Philharmonie Berlin: Spätromantische Ohrwürmer mit Mariss Jansons und Jewgenij Kissin

Foto © Peter Meisel
Philharmonie Berlin,
17. Januar 2019
Richard Strauss
  Also sprach Zarathustra op.30
Franz Liszt  Klavierkonzert Nr. 1 Es-dur
Richard Wagner  Ouvertüre zur Oper Rienzi
Jewgenij Kissin Klavier
Mariss Jansons Dirigent
Berliner Philharmoniker

von Peter Sommeregger

Die auftrumpfende Fanfare, mit der Richard Strauss‘ Zarathustra eingeleitet wird, holt das Publikum an diesem regnerischen, grauen Berliner Wintertag schlagartig aus depressiver Stimmung in den C-Dur-Himmel. Mariss Jansons zelebriert diese Tondichtung äußerst beseelt, lässt die Musik atmen, schafft wunderbar gleitende Übergänge zwischen den einzelnen Passagen, und die Berliner Philharmoniker folgen willig seiner breit angelegten Interpretation des Werkes. Das fein ziselierte Tanzlied wird zum beglückenden Höhepunkt einer das Herz erwärmenden Aufführung. Mit dem Violinsolo brilliert der junge Konzertmeister Noah Bendix-Balgley, und das gesamte Orchester zeigt sich in konzentrierter Höchstform. „Jewgenij Kissin, Mariss Jansons, Berliner Philharmoniker, Philharmonie Berlin, 17. Januar 2019“ weiterlesen

"Siegfried": Tomasz Konieczny glänzt als neuer Kammersänger an der Wiener Staatsoper

Tomasz Konieczny als „Wanderer“- Foto © Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Wiener Staatsoper, 16. Januar 2019
Richard Wagner, Siegfried

Tomasz Konieczny glänzt als Wanderer im „Siegfried“ – und ist jetzt Kammersänger

von Karl Masek (onlinemerker.com)

Nach der „24. Aufführung in dieser Inszenierung“ von Sven-Eric Bechtolf in der Bühnenausstattung und den Kostümen von Rolf und Marianne Glittenberg (man kann sich auf „praktikables Bebildern einer Stückvorlage fürs Repertoire“ einigen – nicht mehr, aber auch nicht weniger) gab es auf offener Bühne eine besondere Festlichkeit: Die Ernennung von Tomasz Konieczny zum Kammersänger. Der am 10. Januar 1972 in Lodz (Polen) Geborene studierte zunächst Schauspiel in Warschau und Dresden. Erst dann ging es mit dem Singen los. Nach Engagements in Posen (Nozze-Figaro), Leipzig, Mannheim, Stuttgart u.a.  debütierte Konieczny am 27.4. 2008 an der Wiener Staatsoper in dieser „Siegfried“-Inszenierung bei der Premiere als Alberich und war seither in 23 der 24 Aufführungen dabei (14x Alberich, 9x Der Wanderer). Insgesamt hat das international renommierte Ensemblemitglied (etliche Male auch kurzfristig einspringend) bisher 164 Aufführungen (21 Rollen) gesungen, wie Direktor Meyer in seiner Laudatio betonte.

Auch an diesem Ehrenabend war Konieczny als Der Wanderer ein Wagner-Singschauspieler, wie ihn sich jedes Haus von Format nur wünschen kann. Große Bühnenpräsenz, eine Stimme von riesiger Dimension, eherner Kraft, großer dynamischer und ausdrucksmäßiger Bandbreite, schier grenzenloser  Belastbarkeit und unverwechselbarer Charakteristik. Und nach diesem „Ring“-Durchlauf geht es im Februar gleich weiter mit dem „Mandryka“ in Arabella … „Richard Wagner, Siegfried, Tomasz Konieczny, Stephen Gould, Wiener Staatsoper, 16. Januar 2019“ weiterlesen

