Mahlers 7. Symphonie – eine Hommage an den 2021 verstorbenen Dirigenten Bernard Haitink

CD-Rezension:

Gustav Mahler
Symphonie Nr. 7

Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks

Bernard Haitink

BR Klassik 900209

von Peter Sommeregger

Unter den mittleren Symphonien Gustav Mahlers nimmt die 7. eine Ausnahmestellung ein, wollte der Komponist sie doch als Werk vorwiegend heiteren Charakters verstanden wissen.

Die zwei als Nachtmusik I und II bezeichneten Sätze entstanden deutlich vor den sie später einrahmenden Abschnitten der Symphonie. Die erste Nachtmusik soll unter dem Eindruck von Rembrandts „Nachtwache“ entstanden sein, spielt mit beständigem Wechsel zwischen hell und dunkel.

Die zweite hat dagegen den Charakter einer nächtlichen Serenade, die man als musikalisches Liebeswerben deuten kann. Die sie umschließenden Sätze sind bei aller für Mahler typischen orchestralen Monumentalität weitgehend frei von depressiven Stimmungen. Speziell der finale Satz, der als Allegro moderato endet, malt freundlich positive Farben. Zwischen der depressiv tragischen 6. und der jeden Rahmen sprengenden 8. Symphonie gönnte sich Mahler diese Atempause, die sich doch von den anderen Symphonien deutlich abhebt. „CD-Rezension: Gustav Mahler, Symphonie Nr.7, Bernard Haitink
klassik-begeistert.de, 13. Juni 2023“
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Filmrezension „Divertimento – ein Orchester für alle“

Foto © Guy FERRANDIS

In den großen Sinfonieorchestern der Welt haben sich Musikerinnen längst ihren Platz erobert. Eine Karriere als Dirigentin ist aber immer noch etwas Besonderes. Das Kino hat sich diesem Thema in den vergangenen Jahren mehrfach gewidmet. Der Film „Die Dirigentin“ (2018) schilderte den schwierigen Werdegang der niederländischen Amerikanerin Antonia Brico, die als erste Frau der Welt ein großes Sinfonieorchester leitete, in dem preisgekrönten Drama „Tàr“ (2022) erzählt Todd Field von einer fiktiven Stardirigentin, die sich nach Machtmissbrauchs-Vorwürfen aus der Öffentlichkeit zurückzieht.

von Kirsten Liese

Die französische Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar erzählt nun die wahre Geschichte von Zahia Ziouani und ihrer Zwillingsschwester, der Cellistin Fettouma.

In Pantin, einem Vorort von Paris, nimmt die Geschichte 1985 ihren Anfang.

Ein Konzert unter dem berühmten Dirigenten Sergiu Celibidache mit Ravels Boléro, das Zahia im Alter von sieben Jahren mit ihrem musikbegeisterten Vater im Fernsehen schaut, weckt ihre Leidenschaft für das Dirigieren. Der Rumäne wird in ihrem späterem Leben noch eine wichtige Rolle spielen. „Filmrezension „Divertimento – ein Orchester für alle“
klassik-begeistert.de, 13. Juni 2023“
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Sommereggers Klassikwelt 189: Heinrich Schlusnus war der Star des Liedgesanges seiner Zeit

Foto: Von H. Lagendyk, wikipedia.org

Vor über 70 Jahren, am 18. Juni 1952 starb der Sänger Heinrich Schlusnus. Damit ist er bereits länger tot, als er gelebt hat, denn er erreichte nur ein Lebensalter von knapp 64 Jahren.

von Peter Sommeregger

Noch heute ist der Sänger mit der Stimmlage Bariton ungewöhnlich medial präsent, nicht wenigen Liebhabern des Liedgesanges gilt er auch heute als das Maß aller Dinge, man stellt ihn sogar teilweise über den diese Szene sogar noch posthum beherrschenden Dietrich Fischer-Dieskau. Die Anfänge des Heinrich Schlusnus waren bescheiden, im rheinischen Braubach als Sohn eines Bahnbeamten geboren, musste er früh einen Brotberuf ergreifen und begann eine Ausbildung zum Postassistenten, gleichzeitig ließ er aber auch seine Singstimme ausbilden. „Sommereggers Klassikwelt 189: Heinrich Schlusnus
klassik-begeistert.de, 14. Juni 2023“
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DIE DIENSTAG-PRESSE – 13. Juni 2023

