Von New York nach Wien ist’s nur ein Katzensprung! – Lübeck begrüßt das neue Jahr mit einem klingenden Cocktail

Photo: Andreas Ströbl

Bunt wie ein Hahnenschwanz sollte ein Cocktail sein – daher der Name für das Mixgetränk. Und mit einer farbenfrohen Mischung aus US-amerikanischen und europäischen Klängen startete Lübeck ins Musikjahr 2025 – wenn dies klingende Getränk in der Musik- und Kongresshalle serviert wird und der Barkeeper Stefan Vladar heißt, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Neujahrskonzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle, 1. Januar 2025

Stücke von Gershwin, Bernstein, Strauss, Ravel und Strauß

Stefan Vladar, Dirigent
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck

von Dr. Andreas Ströbl

Die wundervolle Geschichte, wie George Gershwin 1928 nach Wien kam, um die Witwe von Josef Strauß zu treffen, und ihm im Café Sacher erstmal seine „Rhapsody in Blue“ entgegenschallte, erzählt Dramaturg Jens Ponath im Programmheft zum Neujahrskonzert 2025 in der Lübecker Musik- und Kongresshalle. Auch dass Johann Strauß 1872 Walzer-Erfolge in Boston feierte, wird im Heft erwähnt, und das ist der Hintergrund des vielfältigen, atlantiküberspannenden Programms am 1. Januar des neuen Jahres. „Neujahrskonzert in Lübeck
Musik- und Kongresshalle, Lübeck, 1. Januar 2025“
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Ist Mozarts Zauberflöte ohne Schikaneders Libretto noch eine Zauberflöte?

Hellen Kwon (Erste Dame), Adriana González (Pamina), Aaron Godfrey-Mayes (Tamino), Yeonjoo Katharina Jang (Papagena), Benjamin Appl (Papageno), Peter Galliard (Monostatos), Aleksandra Olczyk (Königin der Nacht) (Foto: RW)

Offenbar hat heute niemand mehr eine Vorstellung davon, wie Kurt Moll den Sarastro jahrelang auf dieser Bühne gesungen hat: Zum Niederknien schön mit voluminösem, in der Breite den Raum flutenden balsamischen Bass und einem unvergleichlichen Timbre.

Die Zauberflöte, deutsche Oper in zwei Aufzügen
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Emanuel Schikaneder

Inszenierung: Jette Steckel, Bühnenbild: Florian Lösche

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Musikalische Leitung   Leo Hussain

Staatsoper Hamburg, 1. Januar 2025

von Dr. Ralf Wegner

Jette Steckels Inszenierung verfolgt die Grundidee, alles wegzulassen, was sie nicht in ihr übergestülptes Konzept einbinden kann

Früher wäre eine solche Zauberflötenaufführung wohl nicht goutiert worden. Eine eigentlich leichte Märchenhandlung mit Brüchen, wie sie von Kindern fraglos hingenommen und von Erwachsenen kritisch hinterfragt wird, wurde von Jette Steckel fast bis zur Unkenntlichkeit überkleistert. „Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte
Staatsoper Hamburg, 1. Januar 2025“
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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 2. JANUAR 2025

Neujahrskonzert 2025 © Dieter Nagl für die Wiener Philharmoniker

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DIE DONNERSTAG-PRESSE – 2. JANUAR 2025

Wien
Die Menschheit applaudiert dem himmlischen und ur-wienerischen NEUJAHRSKONZERT 2025
Auch 2025 begeistern Riccardo  Muti und die Wiener Philharmoniker mit einem ur-wienerischen, musikalisch hochfeinen Musikmorgen zu Ehren der Strauß-Tradition. Die Neujahrskonzert-Debütantin Constanze Geiger hat einen Stammplatz auf dem Programm verdient. Die Kernbotschaft von der Donau in die Welt: Frieden! So kann das Jahr 2025 gerne weiter gehen!
Von Johannes Karl Fischer
Klassik-begeistert.de

