Demis Volpi zieht sein Ballett Demian zurück – zumindest für diese Spielzeit

Was uns erwartet: Bühnendekoration zu Demis Volpis vorgezogenem Stück Surrogate Cities (Internet-Auftritt Hamburg Ballett)

Die politische Führung wird Demis Volpi wohl halten, zum einen, um nicht mit einer hohen Abfindung die Bürgerschaft aufzuschrecken, zum zweiten, um das fatale Versagen bei der Entscheidung der Neumeier-Nachfolge zu kaschieren und zum dritten, und das ist das Furchtbare,  weil es offenbar von Seiten der Kulturpolitik genauso gewollt war.


Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Demis Volpi braucht wohl nach den Erfahrungen bei der Ballett-Werkstatt IV noch deutlich mehr Zeit, um seine Interpretation von Hermann Hesses Roman Demian auf die Bühne zu bringen. Stattdessen wird es durch sein 2024 in Düsseldorf uraufgeführtes Stück Surrogate Cities ersetzt. Offenbar reichen fünf Wochen aus, um dieses handlungsfreie Stück über „das urbane Lebensgefühl einer Großstadt“ genügend aufzupolieren. In Düsseldorf wurde Surrogate Cities nach einer Saison abgesetzt, in Hamburg sind bis Anfang November 2025 insgesamt 11 (!) Vorstellungen vorgesehen. „Kommentar: Demis Volpi zieht sein vorgesehenes Ballett Demian zurück
Hamburgische Staatsoper, 29. Mai 2025“
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Demis Volpi ist beim Hamburg Ballett nicht mehr zu halten

John Neumeier und Demis Volpi, dazwischen das Ballettzentrum (Fotos: Internetauftritt Hamburg Ballett, mittleres Foto: Google Earth)

Wie soll es weiter gehen? Wenn dem Hamburger Kultursenator der Ruf des Hamburger Balletts und damit der Hamburger Spitzenkultur am Herzen liegt, und das wäre derzeit seine hehrste Aufgabe, muss er die Führung auswechseln und Demis Volpi notfalls abfinden.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

In den Medien und vor allem von Seiten der Kulturbehörde wird das angeblich toxische Arbeitsklima breit thematisiert und eine Mediation bzw. ein Aufeinanderzugehen empfohlen. Wie der Erste Solist Alexandr Trusch aber zu recht dem NDR sagte, habe man in der Truppe untereinander kein Problem, sondern mit dem Chef. Und Trusch geht weiter, indem er Volpi mangelnde choreographische Qualitäten, handwerkliche Schwächen und offenbar auch fehlendes Interesse an den Stärken der Ensemblemitglieder vorhält. Und das wiegt aus Zuschauersicht schwerer als ein möglicherweise reparables Verhältnis zwischen dem Intendanten und seinen Tänzerinnen und Tänzern. „Kommentar: Demis Volpi – wie soll es weitergehen?
Hamburgische Staatsoper, 15. Mai 2025“
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Die Aushöhlung des Neumeier-Repertoires schreitet unter Demis Volpi voran – flüchten die Zuschauer?

Dornröschen, Bühnenbild von Jürgen Rose, in der Mitte Christopher Evans als Catalabutte (Foto: Kiran West)

Wie war es nur möglich, dass wir uns in so kurzer Zeit von John Neumeiers Repertoire so umfassend verabschieden müssen? Glaubt die Ballett-Intendanz tatsächlich, dass sich das knapp 1.700 Plätze fassende Haus regelhaft mit Mehrteilern oder Volpi-Choreographien wird füllen lassen?

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner „Warum verabschieden wir uns vom John-Neumeier-Repertoire?, Hamburg Ballett
Die Hamburgische Staatsoper, 12. Mai 2025“
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Demis Volpi stellte sich dem Buh-Sturm des Hamburger Ballett-Publikums

Charlotte Larzelere, Joaquin Angelucci, Louis Musin, Demis Volpi, Futaba Ishizaki, Daniele Bonelli, Matias Oberlin, Aleix Martínez und die Dramaturgin Vivien Arnold

Eines wird man aber schon sagen können, es handelt sich nicht um Ballett, wie wir es bisher kennen, also um Tanz, bei dem es neben dem darstellerischen Ausdruck um die Überwindung der Gravitation geht. Volpis vorgestellte Szenen aus Demian gleichen eher einem erdverbundenen Tanztheater, wie man es seit langem auf Kampnagel in Hamburg sehen kann.

