Sommereggers Klassikwelt 261: Wir gratulieren Agnes Baltsa zum 80. Geburtstag

Vielen Opernfreunden wird die griechische Mezzosopranistin Agnes Baltsa noch ein Begriff sein, es scheint noch gar nicht so lange, dass sie ihre große internationale Karriere beendet hat. Kaum zu glauben, dass sie jetzt bereits ihren 80. Geburtstag feiert!

von Peter Sommeregger

Zur Zeit ihrer Geburt, am 19. November 1944 auf der griechischen Insel Lefkas, konnte sich ihre Heimat gerade von der deutschen Besatzung befreien.

Zunächst studierte sie am Konservatorium in Athen Gesang, dank eines Maria-Callas-Stipendiums konnte sie ihre Studien in München und Frankfurt am Main fortsetzen. In Frankfurt hatte sie 1968 auch ihr Bühnendebüt als Cherubino in Mozarts „Nozze di Figaro“. Bis 1972 blieb sie der Frankfurter Oper verbunden, ab 1969 trat sie auch regelmäßig an der Deutschen Oper Berlin auf. Ihre Karriere entwickelte sich schnell, an der Wiener Staatsoper hatte sie 1969 ein glanzvolles Debüt als Octavian im „Rosenkavalier“, ab 1972 war sie ständig im Haus am Ring zu hören. „Sommereggers Klassikwelt 261: Agnes Baltsa
klassik-begeistert.de, 19. November 2024“
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Ich glaub, ich steh im Wald!

Carl Maria von Weber DER FREISCHÜTZ © Brinkhoff-Moegenburg

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text von Johann Friedrich Kind
Musik von Carl Maria von Weber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung   Yoel Gamzou

Inszenierung:  Andreas Kriegenburg
Bühne: Harald B. Thor, Kostüme:  Andrea Schraad

Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024


von Harald Nicolas Stazol

Soviel Holz in der Hüttn war nie! Und dürfte es in der Hamburger Staatsoper selten gegeben haben, zur „Freischütz“-Premiere, der 10. Inszenierung am Haus seit dem 26. Dezember 1917, von der ersten Hamburger Aufführung 1822 ist wenig bekannt – nein, an Holz mangelt es Andreas Kriegenburg und seiner mit großer Spannung erwarteten Aufführung nicht, bzw. seinem bevorzugten Bühnenbildner Harald B. Thor.

Ist doch der hier so bedeutsame, und den Deutschen seit der Romantik so symbolträchtige Wald, bereits abgeholzt, und in riesigen, braunen und spektakulär hin und her gefahrenen Wänden aus recht gigantischen Holzquadern zusammengesetzt, es duftet bis in die Mitte des Parketts, aber wer nun Waldgrün und Tannen erwartet hat, wird nun enttäuscht werden, „Schrecklich, ganz schrecklich“ höre ich vor mir einen Naturalisten, nun denn, dem kann ich mich MITNICHTEN anschließen, ist das Ganze für ja GANZ neu, und dann gleich bei Kriegenburg zu landen, ist ja wohl ein Glücksfall?

„Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024“
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Bremer Philharmoniker begeistern mit effektvoll erstellten, farbintensiven Klangbildern

Marko Letonja, Generalmusikdirektior Bremer Philharmoniker © Caspar Sessler


3. Philharmonisches Konzert „Geburtstagskinder on Stage“

Programm:
Charles Ives 
Two Contemplations: The Unanswered Question, Central Park in the Dark

Béla Bartók   Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta

Johannes Brahms  Klavierquartett g-Moll op.25 für großes Orchester gesetzt von Arnold Schönberg

Marko Letonja Dirigent
Die Bremer Philharmoniker

Bremer Konzerthaus Die Glocke, Großer Saal, 18. November 2024

von Dr. Gerd Klingeberg

Ives’sche „Contemplation“

Die Bögen der Streichinstrumente bewegen sich in Zeitlupentempo, formen seidenzarte Harmonien, die wie schwerelos schwebende Schleier den Raum füllen. Die Trompete stört die Idylle mit einem kurzen fragenden Motiv, anfangs noch zurückhaltend, dann eindringlicher. Die Antwort der Holzbläser erfolgt prompt, dissonant, zunehmend aufwühlend krass. Und bleibt dennoch unbefriedigend – bis sie bei der siebten „Frage“ sogar gänzlich ausbleibt.