Die DONNERSTAG-PRESSE – 17. JÄNNER / JANUAR 2019

FOTO: © Sony Music Entertainment Harald Hoffmann
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Hamburg
Elbphilharmonie: Was sich nach Jonas Kaufmann jetzt ändert
In der Elbphilharmonie hört man nichts
Hamburger Abendblatt
Jonas-Kaufmann-Eklat:In der Elbphilharmonie hört man nichts
Die Welt.de
Eklat in Elbphilharmonie: Publikum verlässt Jonas-Kaufmann-Konzert
Wegen schlechter Akustik haben Konzertbesucher zuerst rebelliert, dann den Saal verlassen –
Der Standard
Jonas Kaufmann feiert im KKL die ekstatische Lebenslust
War das nun ein Starkonzert eines Tenors oder ein sinfonisches Liederkonzert? Für Jonas Kaufmann und das Basler Sinfonieorchester war es das Zweite, beim Publikum fällt die Antwort weniger eindeutig aus.
https://www.tagblatt.ch/kultur/ekstatische-lebenslust-ld.1085424

Wien/ Opernball
Anna Netrebko eröffnet den Wiener Opernball
Es ist bereits der dritte Auftritt von Netrebko am Opernball. Heuer singt sie „Il bacio“ von Luigi Arditi und „O soave fanciulla“ aus „La Boheme“.
Die Presse

Ein Mozart für morgen
Ist das die Zukunft der Oper: nicht mehr bloß zuhören, zuschauen, sondern mittendrin sein im Geschehen und in der Musik? Jan Schmidt-Garre inszeniert für die 360-Grad-Kamera.
Frankfurter Allgemeine

Ultraschall Berlin: Eröffnungskonzert mit dem DSO unter Sylvain Cambreling
Im Großen Saal des Rundfunkhauses eröffnet das Deutsche Symphonie-Orchester die 20. Ausgabe des Neue-Musik-Festivals. Auf dem Programm stehen jeweils rund 20-minütige Werke von Charlotte Seither, Philippe Boesmans und Joanna Wozny. Alle drei Werke stammen aus den Jahren um 2010. Besonderen Eindruck macht Archipel der polnischen Komponistin Wozny. Bei gedämpfter Dynamik entfaltet sich ein kokonhaft eingesponnenes Werk, das dennoch von schwer zu beschreibender Eleganz ist. Doch auch Boesmans‘ spielerisches Konzert für zwei Klaviere, interpretiert vom Grau Schumacher Piano Duo, und Seithers frei fließendes Recherche sur le fond überzeugen.
Konzert- und Opernkritiken Berlin „Die DONNERSTAG-PRESSE – 17. JÄNNER / JANUAR 2019“ weiterlesen

Kunde, Salsi, Serjan: Phantastische Stimmen adeln "Andrea Chénier" in Wien

Tatjana Serjan, Gregory Kunde. Foto © Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn 
Wiener Staatsoper, 15. Januar 2019
Umberto Giordano, Andrea Chénier

von Johannes Marksteiner

Viele Jahre hat es gedauert, bis die Wiener Staatsoper endlich wieder eine Bestbesetzung für diese Oper gefunden hat. Fast vier Jahrzehnte hat die Inszenierung von Otto Schenk schon auf dem Buckel, dennoch ist sie keinen Moment langweilig. Ein Methusalem wie die „Tosca“ möge uns noch lange erhalten bleiben, vor allem, wenn diese Hochspannung von Beginn bis zum Schluss herrscht.

Gregory Kunde in der Titelrolle war ein Erlebnis für sich. Man möge nicht die Einschränkung „…für sein Alter…“ anwenden, das wäre sehr ungerecht. Mit wieviel Kraft er diese Partie meistert, auch die lyrischen Momente betont, und mit welch herrlicher Höhe er aufwartet, das sucht seinesgleichen. Ihm zur Seite stand mit Tatjana Serjan als Maddalena eine ausgezeichnete Partnerin auf der Bühne. Ihre warme, enorm kräftige Stimme, die in allen Höhenlagen äußerst präsent war, ließ keinen Wunsch offen. Auch Luca Salsi als Gerard sang in bestechender Form. Sein nobler Bariton ist auch für diese Partie ideal. „Umberto Giordano, Andrea Chénier, Wiener Staatsoper, 15. Januar 2019“ weiterlesen