Ballett-Werkstatt IV, Traumbilder
Demis Volpi spricht über die Arbeit an seinem neuen Ballett Demian

Hamburgische Staatsoper, 25. Mai 2025

von Dr. Ralf Wegner

Demis Volpi hat es sich mit Hesses handlungsarmen Roman Demian sicherlich nicht leicht gemacht. Und nach den paar Bruchstücken, die er auf der Bühne vorführen ließ, wurde man auch nicht wirklich schlauer. Er sprach von Traumbildern, die ihn immer wieder begleitet hätten und die er choreographisch umsetzen wolle. Was sei Wahrheit (und was Fiktion), Hesses Roman lasse mehrere Sichten zu, es gäbe nicht nur die eine Wahrheit. „Ballett-Werkstatt IV, Traumbilder
Hamburgische Staatsoper, 25. Mai 2025“
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Auf den Punkt 61: "Die dunkle Seite des Mondes" ist eine Schlagwerk-Oper

Unsuk Chin, Die dunkle Seite des Mondes

Foto © Bernd Uhlig

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Chor der Hamburgischen Staatsoper

Kent Nagano, Dirigent

Hamburgische Staatsoper, 18. Mai 2025  URAUFFÜHRUNG

von Jörn Schmidt

Am 18. Mai 2025 hat Kent Nagano Die dunkle Seite des Mondes von Unsuk Chin an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt. Nach dem Erfolg von Alice in Wonderland ist dies die zweite Oper der Südkoreanerin. Naganos Dirigat und das Schlagwerk zeigen, welches Potential in dem Werk steckt und dass Verrisse verfrüht sind. „Auf den Punkt 61: Unsuk Chin, Die dunkle Seite des Mondes, URAUFFÜHRUNG
Hamburgische Staatsoper, 18. Mai 2025  “
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Neumeiers Choreographie ist individualistisch und damit urdemokratisch

Auftritt des Herzogs von Verona © Kiran West

John Neumeiers Ballett Romeo und Julia hat nichts von seiner Zeitlosigkeit verloren. Teil III 

Neumeiers Werke sind zeitlos modern. Denn die Liebe und das Leid, aber auch gesellschaftliche Zwänge sind zeitlos, wie bei Romeo und Julia. Ob das Werk in der Renaissance oder modernistisch in der Jetztzeit angesiedelt ist, moderne Kostüme getragen werden oder eine in die Subkultur verlegte Handlung auf die Bühne gehoben wird, ändert nichts daran, dass zu jeder Zeit geliebt und gelitten wird.

von Dr. Ralf Wegner

Neumeiers Rollenverzeichnis für Romeo und Julia weist 56 auftretende Tänzerinnen und Tänzer auf, dazu kommen noch zahlreiche namentlich nicht benannte Statisten wie Lakaien, Wächter, Markthändler, Blumenmädchen, Senatoren und Bürger von Verona. In Neumeiers Inszenierung ist so viel auf der Bühne zu sehen, dass auch bei der x-ten Aufführung seines Werkes immer noch Neues bemerkbar wird. Kein Schritt, kein Sprung und keine Drehung ist bei Neumeier ohne Sinn. Und er ist ein Meister nicht nur in der Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen, sondern auch in der Handhabung von Massenszenen.

„John Neumeiers Ballett Romeo und Julia, Teil III
Hamburgische Staatsoper, 17. Mai 2025“
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Auch die zweite Besetzung begeistert das Publikum

Florian Pohl (Graf Capulet), Ida Praetorius (Gräfin Capulet), Louis Haslach (Tybalt), Ana Torrequebrada (Julia), Jacopo Bellussi (Romeo), Matias Oberlin (Mercutio) (Foto: RW)

John Neumeiers Ballett Romeo und Julia hat nichts von seiner Zeitlosigkeit verloren – Teil II.

Matias Oberlin, am Vortag noch als Graf Capulet besetzt, tanzte Mercutio, und das mit der notwendigen Raffinesse, darstellerisch schillernd zwischen Pausenclown und draufgängerischem Haudegen wechselnd, aber auch die notwendige, ironisch verbrämte Freundschaftsbeziehung zu Romeo zeigend.

Romeo und Julia, Ballett von John Neumeier nach Shakespeares Tragödie

Musik: Sergej Prokofjew

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung: Markus Lehtinen

Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose

Hamburgische Staatsoper, 17. Mai 2025

Aufführung mit der zweiten Besetzung

von Dr. Ralf Wegner

Rauschender Beifall, Bravorufe und zahlreiche Blumenwürfe beendeten am Samstag eine eindrucksvolle Aufführung von John Neumeiers Romeo und Julia-Version. Es wurde auch hervorragend getanzt und alles klappte wie am Schnürchen. Und doch, wenn der vorhergehende Abend zu Tränen rührte, blieb der heutige eher tränenlos. Trotz der ausufernden Begeisterung des Publikums fiel auf, dass nach dem von Ana Torrequebrada (Julia) überzeugend getanzten Scheintod Beifall aufbrandete, so als ob hier schon der Schluss vermutet wurde. „John Neumeiers Ballett Romeo und Julia Teil II
Hamburgische Staatsoper, 17. Mai 2025“
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Azul Ardizzone und Louis Musin sind in diesem Ballett ein absolutes Traumpaar

Ein Traumpaar als Julia und Romeo: Azul Ardizzone und Louis Musin (Foto: RW)

John Neumeiers Ballett Romeo und Julia hat nichts von seiner Zeitlosigkeit verloren – Teil 1.

