Mahler 2 in Köln: Es hätte eine Sternstunde für die Ewigkeit sein können

TOZ rabaukenhai © Reinhard A. Deutsch

Insgesamt kann man wohl von einer zufriedenstellenden Darbietung mit teils exzellenten Einzelleistungen sprechen. Mehr Schärfe im ersten und deutlich mehr Pepp im letzten Satz hätten daraus jedoch sicher eine Sternstunde für die Ewigkeit geformt. Insofern darf es beim nächsten Mal gerne etwas mehr Mut sein.

Kölner Philharmonie, 1. Dezember 2025

Tonhalle-Orchester Zürich
Züricher Sing-Akademie

Paavo Järvi, Dirigent
Mari Eriksmoen,
Sopran
Anna Lucia Richter,
Mezzosopran

Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 2 c-moll für Sopran, Alt, Chor und Orchester – „Auferstehungssinfonie“

von Daniel Janz

Es ist doch eine Freude, dass Mahlers Musik nach der Corona-Pandemie so in unser Konzertleben zurückfindet. Denn vor 2 Jahren erst entstand der Eindruck, dass Mahlers zweite Sinfonie unterrepräsentiert sein könnte. In der Zwischenzeit ist sie (zumindest im Rheinland) so oft aufgeführt worden, dass hier wohl nur wenige andere Stücke so präsent sein dürften. Und mit der heutigen Aufführung leisten die Gäste aus Zürich einen weiteren Beitrag dazu, sie im Konzertleben auch zu festigen. „TOZ, Züricher Sing-Akademie, Paavo Järvi, Dirigent, Gustav Mahler, „Auferstehungssinfonie“
Kölner Philharmonie, 1. Dezember 2025“
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Ein Mahler-Ereignis: Diese Zweite aus Zürich wird lange nachhallen

TOZ Rabaukenhai © Reinhard a Deutsch

Paavo Järvi dirigiert in Köln eine fulminante und tief bewegende Auferstehungssinfonie.

Kölner Philharmonie, 1. Dezember 2025

Gustav Mahler (1860-1911) – Sinfonie Nr. 2 c-Moll „Auferstehung“

Tonhalle-Orchester Zürich
Zürcher Sing-Akademie (Einstudierung: Florian Helgath)
Mari Eriksmoen, Sopran
Anna Lucia Richter, Mezzosopran
Paavo Järvi, Dirigent

von Brian Cooper

Irgendwie ist die Stimmung vor dem Konzert eine besondere. Die Philharmonie ist fast ausverkauft, man denkt an die großen Abende der MusikTriennale zurück, die allerersten Konzerte hier von Simon Rattle, an das Chicago Symphony, das New York Philharmonic. Ein Hauch von Glanz – nicht Glow – liegt über der Philharmonie.

Dabei spielt doch „nur“ das Tonhalle-Orchester Zürich, das ich zum ersten Mal live höre. Es hat 2011 einen beeindruckenden Mahler-Zyklus unter seinem damaligen Chef David Zinman komplettiert und auf SACDs verewigt. Nun schickt sich Paavo Järvi an, Dasselbe zu tun, die ersten Besprechungen sind hymnisch.

„Tonhalle-Orchester, Zürich, Paavo Järvi, Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 2 „Auferstehung“
Köln, Philharmonie, 1. Dezember 2025“
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Auf den Punkt 76: Prima la musica 2.0 – Valerio Galli ist mein Kronzeuge

Valerio Galli © Imaginarium Creative Studio

Giacomo Puccini / TOSCA
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Valerio Galli / Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 14. November 2025

 Von Jörn Schmidt

Viele gehen in die Oper wegen der Sänger. Ich sehe das anders, die alte August-Everding-Frage: Prima la musica, dopo le parole? Die habe ich längstens für mich beantwortet. Prima la musica –  und zwar mit Fokus auf dem Orchester!