Die feinfühlige Darbietung durch die Bremer Philharmoniker lässt bereits vom ersten, angenehm unaufdringlich erstellten Akkord an aufhorchen. Das regt zum Sinnieren an, lässt Bilder entstehen, auch wenn in Charles Ives’ Komposition weder die Frage konkretisiert noch eine klare Antwort gegeben wird. Wie gut; denn würde Letzteres geschehen, hätte die musikalische Episode wohl ihren Titel samt Daseinsberechtigung verwirkt… „Marko Letonja Dirigent, Die Bremer Philharmoniker
Bremer Konzerthaus Die Glocke, 18. November 2024“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 19. NOVEMBER 2024

Diana Damrau © Jürgen Frank

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 19. NOVEMBER 2024

Diana Damrau: die Primadonna, die an der Tankstelle Orangensaft holt
Die Starsopranistin wurde als beste «Königin der Nacht» unserer Zeit gefeiert. Sie aber wollte mehr, nämlich eine richtige Familie. «Sie gilt als die beste Königin der Nacht unserer Zeit», schrieb 2007 der Deutschlandfunk über die Sopranistin. Die NZZ bezeichnete sie als «stimmlich sensationell». «Wer Koloratursopran sagt, denkt Diana Damrau», schrieb die «FAZ». Von der Metropolitan Opera New York über die Scala in Mailand und von der Fussball-WM 2006 bis hin zu den Salzburger Festspielen rissen sich die namhaftesten Häuser und Festspiele um Diana Damrau, so dass ihr Echo Klassik (weltweit der renommierteste Klassikpreis) sowie die deutsche Auszeichnung Opus Klassik daneben fast untergingen. Doch als es gar nicht mehr höher hinaufging, sagte die Primadonna in einem Dokumentarfilm den Satz: «Kinder sind das Wichtigste.»
NeueZürcherZeitung.ch

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Dieser Freischütz war sängerisch kein Ruhmesblatt


William Desbiens (Kilian), Andrzej Dobber (Ottokar), Clemens Sienknecht (Samiel), Johan Reuter (Caspar), Maximilian Schmitt (Max), Julia Kleiter (Agathe), Alina Wunderlin (Ännchen), Han Kim (Ein Eremit), Hubert Kowalczyk (Kuno) (Foto: RW)

Wenn es der Wunsch des Regisseurs Andreas Kriegenburg war, den Zuschauer mit der Komplexität der Figuren und ihrer Psychologie zu überraschen und uns die Tragödie dieser jungen Menschen zu Gemüte zu führen, so hat er solches mittels seiner szenischen Interpretation ebenfalls nicht erreicht.

Der Freischütz
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text von Johann Friedrich Kind
Musik von Carl Maria von Weber

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
musikalische Leitung  Yoel Gamzou

Inszenierung: Andreas Kriegenburg
Bühne: Harald B. Thor, Kostüme: Andrea Schraad

Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024

von Dr. Ralf Wegner

Webers Freischütz spielt nach dem 30jährigen Krieg. Die Försterstochter Agathe will den Jägerburschen Max heiraten, der dafür aber sein
Schützenglück unter Beweis stellen muss. Sein Schützengenosse Caspar, der ebenfalls ein Auge auf Agathe (und damit die Försterei) geworfen hat, legt ihn mit in der Wolfsschlucht neu gegossenen Freikugeln und der Hilfe des teuflischen Samiel herein. Nur der Eremit ist in der Lage, die von Samiel für Agathe vorgesehene Schützenkugel abzulenken. Caspar stirbt und Max und Agathe können sich vereinen. „Carl Maria von Weber, Der Freischütz
Staatsoper Hamburg, Premiere am 17. November 2024“
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„Dialogues des Carmélites“: eine hervorragende, spannungsgeladene Aufführung

Victoria Leshkevich © Thomas M. Jauk/Stage Picture

„Fürcht ich kein Unglück“ steht in großen Lettern auf der Wand  – und doch dominiert die Angst in der Inszenierung und verstärkt den düsteren Charakter dieses Stückes, und zwar nicht nur Blanches Angst, sondern vor allem die „Epochenangst“, die Angst vor Veränderung der Gesellschaft zum Schlechteren.

Hervorragend gespielte und gesungene Musik und eine spannungsgeladene Regie sind in Braunschweigs „Dialogues des Carmélites“ zu erleben

Francis Poulenc (1899 – 1963)
„Dialogues des Carmélites“
In französischer Sprache mit Übertiteln.

Libretto vom Komponisten
Uraufführung 1957 an der Mailänder Scala

Staatstheater Braunschweig, 15. November 2024

von Dr. Bianca Gerlich

Der Name des Titels ist Programm dieser Inszenierung: Der Dialog soll nicht abreißen. In der Entstehungsgeschichte dieser Oper ist er Jahrhunderte übergreifend und endet jäh am Ende, doch in der Braunschweiger Inszenierung wird das Publikum aufgefordert, den Dialog nicht abbrechen zu lassen, um eben Schlimmstes zu vermeiden. „Francis Poulenc, Dialogues des Carmélites
Staatstheater Braunschweig, 15. November 2024“
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Die Caccinis rocken den Hof der Medici

EPM Caccini © Sybe Wartena

Giulio Caccini rockte mit seiner zweiten Frau und seinen zwei Töchtern den Hof des Ferdinando I. de’ Medici in Florenz. Und zwar so, dass viele anderen Höfe „auch sowas“ wollten. Nun! und der „Hofstaat (= das Publikum) im Bayerischen Nationalmuseum“ aka Hof der Medici feiert stürmisch die Caccinis aka das Ensemble Phoenix Munich.