Die erste Frau erklingt beim Neujahrskonzert 2025
Riccardo Muti hat zum 7. Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigiert. Dabei bringt er mehr Agogik ins Spiel, als man erwarten dürfte. Die Dynamiken, die Lautstärkenunterschiede, seien das Wichtigste, um Musik zu gestalten. Hat Riccardo Muti gesagt.
Von Jürgen Pathy
Klassik-begeistert.de

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Leicht, luftig und locker: Der musikalische Silvester-Report von klassik begeistert

klassik begeistert wünscht allen Autorinnen und Autoren sowie allen Leserinnen und Lesern einen geschmeidigen Flug ins hoffentlich friedvollere Jahr 2025.

Ich danke allen Klassik-Reportern für die Begeisterung, mit der sie ihrem Handwerk nachgehen. Nur durch Euer Engagement, Euer Wissen, Euer Gehör und vor allem durch Eure Schreibkunst ist klassik-begeistert.de zum größten deutschsprachigen Klassik-Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgestiegen. Und das ohne Pause seit 2018.

Als kleines Silvester-Präsent gibt es für Euch / für Sie die wunderbare Silvester-Geschichte von kb-Autorin Dr. Petra Spelzhaus aus München. Wir wünschen viel Freude und Entspannung beim Lesen! AS

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von Dr. Petra Spelzhaus

Wer fiebert nicht das ganze Jahr auf diesen einen Moment hin? Im Dezember erhalten wir unsere Trackingdaten von Spotify als Jahresrückblick „Wrapped“ präsentiert. Welche Künstler und Songs wurden am häufigsten von uns aufgerufen? Die Analyse unseres Hörverhaltens erspart uns so manche Psychotherapie. Wurde ich vor einem Jahr noch als Retroromantikerin klassifiziert, so machte ich es dem Streamingdienst dieses Jahr schwerer, mich in eine Schublade zu stecken. „klassik begeistert-Silvesterspecial
31. Dezember 2024“
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Von expressiv zarter Klangschönheit bis zu kataraktdonnerndem Getöse ist alles dabei

Die Glocke Bremen © Ullrich Altmann und Patric Leo

Silvesterkonzert 2024

Mit einem derart begeisternden Konzert dürften am Ende eines wahrhaft ereignisreichen Jahres nicht nur die Erwartungen der eingangs erwähnten Zuhörer vollends erfüllt worden sein.

Giuseppe Verdi: Ouvertüre aus „Die Macht des Schicksals“

Felix Mendelssohn Bartholdy:  Konzert für Violine und Orchester e-Moll op.64

Antonín Dvořák: Sinfonie Nr.9. op.95 „Aus der Neuen Welt“

Philharmonie Lemberg
Marko Komonko Violine
Gudni A. Emilsson  Dirigent

Bremer Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 31. Dezember 2024

von Dr. Gerd Klingeberg

Zu Weihnachten das Weihnachtsoratorium, zum Neujahr wie gewohnt ein Johann-Strauß-Walzer. Aber welche Musik passt denn am besten zu einem Silvesterkonzert? Nun ja, man wünsche sich Musik, die plastische Bilder hervorruft. Allzu klassisch ernst dürfe es natürlich nicht sein, eher gefällig, heiter optimistisch. Und gerne etwas Bekanntes. So und so ähnlich höre ich einige Konzertbesucher neben mir bei einer Diskussion über das, was sie erwarten. „Silvesterkonzert 2024, Philharmonie Lemberg, Gudni A. Emilsson, Dirigent
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 31. Dezember 2024“
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DIE MITTWOCH-PRESSE – 1. JANUAR 2025

Riccardo Muti, Musikverein Wien © Kirsten Liese

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DIE MITTWOCH-PRESSE – 1. JÄNNER 2025