Und immer mit dabei und genauso leidend, wenn auch verhaltener, gestaltete Niurka Moredo die Rolle der Amme, hin und hergerissen von der Liebe ihres Schützlings in den verfeindeten Montague und ihrer inneren Erkenntnis, dass diese Liebe zum Scheitern verurteilt ist. Und noch ein geniales Urgestein des Hamburger Balletts hatte im ersten Teil einen Kurzauftritt: Lloyd Riggins, der mit auratischer Präsenz als Herzog von Verona die Szene übernahm.

Romeo und Julia, Ballett von John Neumeier nach Shakespeares Tragödie

Musik: Sergej Prokofjew

Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Leitung: Markus Lehtinen

Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose

Hamburgische Staatsoper, 16. Mai 2025

von Dr. Ralf Wegner

Am Ende standen ihr vor dem Vorhang Tränen in den Augen. So hat die
17-jährige Azul Ardizzone als Julia mitgelitten, als sie ihren geliebten Romeo (Louis Musin) entleibt vor sich sah und ihm in eine andere, vermeintlich bessere Welt folgte. Was soll man zu diesem wunderbaren Paar noch sagen. Nunmehr im dritten Jahr tanzen sie beide diese Partien zusammen, und durchleiden immer wieder dasselbe Schicksal. Großartig, wie sie im Balkon-Pas de deux ineinander aufgehen und ebenso großartig ist es empfunden, wenn Ardizzone sich dem ihr angedachten Paris (Florian Pohl) verweigert und sich in die Arme des Vaters flüchtet. Man meinte, sie schluchzen zu hören. „John Neumeiers Ballett Romeo und Julia Teil I
Hamburgische Staatsoper, 16. Mai 2025“
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Auf den Punkt 59: Kaffee & Karten statt Kaffee und Karin

Staatsoper Hamburg © Westermann

+++ Hamburgische Staatsoper +++  Der Vorverkauf startet am 19. Mai 2025 +++ Mit vielen Aktionen +++

Manchmal bin ich bei Instagram unterwegs und gucke mir Bilder an. So auch heute Morgen. Seither geht mir ein Song von Element of Crime nicht mehr aus den Ohren. Und, apropos Ohren. Ich mache mir Gedanken, ob es schon an der Zeit ist, einen Hörakustiker aufzusuchen. Man  wird ja nicht jünger. Wie kam es zu dieser Schwermut? Nun, das hat mit der Hamburgischen Staatsoper zu tun.

von Jörn Schmidt

Im Auto, auf längeren Dienstreisen, da höre ich keine klassische Musik. Das wäre ein Frevel und würde den Kompositionen nicht gerecht. Allein der Dynamik-Umfang lässt jedes noch so gute Soundsystem an seine Grenzen stoßen. Wegen der Fahrgeräusche. „Auf den Punkt 59: Vorverkauf und Kaffee
Hamburgische Staatsoper, 17. Mai 2025“
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Hamburgische Staatsoper: Rückblick auf die Intendanz Georges Delnon (2015 - 2025)  

Georges Delnon, Intendant der Hamburgischen Staatsoper (Foto aus Journal 4 2021/22, re./li.: RW)

Unser Hamburger Haus atmet Tradition, hier stand schon Enrico Caruso auf der Bühne, und der Zuschauerraum ist mit seinen hängenden Logen durchaus denkmalwürdig für die Erbauungszeit in den 1950er-Jahren, lockt aber wohl niemanden wegen der Innenarchitektur ins Haus. Dafür sind große Namen als Kristallisationspunkte erforderlich, Sängerinnen und Sänger, die auch von weniger opernaffinen Besucherinnen und Besuchern gesehen und gehört werden wollen.

Ein Meinungsbeitrag von Dr. Ralf Wegner

Rückblickend war die Intendanz unter Georges Delnon nicht so schlecht, wie es manche Kritiker verlauten ließen. Und anders als kolportiert, erwies sich die erste Intendanz unter Rolf Liebermann nicht als so herausragend, wie sie nach der Erinnerung mancher Zeitgenossen gewesen sein soll.

Salome und Ariadne auf Naxos mit u.a. Asmik Grigorian bzw. Anja Kampe (Fotos RW,  15.11.23 / 05.02.25)

Nachfolgende Einschätzung ist zwar ganz subjektiv, aber unter analogen subjektiven Kriterien für alle 10 von mir erlebten Hamburger Opernintendanzen bei longitudinaler Sicht im Vergleich durchaus objektiv. „Kommentar: Rückblick Intendanz Georges Delnon
Hamburgische Staatsoper, 15. Mai 2025“
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