Puccinis wenig bekannte Oper "Edgar": Hieronymus Bosch vor der Kathedrale St. Gallen

Giacomo Puccini: Edgar
Schweizer Erstaufführung des Theaters St. Gallen im Rahmen der St. Galler Festspiele 29. Juni 2018 – Premiere

Von Charles E. Ritterband (Text und Foto)

Vor einer einzigartigen Kulisse – der gewaltigen Barockfassade der St. Galler Stiftskirche – fand die Premiere von Puccinis selten gespieltem Frühwerk „Edgar“, die zweite Oper und dessen erstes Meisterwerk, statt. Es ist Tradition bei den jährlich im Sommer abgehaltenen St. Galler Festspielen, dass auf dem Platz vor der Kathedrale musikalische Raritäten präsentiert werden, doch selten passte eine Handlung besser zu diesem Schauplatz, geht es hier doch um die Provokation der lasziven Außenseiterin, Freidenkerin und Verführerin mit dem so plastischen Namen Tigrana. „Giacomo Puccini, Edgar,
Theater St. Gallen“
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Laeiszhalle Hamburg: „Emotionale Reflexionen“ mit dem Weltstar Martha Argerich

Foto: Daniel Dittus (c)
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal,
29. Juni 2018
Martha Argerich Festival

von Leonie Bünsch

„Emotionale Reflexionen“ wurde der fünfte Abend des Martha Argerich Festivals genannt – und die gab es an diesem Freitag im Kleinen Saal der Hamburger Laeiszhalle zu spüren. Die Pianistin Martha Argerich ist in diesen Tagen für eine ganze Konzert-Woche zu Gast in der Hansestadt und hat zu diesem Anlass zahlreiche Gaststars mitgebracht. Den Abend „Emotionale Reflexionen“ widmet sie der Kammermusik Prokofjews, Schostakowitschs, Kodálys und Rachmaninows, die in ihren Werken unterschiedliche Lebensereignisse und Empfindungen verarbeiten. „Martha Argerich Festival,
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal“
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Martha Argerich ist ein ruhiger Vulkan

Foto: Thies Rätzke (c)
LAEISZHALLE HAMBURG
, GROßER SAAL, 26. JUNI 2018
Martha Argerich Festival

Ein Gastbeitrag von Teresa Grodzinska

Vergesst alle Schnippigkeit, Böszungigkeit, Häme und Witzigkeit meinerseits. Es ist mir ernst: Ich war im Himmel. Und das an einem ganz normalen Dienstag, 26. Juni 2018, um 19.30 Uhr in der Laeiszhalle Hamburg. „Martha Argerich Festival, Martha Argerich,
Laeiszhalle Hamburg“
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Die SAMSTAG-PRESSE – 30. JUNI 2018

Foto: Ruth Walz (c)
Für Sie in den Zeitungen gefunden: Die SAMSTAG-PRESSE – 30. JUNI 2018

München
Am besten schliesst man die Augen: Wagners «Parsifal» in München
Zur Eröffnung ihrer Opernfestspiele scheitert die Bayerische Staatsoper in nahezu jeder Hinsicht an Richard Wagners «Parsifal» – obwohl oder gerade weil die Bühnenentwürfe von Georg Baselitz stammen. Wie kann so etwas passieren?
Neue Zürcher Zeitung

Bayerische Staatsoper Augen zu und durch beim Baselitz-„Parsifal“
Münchner Abendzeitung

Besser die Augen schließen
Monopol-Magazin

Wagner vertont Baselitz
Ein umstrittener „Parsifal“ in München.
Wiener Zeitung
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UCI EVENTS präsentiert: Bayreuther Festspiele – Wagners „Lohengrin“

