Sommereggers Klassikwelt 159 : Hermann Levi dirigierte als Erster den „Parsifal“ in Bayreuth

von Peter Sommeregger

Richard Wagners ausgeprägter Antisemitismus ist eine allgemein bekannte Tatsache und wird zurecht bis heute kritisch diskutiert, schmälert auch durchaus sein Andenken.

Umso erstaunlicher ist es, dass Wagner die Uraufführung seiner letzten Oper „Parsifal“ 1882 in Bayreuth bewusst und mit Absicht dem Dirigenten Hermann Levi übertrug, der einer traditionsreichen jüdischen Rabbiner-Familie entstammte. Man kann darin ganz einfach Wagners Pragmatismus erkennen: Levi galt zu dieser Zeit als einer der besten und berühmtesten Operndirigenten. „Sommereggers Klassikwelt 159 : Hermann Levi dirigierte als Erster den „Parsifal“ in Bayreuth
klassik-begeistert.de, 9. November 2022“
weiterlesen

Eine erfrischend andere Weihnachts-CD, die sehr reizvoll klingt

CD-Tipp

GoldMund
Anna Veit & 6 Münchner Philharmoniker

Mehr oder weniger Lametta

Solo Musica SM 388

 

von Peter Sommeregger

Diese CD kreist thematisch zwar um das Thema Weihnachten, eine konventionelle Aneinanderreihung weihnachtlicher Musik darf man hier aber nur bedingt erwarten. Das äußerst kreative Ensemble GoldMund, bestehend aus der Sängerin Anna Veit und sechs Instrumentalsolisten aus dem Orchester der Münchner Philharmoniker, bildet eine Formation, die sich des Genres Weihnachtsmusik auf höchst kreative Weise annimmt. „CD-Tipp: GoldMund Anna Veit & 6 Münchner Philharmoniker – Mehr oder weniger Lametta
klassik-begeistert.de, 8. November 2022“
weiterlesen

Die drei da Ponte-Opern Mozarts als Gesamtkunstwerk

Foto: https://booking.eventoitaliano.it/de/e-commerce/ravenna-festival-herbst-trilogie-cosi-fan-tutte-6-7-november-2022/

Das Ravenna Festival brachte in seiner Herbst-Trilogie eine Koproduktion mit einem jungen Team

Es gibt noch ansprechende Operninszenierungen, zwar bedauerlicherweise immer seltener auf deutschen und österreichischen Bühnen, aber so doch zumindest in Italien und in historischen Barocktheatern. Im Schlosstheater Drottningholm inszenierte der französische Regisseur Ivan Alexandre 2015 erstmals Mozarts Le Nozze di Figaro  und in der Folge dann auch Don Giovanni und Così fan tutte. Die internationalen Koproduktionen waren 2017 auch als Einzelproduktionen im Schlosstheater Versailles zu sehen, bevor sie im Frühjahr dieses Jahres erstmals zyklisch in Barcelona und Bordeaux zur Aufführung gelangten. Bei allen diesen Aufführungen stand Mark Minkowski am Pult seines historischen Spezialensembles Les Musiciens du Louvre. Nun wanderte die Produktion als Zyklus zur „Herbst-Trilogie“ nach Ravenna, die Cristina Mazzavillani Muti 2012 als kleinere Schwester des mehrwöchigen sommerlichen Ravenna Festivals gründete. Jeweils drei Werke der italienischen Oper, meist von Verdi, stellt die „Herbst-Trilogie“ in einen Kontext. Den Mozart-da Ponte-Zyklus legte das Festival in die Hände junger Dirigenten aus der Talentschmiede Riccardo Mutis.