Foto: Christian Thielemann© Matthias Creutziger 

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE DIENSTAG-PRESSE – 13. Juni 2023

Immer wahrscheinlicher: Thielemann und die Berliner Staatsoper
Die Frage, ob Christian Thielemann Nachfolger von Daniel Barenboim in Berlin wird, das Statement von Martin Grubinger zu Teodor Currentzis, das 50. Jubiläum des Opernhauses von Sydney.
https://crescendo.de/christian-thielemann-martin-grubinger/

Wien/Staatsoper
Bestandene Feuertaufe
Klaus Florian Vogt sang erstmals die Titelrolle von Richard Wagners „Siegfried“. Den Siegfried indes sang er bisher nicht, weshalb sein Rollendebüt an der Staatsoper besondere Aufmerksamkeit erfuhr – zumal Siegfried allein vom Umfang her eine andere Nummer ist.
Wiener Zeitung.at

Staatsoper, „Siegfried am Vatertag“ (11.6.)
In der zweiten Pause blinzelte sogar die Abendsonne auf die Staatsopern-Terrasse herab, wo sich das Publikum gerade für den dritten Aufzug „Siegfried“ rüstete: eine Vorstellung mit fünf Wiener Rollendebüts, was den Habitués naturgemäß reichlichen Gesprächsstoff bot.
http://www.operinwien.at/werkverz/wagner/asieg10.htm

Jubel für einen exzellenten „Siegfried“ an der Staatsoper
Klaus Florian Vogt beglückt in der Titelpartie mit lyrisch-dramatischem Gesang. Das Staatsopernorchester liefert ein betörendes Klangdelirium
DerStandard.at.story

„Siegfried“: Dieser Wagner lässt nur einen Wunsch offen  (Bezahlartikel)
Franz Welser-Möst am Pult – er will nach der nächsten Spielserie keinen „Ring“ mehr dirigieren
Kurier.at

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Schweitzers Klassikwelt 90: Das Wörtchen „Aber“ kann das vorher Gesagte wieder aufheben

„ABER“  

Im Wörterbuch wird bloß von einer Entgegenstellung gesprochen. Andere Bezeichnungen wären: andrerseits, doch, hingegen, demgegenüber. Wir ergänzen: obwohl, allerdings. Also soll ein Gegensatz ausgedrückt werden oder zumindest eine Einschränkung. Der Versuch einer Harmonisierung misslingt leider oft.


von Lothar und Sylvia Schweitzer

Wir erfahren das besonders häufig bei der Lektüre über das Auftreten verdienter SängerInnen im Herbst ihrer Laufbahn. Wie in alten Zeiten beginnt das Exposé mit Lobeshymnen, bis im Nachsatz oder in Folgesätzen prosaisch man es anders liest. „Schweitzers Klassikwelt 90: Das Wörtchen „Aber“ kann das vorher Gesagte wieder aufheben
klassik-begeistert.de, 13. Juni 2023“
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Von anrührender Romantik bis zu einem postromantischen „Angry Drummer“: Herbert Blomstedt und Leonidas Kavakos verzaubern das Publikum der MUK mit Brahms und Nielsen

Foto: Blomstedt – ein Deutsches Requiem 1983 (Dr. Holger Voigt)