Wien
Neujahrskonzert: Wann beginnt es, was wird gespielt, warum fliegt dabei ein Raumschiff?
Riccardo Muti steht heute zum siebenten Mal am Pult des berühmtesten Klassik-Events der Welt. Wann und wo es zu hören und zu sehen sein wird. Der Wiener geht, so heißt es, zwei Mal im Leben ins Kunsthistorische Museum – ein Mal als Kind, und ein Mal mit dem Enkerl an der Hand. Und zwei Mal pro Jahr hört man normalerweise die Musik der Strauss-Dynastie: am 31. 12. bei der „Fledermaus“ und am 1. 1., im Fernsehen und Radio, beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Das wird zwar heuer ganz, ganz anders werden – denn das gesamte Jahr 2025 steht musikalisch im Zeichen von Johann Strauss Sohn, dessen 200. Geburtstag groß gefeiert wird. Dennoch ist bereits im Vorfeld absehbar: Gleich dieses Konzert am 1. Jänner im Goldenen Saal des Musikvereins wird ein Höhepunkt der Strauss-Feierlichkeiten gewesen sein.
Kurier.at

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DIE DIENSTAG-PRESSE – 31. DEZEMBER 2024 / Silvester

Lise Davidsen © Ray Burmiston

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DIE DIENSTAG-PRESSE – 31. DEZEMBER 2024 / Silvester

Wien/Staatsoper
»Ariadne auf Naxos« Lise Davidsen übernimmt Titelpartie für Anna Netrebko
Das geplante Rollendebüt von Anna Netrebko muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
WienerStaatsoper.at

Riccardo Muti für 2025: Musik ist immer „per la beltà, per la pace, per la gioia between people“
Drei Tage vor dem weltberühmten Neujahrskonzert gab der italienische Star-Dirigent Riccardo Muti gemeinsam mit dem Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer und dem ORF-Generalintendanten Roland Weißmann eine Pressekonferenz im prächtigen Hotel Imperial gegenüber vom Musikverein Wien. Ausführlich äußerte sich der routinierte Neujahrskonzert-Chef am Pult nicht nur zu Constanze Geigers Ferdinandus-Walzer – schließlich das erste Mal in der 85-jährigen Geschichte des traditionsreichen Konzerts, dass überhaupt ein einziges Werk einer Frau auf dem Programm steht. 
Von Johannes Fischer
Klassik-begeistert.de

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„Das Musikglück lässt sich kaum fassen“ – klassik-begeistert-Reporter berichten, Teil 3

Meine Lieblingsmusik 2024

Glücksklee Oxalis © Benes Oeller

Die Autorinnen und Autoren von klassik-begeistert.de besuchen mehr als 1000 Konzerte und Opern im Jahr. Europaweit! Als Klassik-Reporter sind sie ganz nah dran am Geschehen. Sie schreiben nicht über alte Kamellen, sondern bieten den Leserinnen und Lesern Stoffe aus den besten Opern- und Konzerthäusern der Welt. Was haben sie gehört, gespürt, gesehen, gefühlt, gerochen? 

Ich danke allen Klassik-Reportern von klassik-begeistert für die Begeisterung, mit der sie ihrem Handwerk nachgehen. Nur durch Euer Engagement, Euer Wissen, Euer Gehör und vor allem durch Eure Schreibkunst ist klassik-begeistert.de zum größten deutschsprachigen Blog in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgestiegen. Und das ohne Pause seit 2018.

Ich wünsche allen Autorinnen und Autoren sowie allen Leserinnen und Lesern einen geschmeidigen Flug ins hoffentlich friedvollere Jahr 2025.

Herzlich,

Andreas Schmidt, Herausgeber

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Ein Programm so paradox wie die Welt und unser Sein in ihr

Was hat mich so richtig begeistert 2024 – neben Yuja Wang, Lisa Batiashvili, Jörg Widmann, Anna Netrebko, Kirill Petrenko und wie sie alle heißen; neben den großen Orchestern und Festspielmomenten Europas und den kleinen und großen Chorkonzerten: Ja, was war das eigentlich? Das war ein kleines, ausverkauftes Klezmer-Konzert des Duos Zunroyzn in der Villa Grunholzer in Uster bei Zürich. Das Duo bilden Sabine Furrer an der Geige und Jule Seggelke (Betonung übrigens auf der zweiten Silbe, falls Ihnen das grad unklar war – also quasi Jule Seggėlke) am Akkordeon. Sie kombinierten Klezmerklänge mit Tagebucheinträgen von Etty Hillesum und Viktor Klemperer.