Live-Übertragung der Eröffnungspremiere am 25. Juli um 18 Uhr

Pressemitteilung

UCI EVENTS präsentiert mit Yuval Sharons Neuinszenierung von Wagners „Lohengrin“ auch in diesem Jahr die Eröffnungspremiere der berühmten Bayreuther Festspiele. Sharons mit Spannung erwartete Inszenierung wird am 25. Juli um 18 Uhr leicht zeitversetzt live in ausgewählte UCI Kinos übertragen, um mehr Wagnerbegeisterten die Möglichkeit zu geben, diesen Höhepunkt des Opernjahres in brillanten HD-Bildern und 5.1 Sound auf der großen Kinoleinwand zu erleben. Vor Beginn der Opernübertragung und zwischen den einzelnen Akten wird ein exklusives und moderiertes Pausenprogramm in jeden der einzelnen Akte einführen. Anhand von Interviews werden spannende und einzigartige Einblicke hinter die Kulissen der Bayreuther Festspiele gewährt. „Richard Wagner, Lohengrin, Bayreuther Festspiele,
UCI EVENTS“
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Ein jugendlicher Rimsky-Korsakow zum Festspielauftakt in München

Foto: Wilfried Hösl (c)
Münchner Opernfestspiele, München, Reithalle Schwabing,
27. Juni 2018
Zeig mir deine Wunder, nach Nikolai Rimsky-Korsakows „Das Schneeflöckchen“

Musikalische Leitung und Arrangement, Clemens Rynkowski
Inszenierung, HAUEN UND STECHEN
Regie, Julia Lwowski, Franziska Kronfoth
Dramaturgie, Malte Krasting, Miron Hakenbeck
Leitung Kinderchor, Maxim Matiuschenkov

Long Long, Zar Berendej
Bermjata Bojar, Oleg Davydov
Die Frühlingsfee, Gina-Lisa Maiwald
Vater Frost, Günter Schanzmann
Snegurotschka, Anna El-Kashem
Kupawa, Angela Braun
Misgir, reicher Kaufmann, Thorbjörn Björnsson
Kinderchor der Schule für Chorkunst München
Kammerensemble

Von Raphael Eckardt

In München läuft während der Opernfestspiele derzeit eine Werkstattproduktion, die wohl bereits der für seine präzise Theaterphilosophie bekannte Bertolt Brecht in den 1920er-Jahren eher als interaktives Singspiel, denn als „klassische Oper“ bezeichnet haben dürfte. Da ist dann auch schnell klar, warum das Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen die Schwabinger Reithalle als Veranstaltungsort ausgewählt haben dürfte: Die schlichten Holzbänke, auf denen man eng gedrängt, an Biergartengarnituren sitzend, zu Beginn mitfeiern und echten (wenn auch eher schlechten) Wodka trinken darf, beanspruchen das menschliche Sitzfleisch drei Stunden auf derartig unbequeme und penetrante Weise, dass eine „kollektive Einschlafgefahr“ ohnehin nicht besteht – und die wäre bei ebenjener Produktion wohl mit dem musikalischen und szenischen Tod gleichzustellen! Denn wenn sich das Musiktheaterkollektiv Hauen und Stechen bei der Festspielwerkstatt der Bayerischen Staatsoper Rimsky-Korsakows vieraktigem Opernepos „Das Schneeflöckchen“ annimmt, dann ist nicht nur musikalisch einiges geboten, sondern dann wird das Publikum von der reinen Zuhörerschaft auch ganz schnell zum szenisch ekstatischen Statistenkollektiv.

Die vom vielleicht begabtesten russischen Spätromantiker konzipierte Handlung vom Schneemädchen (basierend auf einem russischen Wintermärchen), das von allen Männern begehrt wird und sich dabei immer tiefer in Liebestragödien verstrickt, scheint in München nicht mehr ausreichend und zeitgemäß zu sein. Stattdessen eröffnet das junge, aber hochgradig talentierte Regieduo um Julia Lwowski und Franziska Kronfoth einen denkwürdigen Abend mit einer beeindruckenden Mittsommer-Prozession, bei der symbolischer Schnee vom Himmel fällt. Und überhaupt ist an diesem Abend alles ein wenig anders: Statt (dem zugegebenermaßen zu Rimsky-Korsakows Musik ausgezeichnet passenden) spätromantischem Kitsch gelingt Lwowski und Kronfoth eine abwechslungsreiche, moderne Inszenierung.

