Nolwenn Bargin: "Es gibt so viel in der Musik zu entdecken – das ist mein höchstes Ziel"

Nolwenn Bargin Flute, Photo: Marco Borggreve

Interview mit Nolwenn Bargin von Birgit Koß

Ich treffe Nolwenn Bargin in Berlin, wo sie im Piano Salon Christophori ihre neue CD „Philippe Gaubert Chamber Music“ vorstellt.

klassik-begeistert: Frau Bargin, eine CD zu dem Komponisten Philippe Gaubert zu veröffentlichen, er ist ja sozusagen ein Landsmann von Ihnen, auch wenn Sie als gebürtige Bretonin inzwischen eine Schweizerin geworden sind, war das schon länger Ihr Wunsch?

Nolwenn Bargin: Ja, die erste Begegnung mit Kompositionen von Gaubert war mit der „Fantaisie“; die habe ich sehr früh, ich glaube im Alter von fünfzehn, sechzehn kennengelernt. In dem gleichen Alter hatte ich – vielleicht ist das deutsche Wort nicht ganz richtig – einen Schock. Ich war bei ,,Pelléas et Mélisande“ von Debussy in der Opéra comique de Paris. Das Stück war dort seit dreißig Jahren nicht mehr aufgeführt worden und dann hörte ich diese Musik. Es war wunderbar, ich spürte, das ist etwas für mich. Doch erst kürzlich, ich war am Suchen nach Kammermusik mit Geige, habe ich „Médailles antiques“ von Gaubert mit Geige entdeckt. Ich hatte mich immer gewundert, dass es da so wenig Kammermusik-Stücke mit Geigegibt, denn ich liebe Geige. Damit hat es begonnen. Dann habe ich weiter gesucht, denn ich wollte nicht diese ewigen Flötensonaten spielen – wie alle Flötisten. Ich habe geschaut, was es für verschiedene Facetten von Gaubert gibt, um damit zu zeigen, dass dieser Komponist es verdient hat, bekannter zu werden. Ich liebe die Musik von Philippe Gaubert. „Interview mit Nolwenn Bargin
klassik-begeistert.de 5. Februar 2023“
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Die SONNTAG-PRESSE – 5. Februar 2023

Jürgen Flimm © Doris Spiekermann-Klaas, Staatsoper Berlin

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
Die SONNTAG-PRESSE – 5. Februar 2023

Regisseur und Intendant Jürgen Flimm gestorben
Jürgen Flimm war einer der maßgeblichen Regisseure im deutschen Sprachraum. Nun ist der frühere Intendant unter anderem der Berliner Staatsoper Unter den Linden gestorben.
https://www.merkur.de/deutschland/berlin/regisseur-juergen-flimm-gestorben-zr-92068712.html

Deutsche Oper Berlin: Simon Boccanegra
An der Deutschen Oper Berlin inszeniert Vasily Barkhatov Verdis Opernproblemkind Simon Boccanegra als kühl-klare Politoper. Der Fokus liegt einseitig auf den Machtmechanismen. Als Sänger beeindrucken George Petean in der Titelrolle, Liang Li als Fiesco und Michael Bachtadze als Paolo. Die Leistung von Maria Motolygina als Amelia wird von einem Mangel an Feinschliff beeinträchtigt.
https://konzertkritikopernkritikberlin.blog/2023/02/04/deutsche-oper-simon-boccanegra/

Der Rattle-Ring, Teil III: Ein Abend voller Volltreffer, nur Siegfried siegt nicht
Seit Tagen schaut die Münchner Konzert-Szene auf diesen einen Abend: Siegfried in der Isarphilharmonie. Der Rattle-Ring, Teil III. Ohne Bühnenbild, die Regie-Buhs à la Bayreuth bleiben uns (leider) erspart. Volle ist ein Volltreffer, Rattle gefeiert wie ein Bayern-Star. Schade, dass ausgerechnet die Titelrolle ein wenig hinten runterfällt.
Von Peter Walter
Klassik-begeistert.de

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Dornröschen: Neumeiers Ballette sind wie für die Seele geschaffen, sie reißen uns aus dem Alltag, lassen uns die Sorgen vergessen

Madoka Sugai, Alessandro Frola und das Ballettensemble (Foto: RW)

Wie sich Madoka Sugai der roten Rose des schwarz gekleideten Prinzen (Matias Oberlin) immer wieder, wie von ihr gebannt, nähert, zurückschreckt, aber von diesem Symbol der erwachenden Sexualität auch nicht loslassen kann, wird von Madoka Sugai umwerfend interpretiert.