Oder, wie es der geschätzte klassik-begeistert-Kollege Jürgen Pathy unlängst formuliert hat: Orchester nix, Oper nix. Nachzulesen hier bei klassik-begeistert als Kommentar zum zweiten Teil meines Interview mit Kent Nagano. „Auf den Punkt 76: Prima la musica 2.0 – Valerio Galli
Hamburgische Staatsoper, 14. November 2025“
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Franz Grundheber formte Rollen mit Geist und Seele – zum Abschied des großen Baritons

Franz Grundheber als Rigoletto mit Hellen Kwon als Gilda © Hamburgische Staatsoper/Rüdiger Backmann

ein Nachruf von Dirk Schauß

Am 27. September 2025, ausgerechnet an seinem 88. Geburtstag, ist Franz Grundheber gestorben. Ein merkwürdiger Kreis hat sich damit geschlossen – und doch fühlt es sich an, als sei mit ihm nicht nur ein Mensch gegangen, sondern ein Stück Operngeschichte, das uns noch lange begleiten wird. „Nachruf Franz Grundheber
klassik-begeistert.de, 29. September 2025“
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Wenn die Oper gewinnt: Ravels Fantasie in Frankfurt

hr-Sinfoniekonzert „Ravels Zauberwelt“ am 26.09.2025
© hr/Sebastian Reimold

Maurice Ravel
Ma mère l’oye – Suite

Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert Es-Dur KV 365

Maurice Ravel
L’enfant et les sortilèges

Solisten und Chöre
hr-Sinfonieorchester
Alain Altinoglu, musikalische Leitung

Konzert in der Alten Oper am 26. September 2025

von Dirk Schauß

Die Alte Oper Frankfurt versprach an diesem Abend gleich drei Bühnen in einer: Märchenbilder aus Ravels Feder, ein brüderliches Gespräch bei Mozart und zum Finale eine Oper, in der Tassen, Tapeten und Sessel zu Protagonisten werden. Ein raffiniert gebautes Programm – das in der Realität jedoch weniger Gleichgewicht als ein klares Gefälle offenbarte. Denn was in der Sinfonik fein sortiert klang, gewann erst in der Oper wirkliche Farbe und Energie.

„Maurice Ravel, Ma mère l’oye, Wolfgang A. Mozart, Klavierkonzert Es-Dur, Maurice Ravel, L’enfant et les sortilèges
Alte Oper Frankfurt, 26. September 2025“
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Beethovenfest: Es ist gar köstlich. Alles!

Jerusalem Quartet © Nekame Klasohm Hires

In der Kleinen Beethovenhalle in Bad Godesberg findet das dritte von fünf Konzerten des Schostakowitsch-Zyklus mit dem Jerusalem Quartet statt.

Bonn, Kleine Beethovenhalle, 20. September 2025

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) – Streichquartette Nr. 2 A-Dur op. 68; Nr. 7 fis-Moll op. 108; Nr. 9 Es-Dur op. 117

Jerusalem Quartet:
Alexander Pavlovsky, Violine
Sergei Bresler, Violine
Ori Kam, Viola
Kyril Zlotnikov, Violoncello

 von Brian Cooper, Bonn

Die Kleine Beethovenhalle im idyllischen Godesberger Ortsteil Muffendorf – ja, er heißt wirklich so – ist ein kleines Juwel. Der Veranstaltungssaal hat eine vernünftige Akustik, und die beiden Gerichte, die zur Pause für kleines Geld angeboten werden, sehen köstlich aus. Kein Wunder, erzählt mir der aus Aachen angereiste Konzertfreund, der schon mal hier war: Eine Restaurantküche ist nebenan. „Jerusalem Quartet: Dmitri Schostakowitsch, Streichquartette Nr. 2, 7 und 9
klassik-begeistert.de, 21. September 2025“
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Die Komische Oper Berlin landet ein glitzerndes Superstar-Spektakel im Flughafen Tempelhof

Jesus Christ Superstar
Rockoper von Andrew Lloyd Webber

Komische Oper Berlin
Premiere am 19. September 2025

Foto © Jan Windszus Photography

Musikalische Leitung: Koen Schoots
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühnenbild: Philipp Stölzl
Kostüme: Frank Wilde
Choreographie: Sommer Ulrickson

Jesus von Nazareth   Ryan Vona
Judas Iscariot   Ryan Shaw
Maria Magdalena   Ilay Bal Arslan
Pontius Pilatus   Kevin(a) Taylor
Kajaphas   Daniel Dodd-Ellis
Hannas   Michael Nigro
Petrus   Oedo Kuipers
Simon Zelotes   Dante Sáenz
Herodes   Jörn-Felix Alt
Chorsolisten und Orchester der Komischen Oper Berlin

von Sandra Grohmann

Andrew Lloyd Webbers Jesus Christ Superstar ist ein nachdenkliches Stück in Glitzerverpackung – anders als nachdenklich kann, wenn man den Stoff ernst nimmt, ein Stück über die letzten sieben Tage Jesu auch gar nicht sein. Inszenierungen müssen sich (auch) daran messen lassen. Andreas Homoki, früherer Intendant der Komischen Oper Berlin, hat die Rockoper daher natürlich nicht nur als schillerndes Unterhaltungsstück auf die Riesenbühne im Hangar 7 des Flughafens Tempelhof gebracht, der dem Haus bereits für opulente Oratorienaufführungen diente. Sie thematisiert aber weniger eine Leidensgeschichte als die Problematik von Massenkulturen.