Das ändert sich auch dann nicht, als die an diesem Abend phänomenal auftrumpfende Titelheldin Anna El-Kashem (Snegorutschka) mit ihrem sirenenartigen Gesang einen in vollkommene Dunkelheit gehüllten Saal in einer nie da gewesenen Reinheit verzaubert. Beinahe schwerelos dahingleitende Glühwürmchen tanzen da durch den Schatten der Nacht. Hier und da legen sich farbenwarme Schlieren über mattes Eigengrau. Plötzlich durchkreuzen leuchtend strahlende Lichtbälle die Dunkelheit. Wann immer El-Kashem an diesem Abend Rimsky-Korsakows fein komponierte Melodien aufs Parkett schmettert, macht sich im Saal ein Momentum totaler Zeitlosigkeit breit, das den Fokus auf nichts anderes außer die Stimme dieses zarten Wesens legt, das so fein und doch lyrisch gehaltvoll zu verzaubern weiß. Fantastisch!

Da ist es dann wenig verwunderlich, dass El-Kashems Kollegen an diesem Abend eigentlich nur die Nebenrollen bleiben können. Mit allerlei Radau, „Tischtanzakrobatik“ und wüst-zäh Improvisiertem wird sehr wohl ein beeindruckender Gegenpart zur fragil-emotionalen Erscheinung der Titelheldin geschaffen, der an einigen Stellen aber leider auch auf Kosten von musikalischem Nuancenreichtum und agogischer Feinheit geht. Zar Berendej als mächtig männlicher Long Long weiß stellenweise zwar durch donnernd schmetternde Tenorfassaden zu begeistern, Gina-Lisa Maiwald (als Frühlingsfee) lässt jegliches Empyreum leider vollends vermissen. Die eigentlich überzeugendste Arbeit leisten an diesem Abend aus genau diesem Grund daher weiter die Konzeptmacher dieser abwechslungsreichen Produktion. Nicht, weil da ein Team aus „sängerischen Weltstars“ zusammengekauft wurde, sondern weil die „Hauer und Stecher“ ihre Pappenheimer wie die eigene Westentasche zu kennen scheinen, und ihnen maßgeschneidert konzipierte Rollen zuweisen. Aus dem gewöhnlich eher defensiv agierenden Misgir (Thorbjörn Björnsson) machen Lwowski, Kronfoth und Co. da kurzerhand einen hyperaktiven Wilden, der seine Triebe kaum zu unterdrücken weiß und seine Verlobte für die zauberhafte Snegurotschka unsanft in die russische Taiga schickt.

Großes leistet auch ein kleines Musikensemble aus fünf Streichern, Saxophon, Tuba, Posaune, Akkordeon, Klavier und Schlagzeug, das Rimsky-Korsakows Musikgewalt in völlig neuem Lichte erklingen lässt. Die ursprünglich orchestermächtige und in „Wagnerdimensionen gehaltene“ Partitur des russischen Altmeisters wird da kurzerhand auf handliches Kammermusikformat zusammengestaucht. Statt der üblichen drei Stunden Musik, erklingt an diesem Abend eine einstündige Kurzversion, die sich eben in keinem Moment durch „Gewaltentum“ und „Machtgehabe“ auszeichnet, sondern vielmehr durch einen ganz besonderen Reiz, der urige Zigeunerklänge mit versprengt russischen Tanzelementen auf ganz und gar zauberhafte Weise zu vereinen weiß. Das ist nicht nur unglaublich erfrischend, sondern auch eine willkommene Abwechslung zur sonst doch sehr konservativen Aufführungstradition von Rimsky-Korsakows Werken! Bravo!

Als die Künstlerschaft sich am Ende kollektiv durch eine vereinzelt rot aufblinkende Feuerschutztür ins Freie verabschiedet, donnert ohrenbetäubender Applaus durch die sonst eher dumpfe Schwabinger Reithalle. Chapeau, Frau Lwowski und Frau Kronfoth, das mache Ihnen erst einmal einer nach!