von Kirsten Liese

Giovanni Conti ist in diesem Dirigententrio der einzige Mann. Er dirigiert den Figaro mit einer beeindruckenden Präzision in den Ensembleszenen. Jedes Motiv ziseliert der erst 26-Jährige filigran aus, spritzig und an den entsprechenden Stellen auch melancholisch wirkt seine Einstudierung mit dem Orchestra Giovanile Luigi Cherubini. Einzig die nervöse Unruhe an dem tollen Tag könnte sich noch stärker vermitteln.  Aber es tut gut, dass der aktuell in Mönchengladbach engagierte Conti die Musik nicht überhetzt. Es stehe bei Mozart alles, was die Psychologie der Figuren und ihrer Entwicklungen ausmache, in der Musik, sagt Conti. Und diese Einsicht bestimmt die Einstudierung des sehr reifen jungen Künstlers, der als Sohn eines Chordirigenten schon im Alter von 15 Jahren mit dem Dirigieren begann und nach seinen Studien, die ihn unter anderem auch nach Stuttgart führten, 2020 an Riccardo Mutis italienischer Opernakademie in Ravenna teilnahm. „„Herbst-Trilogie“ Mozart-da Ponte, Ravenna, 6.-7. November 2022“ weiterlesen

Ein mörderisch guter Opernabend

cardillac1
Daniel Jenz (Der Kavalier) und Stephanie Houtzeel (Die Dame). Alle Fotos: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

WIEN / Staatsoper: WIEDERAUFNAHME von Paul Hindemiths CARDILLAC

  1. Aufführung in dieser Inszenierung
  2. November 2022

Von Manfred A. Schmid

Es war ein mutiger Schritt des neuen Führungsteams der Wiener Staatsoper, dem Wiener Publikum 2010, bald nach Amtsantritt, ausgerechnet Paul Hindemiths 1926 uraufgeführte, vom Expressionismus und Neuer Sachlichkeit geprägte Oper Cardillac darzubieten. Die Rechnung von Staatsoperndirektor Dominique Meyer und seinem kurzzeitigen Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst ging auf: Die Oper über den besessenen Pariser Goldschmied Cardillac, der sich von seinen von ihm geschaffenen Kunstwerken nicht trennen kann und deren Käufer reihenweise ermordet, geriet zu einem Ereignis, wurde begeistert akklamiert und zählt zu den bedeutendsten Produktionen der Ära. Trotzdem brachte sie es in zwölf Jahren gerade einmal auf 11 Aufführungen, bis es nun unter Bogdan Roščić – nach Anläufen 2012 und 2015 – erneut zu einer Wiederaufnahme des Werks kommt.

 

„WIEN / Staatsoper: Wiederaufnahme – Hindemiths CARDILLAC
Wiener Staatsoper 3. November 2022“
weiterlesen

DIE DIENSTAG-PRESSE – 8.NOVEMBER 2022

Foto: Von Epizentrum – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32342679

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 8. NOVEMBER 2022

Frankfurt
„Die Meistersinger von Nürnberg“ an der Oper Frankfurt: Eine neue Interpretation einer wahrhaft vielschichten Oper (Podcast)
swr.de.buehne

Meistersinger von Frankfurt: Bunt, lebendig, gut, lang! (Podcast)
Martin Grunenberg sind die fast sechs Stunden Wagner aber nicht langweilig geworden
hr.de.podcast

Hamburg/Staatsoper
Elbenita Kajtazi begeistert als Liù in der aktuellen Turandot-Serie
Großer Jubel galt am Ende Elbenita Kajtazi als Liù. Schon wie sie in ihrer ersten kurzen Arie ihr inneres Empfinden in den gesanglichen Ausdruck legte, war bewunderungswürdig. In der großen Arie Tu che gel sei cinta im dritten Akt steigerte sie sich nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch in das Leiden der Calaf liebenden Sklavin hinein.
Von Dr. Ralf Wegner
Klassik-begeistert.de

„DIE DIENSTAG-PRESSE – 8. NOVEMBER 2022“ weiterlesen

Wie Musik in Köln ein Zeichen für den Frieden setzt

Foto: Nationales Sinfonieorchester der Ukraine Quelle: https://www.mb-concerts.com/