Die MITTWOCH-PRESSE – 16. JÄNNER 2019

Kristina Opolais, Vittorio Grigolo. Foto:  Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
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Wien/ Staatsoper:
Viel Luft nach oben in der Engelsburg
Kristine Opolais und Vittorio Grigolo erstmals als „Tosca“-Paar an der Staatsoper.
Wiener Zeitung

London/ Royal Opera House
„Pique Dame“ in London: Dem Meister über die Schulter schauen
Wer schon immer P.I. Tschaikowsky beim Komponieren zusehen wollte, hat in der Londoner „Pique Dame“ jetzt die Möglichkeit dazu.
Salzburger Nachrichten

„Der Kontrapunkt im „Opernfreund“
Hilfe, Hilfe, wir hören unseren Jonas nicht!
na sowas…!
Da kaufen sich die Fans von Jonas Kaufmann (nomen est omen 😉für sündteures Geld in der weltbesten aller besten Philharmonien, jenem Archipel göttlicher Akustik – die Hamburger Elbphilharmonie ist gemeint – Karten auf hinten liegenden Plätzen, die eigentlich für Chöre vorgesehen sind bzw. wo man – was durchaus nicht uninteressant ist bei Orchesterkonzerten – den Blick auf Gesicht, Aktion und Mimik des Dirigenten hat. Da dieser nicht singt, hat das keine akustischen Konsequenzen.
https://www.deropernfreund.de/kontrapunkt-6.html

Berlin/ Staatsoper
Mit zahlreichen ästhetischen Querverweisen –
Uraufführung von Beat Furrers „Violetter Schnee“ an der Staatsoper
Neue Musikzeitung/nmz.de
Beat Furrers neue Oper „Violetter Schnee“: Keine Wärme. Nirgends
Uraufführung an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Das Libretto steuerte Händl Klaus bei –
Der Standard
«Violetter Schnee» in Berlin: Die Erde hat genug von uns Menschen
Beat Furrers neues Bühnenwerk «Violetter Schnee», das jetzt an der Berliner Staatsoper uraufgeführt wurde, entwirft auf den Spuren von Stanislaw Lems «Solaris» und Lars von Triers «Melancholia» ein kühles Bild vom Ende der Welt.
Neue Zürcher Zeitung
Bilder der Kälte
Beat Furrers Oper wurde in Berlin uraufgeführt
Wiener Zeitung „Die MITTWOCH-PRESSE – 16. JÄNNER 2019“ weiterlesen

Die DIENSTAG-PRESSE – 15. JÄNNER 2019

Foto: Jonas Kaufmann © Gregor Hohenberg Sony Classical
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Hamburg/ Elbphilharmonie
Störendes Publikum
Nie wieder Elbphilharmonie? Jonas Kaufmann kritisiert Klang
Hamburger Abendblatt

Elbphilharmoniekonzert von Jonas Kaufmann hat Folgen
Hamburger Abendblatt

Berlin/ Staatsoper
„Violetter Schnee“ an der Berliner Staatsoper: Herrn Furrers Gespür für die Apokalypse
Schnee ohne Ende und darin fünf eingeschlossene Menschen. Dieses Szenario könnte man im Moment in den Alpen vermuten – doch auch an der Berliner Staatsoper herrscht derzeit Extremwetter: in Beat Furrers apokalyptischer Oper „Violetter Schnee“. Am 13. Januar 2019 war die Uraufführung.
BR-Klassik

Oper „Violetter Schnee“ in Berlin: Harmloser Untergang im Schneegestöber
DeutschlandfunkKultur

Bilder der Kälte
Wiener Zeitung

Furrers Apokalypse im Schnee
Die Presse

Starker Schneefall auf schwaches Libretto
Einen reichlich verrätselten Abend bietet die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit der Uraufführung des Auftragswerkes von Beat Furrer, dem renommierten Schweizer Komponisten. Das etwa hundert Minuten dauernde Werk gibt sich unendlich bedeutungsschwanger, löst aber den nicht wirklich erkennbaren Plot nicht auf.
Peter Sommeregger berichtet aus der Staatsoper Unter den Linden.
Klassik-begeistert

