Von Hühnersuppen, Gustav Mahler und Renata Tebaldi

Buch-Rezension: Barrie Kosky, On Ecstasy

Barrie Kosky, Foto: © Jan Windszus

„Barrie Kosky hat nicht nur interessante Gedanken, er weiß sie auch gut zu vermitteln.“

Buch-Rezension: Barrie Kosky, On Ecstasy
Verlag Theater der Zeit 2021

von Peter Sommeregger

Das kleine schmale Bändchen mit dem zuerst irreführenden Titel „On Ecstasy“ erweist sich auf den zweiten Blick als durchaus gehaltvolle Sammlung von autobiographischen Gedanken des nicht nur in Berlin bekannten und beliebten Regisseurs und Intendanten der Komischen Oper Berlin.

Barrie Kosky hat nicht nur interessante Gedanken, er weiß sie auch gut zu vermitteln. Wenn er beispielsweise über die Zubereitung einer Hühnersuppe durch seine polnische Großmutter erzählt, befällt den Leser unweigerlich eine unstillbare Lust, das Rezept nachzukochen. Der Bericht über sein musikalisches Erweckungserlebnis durch die Butterfly-Aufnahme mit Renata Tebaldi lässt einen sofort an das CD-Regal eilen, um in den gleichen Genuss zu kommen.

Wir erfahren viele, heitere und ernsthafte Details aus der Jugend des späteren Regisseurs. Einen längeren Text widmet er seiner Liebe zur Musik Gustav Mahlers, und auch hier wirkt der Autor ansteckend in der Intensität, mit der er seine Emotionen zu schildern versteht. Anschaulich erzählt er von seinen Anfängen am Theater in Australien. Die Erzählung von einigen magischen Momenten während dieser Jahre geben einen Einblick in sein künstlerisches Credo.

Das Büchlein, bereits 2008 erstmals in Koskys australischer Heimat auf Englisch erschienen, wurde für die deutsche Ausgabe um ein Gesprächsprotokoll mit Ulrich Lenz ergänzt. Kosky nimmt darin unter anderem auf seine Erfahrungen bei den Bayreuther Festspielen Bezug.

Bei aller Kürze gelingt es Kosky, doch eine Menge von sich preiszugeben, ohne dass der Leser in die Rolle des Voyeurs gedrängt wird. Eine interessante Lektüre, nicht ohne Tiefgang!

Peter Sommeregger, 10. März 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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