„Jesus Christ Superstar, Rockoper von Andrew Lloyd Webber
Komische Oper Berlin, Premiere am 19. September 2025“
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Schumann entfachen: eine Kammermusikreise mit den Fouchenneret-Brüdern

Schumann entfachen: eine Kammermusikreise mit den Fouchenneret-Brüdern

Robert Schumann
Werke für Streicher, Holzbläser und Klavier (CD)

b-records, LBM080

von Dirk Schauß

Es gibt Aufnahmen, die man anhört und wieder vergisst. Und dann gibt es jene seltenen Momente, in denen eine CD nicht nur Musik liefert, sondern einen mitnimmt. Die neue Schumann-Einspielung bei b-records gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Von den ersten Takten der Fantasiestücke bis zum rauschenden Finale des frühen Klavierquartetts in c-Moll entfaltet sich ein farbiger Kosmos, der Schumanns rastloses Genie lebendig werden lässt – wechselhaft, poetisch, mitunter widersprüchlich und doch von einer unwiderstehlichen Sogkraft getragen. „Robert Schumann, Werke für Streicher, Holzbläser und Klavier (CD)
klassik-begeistert.de, 21. September 2025“
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Kann trotzdem Gutes entstehen, wenn Meister irren?

Tonhalle Düsseldorf,  19. September 2025

Düsseldorfer Symphoniker
Christoph Eschenbach, Dirigent – Foto © Marco Borggreve
Ben Kim, Klavier

Ludwig van Beethoven – Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Paul Hindemith – Symphonie „die Harmonie der Welt“
Johannes Brahms – Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68

von Daniel Janz

Wenn Christoph Eschenbach sich die Ehre gibt, ist allein das den Konzertbesuch wert. Allein seine Bruckner- und Mahler-Aufführungen machten den dutzendfach ausgezeichneten Dirigenten und Pianisten berühmt. Darüber hinaus setzt der 85-jährige Großmeister sich stets für die Aufführung zeitgenössischer Musik ein. Steht er also mit einem solchen Werk auf dem Programm, lässt das Großes erwarten. Umso ernüchternder ist es dann, wenn er selbst dieses Programm revidiert. „Düsseldorfer Symphoniker, Christoph Eschenbach, Dirigent, Ben Kim, Klavier
klassik-begeistert.de, 20. September 2025“
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Berlin: Die Oboe tanzt mit Mayer und Petrenko

Philharmonie Berlin, 19. September 2025

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko, Dirigent
Albrecht Mayer, Oboe

Werke von Pascal Dusapin, Bernd Alois Zimmermann und Johannes Brahms

Gemeinsam mit Albrecht Mayers kunstvollem Oboenspiel setzte Kirill Petrenkos seine Bernd-Alois-Zimmermann-Renaissance souverän in der Berliner Philharmonie fort. Nicht weniger glanzvoll musizierten die Philharmoniker einen Brahms-Klassiker in dieser musikalischen Sternstunde! 

von Johannes Karl Fischer

Als Bernd Alois Zimmermanns Oboenkonzert zuletzt auf dem Spielplan der Berliner Philharmoniker stand, war die Mauer gerade gefallen und Kirill Petrenko noch mitten im Studium, 1991 war das. Fast 35 Jahre später kam mal wieder eine Berliner Musikliebhabergeneration in den Genuss dieses fetzigen, farbenfrohen und harmonisch sehr freien Werks. Albrecht Mayer meisterte die extrem fordernde Solo-Partie mühelos bis an die klanglichen Grenzen seines Instruments, am Pult tanzte Kirill Petrenko – dessen hiesige Amtszeit hier eine kleine Bernd Alois Zimmermann-Renaissance ins Rollen bringt – mit freudiger musikalischer Flamme durch die vielen Dissonanzen der Partitur. „Berliner Philharmoniker, Kirill Petrenko, Albrecht Mayer, Oboe
klassik-begeistert.de, 20. September 2025“
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