Nationales Sinfonieorchester der Ukraine

Volodymyr Sirenko, Dirigent
Olga Scheps, Instrument

Borys Ljatoschynskyj – Hražyna op. 58, Ballade für Orchester
Franz Liszt – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur S 124
Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93

Zugaben:

Olga Scheps – Variation auf ein Thema aus „Unravel 2“ von Frieda Johnson
Mykola Lyssenko – Ouvertüre „Taras Bulba“
Levko Kolodub – Finale aus „Ukrainian Carpathian Rhapsody“


Kölner Philharmonie,
6. November 2022


von Daniel Janz

Es hat schon etwas hoch Brisantes, wenn das Nationalorchester einer Nation auftritt, die gerade in einem unverschuldeten Krieg ihrer eigenen Zerstörung entgegenblickt. Ganz besonders, wenn dieses Orchester als nationaler Botschafter auftritt. Von einer solchen Botschaft kann viel abhängen. Ist sie nun ein Ruf zu den Waffen? Ein Zeichen des Widerstands? Oder sogar Ausdruck von Friedfertigkeit und Vergebung? Was es an diesem Tag in Köln zu erleben gibt, ist jedenfalls nicht von Hass geprägt, sondern vermittelt den Eindruck einer unterdrückten Nation, die sich nach Freiheit und Frieden sehnt. Eine lohnende Gelegenheit also, musikalisch der Ukraine zu begegnen. „Nationales Sinfonieorchester der Ukraine, Volodymyr Sirenko, Dirigent
Kölner Philharmonie, 6. November 2022“
weiterlesen

Kajtazi krönt sich zur Königin der Dammtorstraße, Buh-Rufe für Calaf

Foto: Dr. Ralf Wegner

Drei Produktionen, drei überragenden Spitzenleistungen: Elbenita Kajtazi gelingt mal wieder die triumphierende Sensation des Abends! Reichlich Buh-Rufe gab es für Sergey Polyakovs Calaf – mehr braucht man dazu nicht sagen.


Turandot

Musik von Giacomo Puccini
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi

Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

 

von Johannes Karl Fischer

Elbenita Kajtazi stemmt einen Kraftakt gegen einen Tenor, einen Bass und ein gewaltiges Puccini-Orchester, als wolle sie und nicht Calaf, Turandot besiegen. Herzzerreißend auch ihr Einwand „È per l’amore“:  Was eigentlich eine musikalische Nebenbemerkung inmitten des türmenden Machtkampfes zwischen den zwei Hauptpartien ist, gelingt ihr zur triumphierenden Sensation des Abends! „Dove regna Turandot“ sollte heißen: „Dove regna Elbenita“. „Turandot, Musik von Giacomo Puccini
Staatsoper Hamburg, 6. November 2022“
weiterlesen

Elbenita Kajtazi begeistert als Liù in der aktuellen Turandot-Serie

Foto: Tigran Martirossian (Timur), Elbenita Kajtazi (Liù) und Sergey Polyakov (Calaf) 

Großer Jubel galt am Ende Elbenita Kajtazi als Liù. Schon wie sie in ihrer ersten kurzen Arie ihr inneres Empfinden in den gesanglichen Ausdruck legte, war bewunderungswürdig. In der großen Arie Tu che gel sei cinta im dritten Akt steigerte sie sich nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch in das Leiden der Calaf liebenden Sklavin hinein.