Dornröschen                                                                                                                                  Ballett von John Neumeier nach Marius Petipa
Musik: Peter Tschaikowsky


Staatsoper Hamburg, 3. Februar 2023

von Dr. Ralf Wegner

Eine Prinzessin sticht sich an einer Spindel und fällt, geschützt von einer Dornenhecke, in einen langen Schlaf. Erst Jahre später erlöst sie ein mutiger Prinz. Dieses Märchen steckt tief im Weltgedächtnis, wurde zuletzt von den Gebrüdern Grimm, davor in Frankreich von Charles Perrault und noch früher ähnlich in anderen Kulturen nacherzählt. Auch die Psychologie hat dieses Märchen gedeutet, als Erwachen der weiblichen Sexualität, als Verweigerung einer aufgezwungenen Ehebindung oder als autoaggressive Reaktion auf eine seelisch-emotionale Verletzung. Das erinnert auch an die orientalische Erzählung über die Prinzessin Turandot, die sich wegen eines sexuellen Übergriffs auf eine Urahnin mit einem seelischen Eispanzer umgürtet und erst durch die bedingungslose Liebe eines Prinzen Erlösung findet. „Dornröschen, Ballett von John Neumeier
Staatsoper Hamburg, 3. Februar 2023“
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Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2

Fotos: Iwan S. Koslowski und Sergei J. Lemeschew –
“befreundete Rivalen” des Bolschoi Theater Moskau

 

 

 

Das Bolschoi Theater in Moskau verfügte seit Ende der Zwanziger, und dies während mehr als dreißig Jahren, über zwei lyrische Tenöre, die zum absoluten Olymp des Gesangs gehören: Iwan Semjonowitsch Koslowski und Sergei Jakowlewitsch Lemeschew. Beide hatten einen ähnlichen Werdegang: sie stammen aus einfachen Familien, sangen in ihrer Kindheit jeweils in Chören, und kamen über die Theater der russischen Provinz schließlich an das Bolschoi Theater. Hier wurden sie zu “befreundeten Rivalen” und teilten sich viele Opernrollen.

von Jean-Nico Schambourg

Teil 2: Sergei Jakowlewitsch Lemeschew

Sergei Lemeschew wurde 1902 in Stare Knjazewo geboren, einem Dorfe im Gouvernement Twer. Er studierte am Konservatorium von Moskau bei N.C. Rajskis, später dann bei Stanislawski in der Gesangklasse des Bolschoi Theaters. Da er nicht kleine Nebenrollen in Opern singen wollte,  beschloss er zuerst an kleineren Häusern die großen Tenorrollen zu erlernen und Bühnenerfahrung zu bekommen. 1926 gab er sein Debut mit der Partie des Zaren Berendei in Rimsky-Korsakovs “Snegurotchka / Schneeflöckchen” in Swedlorsk, wo er die Nachfolge von Koslowski antrat, der Swedlorsk in Richtung des Bolschoi Theaters in Moskau verlassen hatte. Über Kharbin und Tiflis kam er dann 1931 an das Bolschoi Theater in Moskau, dem er mehr als 30 Jahre angehörte.

„Schammis Klassikwelt 9: “Wohin, wohin? Wohin seid ihr entschwunden?” Teil 2
klassik-begeistert.de, 29. Januar 2023“
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Der Rattle-Ring, Teil III: Ein Abend voller Volltreffer, nur Siegfried siegt nicht

Sir Simon Rattle © Astrid Ackermann

Seit Tagen schaut die Münchner Konzert-Szene auf diesen einen Abend: Siegfried in der Isarphilharmonie. Der Rattle-Ring, Teil III. Ohne Bühnenbild, die Regie-Buhs à la Bayreuth bleiben uns (leider) erspart. Volle ist ein Volltreffer, Rattle gefeiert wie ein Bayern-Star. Schade, dass ausgerechnet die Titelrolle ein wenig hinten runterfällt.  

Siegfried, WWV 86C, konzertante Aufführung
Musik und Libretto Richard Wagner

Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Sir Simon Rattle, Dirigent

Isarphilharmonie München, 03. Februar 2023

von Peter Walter

Der Sieger des Abends geht mit zerschlagenem Speer vom Platz: Ein Volltreffer ist der Bariton Michael Volle als Wanderer! Jeder einzelne Ton fegt die Musik vom Platz, seine Textverständlichkeit grenzt an ein rhetorisches Wunder. Im vollen Glanze klingt die Kunst der Wagner’schen Poeterei. Wotan dringt durch, seine einstige Machtbesessenheit hat diese mächtige Stimme auch in der Gestalt des Wanderers nie verlassen. Das ist ein Wanderer, das ist ein Wotan!