„Konzertgänger in Berlin“
Lilapokalüpptisch: Beat Furrers „Violetter Schnee“ an der Staatsoper Unter den Linden
Gibts heutzutage eigentlich was Langweiligeres als Apokalypsen? Hat schon seinen Grund, dass das Genre gänzlich vom Blockbuster aufgesogen scheint. Auf der Opernbühne schien Ligeti schon 40 Jahren mit Le Grand Macabre, der das Breughelland heimsucht, alles zur Apokallüpse gesagt zu haben. Nun aber legt Beat Furrer mit seiner neuen Oper Violetter Schnee, einem Auftragswerk der Staatsoper Unter den Linden, noch eine apokalyptische Vision vor. Die spielt kurioserweise auch im Breughelland, aber ist eher bierernste Tiefgründelei als feuchtfröhliche Höllenfurzfarce. So rein vom reizvoll Musikalischen her bemüht man sich aber ganz gern, mittiefzugründeln.
https://hundert11.net/lilapokaluepptisch-beat-furrers-violetter-schnee-an-der-staatsoper „Die DIENSTAG-PRESSE – 15. JÄNNER 2019“ weiterlesen

Wiener Konzerthaus: Musikalische Abenteuerreise nach Russland

Foto © Kai Bienert
Wiener Konzerthaus
, 13. Jänner 2019
Mariinsky Orchester
Dirigent: Valery Gergiev

Peter Iljitsch Tschaikowsky:
Symphonie Nr. 2 in c-moll op. 17 „Kleinrussische“
Symphonie Nr. 5 in e-moll op. 64

von Herbert Hiess

Valery Gergiev wird am 2. Mai 2019 66 Jahre alt; ist also in einem Alter, in dem gemäß Udo Jürgens „erst das Leben anfängt“. Oder in einem Alter, in dem sich andere schon gemächlich in den (hoffentlich verdienten) Ruhestand zurückziehen.

Nicht so der ossetische Maestro, der 1977 den Herbert-von-Karajan-Wettbewerb in Berlin gewann. Der Mann hat ein Termin- und Arbeitspensum, bei dem sogar gestählte Persönlichkeiten locker in einen hochgradigen Burnout fallen würden. Gergiev bewältigt nicht nur dieses fast unmenschliche Pensum; er schafft es noch, sich immer weiter zu steigern und dem Publikum Sternstunden zu bescheren. „Valery Gergiev, Mariinsky Orchester, Peter Iljitsch Tschaikowsky, Wiener Konzerthaus, 13. Januar 2019“ weiterlesen

Staatsoper Unter den Linden: Starker Schneefall auf schwaches Libretto

Foto © Monika Rittershaus
Staatsoper Unter den Linden, Berlin,

Violetter Schnee
Uraufführung am 13. Januar 2019
von Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text)

von Peter Sommeregger

Einen reichlich verrätselten Abend bietet die Berliner Staatsoper Unter den Linden mit der Uraufführung des Auftragswerkes von Beat Furrer, dem renommierten Schweizer Komponisten. Das etwa hundert Minuten dauernde Werk gibt sich unendlich bedeutungsschwanger, löst aber den nicht wirklich erkennbaren Plot nicht auf. „Beat Furrer (Musik) und Klaus Händl (Text), Violetter Schnee, Staatsoper Unter den Linden, Berlin, 13. Januar 2019“ weiterlesen

Die MONTAG-PRESSE – 14. JÄNNER / Januar 2019

Thiago, Yusef Eyvazov und Anna Netrebko. Foto: Instagram

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Berlin
Staatsoper Unter den Linden: Uraufführung Violetter Schnee von Beat Furrer
Als pessimistische Endzeit-Oper nach einer Vorlage von Wladimir Sorokin vermag Beat Furrers neuestes Musiktheaterwerk nicht recht zu überzeugen. Zu steril ist die Handlung, zu schematisch sind die fünf Hauptfiguren konzipiert, auch wenn Anna Prohaska, Elsa Dreisig, Georg Nigl und andere fesselnd singen. Auch Furrers handwerklich souveräne Musik haucht dem Drama um fünf eingeschneite Menschen wenig eigenes Leben ein. Ein Hingucker allerdings ist Claus Guths Inszenierung, die vielfältig verstörende Bilder für den Kontrollverlust im Schnee-Inferno findet.
https://konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com/2019/01/14/