Musik- und Kongresshalle Lübeck, 9. Juni 2023

Johannes Brahms: Konzert für Violine und Orchester, D-Dur op. 77

Carl Nielsen: Symphonie No. 5 op. 50

Herbert Blomstedt, Dirigent
Leonidas Kavakos, Violine

NDR Elbphilharmonie Orchester


von Dr. Holger Voigt

Es ist nun schon mehr als vierzig Jahre her (11. Mai 1983), dass ich im Anschluss an die Aufführung „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms in der damals noch „Musikhalle“genannten, heutigen Laeiszhalle Hamburg Herbert Blomstedt kurz kennenlernen durfte. Der damalige Konzertabend war ein begeisterndes und prägendes Erlebnis (wohl für alle Beteiligten), das ich nie vergessen konnte/werde und an dessen Details ich mich noch immer erinnere (Photo: Unterschriften von Herbert Blomstedt, Helen Donath und Franz Grundheber). Nun also ein erneutes Wiedersehen und Wiederhören nach zahlreichen Blomstedt-Konzerten, die jedes für sich genommen eigene Höhepunkte darstellten. „Herbert Blomstedt, Leonidas Kavakos, Violine, NDR Elbphilharmonie Orchester
Musik- und Kongresshalle Lübeck, 9. Juni 2023“
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Liederabend Marlis Petersen: Die Elfenkönigin hält Hof

Marlis Petersen (Foto: Yiorgos Mavroloulos)

Kammermusiksaal, Philharmonie Berlin, 11. Juni 2023

Marlis Petersen, Sopran

Stephan Matthias Lademann, Klavier


von Peter Sommeregger

Die Sopranistin Marlis Petersen versteht es, ihren Liederabenden eine besondere Note zu verleihen. Anders als üblich stellt sie ihre Programme nicht bezogen auf bestimmte Komponisten zusammen, sondern setzt bewusst Themen , zu denen sie dann passende Lieder aussucht. Es spricht für ihr Stilgefühl, dass die Zusammenstellung trotz der Vielzahl der Komponisten ungemein stimmig ausfällt. „Marlis Petersen, Sopran, Stephan Matthias Lademann, Klavier
Kammermusiksaal, Philharmonie Berlin, 11. Juni 2023“
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John Neumeier eröffnet die 48. Hamburger Ballett-Tage mit einer erst 15-jährigen Julia und einem Romeo, der noch zu den Gruppentänzern gehört

Foto: Louis Musin und Azul Ardizzone als Romeo und Julia

 Bei der gestrigen Aufführung übertrafen nicht nur die solistischen Leistungen von Azul Ardizzone als Julia und von Louis Musin als Romeo, sondern auch deren Pas de deux die Erwartungen. Beide, Musin und Ardizzone, wurden am Ende der Vorstellung für ihre brillante Leistung mit stehenden Ovationen und zahlreich vom Publikum über den Orchestergraben geworfenen Blumensträußen gefeiert.

Staatsoper Hamburg, Wiederaufnahme am 11. Juni 2023

Romeo und Julia, Choreographie und Inszenierung von John Neumeier
Musik von Sergej Prokofjew

Bühnenbild und Kostüme von Jürgen Rose


von Dr. Ralf Wegner (Text und 
Fotos)

Die letzte Romeo und Julia Aufführung in Hamburg sah ich vor 7 Jahren mit der damals 21-jährigen, herausragend tanzenden Emilie Mazon, die das Gefühlsleben einer 14-jährigen mit großer innerer Spannung tänzerisch umsetzte (erstmals hatte sie die Julia mit 19 Jahren auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper getanzt). Wie es allerdings möglich ist, dass bereits eine Fünfzehnjährige den wahrlich großen Part der Julia technisch überzeugend meistern und darstellerisch tief in ihre Gefühlswelt einsteigen kann, grenzt fast an ein Wunder. Die noch zur Ballettschule gehörenden Azul Ardizzone brachte Julias Unsicherheit im gesellschaftlichen Umgang, ihre Ängstlichkeit vor der bevorstehenden Verlobung mit Paris (Florian Pohl) und auch ihre zarten und später wilder werdenden Liebesempfindungen sowie ihr nachfolgendes tiefes Leiden sowohl tänzerisch als auch darstellerisch überzeugend zum Ausdruck. „Romeo und Julia, Choreographie und Inszenierung von John Neumeier
Staatsoper Hamburg, Wiederaufnahme am 11. Juni 2023“
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Johannes Reitmeier begeistert mit „Elektra“ in Innsbruck!