© Gisela Schenker, Michael Volle

Als Sternstunde glänzt auch der Dialog mit der Mutter seiner Kinder, Erda (Gerhild Romberger). Diese Altistin singt fast noch mächtiger als der Herrscher des Himmels! Aus den dunklen Tiefen ihrer Stimme füllt sie den Saal mit göttlichem Gesang… leider ist diese Rolle nach wenigen Takten schon wieder vorbei.

Gerhild Romberger (c) Dr. Regina Ströbl

Auch Brünnhildes Auftritt ist von nicht allzu langer Dauer. Doch das ewige Warten – zweieinhalb Aufzüge – hat sich gelohnt: Anja Kampe krönt sich neben Volle zur Königin des Abends. Ihren Siegfried singt sie völlig in Grund und Boden, hält das ganze Publikum in Atem. Mit dramatischer Dominanz feiert sie die Sonne und das Licht, als wäre hier die Welt aus den dunkelsten aller Zeiten auferstanden. Eine bebende Vorfreude auf ihre Götterdämmerung beherrscht schon jetzt mein Herz… und die ist noch nicht mal terminiert! Hoffentlich gibt es da keine Umbesetzung! „Siegfried, WWV 86C, konzertante Aufführung
Musik und Libretto Richard Wagner
Isarphilharmonie München, 03. Februar 2023“
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Auswirkung unbegrenzter Macht in Namen der Gottesfurcht

Vittorio Grigolo © A. Bofill

TOSCA
Melodramma in drei Akten – 1900

Komponist  Giacomo Puccini.                                                                                  Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama „La Tosca“ von Victorien Sardou.

Barcelona, Gran Teatre del Liceu, 20. Januar 2023

von Dr. Klaus Billand

In einer Koproduktion mit dem Théâtre Royal de la Monnaie, dem Teatro de la Maestranza y Salas del Arsenal Sevilla und dem Opéra Orchestre National Montpellier brachte das ehrwürdige und prachtvolle Gran Teatre del Liceu Barcelona im Januar eine Serie von 15 (!) „Tosca“-Aufführungen heraus, die mit den 2.286 Sitzplätzen – und damit wesentlich mehr als die Wiener Staatsoper – fast alle so gut wie ausverkauft waren, und das bei ständig wechselnden, durchwegs prominenten Besetzungen (Maria Agresta, Emily Magee, Monica Zanettin und Sondra Radvanovsky als Tosca; Michael Fabiano, Vittorio Grigolo und Antonio Corianò als Cavaradossi und Željko Lučić sowie George Gagnidze als Scarpia). „Giacomo Puccini, Tosca
Barcelona, Gran Teatre del Liceu, 20. Januar 2023“
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Metamorphose zum Selbst und zur Eigenständigkeit

Foto: Anne Sofie von Otter als Adelaide © Javier del Real

Richard Strauss
Arabella

David Afkam, Dirigent
Orchester des Teatro Real de Madrid

Christof Loy, Regie
Herbert Murauer, Bühnenbild

Teatro Real de Madrid, 24. Januar 2023

von Dr. Klaus Billand

Das Teatro Real Madrid, welches im Prinzip die meisten seiner etwa zehn Opern pro Saison von anderen Häusern übernimmt oder kauft, hat sich nach der Tetralogie der „Ring des Nibelungen“ in den vergangenen vier Jahren (der Merker berichtete) für die erste Nachfolgesaison passenderweise für ein Werk von Richard Strauss entschieden. Und zwar war man, wie sich angesichts der Reaktionen des Premierenpublikums am 24. Januar herausstellte, nicht zu Unrecht auf eine – zwar schon etwas in die Jahre gekommene – Inszenierung der „Arabella“ von Christof Loy an der Göteborg Opera aus dem Jahre 2006 gekommen. „Richard Strauss, Arabella
Teatro Real de Madrid, 24. Januar 2023“
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Die Londoner Royal Opera begeistert mit einem brillanten „Barbier“ – ein Feuerwerk an Einfällen, Humor und Musikalität

Die Erwartungen an die Royal Opera Covent Garden waren, wie immer, hoch – und sie wurden nicht enttäuscht: Diese Neuproduktion von Rossinis Barbier ist ein Feuerwerk aus Humor, Farben, Musikalität und unvergleichlicher Originalität. So viel frischen  Wind in eine derart oft gespielte Oper zu bringen ist eine künstlerische Leistung auf höchstem Niveau. Und, selbstverständlich für dieses Haus, war diese Aufführung musikalisch Weltklasse – mindestens auf dem Niveau von Met und Wiener Staatsoper.