Linz/Musiktheater
„Elektra“. Geniales Werk, abgründige Geschichte
Chefdirigent Markus Poschner über die Oper „Elektra“ , die am 19. Jänner im Musiktheater Premiere feiert
https://volksblatt.at/geniales-werk-abgruendige-geschichte/

Hamburg
Elbphilharmonie
Jonas Kaufmann sang, einige Zuschauer störten
Beim Konzert des Tenors verließen mehrfach Menschen den Saal, dazu kamen Zwischenrufe wie „Hier hört man auch nichts!“.
Hamburger Abendblatt

Wien/ Staatsoper
„Walküre“ an der Staatsoper: Ein Abend zu Ehren von Adam
Tiroler Tageszeitung
Eine stürmische „Walküre“, Theo Adam zu Ehren
Die „Ring“-Fortsetzung in der Staatsoper geriet dank Dirigent und Pracht-Besetzung atemberaubend.
Die Presse „Die MONTAG-PRESSE – 14. JÄNNER / Januar 2019“ weiterlesen

Eindrucksvolle "Walküre" in Wien: Tomasz Konieczny überzeugt als Wotan und bekommt am meisten Applaus

Wotan: Tomasz Konieczny, Fricka: Sophie Koch, Foto: Michael Pöhn (c)
Wiener Staatsoper, 12. Januar 2019
Richard Wagner, 
DIE WALKÜRE

29. Aufführung in der Inszenierung von Sven Erich Bechtolf

von Manfred A. Schmid (onlinemerker.com)

Am 1. Tag des Bühnenfestspiels hat Wotan bereits schwer mit den Folgen seiner verfluchten Machtgier zu kämpfen, wie er in einem ausgedehnten Monolog im 2. Aufzug gegenüber seiner Tochter Brünnhilde einräumt. Der Göttervater – eine Glanzrolle von Tomasz Konieczny, der an der Staatsoper damit weniger zu einem „Wotan vom Dienst“, wie behauptet, sondern vielmehr zu einem „Wotan aus Lust und Leidenschaft“ geworden ist – bemüht sich als Chef von Walhall weiterhin um Souveränität und herrschaftliche Fassung. Sein unverwechselbar timbrierter Bassbariton strahlt Würde aus, doch im Verlauf der sich zuspitzenden Handlung kommt es vermehrt zu starken Gefühlswallungen wie Verärgerung und Zorn – bis hin zu Wutausbrüchen. Der unbekümmerte Umgang mit ethischen Grundsätzen und gesellschaftlichen Regeln macht Koniecznys Wotan auf eine gewisse Art sympathisch. Für ihn gilt: Wo leidenschaftliche Liebe im Spiel ist, ist alles erlaubt. Dass auch Götter nicht frei von Fehlern und charakterlichen Mängeln sind, mag als tröstliche Erkenntnis auch ein Grund dafür sein – gerade für Wagner, dem Schöpfer dieses Gesamtkunstwerks, der in seinem Privatleben, als er am Ring des Nibelungen arbeitete, immer wieder mit krassen Beziehungsproblemen zu kämpfen hatte. All das hängt aber nicht zuletzt auch mit der freundlich-sympathischen Ausstrahlung Koniecznys zusammen. Sängerisch ist er  beim Parlieren und Deklamieren in der Mittellage am überzeugendsten. Vom überaus herzlichen Schlussapplaus bekam er jedenfalls am meisten ab.

Sophie Koch als Wotans Frau Fricka erweist sich bei der Durchsetzung ihrer Grundsätze als eine unnachgiebige und zähe Verhandlerin. Sie hat diese Partie schon vor Jahren gesungen, so u.a. 2012 an der Bayerischen Staatsoper, so dass ihr Rollendebüt in Wien relativ spät kommt. Das hat aber nicht zuletzt den Vorteil, dass sie schon ausreichend Erfahrung mitbringt. Sie lässt keinen Zweifel daran, wer im Haus letztlich das Sagen hat und ist in Ihrer Performance wie auch stimmlich überzeugend. Stein des Anstoßes für den Streit im Götterhaushalt ist, dass sich der Held Siegmund, der im Haus Hundings für eine Nacht Zuflucht gefunden hat, Hals über Kopf in dessen Gattin Sieglinde verliebt, sich mit ihr auf der Stelle vereinigt hat und damit nicht nur das Gesetz der Gastfreundschaft verletzt hat. Der Wagnertenor Christopher Ventris ist im Haus am Ring in dieser Partie bestens eingeführt und besticht als Siegmund mit einer starken, angenehm hellen Stimme. Leidenschaftlichkeit und Draufgängertum sind seine Sache wohl nicht. Da schwingt immer noch ein Rest britischen understatements mit. Dennoch vermag er in der romantisch aufwallenden Szene mit dem „Winterstürme wichen dem Wonnemond“ zu begeistern.