Raphael Eckardt, 28. Juni 2018, für
klassik-begeistert.de

„Falstaff“ an der Wiener Staatsoper: Perfekt und konservativ

Foto: (c) Wiener Staatsoper/ Ashley Taylor
Wiener Staatsoper,
27. Juni 2018
Giuseppe Verdi, Falstaff

von Thomas Genser

Dass Giuseppe Verdi mit dem Genre der komischen Oper zeitlebens Schwierigkeiten hatte, merkt man im Falstaff an der Wiener Staatsoper kein bisschen. In seinem letzten Bühnenwerk sorgt der Gigant der italienischen Oper für komödiantische Unterhaltung und einige wenige empfindsam-lyrische Passagen – nicht umsonst handelt es sich hierbei um eine sogenannte Comedia lirica. Das Ensemble setzt sich aus Rollendebütanten und “alten Hasen” zusammen und stellt dadurch eine ausgewogene Mischung von jugendlichem Esprit und routiniertem Bühnengestus dar. „Giuseppe Verdi, Falstaff,
Wiener Staatsoper“
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Deutsche Oper Berlin: Faust als gewissenloser Verführer

Foto: Matthias Baus (c)
Deutsche Oper Berlin,
26. Juni 2018
Charles Gounod, Faust

von Regine Neudert

Luftballons und Autoscooter, Bälle, Fahrräder und Rollschuhe stehen hier für Spaß in dieser eigentlich so tragischen Geschichte. Die Wiederaufnahme von Philipp Stölzls „Faust“-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin funktioniert besser, schenkt man einigen Publikumsstimmen Glauben, als die Premiere vor drei Jahren. Dies mag durchaus an der neuen hochkarätigen Besetzung liegen: allen voran Nicole Car und Charles Castronovo, die kurzfristig eingesprungen sind. „Charles Gounod, Faust,
Deutsche Oper Berlin“
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Brittens War Requiem in Berlin: Mahnung in unruhigen Zeiten

Foto: Marcus Ebener (c)
Staatsoper Unter den Linden, Berlin,
26. Juni 2018
Abonnement-Konzert VIII
Benjamin Britten, War Requiem

von Peter Sommeregger

Als Schluss-und Höhepunkt ihrer diesjährigen Abonnements-Konzerte hatte die Staatskapelle Berlin das War Requiem op. 66 von Benjamin Britten gewählt. Das 1962 für die Einweihung des Neubaus der Kathedrale von Coventry geschaffene Opus ist wie wenige Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in das Standard-Programm großer Orchester und Chöre aufgenommen. „Benjamin Britten, War Requiem,
Staatsoper Unter den Linden, Berlin“
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Die Symphoniker Hamburg bescherten mir zwei schlaflose Nächte

Foto: Thies Rätzke (c)
Laeiszhalle Hamburg
, Großer Saal
10. Symphoniekonzert, 24. Juni 2018
Symphoniker Hamburg
Andris Poga, Dirigent

Ein Gastbeitrag von Teresa Grodzinska

Wie immer gespannt und aufgeregt begab ich mich in den Großen Saal der Laeiszhalle. Diesmal konnte ich diesen wunderschönen, trotz seiner stattlichen Größe gemütlich wirkenden Saal in Ruhe betrachten: eine Mischung aus Pseudobarock und protestantischer Kirchenarchitektur des beginnenden 20. Jahrhunderts begegnete mir wie Hamburg vor 38 Jahren: freundlich distanziert. Carl Laeisz verfügte in seinem Testament 1904 den Bau einer Musikhalle für Hamburg. Und das heißt in Hamburg immer: für alle Hamburger. Also kein Prunk und keine Herrlichkeit, aber auch keine hemdsärmelige „Halle“ für alle. Nein: die Laeiszhalle bedient keinen bestimmten Geschmack, daher fühlen sich hier Hinz und von der Kunzinski gleichermaßen wohl. Der Saal füllt  sich langsam, das 10. Konzert ist auch das letzte dieser Saison. Der Dirigent heute: Andris Poga. Er gibt sein Debüt bei den Symphonikern Hamburg. „Symphoniker Hamburg, 10. Symphoniekonzert, Andris Poga,
Laeiszhalle Hamburg“
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