Gioachino Rossini, Der Barbier von Sevilla

Libretto: Cesare Sterbini

Orchester des Royal Opera House
Wiederaufnahme der Produktion aus dem Jahr 2005
Rafael Payare, Dirigent

Royal Opera Covent Garden, 2. Februar 2023


von Dr. Charles E. Ritterband (Text und Fotos)

An zwei aufeinanderfolgenden Abenden in den beiden großen Opernhäusern der englischen Metropole zwei brillante Opernpremieren erleben zu dürfen ist zwar keineswegs völlig ungewöhnlich, aber doch immerhin ein großes Glück. Dass beide Opern ausgerechnet auf dem Schauplatz Sevilla angesiedelt sind – eine Tragödie mit tödlichem Ausgang die eine, eine heitere Farce mit Happy End die andere – ist nun allerdings schon ein bemerkenswerter Zufall. „Gioachino Rossini, Der Barbier von Sevilla
Royal Opera Covent Garden, 2. Februar 2023 PREMIERE“
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„Salome“ an der Wiener Staatsoper: Ein starkes Pro für Philippe Jordan

Foto: Salome Neuproduktion an der Wiener Staatsoper © Michal Pöhn

Salome
Richard Strauss Premiere

Musikalische Leitung Philippe Jordan
Inszenierung Cyril Teste
Herodes Gerhard Siegel
Herodias Michaela Schuster
Salome Malin Byström
Jochanaan Wolfgang Koch
Narraboth Daniel Jenz


Wiener Staatsoper, 2. Februar 2023


von Jürgen Pathy

Blumen für Philippe Jordan. Die streuen ihm nicht nur begeisterte Fans und Damen. Am Ende fliegen Sträuße auf die Bühne, als wäre der Abschied bereits da. Dabei naht er nur. Mit Ende 2025 verlässt Jordan erst das Haus. Bis dahin noch genügend Zeit, um seinen Ruf zu stärken. Mit Vorstellungen wie am Donnerstagabend muss man sich um ihn keine Sorgen machen. Da feierte die „Salome“-Neuproduktion von Regisseur Cyril Teste seine Premiere.

„Alles“, habe gefallen, strahlt ein Stammgast der Wiener Staatsoper. Musik, Inszenierung und auch die Sänger. „Der Jordan sowieso“. Rund 30 Minuten nach dem Schluss war das. Da hatte sich der Applaus bereits über dem scheidenden Musikdirektor des Hauses ergossen, nachdem Jordan und das Staatsopernorchester zuvor noch ein regelrechtes Orchesterinferno entfacht hatten. So fein, so zart die einzelnen Orchesterstimmen hervorgehoben, gleichzeitig nie die Balance aus den Augen verloren, und noch dazu den ganzen Spannungsbogen derart intensiv aufgeschaukelt, dass der sich im Schlussgesang der Salome völlig hat entladen können. So was erlebt man nicht alle Tage. Große Klasse. „Richard Strauss, Salome
Wiener Staatsoper, 2. Februar 2023 Premiere“
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Die SAMSTAG-PRESSE – 4. Februar 2023

Michal Doron, Kristina Stanek, Daniela Köhler (Nornen)
© Semperoper Dresden/Ludwig Olah

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
Die SAMSTAG-PRESSE – 4. Februar 2023

Dresden
Der Ring in Dresden: Götterdämmerung – Alberich wird noch oft kommen, Thielemann leider nur noch einmal
Der erste der beiden Ring-Zyklen dieser Spielzeit an der Semperoper Dresden ist mit der Götterdämmerung vorbei. Es wird, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, der vorletzte Ring für eine lange Zeit mit Christian Thielemann in Dresden gewesen sein.
Von Willi Patzelt
Klassik-begeistert.de

Ein Weltklasse-Ring an der Dresdner Semperoper
Dirigent Christian Thielemann machte wie schon jüngst in Berlin eine Nibelungen-Tetralogie zum Ereignis. Ricarda Merbeth steigerte sich als Brünnhilde zu dramatischer Größe – und ist bald auch in Wien zu hören.
Die Presse.com

Staatsoper Berlin: Die Sache Makropoulos
Janáčeks aufregende, wunderliche Oper Die Sache Makropoulos ist in der mitreißenden Regie von Claus Guth immer noch ein Hingucker. Aber mit der soliden Rachel Harnisch als Emilia Marty und dem jungen Finnegan Downie Dear am Pult vermisst man die Extraklasse, die Simon Rattle und Marlis Petersen bei der Premiere noch verbreiten konnte.
Die Sache Makropoulos

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