Martina Serafin zeichnet als Sieglinde eine Frau, die von ihrem gefühlskalten und harten Mann viel Leid ertragen muss und unglücklich ist, und geht an diesem langen Abend bis an die Grenzen ihrer stimmlichen Gestaltungskraft. Dass sie inzwischen auch schon als Brünnhilde in Erscheinung getreten ist, lässt sich – an diesem Abend jedenfalls – nicht ganz nachvollziehen. Konfrontiert mit dem Unbekannten, der sich alsbald als ihr verschollener Bruder herausstellen sollte, entflammt auch sie sofort in einer leidenschaftlichen Zuneigung. Sie, diese jahrelang unterdrückte Frau, ergreift dabei überraschend selbst die Initiative: Als ihr Mann sie nach seiner Heimkehr in die Küche schickt, um das Essen zu holen, geht sie nah am Fremdling vorüber und berührt ihn – von ihrem Mann nicht zu sehen – zart mit der Hand. Eine verhängnisvolle Liebe nimmt ihren – allzu kurzen – Lauf.

Sieglinde, die von Siegmund schwanger ist, überlebt das von Fricka angeordnete tödliche Finale, weil sich Brünnhilde gegen den ausdrücklichen Befehl ihres Vaters stellt und sie und ihr ungeborenes Kind rettet. Iréne Theorin ist eine markante Walküre, ihre Hojotoho-Rufe nehmen sich zwar mehr wie Hojotoho-Schrei aus, klingen aber keck, lebensbejahend und übermütig. Alle drei Damen bestätigen an diesem Abend, dass sie selbstverständlich schöne, gut geführte Stimmen haben, dass es aber bei Wagner – wie auch bei Verdi – in erster Linie nicht um Schöngesang geht, sondern um dramatische Gestaltung. Und es ist eine Freude, in ihren extremen Gefühlsregungen die eindrucksvollen Ecken und Kanten dieser wohlgeformten Stimmen zu vernehmen, wie sie hier darangehen, aktiv das Geschehen zu steuern: Frauenpower hoch drei.

Die Strafe für Ungehorsam folgt sogleich. Brünhilde, unter Walküren seine Lieblingstochter, wird von Wotan schweren Herzens aus dem Kreis der Walküren ausgeschlossen, verliert ihre Unsterblichkeit, die von Wotan weggeküsst wird, und wird in einen Schlaf versetzt, bis sie ein würdiger Held erlöst und zur Frau nehmen wird. Da hat man es mit einem zunächst zorneserregten Wotan zu tun, der sich in diesem Disput immer milder und versöhnlicher ihr gegenüber zeigt. Der herzzerreißende Abschied eines Vaters von seiner geliebten Tochter ist eine Liebesszene, die – mit zarten Tönen und berührenden zwischenmenschlichen Schwingungen – auch in dieser Inszenierung und in der Gestaltung durch Konieczny und Theorin tief und bewegend ist.

Die acht Gefährtinnen Brünnhildes sind mit Fiona Jopson, Olga Meszmertna, Anna Gabler, Stephanie Houtzeel, Ulrike Helzel, Minika Bohunec, Bongiwe Nakani, Svetlina Stoyanova erstklassig besetzt und machen so dem Titel dieses Abends – Die Walküre – alle Ehre. Axel Kober und das Staatsopernorchester haben den Rheingold-Auftakt offenbar gut für letzte Abstimmungen genützt. Es wird zügig und kontrastreich musiziert. Viel Applaus – über 10 Minuten – ist der wohlverdiente Dank für einen eindrucksvollen Opernabend.

Manfred A. Schmid