Es enstand ein Programm, so paradox wie die Welt und unser Sein in ihr. Unter dem Titel „Der Zeit standhalten“ entfaltete sich ganz zart die Wucht des Lebens und seiner Bedrohung. In den Tagebucheinträgen der Spiegel einer dunklen Zeit, die doch auch ein Alltagsgesicht hatte. Und dazu der aus einer ganz anderen Ecke stammende Klezmer, der von den Musikerinnen frei assoziierend ausgesucht wurde und der als Tanzmusik ebenso begeistert wie melancholisch macht, zugleich mit seiner Traurigkeit auch immer Lebensfreude weckt. Das macht, so mitreißend wie das Duo Zunroyzn spielt, auch schlicht Spaß und doch zugleich nachdenklich. In unserer Welt heute, in der menschliche Solidarität wieder und immer stärker als etwas Gefährliches gebrandmarkt wird und in der jüdisches Leben wieder und immer stärker gefährdet ist, war dieser nicht besonders berühmte, aber virtuos bestrittene Abend für mich das wichtigste musikalische Ereignis 2024.

Sandra Grohmann, Berlin

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Ich finde Kent Nagano klar und farbig, mein Herausgeber findet ihn unterirdisch

Kent Nagano hat im Februar2024  nach überstandener Krankheit Peter Grimes von Benjamin Britten an der Staatsoper Hamburg dirigiert. Geschärfte Rhythmik und intelligent  variierte Tempi trafen auf eine selten klare Farbigkeit. Harte Konturen mündeten in einem sogartigen Fluss der Musik. Dazu der sensationell gute Chor und Gregory Kunde als Peter Grimes. Ich fand´s beispiellos großartig. Andreas Schmidt, der Herausgeber von Klassik-begeistert, fand Naganos Dirigat bemerkenswert unterirdisch und hat sogleich einen ziemlichen Verriss zu Papier gebracht. Später haben wir Andreas` viel beachteten Beitrag bei einer Flasche Wein diskutiert. Seither schreibe ich für Klassik-begeistert, auch deshalb war Peter Grimes mein Schönstes Musikerlebnis 2024.

Jörn Schmidt, Sylt

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Mahler strahlt in Hamburg und Erl schmiedet einen wunderbaren „Ring“

Beschriebe ich die Aufführung von Mahlers 8. Symphonie als „mein schönstes Musikerlebnis 2024“, dann entspräche das einer sträflichen Untertreibung. Dieses musikgewordene Licht mit seinen Klangblüten, die erhaben bis ins Weltall strahlen, haben Solisten, Chöre und Orchester unter Semyon Bychkov am 14. April 2024 im Innersten verstanden und im Großen Saal der Elbphilharmonie in Perfektion wiedergegeben. Wenn es einen Gott gibt, dann spricht er durch Gustav Mahler und wer Ohren hatte zu hören, durfte an diesem musikalischen Gottesbeweis teilhaben. Amen.

Der Höhepunkt des Festspielsommers in Erl (Tirol) war zweifellos der von Kammersängerin Brigitte Fassbaender inszenierte „Ring des Nibelungen“ (besuchte Vorstellungen: 6. – 10. Juli). Bei allen technischen Einschränkungen des Passionsspielhauses überzeugte eine einfallsreich gestaltete Bühne mit zauberhaften Video-Einblendungen, intelligent eingesetzten Licht-Effekten und vor allem einer detailverliebten Personenregie mit psychologischem Tiefgang. So will man die Tetralogie erleben und man konnte sich Wagners Kommentar vorstellen: „Endlisch vaschdähd ma jemand, was in den Figuren bassierd!“

Dr. Andreas Ströbl, Lübeck

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Das Musikglück lässt sich kaum fassen, oder: Die Qual der Wahl