Turandot 

Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano

Staatsoper Hamburg, 6. November 2022

von Dr. Ralf Wegner

Anna Smirnova ist eine international bekannte und an den großen Opernhäusern der Welt eingesetzte Sängerin, die als Sopranistin, häufiger aber auch als Mezzosopranistin beschrieben wird. Als Turandot hat sie eine herausragende Qualifikation, sie liegt mit ihrer Stimme bombensicher über dem Orchester, vor allem im nicht mehr von Puccini komponierten Ende des Stücks. Mit ihrer Auftrittsarie In questa reggia überzeugte sie aber nicht so ganz, wenig Farbmodulation, ein übermäßiges Vibrato und eine zur Schärfe, die Grenze zum Schrillen fast berührende Tonproduktion beeinträchtigten den Eindruck von dieser Sängerin. „Turandot, Giacomo Puccini, Finale: Franco Alfano
Staatsoper Hamburg, 6. November 2022“
weiterlesen

Zwei Virtuosen der klassischen Gitarre beeindrucken in Bonn

Im Auditorium des Kunstmuseums gibt es Bekanntes und weniger Bekanntes in ungewöhnlicher Besetzung – für zwei Gitarren


Claude Debussy (1862-1918) – Petite Suite
Astor Piazzolla (1921-1992) – Tango Suite
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – „Italienisches Konzert“ BWV 971
Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Sonate pathétique op. 13

Kunstmuseum, Bonn, 6. November 2022

von Brian Cooper, Bonn (Text & Fotos)

Wie schön ist es doch, endlich wieder ein ausverkauftes Haus zu erleben. In Köln waren zuletzt viele Philharmonie-Konzerte beängstigend schlecht verkauft.

Auch die Bonner Meisterkonzerte haben derzeit große Sorgen. Diese verdiente Reihe, auf klassische Gitarre spezialisiert, sei, wie zu Beginn des Monats verkündet wurde, „akut gefährdet“. Endlich konnte man jedoch am 6. November wieder ein volles Haus im Auditorium des Bonner Kunstmuseums verzeichnen. „Weltklasse-Gitarristen Matteo Mela und Lorenzo Micheli
Kunstmuseum, Bonn, 6. November 2022“
weiterlesen

Durch Gordon Hamilton wird die Tonhalle Düsseldorf zur zoologischen Wunderkiste

Foto:  (c) Susanne Diesner   

Gordon Hamilton, Dirigent
Julia Smirnova, Violine
Konstantin Manaev, Violoncello
Düsseldorfer Symphoniker

Jörg Mohr, Regie

Joe Hisaishi – Prinzessin Mononoke – The Legend of Ashitaka, 1997
Joe Hisaishi Spirited Away-Suite aus Chihiros Reise ins Zauberland“, 2001
Peter I. Tschaikowsky – Nussknacker-Suite (Auszüge), 1892
John Williams – Main Title (Jurassic Park), 1993
James HornerAlien“-Suite, 1986
Gordon Hamilton – Garden of Animals, 2022
Yuanfan Yang – Duo de Charme, 2022

Düsseldorfer Symphoniker, Tonhalle Düsseldorf, 3. November 2022

Von Daniel Janz

Tiere, Erscheinungen und Gestalten – das sind heute die Inhalte, mit denen die Düsseldorfer Symphoniker unter Gordon Hamilton zum Konzert laden. Dabei ist von Naturgeistern über Dinosaurier, filigranen Gestalten der Märchenwelt bis hin zu furchterregenden Horrormonstern alles dabei. Ein Programm, das sich nicht nur als Publikumsmagnet erweist – besonders erfreulich: Vor allem junge Menschen treibt es heute in den ausverkauften Konzertsaal. Sondern auch Themen, die in Zeiten von Klimawandel und Verdrängung von natürlichen Lebensräumen nicht oft genug betont werden können; Werbung für das „Orchester des Wandelns“ als musikalische Vereinigung gegen die Klimakatastrophe inklusive. Was heute Abend also stattfindet, ist nicht weniger, als ein Statement für das Gleichgewicht von Natur und Mensch. „Düsseldorfer Symphoniker unter Gordon Hamilton
Düsseldorfer Symphoniker, Tonhalle Düsseldorf, 3. November 2022“
weiterlesen