Fotos: Birgit Gufler

Tiroler Landestheater, Premiere, 11. Juni 2023

Richard Strauss    Elektra 

Tragödie in einem Aufzug
Musik von Richard Strauss
Text von Hugo von Hofmannsthal nach seinem gleichnamigen Schauspiel

Reduzierte Orchesterfassung von Richard Dünser
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

von Dr. Klaus Billand

Mit einer packenden und in allen Punkten stimmigen „Elektra“ verabschiedete sich Johannes Reitmeier nach seiner 11 Jahre währenden überaus erfolgreichen Intendanz vom Publikum des Tiroler Landestheaters.

Was habe ich hier nicht alles von ihm gesehen: „Tannhäuser“, „Rienzi“, „Liliom“, „Genoveva“, „Die Passagierin“ und nun auch noch „Elektra“ von Richard Strauss. Und er hat sie genauso inszeniert wie alle seine anderen Opern am Innsbrucker LT – mit einer intensiven Konzentration auf die vom Komponisten intendierte Werkaussage und ihre Realisierung durch eine bis ins letzte Detail ausgearbeitete kenntnisreiche Personenregie direkt aus den Charakteren heraus und ihrer Konnotation in den Stücken. „Kurzkritik Richard Strauss, ELEKTRA
Tiroler Landestheater, Premiere, 11. Juni 2023“
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DIE MONTAG-PRESSE – 12. Juni 2023

Teodor Currentzis © Alexandra Muraveva, Wiener Konzerthaus

Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE MONTAG-PRESSE – 12. Juni 2023

Berlin
Der Umstrittene: Teodor Currentzis probt mit seinem Utopia-Projekt in Berlin
Tagesspiegel.de

Hof
Alles ist nur Spaß auf Erden
In Hof zeigt man Verdis Falstaff als eine historische Figur. Das hilft diesen Genussmenschen auch in der Me-Too-Gegenwart zufassen. Ebenso wie der ungewöhnliche Rückgriff das Libretto in einer deutschen Übersetzung zu singen.
BR-Klassik.de

Gelsenkichen/Un giorno di regno/Premiere im Großen Haus im MiR am 9. Juni 2023
Heute nicht Falstaff
Den Begriff der komischen Oper bringt man eigentlich nicht mit Giuseppe Verdi in Verbindung, wenn man einmal von seinem Spätwerk Falstaff absieht. Doch bereits zu Beginn seines Opernschaffens hat er im Stil Rossinis bzw. Donizettis ein Melodramma giocoso komponiert, das allerdings die Erwartungen des damaligen Publikums nicht erfüllte: Un giorno di regno. Nach dem Achtungserfolg mit seiner ersten Oper Oberto conte di San Bonifacio 1839 in Mailand hatte der junge aufstrebende Verdi vom Impresario der Scala, Bartolomeo Merelli, den Auftrag für gleich drei weitere Opern erhalten, die in den folgenden zwei Jahren zur Uraufführung kommen sollten. Als erstes war eine Opera buffa geplant. Verdi war mit den ihm vorgelegten Libretti nicht zufrieden und wählte nach eigener Aussage das „am wenigsten schlechte“ aus. Hinzu kam, dass er zu der Zeit mehrere schwerere Schicksalsschläge erlitt. Nachdem kurz zuvor bereits seine beiden Kinder verstorben waren, verlor er auch noch seine erste Frau Margherita, die während der Arbeit an der Oper schwer erkrankte. Verdi war also keineswegs in der Stimmung für ein komisches Werk. Das mögen die Gründe dafür gewesen sein, dass das Werk floppte und direkt nach der Uraufführung am 5. September 1840 abgesetzt wurde.
omm.de.veranstaltungen

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