Mehr als 60 Abende in Oper und Konzertsaal, Beeindruckendes, Berührendes, Berauschendes und Unvergessliches. Welches soll nun das allerschönste Erlebnis sein? Da gibt es so viele, Schönbergs „Pelleas und Melisande“ im letzten Lübecker Symphoniekonzert und seine „Gurre-Lieder“ in der Elphi, die Zweite Symphonie von Thomas Larcher unter Klaus Mäkelä, ebenda. Und dann war da die Neunte Symphonie von Anton Bruckner, von Herbert Blomstedt an seinem 97. Geburtstag wenige Meter vom Sarg des Komponisten entfernt in St. Florian zelebriert, unvergesslich, wie so vieles mehr.

Dennoch, drei Opernerlebnisse überstrahlen alles. Zunächst, rein musikalisch gesehen, der 2. Akt im diesjährigen Bayreuther „Tristan“. Was da aus dem Orchestergraben strömte, war im wahrsten Sinne geradezu uner- bzw. ungehört. Weinbergs Oper „Die Passagierin“ in Lübeck bot Unfassbares in einer sowohl musikalisch als auch inszenatorisch erschütternden wie gleichzeitig großartigen Produktion. Aber über allem: 90 atemlose Minuten an der vordersten Sitzkante bei „Elektra“ in Lübeck. Musikalisch ein einziger, sich stetig steigernder Rausch, mit einem Orchester und Sängern, die, vor allem die drei Solistinnen, in einer phantastisch klaren Inszenierung wie von Sinnen sangen und spielten und das Publikum zu nie erlebten Begeisterungsstürmen hinrissen. Mehr Wahnsinn war nie!

Dr. Regina Ströbl, Lübeck

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Elbenita Kajtazi gebührt die Krone als beste Tatjana 

Trotz vieler schöner Aufführungen und ganz exzellenter gesanglicher Leistungen wie  Gregory Kunde als Peter Grimes und Calaf, Julia Lezhneva als Cherubino oder Pene Pati als Des Grieux gebührt die Krone einer nur mit Ensemblemitgliedern besetzten Repertoirevorstellung der Hamburgischen Staatsoper. Es handelt sich um Eugen Onegin mit Alexey Bogdanchikov als Onegin, Elbenita Kajtazi als Tatjana, Dovlet Nurgeldiyev als Lenski, Kristina Stanek als Olga und Alexander Roslavets als Gremin im April 2024.

So eine Tatjana hatte ich auf der Bühne bisher nicht erlebt. Je nach Seelenverfassung zeigte sie eine weiche samtige Stimmfärbung oder golden aufblühende Töne, um dann in den leidenschaftlichen Ausbrüchen in der Höhe einen Saphirglanz zu verströmen, der betroffen machte. Sie weckte mit ihrem Gesang bei dem Onegin von Bogdanchikov zudem eine gesanglich-sinnliche Leidenschaft, die ich bis dato bei ihm nicht erlebt hatte. Und Nurgeldiyevs Kuda-Arie zu loben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Großer Jubel galt damals auch dem britische Dirigenten Finnegan Downie Dear sowie den anderen Mitwirkenden.

Nur eine kurze Anmerkung zum Ballett: Zahlreiche Aufführungen von Balletten John Neumeiers kündeten von dem Genie des Choreographen und den herausragenden Fähigkeiten der Hamburger Tänzerinnen und Tänzer. Nachhaltig beeindruckte mich allerdings eine Aufführung des Dortmunder Balletts: Die von Xin Peng Wang in ein neues Gewand gekleidete und um zahlreiche Pantomimen entschlackte Hollywood-Version des Ballettklassikers La Bayadère. Zudem überzeugte ein neuer Tanzstar mit weiten Sprüngen und superben Drehungen: Der erst 23jährigen Georgier Giorgi Potskhishvili, dem es mit seiner Partnerin Anna Tsygankova geradezu gelang, als Traumpaar in die Annalen dieses Balletts einzugehen.

