Frau Lange hört zu (14): Nicht immer „A Song of Joy“ …

Eine Coverversion kann eine Hommage sein, eine aufregende Neuinterpretation – oder eigene Ideenlosigkeit kaschieren. Manchmal möchte ein Musiker auch einfach seine Virtuosität beweisen, sein Ego streicheln, aus einer Schublade ausbrechen oder sich eine neue Zielgruppe erschließen. Wenn sich Klassik und Rock begegnen, kann das Ergebnis faszinieren – oder grausen.

von Gabriele Lange

Als ich die erste Coverversion eines klassischen Stücks hörte, war ich neun oder zehn Jahre alt und konnte sofort mitsingen. Oft genug lief Miguel Rios‘ pathetischer „Song of Joy“ ja im Radio und im Fernsehen. Dass die Melodie eigentlich von einem Herrn namens Beethoven stammte, wurde gelegentlich in der Anmoderation erzählt. Die Neunte stand dann bald neben Adamo und Alexandra im Plattenregal meiner Eltern. Einige Jahre später war ich alt genug, um mir Kubricks „Clockwork Orange“ anzusehen. Darin gab es nicht nur eine „klassische“ Einspielung der Sinfonie zu hören, sondern auch die brutal effektive Synthesizer-Version von Wendy Carlos. (Auch Purcells „Music for the Funeral of Queen Mary“ wurde hier übrigens faszinierend neu interpretiert.) Der teuflisch begabte Ritchie Blackmore von Deep Purple nahm sich noch mehr Freiheiten mit Beethovens Motiv und entwickelt daraus mal eben ein Gitarrensolo (ab Min 3:00). Nach einem Purple-Konzert war ich übrigens einige Tage lang fast so taub wie Beethoven. Aber das ist ein anderes Thema. „Frau Lange hört zu (14): Nicht immer „A Song of Joy“ …“ weiterlesen

Meine Lieblingsmusik 31: Zeitgemäße Musik – der Soundtrack zur Krise (III): WAHNSINN!

Jetzt sollen wir also wieder richtig raus – die Wirtschaft ankurbeln. Viele gehen es vorsichtig an, tragen Maske und halten Abstand. Andere drängeln sich in den Geschäften, als herrschte wegen der paar Wochen Shoppingpause größte Not und gähnende Leere in den Schränken. Und dann gibt’s Menschen, die sehr laut sehr seltsame Dinge sagen. Zeit für ein paar passende Songs.

von Gabriele Lange

Happy days are here again…?

I’m going slightly mad, Queen

“I’m knitting with only one needle
Unraveling fast, it’s true
I’m driving only three wheels these day
But my dear, how about you?
I’m going slightly mad…”

Kurz bevor er an der letzten großen Seuche starb, die auch die wohlhabenden Länder erfasste, sang Freddie Mercury, schmal geworden, die Spuren der Krankheit überschminkt, aber mit ungebrochenem Charisma, leiser als früher, aber immer noch kraftvoll: „I’m going slightly mad“. Den Song fühle ich gerade. Denn wir leben in einem irritierenden Zwischenzustand. In den USA, in Russland, in vielen Ländern weltweit wütet das Virus mit ungebremster Kraft. Hier aber tun die meisten so, als wäre wieder alles ganz normal, stürmen Bau- und Elektromärkte und können es nicht abwarten, sich Haare und Nägel machen zu lassen. So als sei das Virus besiegt. Happy days are here again? Da können Wissenschaftler renommierter Institute noch so deutlich warnen – Priorität hat, dass es wieder Fußball gibt und man bald wieder im Wirtshaus hocken kann. Spinn ich? „Meine Lieblingsmusik 31: Zeitgemäße Musik – der Soundtrack zur Krise (III): WAHNSINN!“ weiterlesen