Zwischen Mars und Venus XVII: Le donne di Giulio Caccini

Ensemble Phoenix Munich

Bayerisches Nationalmuseum, München, 17. November 2024

von Frank Heublein

An diesem Sonntagnachmittag schlüpft Joel Fredriksen mit seinem Ensemble Phoenix Munich in die Rolle der Caccinis, seines Freundes und Mitstreiters Palantrotti und seines Arbeitgebers, des Fürsten Ferdinando I. de’ Medici. Ich trete aus dem Bayerischen Nationalmuseum ins feuchte wässrig schneeige Dunkel des Münchner Abends. Egal. Welch Energie habe ich verspürt. Welch glückselig machende Freude.

Der Reihe nach. Ich bin in der schwarzen Gruppe. Eine von fünfen. Ich erlebe ein Wandelkonzert. Ich wandere durch das Bayerische Nationalmuseum. Ich finde in Anja eine Begleiterin. Wir entdecken gemeinsam die musikalische Energie des Ensemble Phoenix, pardon! der Familie Caccini. Giulio Caccini hat den Generalbass mindestens in seinem für die Musikgeschichte bedeutenden Werk Le nuove musiche erstmals als solchen beschrieben. „Ensemble Phoenix Munich
Bayerisches Nationalmuseum, München, 17. November 2024“
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Im pianistischen Himalaya-Territorium stellt Dmitry Sin selbst La Valse fulminant in den Schatten 

Fotos: © Jerzy Pruski für Shigeru Kawai Europa

Mit diesem fulminanten Klavierabend in der Hamburger Alfred Schnittke Akademie International gelingt Dmitry Sin eine spektakuläre Ansage an die pianistische Konkurrenz. Insbesondere seine brillante Darbietung von Rachmaninows erster Klaviersonate im pianistischen Himalaya-Territorium stellte selbst Ravels monumentale La-Valse-Dichtung regelrecht in den Schatten!

Alfred Schnittke Akademie International, Hamburg, 17. November 2024

im Rahmen der Kawai-Konzertserie 2024

Dmitry Sin, Klavier

Werke von Robert Schumann, Maurice Ravel und Sergei Rachmaninov/Сергей Рахманинов

von Johannes Karl Fischer

Erst im Juli hatte Stefan Bonev in der Hamburger Alfred Schnittke Akademie International mit einer musikalischen Feuerwerkstrilogie für Furore gesorgt, an diesem Abend setzt Dmitry Sin die musikalische Olympiafeier der pianististischen Nachwuchsspitzenliga im Stadtteil Altona fort. Der schon in seiner jungen Karriere gefeierte und mehrfach preisgekrönte Pianist präsentierte ein sich stets überschlagendes Programm, die für Pianist und Publikum gehalt- und anspruchsvollen Schumann’schen Davidsbündlertänzen waren nur der Auftakt zu zwei feurigen, im Charakter quasi-orchestralen Hammerwerken! „Dmitry Sin, Klavier
Alfred Schnittke Akademie Hamburg, 17. November 2024“
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DIE MONTAG-PRESSE – 18. NOVEMBER 2024

Goldener Saal, Musikverein Wien © Wolf-Dieter Grabner

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 18. NOVEMBER 2024

Wien
Wien feiert Robert Schumann mit speziellen Werken
Durch Zufall ergab sich die spezielle Konstellation, dass in Wien an zwei Tagen hintereinander spezielle Werke von Robert Schumann aufgeführt wurden, obwohl kein Jubiläumsjahr oder Ähnliches. Am 14. November  gab es im Musikverein ein Schumannkonzert mit einem Meisterorchester – davon hat man sich mehr erwartet.
Und tags darauf, am 15. November, „notgedrungen“ eine konzertante (anstatt szenischer) Aufführung des Oratoriums „Das Paradies und die Peri“ im Theater an der Wien.
Von Herbert Hiess
Klassik-begeistert.de

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Schweitzers Klassikwelt 126: Das „Fading“ von Opernproduktionen

Foto: Wiener Staatsoper (c), M. Pöhn

Das englische Wort „fading“ ist uns das erste und einzige Mal in „Fragmente einer Sprache der Liebe“ von Roland Barthes untergekommen, einem französischen Philosophen, der mit diesem Werk zum gefeierten Romancier aufstieg. Das Wort kann man je nach den Umständen mit Verblassen, Verschwinden oder Rückzug übersetzen.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wir haben dem Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper nicht vertraut und in der Dramaturgie nachgefragt. Dort erhielten wir die Bestätigung. Eine Neuproduktion von Glucks „Orpheus und Eurydike“ wurde wirklich nur dreimal gespielt. Am 15. und 20. Dezember 1959 bzw. das letzte Mal am 2. Januar 1960. Der Grund dafür ist der Wiener Staatsoper nach über sechzig Jahren nicht mehr bekannt. Die Akten liegen im Staatsarchiv. „Schweitzers Klassikwelt 126: Das „Fading“ von Opernproduktionen
klassik-begeistert.de, 19. November 2024“
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