Dr. Ralf Wegner, Hamburg

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Mieczyslaw Weinbergs Oper „Die Passagierin“ setzt ein deutliches Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit

Wie nur selten findet bei dieser Produktion alles zusammen. Dirigent Takahiro Nagasaki führt das Orchester, die Solisten und den Chor mit sicherer Hand und großer Empathie durch die anspruchsvolle, mitreißende Partitur. Die Hauptpartien sind mit Adrienn Miksch, Marlene Lichtenberg, Jacob Scharfmann und Konstantinos Klironomos auf höchstem Niveau besetzt. Dies gilt auch für die vielen anderen Rollen und den wunderbar homogenen Chor.

Die Inszenierung von Bernd Reiner Krieger erzählt die Geschichte gradlinig mit all ihren Härten und Schrecknissen, lässt aber auch den kleinen, intimen Szenen ihre Wirkung. Ein großes Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz, und die Würde des Menschen. Für mich, als langjährigen Theaterbesucher, ist diese Produktion ein absoluter Meilenstein und das schönste Musikerlebnis 2024.

Axel Wuttke, Lübeck

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Die Krönung 2024 war ein Meisterkurs mit der wunderbaren Barbara Frittoli

2024 war ein Jahr voller Entdeckungen unbekannter Werke: La montagne noire von Holmès in Dortmund, Fausto von Bertin in Essen, Gunlöd von Cornelius in Mainz, Masaniello von Carafa in Bad Wildbad, Columbus von Werner in Bonn, Guercoeur von Magnard in Strasburg, The Wreckers von Smyth in Karlsruhe. An der Oper in Frankfurt sah ich meine erste Lulu von Berg, meine erste Lady Macbeth von Mzensk von Schostakowitsch. Aus dem gängigen Opernrepertoire gab es dieses Mal nicht so viel: einige Wagneropern, nur eine von Verdi und in seinem Festjahr sogar nur zwei Puccini-Abende. Einen dieser Abende hier besonders hervor zu streichen wäre ungerecht.

Allerdings können diese Abende nie die Genugtuung geben, die eigene Konzerte vermitteln. Und da hatte ich dieses Jahr wieder einmal großes Glück: mehrere Auftritte mit meinem Bass-Kollegen Manfred Logelin und unserem Pianisten Christoph Nanquette mit unserem Programm “Ein Bass, zwei Bässe(r)!”, einige Lieder- und Arien-Abende, sowie zwei wunderbare Chorkonzerte bei denen ich mich auch als Solist einbringen durfte.

Die Krönung des Jahres war allerdings einen Meisterkurs zu belegen mit der wunderbaren Barbara Frittoli (Organisation: Sequenda Opera Studio Luxemburg / Leitung: Luisa Mauro). Unvergleichlich wie diese Grande Dame der Oper die Sänger auf bezaubernde Weise auf ihre Fehler hinweist, ihnen Lösungen hierzu aufzeigt, diese ihnen aber nie aufdringlich aufzwingt. Besonders bei Mozart und Verdi zeigen sich ihr außergewöhnliches Wissen und ihre lange Erfahrung um die Interpretation derer Werke. Dabei singt sie alle Rollen mit, von Sopran bis Bass! Die Kurse werden nebenbei gespickt mit interessanten Anekdoten aus ihrer großen Karriere.

Begleitet wurde sie von den großartigen Pianisten und Korrepetitoren Tatsiana Molakava und Diego Mingolla, mit dem ich schon einige Male zusammen arbeiten durfte und der mich immer wieder durch seine musikalische Vielfalt begeistert. Solche Erlebnisse sind unübertrefflich!

Jean-Nico Schambourg, Luxemburg

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Mein schönstes Konzerterlebnis 2024

Immer wenn ich in Minutemade gehe, werde ich überrascht. Die
Unvorhersehbarkeit dessen was ich an Choreografie präsentiert bekomme, macht den Reiz aus, den das Format auf mich ausübt. Dieses Mal: Bewegungen die so langsam sind, dass ich sehr genau hinsehen muss, um zu entdecken, dass sich etwas bewegt. Zugleich ist der kleine Tanzraum so groß, dass sich trotzdem überall da, wo ich nicht hinsehe, so viel bewegt hat. Ein großes faszinierendes Rätsel, das Mari Carrasco bei Minutemade Act One im Probenraum des Gärtnerplatztheaters im November für mich choreografiert.

