theater Lübeck, 2. Februar 2025 PREMIERE“
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Royal Philharmonic Orchestra: Funke da, Feuer mau

 Julia Fischer © Uwe Arens

Das Spitzenorchester aus London stellt einmal mehr in der Kölner Philharmonie großes Können unter Beweis.


Modest Mussorgsky (1839-1881) – Eine Nacht auf dem kahlen Berge (Bearbeitung: Nikolai Rimsky-Korsakow)

Jean Sibelius (1865-1957) – Violinkonzert op. 47

Béla Bartók (1881-1945) – Konzert für Orchester SZ 116

Royal Philharmonic Orchestra
Julia Fischer, Violine
Vasily Petrenko, Dirigent

Kölner Philharmonie, 2. Februar 2025

von Brian Cooper, Bonn

Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, seit das Royal Philharmonic Orchestra unter Chefdirigent Vasily Petrenko in der Kölner Philharmonie brillierte und ein wahres Feuer entfachte. Nun, Anfang 2025, stellte es einmal mehr seine große Virtuosität unter Beweis, unter anderem mit einem der wichtigsten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts, Béla Bartóks Konzert für Orchester. Um im Bild zu bleiben: Auch hier – und den gesamten Abend über – brannte zwar durchaus das Feuer, doch nicht ganz so hell und herzerwärmend wie 2023. „RPO, Julia Fischer, Violine, Vasily Petrenko, Dirigent
Kölner Philharmonie, 2. Februar 2025“
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Auf den Punkt 42: Einfach mal klatschen, wo es nichts zu applaudieren gibt

© Claudia Höhne

Publikumsschelte ist so eine Sache, das überlässt man lieber anderen. Am besten Persönlichkeiten, die über jeden Zweifel erhaben sind. Dem deutschen Schauspieler und Schriftsteller  Curt Goetz (1888-1960) zum Beispiel. Der hatte einst beobachtet: „Das Publikum ist gütig. Es lacht sogar an Stellen, wo es gar nichts zu lachen gibt.“  Das passt perfekt zu  Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Aber kann man wirklich nur Teile des  Publikums haftbar machen?

Wolfgang Amadeus Mozart / Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466

Dmitri Schostakowitsch / Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

Symphoniker Hamburg
Han-Na Chang / Dirigentin

Boris Giltburg / Klavier

Laeiszhalle, Großer Saal, 30. Januar 2025

 von Jörn Schmidt

Vor der Pause war die Welt noch in Ordnung. Obwohl düster und dramatisch angehaucht, quasi als Einstimmung auf das Hauptwerk, verbreitete Boris Giltburg mit seiner Lesart von Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 bereits eingangs liebevoll Hoffnung auf ein Happy End. „Auf den Punkt 42: Einfach mal klatschen…
Laeiszhalle, 30. Januar 2025“
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