Mascagnis Wohlfühl-Oper – L’amico Fritz und die junge Suzel bilden ein klangschönes Paar

Blu-ray-Rezension: Pietro Mascagni, L’amico Fritz  klassik-begeistert.de, 15. Februar 2023

Blu-ray-Rezension:

Pietro Mascagni
L’amico Fritz

Orchestra e Coro del
Maggio Musicale Fiorentino

Rosetta Cucchi    Regie
Riccardo Frizza    Dirigent

Dynamic 57960

von Peter Sommeregger

 Der Komponist Pietro Mascagni erlebte mit seinem Opern-Erstling „Cavalleria Rusticana“ 1890 einen überwältigenden Erfolg. Fünfzehn weitere Opern komponierte Mascagni in den Folgejahren, aber diese sind inzwischen sämtlich von den Spielplänen fast verschwunden, obwohl sie bei näherer Betrachtung alle große musikalische Qualitäten besitzen.

Nur ein Jahr nach der „Cavalleria Rusticana“ erlebte „L’amico Fritz“ 1891 in Rom seine Uraufführung. Bewusst hatte der Komponist diesmal ein lyrisches Sujet gewählt, um einen Kontrast zu dem vor Leidenschaft geradezu kochenden Erstlingswerk zu schaffen. Die sympathisch unaufgeregte Geschichte eines reichen, philanthropischen Gutsbesitzers, der von seiner Abneigung gegen die Ehe sanft kuriert wird, spielt ursprünglich im Elsaß und geht auf ein Libretto von Nicola Daspuro zurück. Der Geschichte fehlt es total an negativen Charakteren, dramatischen Wendungen oder überraschenden Entwicklungen, das macht die Handlung symphathisch, gleichzeitig aber auch ein wenig eindimensional. Musikalisch bietet das Werk eine Vielzahl schöner Melodien, einen Ohrwurm wie gleich mehrere Stücke aus der „Cavalleria“ sucht man aber vergebens. Das mag mit der Grund dafür sein, dass das Werk nach ursprünglichem Erfolg wieder von den Spielplänen verschwand.

Der Neuinszenierung des Maggio Musicale Fiorentino kommt das Verdienst zu, dieses fast vergessene Werk neu zu beleben. Die Regisseurin verlegt die Handlung in ein Bistro namens „Fritz“, Schauplatz soll wohl das New York der 1950er Jahre sein. Durch die großen Fenster des Lokals kann man die Vorübergehenden beobachten, was dazu führt, dass die Szene eine große Lebendigkeit erhält, nur der Mittelakt spielt auf dem Landgut von Fritz außerhalb der Stadt.

Geschickt werden von der Regisseurin stumme Rollen eingeführt, welche die Bühne zusätzlich bevölkern. Kulissen und Kostüme sind der Zeit angepasst, geschmackvoll und unaufdringlich.

Für die Titelrolle des Fritz zieht Charles Castronovo alle Register seines technisch perfekten Spinto-Tenors. Die Partie ist durchaus anspruchsvoll und fordert vom Sänger neben einem gepflegten lyrischen Tenor auch die Kraft für dramatische Aufschwünge, die dem äußerst spielfreudigen Sänger aber keine Probleme bereiten. Auch als Darsteller kann er glaubwürdig den Menschenfreund verkörpern, der erst mit einer Finte zum Eingeständnis seiner Liebe gebracht wird. Seine Gegenspielerin, die junge Suzel, wird von Salome Jicia vielleicht ein wenig zu verhuscht gespielt, ihr lyrischer Sopran wird aber der Rolle mit schönem Timbre und guter Technik voll gerecht. Ihre Stimme harmoniert mit jener Castronovos perfekt, sie bilden ein klangschönes Paar.

Die Rolle des Spielmachers, des Rabbi David, wird von Massimo Cavalletti mit sonorem Bassbariton verkörpert, stimmlich wie darstellerisch fügt er sich bestens in die Aufführung ein, was auch für Teresa Iervolino in der Hosenrolle des Beppe gilt, die allerdings einen etwas herben Mezzosopran besitzt.

Riccardo Frizza leitet mit Umsicht und Temperament den Chor und das Orchester des Maggio Musicale, ihm gelingt eine schwungvolle, aber auch in den lyrischen Szenen glaubwürdige Interpretation dieser Oper. Vielleicht bewirkt die „Ausgrabung“ des Werkes ja weitere Aufführungen an anderen Häusern. Verdient hätte es diese Oper allemal!

Peter Sommeregger, 15. Februar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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