Die zweite Choreografie von Fernando Melo gibt sich als Initial zur Bewegung die Berührung von Kopf und Mund. So wird die am Boden liegende Tänzerin angehoben. Mit unsichtbaren Magneten der sanften Kopfberührung, die sich als zu schwach erweisen. Eine sanfte Hand ermöglicht den Moment, in dem der Kopf des Tänzers unter den der Tänzerin witscht. Dieser warme mich herzwärmender Flow umfängt mich und lässt all meine Widrigkeiten für diesen Moment verstummen. Das ist wunderbar.

Frank Heublein

 

Madama Butterfly in Zürich – großes Leid ist vorprogrammiert

Zürich/Madama Butterfly © Toni Suter

Was für eine Tragödie! Was für eine Intensität! Was für ein Abend! 

Diese Geschichte ist eine furchtbar traurige und furchtbar aktuelle und furchtbar vermeidbare und, in Kombination mit der großartigen Musik, eine zu Herzen gehende.

Madama Butterfly
von Giacomo Puccini

Musikalische Leitung:  Marco Armiliato

Inszenierung:  Ted Huffman
Bühnenbild:  Michael Levine
Kostüme:  Annemarie Woods
Choreinstudierung:  Ernst Raffelsberger

Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich

Statistenverein am Opernhaus Zürich

 Opernhaus Zürich, 29. Dezember 2024

von Kathrin Beyer

Es ist tragisch, wenn eine beständig und aufrichtig liebende Frau auf einen oberflächlichen, triebgesteuerten Mann trifft, der die Hochzeit mit dieser 15-jährigen Japanerin nur als vorübergehende Ehe betrachtet, bis er eine Amerikanerin „richtig“ heiratet. Leider vergisst er, diesen Umstand mit seiner „nur vorübergehenden Ehefrau“ zu kommunizieren. Großes Leid ist vorprogrammiert. Diese Geschichte ist eine unendlich traurige und schrecklich aktuelle und furchtbar vermeidbare und, in Kombination mit der großartigen Musik, eine zu Herzen gehende. „Giacomo Puccini, Madama Butterfly
 Opernhaus Zürich, 29. Dezember 2024“
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DIE MONTAG-PRESSE – 30. DEZEMBER 2024

Pressekonferenz zum Neujahrskonzert 2025 mit Riccardo Muti.
vlnr: Riccardo Muti, Dirigent; Daniel Froschauer, Vorstand Wiener Philharmoniker © Wiener Philharmoniker

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 30. DEZEMBER 2024

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2025: ORF-Übertragung des Klassikereignisses geht in mehr als 90 Länder
Pressekonferenz mit Vorstand Froschauer, Maestro Muti und ORF-Generaldirektor Weißmann
Wien (OTS) – Bereits seit gestern Nachmittag (27. Dezember) wird im Wiener Musikverein für das 85. Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker kräftig geprobt. Zum bereits siebenten Mal – nach 1993, 1997, 2000, 2004, 2018 und 2021 – übernimmt der italienische Stardirigent Riccardo Muti die Leitung des international wohl berühmtesten Klassikereignisses, das der ORF am Mittwoch, 1. Jänner 2025, zum 67. Mal in seiner Geschichte aus dem Goldenen Saal wieder in die ganze Welt übertragen wird. Ab 11.15 Uhr kann das österreichische Publikum via ORF 2, ORF ON und Ö1 live dabei sein, ebenso wie Millionen Menschen in weiteren 92 Ländern, die die eindrucksvollen ORF-HD-Bilder von insgesamt 14 Kameras unter der bewährten TV-Regie von Michael Beyer übernehmen werden. Die ORF-Radioübertragung wird in rund 30 Ländern weltweit zu hören sein…
ots.at

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